Stiftskirche Klosterneuburg: Freudenjubel und Seligkeit am 15.12.2013
Johann Sebastian Bach mit dem Stadtchor Klosterneuburg und dem Orchester Concerto Sacro unter Leitung des Dirigenten Ingmar Beck.
Das Bach’sche Weihnachtsoratorium Teil 1 & 3, quasi Opus 1 unter den Weihnachtsmusiken, aufgeführt vom Stadtchor Klosterneuburg und dem Concerto Sacro unter der Leitung des jungen aufstrebenden Dirigenten Ingmar Beck in der barocken 900 Jahre alten Architektur der Stiftskirche Klosterneuburg – das wird noch lange in Erinnerung bleiben. Welche musikalische Vielfalt der Freude – vom Freudenjubel bis zur Seligkeit – dieser Freudenbotschaft innewohnen kann, sollte sich in der voll besetzten Stiftskirche herauskristallisieren. Es gelang dem Dirigenten vortrefflich, diese Kernaussage dem Zuhörer zu vermitteln.
Schon mit dem Eingangschor „Jauchzet, frohlocket“ entzündete Ingmar Beck zusammen mit dem Stadtchor Klosterneuburg und den jungen exzellenten Musikern des Concerto Sacro ein Freudenfeuer vollster Leuchtkraft. Die drei hervorragenden Trompeten überglänzten diesen Chorsatz. Aus Franz Fahrleitner (Tenor) aus Evangelist sprach die volle Beredsamkeit des Rezitativgesangs. Er stellte gekonnt den Klang der Worte in den Dienst der Musik („Es begab sich aber zu der Zeit…“). Die Altistin Maria Bayer überbrachte sehr innig mit ihrer warmen Altstimme die Erwartungsfreude „Bereite dich, Zion“. Hervorzuheben ist in Teil 1 des Weihnachtsoratoriums die Choralstelle „Er ist auf Erden kommen arm“, wo es den Oboen und dem ausgezeichneten Continuo-Cellisten Kenta Uno gelang, die Krippenatmosphäre nachempfinden zu lassen. Die Baß-Bravourarie „Großer Herr und starker König“, ausgezeichnet gesungen von Hermann Thyringer und dem klar spielenden Trompeter Peter Travnik, war ein weiterer Höhepunkt. Die beiden Choräle „Wie soll ich dich empfangen“ und „Ach, mein herzliebes Jesulein“ wurden vom Dirigenten zentral in das Werk gestellt und vom Chor eindrucksvoll und deutlich vorgetragen – ein Hinweis auf die Passion „O Haupt voll Blut und Wunden“.
Der Teil 3 folgte nach dem Bach’schen Doppelkonzert für zwei Violinen und Orchester d-moll, stilvoll musiziert vom Concerto Sacro und den beiden Solisten Mátyás András und Sanghee Cheong – eine Musik, die einem manchmal das Atmen vergessen ließ. Die Instrumentalisten folgten den sehr gut gewählten Tempovorgaben des Dirigenten, es herrschte große Ruhe und Harmonie. Engelsgleich erklangen die im piano einsetzenden Stimmen im Mittelteil Largo ma non troppo, der in einer Bearbeitung von Franz Josef Mach, einem Mitglied des Klosterneuburger Chors, vorgetragen wurde. Der nachfolgende Allegrosatz erklang dann im Kontrast dazu lebhaft und zeigte den Zuhörern deutlich die Bach’sche Polyphonie.
Nach diesem nachdenklich stimmenden Doppelkonzert erklang Teil 3 des Weihnachtsoratoriums. Der Chorsatz „Herrscher des Himmels“ ließ aufhorchen und machte deutlich, wie intensiv Chor und Dirigent gearbeitet haben müssen, um diese Höchstleistung zu vollbringen. Diese Spannung wurde bis zum Schluss des Konzerts durchgehalten, auch betreffend Intonation, Tempi und dynamische Kontraste. Zwei Höhepunkte gibt es in diesem zweiten Teil hervorzuheben: Das Duett „Herr, dein Mitleid“ wurde sehr gut von der Sopranistin Cheryl Ann Schultze und Hermann Thyringer interpretiert, die Altarie „Schließe, mein Herze“ sehr gut begleitet von der genau phrasierenden Solo-Violine. Mit dieser weihnachtlichen Festmusik gelang es Beck, insbesondere mit den Chorälen subtil in den Bannkreis der Krippen vorzudringen, der so unmittelbar das Herz berührt. Nach dem Schlusschor zunächst Stille, dann kraftvoller und wohlverdienter Applaus. Ein Bravo dem Chor, Orchester und Dirigenten!
Klara Leitner