Frankfurt: „ELIAS“ 17.01.2016
Wenig verwunderlich erscheint die Tatsache, dass „Elias“ Felix Mendelssohn-Bartholdy´s großartiges Oratorium so wenig aufgeführt wird, zumindest wie heute zur Matinee des ersten Museumskonzerts im Neuen Jahr und 4. Abokonzert in der Alten Oper.
Sebastian Weigle oblag die Mammutaufgabe das Frankfurter Opern- und Museumsorchester sowie vier Singgemeinschaften nämlich den Cäcilien-Chor, den Figuralchor, die Frankfurter Kantorei und Singakademie unter einen Hut zu bringen, was ihm natürlich in vorbildlicher Weise gelang. Bei einem Werk dieser Größenordnung die richtige Balance zwischen Orchester, Solisten und den mächtigen Chorsätzen zu finden, dürfte keinesfalls als selbstverständlich gelten.
Sehr eindringlich beleuchtete der versierte Dirigent mit dem bestens disponierten Klangkörper in Präzision die orchestrale Einleitung des opulenten Oratoriums. Grandiose instrumentale Momente beleuchteten die Stimmungen der jeweiligen verbindenden Abschnitte des Werkes. Im Streben nach Differenzierungen des Empfindsamen, des Subjektiven schuf Mendelssohn mit Sinn für das Malerische, melodische Illustrationen zur Schilderung der Teilbiographie um den alttestamentarischen Propheten.. Weigle setzte dazu in höchster Qualität mit dem ausgezeichnet musizierenden Orchester zweifellos, gipfelstürmende Akzente und zauberte mit den herrlichen Streichern, dem satten Blech dynamische, exemplarische Klangdimensionen.
Nun gilt es natürlich der Vorarbeit der Dirigenten Christian Kabitz, Paul L. Schäffer, Winfried Toll, Jan Hoffmann zu danken, welche ihre Chöre so trefflich vorbereiteten und in besonderer Weise zum entscheidenden Gelingen der Durchhörbarkeit, der psychologischen Wahrhaftigkeit, ungemein beitrugen. Imposant erklang die Gesamtkonstruktion, detailliert die aufgelösten Gegensätze dieser Komposition zwischen oratorischer Strenge und melodiöser, romantischer Glaubenssehnsucht.
Gewaltig entfalteten sich Intensität und Pathos der auftrumpfenden, annähernd dreihundert Choristen, welche sich jedoch nie Klangmassen verloren, stets in kontrastierender Balance auch den eindringlichen Momenten, des leisen Verhallens im zarten Piano gerecht wurden. Das nenne ich Choralkunst allererster Güte, welche hiermit nochmals dankenswert gewürdigt sei.
Im Zentralpunkt der Vokalstimmen hebt sich natürlich in besonderer Weise, der titelgebende Prophet Elias hervor und wurde dank der eindringlichen Interpretation von Michael Nagy zum Mittelpunkt dieses vortrefflichen Ensembles. Nagy gestaltete den Glaubenszeugen nicht allein mit seinem erzenen, sonoren Prachtbariton, nein ihm gelang zugleich ein frappierender, nuancierter, belkanter Farbenreichtum des individuellen Ausdrucks. Grandios entfaltete der Sänger kontrastreich seine kultivierte Stimme zu den dominanten Worten des eifernden Propheten Aber der Herr sieht es nicht und konträr balsamisch, in bewegendem Ausdruck die Arie Ich habe genug, in geradezu herzstockenden Tönen der Demut.
Wunderbar dazu erklang solistisch und im Duett der herrlich klare Sopran des Limburger Domknaben Mathis Platt.
In überquellender Intensität beschwor Kateryna Kasper die verzweifelte Witwe und verlieh dieser Partie, mit ihrem obertonreichen, strahlend aufblühenden Sopran sehr berührende Momente.
Die hohe Kunst vokaler Gestaltung demonstrierte Tanja Ariane Baumgartner in anschaulicher Deklamation und beeindruckte mit den wunderbaren Farben ihrer herrlich timbrierten, warmen, flexiblen Mezzostimme. Eine besondere Leistung ohne Zweifel, sang doch die exzellente Sängerin am Abend zuvor im Opernhaus eine fulminante Eboli.
Flehentlich erklangen die Hilferufe und Reue des frommen Obadjah. Strahlend hell, lyrisch, herrlich timbriert entfaltete Benjamin Bruns, sehr kultiviert seine tenoralen Qualitäten.
Trefflich im Schönklang vereinten sich die ausgezeichneten Solisten zum Doppelquartett Denn er hat seinen Engeln befohlen. „Königlich“ ergänzten die Soprane des Opernstudios Danae Kontora und „engelhaft“ Julia Dawson das Ensemble und bereicherten eindringlich das Terzett Hebe deine Augen auf.
Großartig in farbiger Tonmalerei preist der finale, tosende Schlusschor in hellem „Dur“ die Herrlichkeit des Herrn.
Mit großer Begeisterung feierte das animierte Publikum, diese denkwürdige Aufführung.
Gerhard Hoffmann