Basel: Theater Basel – Grosse Bühne – „Samson et Dalila“ (Oper konzertant) – Sinfonieorchester Basel – Erik Nielsen, musikalische Leitung – einmalige Aufführung 29.11.15
Mit einem eindrücklichen Opernkonzert, der konzertanten Aufführung von Camille Saint-Saëns „Samson und Dalila“ stellt sich der designierte Musikdirektor am Theater Basel Erik Nielsen den Basler Opernfreunden vor und hinterlässt damit einen fulminanten, begeisternden ersten Eindruck.
Das Sinfonieorchester Basel (SOB) lässt sich von Nielsens Begeisterung für Saint-Saëns grosse Oper anstecken und setzt des Dirigenten mitreissendes Konzept differenziert um. Es begeistern die Bläser, welche den Abend fein eröffnen, stimmungsvoll setzen die Streicher ein – und dann der Chor des Theater Basel (herrlichst einstudiert durch Henryk Polus), der seine sensibel-kraftvolle Fähigkeiten erneut meisterhaft unter Beweis stellt. Auch die „Acapella“-Passagen werden souverän gemeistert. Bereits in den ersten Takten setzen Dirigent, Orchester und Chor die Messlatte enorm hoch – und vermögen dieses Niveau den ganzen Abend hindurch zu halten.
Alisa Kolosova ist eine wunderbare Dalila mit musikalisch-erotischer Verführungskraft – da versteht jeder, dass Samson schwach wird! Die junge Mezzosopranistin setzt ihre jugendliche Stimme differenziert ein und vermag dadurch eine faszinierende, leidenschaftliche und musikalisch-erotische Stimmung zu erzeugen. Etwas hinter seiner Dalila zurück bleibt Maxim Aksenov als Samson, der zwar eine schöne solide Leistung bietet, jedoch seine sehr schöne Stimme an diesem Abend nicht zu vollem Strahlen bringen vermag. Zusammen mit Partnerin Kolosova gelingt ihm jedoch auch der für die Protagonisten sehr anspruchsvolle zweite Akt sehr schön.
Zur absoluten Höchstform läuft Meisterbariton Simon Neal, der am Theater Basel schon in den Partien des Scarpia und Jago brillierte, als Oberpriester des Dagon auf. Die Schwärze von Scarpia und Jago finden wir in Neals Oberpriester eindrücklich wieder. Auch Callum Thorpe als alter Hebräer vermag zu begeistern. Zudem gefallen Lokalmatador Karl-Heinz Brandt als Bote der Philister, Andrew Murphy als Abimelech sowie Nathan Haller und Alessio Cacciamani, beide Mitglieder des Opernstudios OperAvenir am Theater Basel, in den Partien des 1. bzw. 2. Philisters.
Die diskrete, jedoch sehr passende und somit sehr gefällige szenische Einrichtung des Konzertes besorgt Ulrike Jühe, die Bühne dazu wird durch Marion Menzinger eindrücklich eingerichtet, die passenden Kostüme zaubert Lea Zeitman.
„Oper konzertant“ – so, wie sie das Theater Basel an diesem Abend weit mehr als nur eindrücklich mit einer passenden szenischen Einrichtung auf die Bühne bringt, ist sicher ein äusserst geeignetes – und höchst willkommenes! – Mittel, um den Opernspielplan auszubauen. Bei diesem Ausbau könnte es sich ja gerade um die Werke, für welche eine aufwändige Inszenierung aus den weithin bekannten, himmeltraurigen Spargründen zu teuer kommt, handeln – wann war denn der letzte „Ring“ am Theater Basel …?
Ich hätte den Basler „Samson“ sehr gerne nochmals erlebt – und mit mir noch einige andere auch … Aber leider bleibt es heuer bei dieser einen, vom ziemlich zahlreich erschienenen Publikum kräftig gefeierten Aufführung. So viel ich jedoch weiss, liest die Basler Intendanz den „Merker“ – und so findet mein vorweihnachtlicher Zukunftswunsch hoffentlich noch Platz auf dem Wunschzettel. – Für heute: Nehmt meinen Dank für diesen wunderbaren Opernabend!
Michael Hug