Amtshaus Brigittenau/Brigittenauer Adventkonzerte 10.Dezember2015
STRAHLEND STEHT EIN STERN AM HIMMEL – Ein Weihnachtskonzert besonderer Art!
Wer weihnachtliche Musik abseits des gängigen, zum allgemeinen Überdruss abgespulten Repertoires hören möchte, der findet sich alljährlich im Festsaal der Bezirksvorstehung am Brigittaplatz ein, um Weihnachts- und Wintermelodien von Komponisten wie Robert STOLZ, Heinrich STRECKER, Bruno HAUER und Gerhard WINKLER zu lauschen. Auch heuer hatte man ein Programm zusammengestellt, das mit rarer und nicht selten kostbarer Musik aus der Feder von überwiegend U-Musik-Komponisten überraschte. Lieder, die in inhaltlicher und stilistischer Vielfalt die unterschiedlichen Aspekte der Adventzeit beleuchteten und dazu Klaviermusik (mal zwei-, mal sechshändig) von hohem technischen und künstlerischen Anspruch. Präsentiert von präzisen, hochmusikalischen Interpreten, die mit frischen, unverbrauchten Stimmen ans Werk gingen, und sich vor langatmiger Behäbigkeit (der tristen Begleiterin so vieler Weihnachtsveranstaltungen) hüteten:
Katharina LINHARD wusste ihren lyrischen Koloratur(Soubretten)-Sopran mitunter spielerisch heiter, dann wieder ergreifend schlicht einzusetzen. Die Mezzosopranistin Elisabeth FELLNHOFER entfaltete in ihren Liedern Klangfülle und gestalterische Intensität. Mit ihrem unvergleichbaren Humor auch in den Spielszenen ist sie eine wahre Bereicherung für die Brigittenauer Konzertveranstaltungen. Fülle des Wohllauts darf man auch Thomas SCHMIDT bescheinigen, dessen nobel timbrierter Tenor den unterschiedlichsten gesanglichen Anforderungen vom Opern – Arioso bis zum sozialkritischen Song im Brecht/Weill-Stil mühelos gerecht wurde. Als Rezitator sorgfältig ausgewählter Texte (von Albrecht Goes, Angelus Silesius und Hermine Schwabel) sowie als Autor und Regisseur, der für die Musiknummern umgebenden Spielszenen verantwortlich, wahrte mit großem Fingerspitzengefühl die Balance zwischen Komik und Tragik. Bewundernswert, mit welcher künstlerischen Ernsthaftigkeit sich die drei Sänger/Darsteller im Wiegenlieder-Block des sensiblen Themas „Kindstod“ (man beachte die Symbolik gerade zur Weihnachtszeit!) annahmen.
Gänzlich unbeschwert ging es hingegen in den Programmpunkten WEIHNACHTEN IN KÖLN (mit Musik von Gerhard JUSSENHOVEN) und WEIHNACHTEN IN WIEN (Mit Robert Stolz-Melodien) zu. Hier zündeten die pointenreichen Dialoge und sorgten für herzerwärmende Heiterkeit.
Am Klavier war der Koreaner Hangil KIM ein souveräner Sachwalter der Musik; aufmerksam als Begleiter – virtuos als Solist. Im Finale traten die beiden Trio-Pianisten mit ihrem eigentlichen Solo-Instrument, der Violine, zu den Sängern auf. Haeun BAE (ebenfalls aus Südkorea) gestaltete mit gefühlvoll-warmem Geigentönen das „Christrosen-Lied“ von R. Stolz. Ihr chinesischer Kollege Hoi YAN LOK berührte mit einem delikat gespielten „Wiegenlied“ desselben Komponisten, bevor die unverwüstlichen „Träume unterm Christbaum“ den stimmungsvollen Schlusspunkt setzten.
Jubelnder Applaus eines internationalen Publikums, darunter Ehrengäste wie Stolz-Tochter Clarissa HENRY und (extra aus Köln angereist!) Komponisten-Tochter Dr. Krista JUSSENHOVEN, belohnte die Künstler für ein ungewöhnliches, gehaltvolles und dramaturgisch ausgewogenes Programm. Wer es versäumt hat, der sollte zumindest im nächsten Jahr dabei sein!
Manuela Miebach