03.04.2016 MV Liederabend Renee Fleming
Die Grande Dame der Opernbühne, Renee Fleming, gab im großen Saal des Musikvereins einen Liederabend. Die Befürchtung, dass man enttäuscht sein könnte, weil ausgezeichnete Opernsänger nicht zwingend auch gute Liedinterpreten sein müssen, erwies sich als falsch. Fleming bestach durch hohe Musikalität, intelligentem Einsatz ihres lyrischen, in allen Lagen sicher geführten Soprans und einer Souveränität des Auftretens.
Die Wahl des Programmes war dramaturgisch gut aufgebaut. Zu Beginn der Liederzyklus „Frauenliebe und Leben“ von Robert Schumann, den die Sängerin mit einiger Vorsicht begann, erst allmählich konnte sie sich freisingen. Danach bewies sie bei fünf Liedern von Richard Strauss, welche Affinität sie zu diesem Komponisten hat, wie sehr Strauss’sche Klänge ihrer Stimme besonders gut liegen. Nach der Pause sang sie vier Lieder von Henri Dutilleux, die sie mit viel Temperament und sicher gesetzten hohen Tönen sehr gut bewältigte. Den Abschluss des Programmes bildeten vier Lieder von Sergej Rachmaninow in russischer Sprache. Auch hier bewies sie ihre Vielseitigkeit, die sie dann auch bei den Zugaben unter Beweis stellte. „Summertime“ von George Gershwin wurde sehr getragen und lyrisch gesungen. Danach – als Beweis, welch großartige Opernsängerin sie ist – „O mio babbino caro“, die Arie der Lauretta aus Puccinis „Gianni Schicchi. Zum endgültigen Ende des Abends sang sie noch „Morgen“ von Richard Strauss.
Philippe Jordan war ihr einfühlsamer Begleiter, der vor allem bei Rachmaninow seine Qualitäten als Pianist unter Beweis stellen konnte.
Das Publikum dankte der Sängerin mit großem Applaus, was an einem Sonntagabend nicht selbstverständlich ist.
Johannes Marksteiner