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BERN: RUSALKA

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Rusalka im Stadttheater Bern vom 29. November 2015

phi
Copyright: Philippe Zinniker

Endlich hat Dvoraks lyrische Märchenoper einmal den Weg auf die Berner Opernbühne gefunden, nicht in tschechischer Sprache sondern in Deutsch gesungen. Dieses beliebte Werk wurde wundervoll umgesetzt und mit hervorragenden Solisten besetzt. Ein Abend voller Romantik und grossen Entdeckungen, was die Sängerinnen und die Sänger anbetraf.

Markus Bothe, ist kein unbekannter in Bern. Im Schauspiel war er verantwortlich für Mass für Mass und Cyrano de Bergerac. In der Oper überzeugt er in Janáceks Das schlaue Füchslein. Mit seiner jetzigen Produktion der hervorragend gelungenen Rusalka Interpretation überzeugt er durch eine durchdachte Regie, die jedes Detail fein herausschält. Es sind einfache, oft verfremdete Mittel, schlichte Bilder, bewusst eingesetzte Farben, die sich in dieser Inszenierung zu imaginären Welten auftun, in denen sich durch unaufgeregt vermittelte Gefühle eine beachtliche Intensität einzustellen vermag.

In ihren Träumen ist Rusalka bereits in den Räumen des Fürsten. Sie sitzt auf dem Sofa und träumt von einem Leben unter den Menschen. Der Wassermann, glänzend interpretiert von einem gut disponierten Kai Wagner, rät ihr davon ab, ein Leben unter den Menschen zu führen, zu gross sind die Enttäuschungen. Jezibaba gesungen von der hochmotivierten Claude Eichenberger, die aktuell von einem Höhepunkt zum anderen übergeht, überzeugte durch Stahlkraft in der Stimme und einer grossen Bühnenpräsenz. In Strapsen und Latexkostüm und mit ihren blonden Haaren ist sie eine gross, dominierend wirkende Hexe. Die Titelinterpretin Evgenia Grekova ist eine fabelhafte Rusalka. Wo sie in Erscheinung trat, markierte die zierliche Person das Bühnengeschehen, spielerisch und musikalisch überzeugte sie durch einen gut fokussierten Sopran und durch eine agil agierende Interpretation. Sie sang das Lied an den Mond wundervoll innig und berührend. Angus Wood überzeugte durch routiniertes Singen und er konnte mit den andern Solisten bestens mithalten. Seiner stimmlichen Darbietung verlieh er Ausdruck und Agilität. Ursula Hesse von den Steinen in der Rolle der Fremden Fürstin, hatte eine durchdringende gut fokussierte Mezzosopran Stimme. In ihrem roten Kleid markiert sie Präsenz und bestach mit einer grossen und gut geführten Stimme. Erste WaldelfeYun – Jeong Lee,zweite Waldelfe Franka Friebel und Dritte Waldelfe Michaela Polkehn agierten als stimmschöne und tadellosen Elfen, und auch der Opernchor des Hauses unter der Einstudierung von Zsolt Czetner trat hochmotiviert in Erscheinung.

Am Pult des Berner Symphonieorchesterssorgte Adrian Prabava für zauberhafte, verklärte Momente, die einem das romantische Märchen stimmungsvoll vor Augen führte. Sauber tönten die Blech-, warm die Holzbläser, lieblich und umschmeichelnd erklang die vielbeschäftigte Harfe.

Ein wunderschöner Vorweihnachtsabend, der mit einem zauberhaften Märchen zu verzaubern vermag. Grosse Ovationen durch ein tief berührtes Publikum für ein tolles Werk mit subtilen Interpreten.

Marcel Paolino

 

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