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MÜNCHEN: 3. AKADEMIEKONZERT des Bayerischen Staatsorchesters. Das Orchester als hinreißende Bigband

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München: Bayerisches Staatsorchester: 3. AKADEMIEKONZERT, 12.1.2016

Das Bayerische Staatsorchester als hinreißende Bigband

Im neuen Jahr 2016 präsentierte das Bayerische Staatsorchester ein noch nie gespieltes Programm, einen erstmals verpflichteten Dirigenten, einen ebenfalls debütierenden Solisten sowie sich selbst als hinreißende Bigband.

Dirigent Kristian Järvi, jüngster Sohn des Dirigenten Neeme und Bruder des ebenfalls dirigierenden Paavo Järvi, hatte ein modernes Programm einstudiert, das das eher traditionell eingestellte Münchner Publikum sogleich in gute Stimmung versetzte und endlich restlos begeisterte. Zunächst Leonard BernsteinsOuvertüre zu seinem Musical „Candide“, die in großer Besetzung mit Rasanz und rhythmischer Genauigkeit geboten wurde.Dabei war erstmals die äußerst lebhafte Körpersprache des Dirigenten zu erleben, die zunächst etwas irritierte, mich dann aber schnell in ihren Bann zog. Es folgten „Three Dance Episodes“ aus „On the Town“, dem ersten Musical von L. Bernstein, mit denen das Staatsorchester in wunderbarem Bigband-Sound, schönstem Streicherklang und glänzenden Bläser-Soli von der melancholischen Einsamkeit eines Liebhabers zum quirligen Nachtleben am Times Square führte. Dann die dreisätzige Suite für Saxophon und Orchester„Scaramouche“ von DariusMilhaud, die der Solist des Abends, Saxophonist Branford Marsalis, mit warmem Ton und technischer Leichtigkeit präsentierte.

Nach der Pause die Münchner Erstaufführung eines Werkes des Niederländers Jacob terVeldhuis (geb. 1951): „Tallahatchie Concerto für Saxophon und Kammerorchester“, komponiert 2001. Im ersten Satz, der eine Wanderung an einem felsigen Fluss zum Inhalt haben soll, kann Marsalis seine Crescendo-Kunst und seinen weichen, warmen Ton vorführen. Dagegen fordert der zweite, schnelle Satz jazztypische Rhythmen, die Marsalis mit Bravour vorführt. Begeisterter Beifall bewegt den Künstler zu einer Zugabe aus der Dreigroschen-Oper, bei der auch einzelne Solisten des Staatsorchesters mit konzertieren.

Zum Schluss noch ein bisher hier ebenfalls nie aufgeführtes Musikstück: Suite aus „Schneeflöckchen“ (Musik zu dem gleichnamigen Schauspiel von Alexander Ostrowski) von Peter I. Tschaikowsky, zusammengestellt von KristjanJärvi. Tschaikowskys Musik in der Interpretation des Bayerischen Staatsorchesters kann sich behaupten gegen den populären Sound, den Swing und die jazzige Rhythmik der vorhergehenden Stücke und macht Appetit auf die kürzlich von Järvibei Sony herausgebrachte CD des gesamten Werkes mit dem MDR Radio-Symphonieorchester Leipzig („Snegurochka. The Snow Maiden“).

Viel Beifall eines bestens gelaunten Publikums.

Helga Schmöger

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