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WIEN / Staatsballett: LE CORSAIRE — „Mix And Match“ im Repertoire

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Wiener Staatsoper
Adolphe Adam: »LE CORSAIRE«
28. März 2016
4. Vorstellung in der Choreographie von Manuel Legris

'Le Corsaire', 1. Akt: Corps de ballet © Wiener Staatsballett/Ashley Taylor

»Le Corsaire«, 1. Akt: Corps de ballet
© Wiener Staatsballett/Ashley Taylor

Nach der Absage von Vladimir Shishov übernahm Robert Gabdullin dankenswerterweise die Partie des Korsaren Conrad und begleitete Liudmila Konovalova bei ihrem Rollen-Debut als Médora.

Auch am heutigen Nachmittag bewies Liudmila Konovalova wieder einmal, daß sie zurecht eine Erste Solistin ist: Ab dem ersten Auftritt gehört die Bühne ihr, sie ist von Beginn an präsent. Dabei strahlt sie eine Ruhe und Ausgeglichenheit aus, die sie auch in den schnellsten Kombinationen niemals hektisch erscheinen läßt. Es gibt immer einen kleinen Moment der Verzögerung, eine nie endenwollende Bewegung … und dennoch sind die Posen auf dem Punkt. Da wird nichts unsauber verschliffen, nichts abgehackt dargeboten. Herausragend ihr Solo im Pas de deux des zweiten Aktes.

War Robert Gabdullin in der Première schon gut, so verbesserte er heute seine Leistung deutlich. Die Unsicherheiten des ersten Abends sind verschwunden, er hat an Souveränität gewonnen. So fand in der Vorstellung am Ostermontag ein Paar zusammen, das harmonisch miteinander tanzt. Da führt der gemeinsame Atem durch die Choreographie. Und damit entsteht das, was wir als »Zauber des Tanzes« bezeichnen.

Proben zu 'Le Corsaire': Liudmila Konovalova (Médora) und Robert Gabdullin (Conrad) © Wiener Staatsballett/Ashley Taylor

Proben zu »Le Corsaire«: Liudmila Konovalova (Médora) und Robert Gabdullin (Conrad)
© Wiener Staatsballett/Ashley Taylor

Wie in der zweiten Vorstellung tanzte Kiyoka Hashimoto, inzwischen zur Ersten Solistin avanciert, die Gulnare. Im ersten Akt schien es, als ob sie die Feierlichkeiten zu ihrem Avancement noch nicht ganz verarbeitet hat: Die eine oder andere Unsicherheit war zu konstatieren. Im dritten Akt wirkte sie dann ruhiger und tanzte sauber ihr Solo im Harem des Seyd Pascha Alexis Forabosco.

Das zweite Rollen-Debut des Abends gab Richard Szabó als Birbanto. Behende und mit viel Schwung agierte er als Freund bzw. Gegner Conrads. Sein Temperament riß auch Alice Firenze als Zulméa mit. Die beiden strahlten die pure Lust am Tanz aus.

Schien es am zweiten Abend, als setzte Mihail Sosnovschi als Lanquedem noch sehr viel Ehrgeiz ein, um die schwierigen Soli seinem Premièren-Vorgänger nachzutanzen, so wirkte er am Nachmittag sehr viel selbstverständlicher, raubtiergleicher, geschmeidiger in den Bewegungen. Da kam das Bedrohliche dieser Partie viel stärker zum Tragen.

'Le Corsaire', Figurine der Freundinnen von Luisa Spinatelli © Wiener Staatsballett/Luisa Spinatelli

»Le Corsaire«, Figurine der Freundinnen von Luisa Spinatelli
© Wiener Staatsballett/Luisa Spinatelli

Eszter Ledán, Natascha Mair und Anita Manolova tanzten als homogenes Trio die drei Odalisken. Die jungen Halbsolistinnen boten eine sehr solide Leistung. Besonders Eszter Ledán war in ihrer Unaufgeregtheit eine sehr elegante Odaliske.

Á propos homogen: Es ist erstaunlich, wie gut das Corps de ballet in nur vier Vorstellungen zusammengewachsen ist. Die Ensemble-Szenen sind mittlerweile so gut geworden, daß jetzt deutlich wird, welch großartige Ideen hier verwirklicht werden.

So wie die Compagnie auf der Bühne mit jeder Vorstellung wächst, so wird auch der Klang aus dem Graben von mal zu mal schöner und feiner, was natürlich auch Albena Danailova am Konzertmeisterpult zu verdanken ist.

Zwei Vorstellungen werden in dieser Spielzeit noch geboten, am 31. März und am 2. April 2016 (Live Stream), nach derzeitiger Planung in der Premièren-Besetzung. Danach können wir nur auf ein Wiedersehen in der kommenden Saison hoffen.

Ulrike Klein
MerkerOnline
28. März 2016

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