La Fille du Régiment von Gaetano Donizetti an der Oper Lausanne vom 13.3.2016 (zweite Vorstellung der Serie).
Copyright: Oper Lausanne
In Gaetano Donizettis Oper vermischen sich heimatliche Szenerien, gediegene französische Gesellschaften und die raue Welt des Militärs zu einer faszinierenden, farbenfrohen und spassigen Symbiose. Mittendrin die kurlig naive Marie, die ihren Mann auserwählt hat und herb enttäuscht ist, als ihre wahre Herkunft enthüllt wird.
Mit riesigem Erfolg wurde eine raffinierte und überaus charmante „La Fille du Régiment“ in Lausanne gegeben, in einer verspielten Umgebung und gelungen inszeniert durch den Regisseur Vincent Vittoz. Diese energiegeladene Neuinszenierung mit ihren höchst einprägsamen Bildern mag zu begeistern. Marie hat in den Soldaten im Regiment liebevolle Väter die sich leidenschaftlich gar rührend um sie kümmern und fliegende Fallschirmgrenadiere die sie vor der fatalen und verlogenen Pariser Gesellschaft retten. Es war eine rundum erfreuliche, herzerfrischend komische, begeisternd erzählfreudige Produktion, in fantasievollem Ambiente (Bühne Amélie Kiritzé-Topor, Kostüme Dominique Burté). Die Gesichter von Sulpice und den Soldaten waren mit einer schmierig farbigen Maske versehen. Die Idee der Regie war es, die Kriegsverletzungen des 1.Weltkrieges zu symbolisieren, die Fetzten die den Gesichtern in dieser grausamen Zeit herausgerissen wurden zu visualisieren. Sie wirkten nicht gruselig eher wie Faschingslarven.
La Fille du Régiment ist eine der schönsten und witzigsten ihres Genres mit sehr anspruchsvollen und schwierigen Rollen für die Sängerinnen und Sänger. Maries Abschiedsarien Il faut partir am Ende des 1. Akts und Par le rang et par l’opulence im 2. Akt sind grosse Stücke und wurden von Julie Fuchs zum verlieben schön gesungen. Anfänglich lebhaft burschikos und doch feinfühlend entwaffnend beherrscht sie in jeder Hinsicht die Bühne. Endlich wieder eine Französin in dieser beachtlichen Paraderolle die es nicht nötig hat mit Kapriolen/Handständen und übertriebenem agieren auf der Bühne auftrumpfen zu müssen. Ihr Gesang ist perfekt in allen Lagen und ihr Charme überaus überzeugend. Diese Frau hat es wahrlich nicht nötig mit übertriebenen Gesten aufzufallen, denn Koloraturen, Spitzentöne und die Belcanto-Balladen gelingen ihr perfekt. In Wien darf man sich auf ihr Debüt mit diesem Werk und als Marie sehr freuen!
Der Tonio gesungen von Frédéric Antoun, der besonders die erste Arie am Ende des 1. Akts wegen der extrem hohen Lage als schwierige Paraderolle gilt, wurde von dem jungen Amerikaner bravourös interpretiert. Für ihn eine gekonnte und glückliche Aufführung, der auch als Mensch und Schauspieler sehr sympathisch herüberkommt und das Publikum sofort für sich gewinnen vermag. Hervorragend auch die gesangliche wie auch schauspielerische Leistung von Pierre-Yves Pruvot als Sulpice, eine knorrige Anna Steiger als Marquise und einem sehr guten Chor. Roberto Rizzi Brignoli dirigiert das sehr gut vorbereitet Orchester bestens und gibt der Musik den nötigen Witz und zweifelsohne auch die entsprechende Dramatik.
Fazit: Ein Triumph für Julie Fuchs, viel Jubel für Frédéric Antoun, viele Lacher für Pierre-Yves Pruvot und Anna Steiger, die zusammen mit allen andern Sängerinnen und Sängern und dem Chor sowie dem Orchester die Garanten dafür waren, dass diese Regimentstochter, gepaart mit einer ausgeklügelten Regie und einer farbenfrohen Inszenierung, immer wieder fröhlich und ausgelassen wirkte und ihr Publikum durchgängig sehr gut unterhielt.
Marcel Paolino