Frankfurt: „JÖRG WIDMANN-hr sinfonieorchester-
HUGH WOLFF“ Konzert am 14.01.2016
Krankheitsbedingte Absagen von Martin Fröst und dem Dirigenten Paavo Järvi erforderten auch eine Programmumgestaltung beim Abo-Konzert des hr in der Alten Oper. Somit wurde statt des Klarinetten-Konzerts von Carl Nielsen das „einzige“ von Mozart und statt der „Nullten“ von Bruckner die „Fünfte“ von Sibelius gespielt.
Der dennoch interessante Konzertabend wurde mit der Meditation für Orchester „L´Ascension“ (Olivier Messiaen) eingeleitet, dem einzigen ursprünglich vorgesehenen Beitrag. Das stark religiös geprägte Werk erlebte 1933 seine UA, Messiaen komponierte das viersätzige Orchesterstück (für Orgel) thematisch um die Geschehnisse der Himmelfahrt Jesu basierend, in den aufsteigenden Tonarten E-F-Fis-G-Dur.
Sehr getragen ruhig musizierte das hr sinfonieorchester unter der Leitung des früheren Chefdirigenten Hugh Wolff den majestätischen Beginn mit den imposanten Trompetenchören um sich sodann im Dialog der Klarinetten und Flöten im ersten Satz prächtig zu entfalten. In gewisser Weise hat diese Musik nachhaltig elegante Züge und wirkt offensichtlich keineswegs von so stark sakralem Charakter.
Orchestrale Verdichtungen begleiten die Staccato-Akkorde der Freudensausbrüche einer Seele. Fast orgelähnlich schwingt sich der orchestrale Klang in Schwingungen empor und endet regelrecht in Verzückung. Weicher, homogener, doch ebenso in dynamischen Steigerungen kennzeichnen sehr ausdrucksstark die beiden weiteren Sätze, teils schier verklärt wie im Gebet. Hugh Wolff interpretierte mit dem bestens disponierten hessischen Klangkörper den komplexen Synthese-Charakter des Werkes in geschmeidig-elastischer Lesart.
Jörg Widmann wurde als Solist des „Klarinetten-Konzert“ von Wolfgang Amadeus Mozart gewonnen. in solistischer Finesse verknüpft er genial den sanglichen Klarinettenton in perfekter Virtuosität. Ich hatte den Eindruck, Widmann gibt keinen einzigen Ton dem Zufall preis, besessen und leicht zugleich stellt er seine makellos-brillante Spieltechnik in den Dienst dieser herrlich melodiösen Komposition und verleiht der Musik einen existenziellen Grundcharakter. Oft, sehr oft gehört glaubte man dieses Werk völlig neu zu erleben. Ausgezeichnet begleitete Hugh Wolff mit dem prächtig einfühlsam musizierenden Klangapparat die ausdrucksstarken sowie beseelten Aspekte des Orchesterparts.
Überschäumende Begeisterung für den Solisten, welcher sich mit keiner Zugabe verabschiedete.
Freute ich mich zwar sehr auf einen selten gespielten Bruckner, erklang ein ebenso einzigartiges Werk die „Fünfte Symphonie“ von Jean Sibelius, welche zum 50. Geburtstag des Komponisten in Helsinki ihre UA erfuhr.
Versonnen, mystisch öffnet sich das Allegro moderato, schemenhaft verflüchtigen sich die Streicherthemen, gleich im Winde verwehend aufgelöst wie Nebelschwaden. Keck formieren sich Flöten, Klarinetten, Fagotte und Holzbläser zum gespenstigen Tanz. Dämpfend melden sich Bratschen und Celli zum effektvollen Tremolo und schließlich wie im Triumph beenden die Posaunen, leider leicht verwackelt und unsauber den Satz.
Pizzicato-Klänge, samtweiche Streicher, dezente Holzbläser spiegeln im Andante mosso die Momente pastoraler Einsamkeit und Ruhe, der Seen und Wälder dieser reizvollen, nordischen Landschaft wider. Stürmisch bewegt von unbändiger Kraft, himmelsstürmend im mächtigen Posaunenklang strebt das Allegro molto dem jubelnden Finale entgegen. Wolff kontrastierte mit dem herrlich aufspielenden Orchester nun in feinnerviger Transparenz die herrliche Musik in klanglicher Akkuratesse voll aus.
Das Publikum war hingerissen und ließ seiner Begeisterung freien Lauf.
Gerhard Hoffmann