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WIEN/ Staatsoper: DIE FLEDERMAUS

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WIEN / Staatsoper: Die Fledermaus am 03.01.2016

Alle Jahre wieder ist die Fledermaus zu Jahresbeginn ein wirksames Mittel gegen die Winterdepression. Schon bei der Ouvertüre stellt sich gute Laune ein, wenn sie so temperamentvoll, gefühlvoll und mit “schlampiger Perfektion“ gespielt wird.

Stefan Soltesz animierte das konzentrierte Staatsopernorchester zu orchestralen Spitzenleistungen, die „Unter Donner und Blitz“ zum Höhepunkt geführt wurden. Man fühlt sich von den wunderbaren Strauß-Klängen mitgezogen (und nicht geschoben) – so wie es sich nach den Erläuterungen von Ururenkel Eduard Strauß gehört!

Auch auf der Bühne herrschte Spielfreude  – die Mischung aus bewährten und neuen Akteuren ist großteils gelungen und brachte angenehme Überaschungen:

Regine Hangler als Rosalinde überzeugte in dieser anspruchsvollen Partie ebenso, wie vor kurzem als Chrysothemis in der letzten Elektra-Serie. Ihr kräftiger, höhensicherer Sopran dominierte in den Ensembleszenen und ermöglichte ihr ein fulminantes Finale im Csardas. Die gute Wortdeutlichkeit in Sprache und Gesang gehörte zu den Vorzügen – die etwas dünne Tiefe und der Mangel an lyrischer Zartheit stehen einer hervorragenden Rollengestaltung noch im Wege.

Adele, ihr Stubenmadl war mit Annika Gerhards ebenfalls neu besetzt. Sie hatte die Rolle gesanglich und darstellerisch zwar im Griff, ihre eher kleine Stimme klang aber oft angestrengt und war in den gesprochenen Passagen heillos überfordert – wir meinen, die Adele kam für sie einfach zu früh!

Adrian Eröd stellte für den Eisenstein wieder eine Idealbesetzung dar. Seine gepflegte Stimme erlaubt die souveräne Interpretation mit der nötigen Wandlungsfähigkeit, die von dieser Figur erwartet wird. Clemens Unterreiner – als Dr. Falke – hatte wohl die schönste Stimme des Abends. Sein „Brüderlein und Schwesterlein“ war unglaublich gefühlvoll und versetzte uns (und nicht nur uns) in eine verträumte romantische Stimmung. Im Spiel war er ein kongenialer Partner von Adrian Eröd und unterstützte ihn tatkräftig bei der „Wiederaufnahme“ des Kopfstandes.

Zoryana Kushpler ist – nach der Babypause – mit gewohnt sicherer, gepflegter Stimme zurück als Prinz Orlofsky –  eine ihrer meistgespielten Rollen. Mit ausgeprägterer Tiefe und mit extrovertierterem Spiel gibt sie der Figur mehr Gewicht und ist damit auf dem Weg zu einer Interpretation, die schwer zu toppen sein dürfte.

Herbert Lippert ist als Alfred fast eine Traumbesetzung. Diese Rolle liegt ihm gut in der Kehle, seine bewährte Vielfältigkeit erlaubt ihm das Herumhüpfen durch das halbe Heldentenorfach; seine komödiantischen Fähigkeiten ergeben eine launige Darstellung des erfolglosen Liebhabers und Sängers mit dem ausgeprägten Appetit.

Nach einem nicht ganz überzeugenden gesanglichen Auftritt im ersten Akt kommt Jochen Schmeckenbecher im Hause Orlofsky und ganz besonders in seiner Kanzlei so richtig in Schwung. Er blödelt sowohl als französischer Chevalier als auch als höherer österreichischer Beamter witzig und gekonnt. Ein guter Gefängnisdirektor Frank – was ja nach einem Alfred Sramek als Rollenvorgänger gar nicht leicht ist.

Der Blödelpartner im gemütlichsten Knast der Welt war traditionellerweise Peter Simonischek als Frosch. Die gewohnten Pointen wurden routiniert serviert – wir würden uns mehr aktuelle Einlagen wünschen – irgendwann nützen sich auch die genialsten Gags ab!

Auch Peter Jelosits als Dr. Stotterbock-Blind und Lydia Rathkolb als Ida sorgten routiniert für lustige Situationen.

Die Inszenierung von Otto Schenk in den Bühnenbildern von Günther Schneider-Siemssen ermöglichte auch diesmal wieder unbeschwertes Vergnügen zum Jahresbeginn.

Maria und Johann Jahnas

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