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WIEN/ Staatsoper: PARSIFAL am Gründonnerstag

WIEN / Staatsoper: Parsifal am 24.03.2016

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Violeta Urmana, Stephen Gould. Copyright: Wiener Staatsoper/ Michael Pöhn

Der Gründonnerstag–Parsifal ging planmäßig – ohne krankheitsbedingte Änderungen – über die Bühne und geriet zur großartigen Einstimmung auf ein hoffentlich besinnliches Osterfest.

Adam Fischer zelebrierte Richard Wagners religiöses Vermächtnis eindringlich und brachte den edlen Klang der Wiener Philharmoniker beeindruckend zur Geltung. Wir haben Parsifal schon dynamischer und strahlender erlebt – die emotional tiefgehende Interpretation von Adam Fischer erklärt jedoch ohne Worte, was unter dem Begriff „Bühnenweihfestspiel“ zu verstehen ist. Der Karfreitagszauber war – wie auch schon im Vorjahr – an Innigkeit kaum zu übertreffen. Zweite Säule des erfolgreichen Opernabends war wieder einmal der Chor der Wiener Staatsoper, der in den Massenszenen Höhepunkte der Handlung gestaltete.

Der begeisterte Schlussapplaus war für Chor und Orchester wohlverdient.

Die Besetzung der Gesangssolisten wies diesmal interessante Details auf, die rückblickend durchwegs positiv anzumerken sind:

Falk Struckmann – der „Amfortas vom Dienst“ – übernahm (für uns) erstmals den Gurnemanz und lieferte eine durchaus stimmige Interpretation des Chefs der Gralsritter ab. Er war nicht die oft dargestellte milde Vaterfigur mit warmem, samtenem Bass, sondern gab der Figur eine durchaus realistische Härte. Wie er Parsifal nach der Gralsszene vom Hof jagt, wirkte echt und wurde mit wortdeutlichem Bass überzeugend dargestellt. Falk Struckmann ist derzeit stimmlich in sehr guter Verfassung und bewältigte diese riesige Rolle problemlos – wenn es für ihn in der Höhe grenzwertig wurde, half der erfahrene, feinfühlige Kapellmeister mit einer Klangwoge, um kleine Schwächen zu überdecken.

Michael Volle war auch heuer wieder ein fulminanter Amfortas mit unendlicher Stimmkraft, mit großem Ausdruck in Stimme und Spiel – den Auftritt im dritten Akt empfanden wir als den berührendsten seit Thomas Quasthoff in der Premierenserie. Schmerzlich wurde uns bewusst, was uns im Jänner durch Volles Erkankung und Absage als Wotan entgangen ist. Aber es wird wieder ein Ring kommen…

Das gleiche gilt für unseren Stamm-Siegfried: Es freut uns besonders, dass Stephen Gould nach der „Auszeit“ wieder im Vollbesitz seiner großartigen stimmlichen Möglichkeiten zurückgekehrt ist und den wilden Knaben genauso kraftvoll wie von ihm gewohnt; den wissenden Erlöser jedoch noch lyrischer zu singen vermag. Bei „Den heil’gen Speer, ich bring in euch zurück“ erreicht er schon fast den Ausdruck eines Johan Botha – dem wir herzliche Genesungswünsche und die Kraft des Grales schicken. Wir wünschen ihm und uns, dass wir ihn schon bald als strahlenden Kalaf erleben können.

Violeta Urmana kehrte nach vielen Jahren wieder als Kundry zurück und überzeugte auf allen Linien. Ihre klare, edel timbrierte Stimme erlaubt ihr alle Wandlungen dieser interessanten Frauengestalt. Zärtliches Liebeswerben, hysterische Ausbrüche, Mezzo-Passagen und höchste Höhen gelangen mit Leichtigkeit und Schönklang. Ein wunderbarer Abschnitt der Laufbahn, wenn die nötige Erfahrung schon, die stimmliche Leistungsfähigkeit aber noch vorhanden ist.

An den Klingsor in der Interpretation von Boaz Daniel haben wir uns inzwischen gewöhnt – er singt den Bösewicht schön und richtig, es fehlt aber die dämonische Bedrohlichkeit – vielleicht Geschmackssache!

Keine Geschmackssache, sondern eine Panne am Standort der „Stimme von oben“ muss Ursache des verunglückten Eindruckes gewesen sein. Sie war fast nicht hörbar – was sicher nicht am Stimmvolumen von Zoryana Kushpler lag.

Fast genauso untergegangen ist – wie immer in dieser Inszenierung – Ryan Speedo Green als Titurel. Schade um die Bemühungen der Sänger in dieser kleinen, aber gehaltvolle Rolle!

Bei den Blumenmädchen wurde eine gute Mischung aus Erfahrung und Frische gefunden.

Ileana Tonca, Regine Hangler, Margaret Plummer, Annika Gerhards, Caroline Wenborne und Zoryana Kushpler sorgten mit fein abgestimmtem Ausdruck für eine verführerische Stimmung. Die Knappen Ulrike Helzel, Hyuna Ko, Joseph Dennis und Peter Jelosits sowie die Gralsritter Michael Roider und Il Hong verdienen für die makellose Leistung Respekt – Anerkennung für das gesamte Ensemble der Wiener Staatsoper.

Maria und Johann Jahnas

 

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