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MANNHEIM/ Rosengarten: ANNE-SOPHIE MUTTER – Konzert im Rosengarten

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Mannheim: „ANNE-SOPHIE MUTTER“ – Konzert im Rosengarten 14.04.2016

A.S. MUTTER + VIRTUOSI @ A. Salgueiro
Anne-Sophie Mutter & Virtuosi. Copyright: A. Salgueiro

Im Rahmen ihres 40-jährigen Bühnenjubiläums gastierte die deutsche Weltklasse-Geigerin Anne-Sophie Mutter bei den PRO ARTE – Konzerten im ausverkauften Mozartsaal des Rosengartens. Seit Jahrzehnten ist die großartige Künstlerin als Ikone der Klassik ein Vorbild, somit ist es nicht von ungefähr geradezu konsequent, dass Anne-Sophie Mutter eine Stiftung ins Leben rief, die Klassik-Virtuosen heranzieht. Völlig uneitel nannte die Gründerin diese Stiftung „Kammerorchester Mutter´s Virtuosi“ welche nun auch heute im Mannheimer Musentempel das Publikum verzauberte.

Als Mittelpunkt des Abends spielte das Ensemble Johann Sebastian Bachs „Konzert für 2 Violinen und Orchester d-moll“ und diese Entscheidung für Bach ist sinnvoll, denn seine Musik ist die Basis, ist zeitlos resistent gegenüber Moden, im besten Sinn unverwüstlich.

Bach aufzuführen bedeutet Konzentration auf das Wesentliche die Befreiung von Ballast, einer Art Neuorientierung des musikalischen Kompasses.

Anne-Sophie Mutter vertritt eine stringente klare Bach-Auffassung. Wenn das Vivace in seiner schier männlich herben Aussage verklungen, blüht der friedvolle Gesang der beiden Violinen im Largo wie ein Wunder auf.  Im Sturm federnd leicht fliegt das Thema des Allegro dahin, es ist beeindruckend wie Mutter zu jedem Satz einen ihrer Schützlinge Wie Lu, Noa Wildschut, Ye-Eun Choi dazu bittet und sie zusammen  die straffen Tempi beherrschen, dabei klar und artikuliert musizieren und ihre Instrumente so herrlich, ja regelrecht selbstverständlich in den Gesamtorchesterklang der wundervoll aufspielenden 14 Virtuosi-Mitglieder  einbetten.

Als Hommage an beider gehaltvolle Vergangenheit komponierte André Previn im Jahre 2015 das „Nonett“ und widmete es seiner Ex-Frau Anne-Sophie. Dominant erscheint die Violine im Gegensatz der Streicher inmitten des komplex instrumental anmutenden Werkes. Anklänge zu Stravinsky, Mahler sowie folkloristisch-temperamentvolle Einwürfe sind unüberhörbar. Zum prächtigen Ausmusizieren standen sich reizvoll zwei Streichquartette gegenüber, dazwischen in verbindender harmonischer Artikulation der Kontrabass.

Das Rauschen der Blätter, das Strömen des Wassers, Laute der Tiere oder Tonmalereien charakteristischer Naturphänomene sind die Akteure dieser Komposition. Die Rede ist von „Die vier Jahreszeiten“ von Antonio Vivaldi in welchen nicht Handlungen musikalisch beschrieben werden, sondern mehr oder weniger Empfindungen.

Atemberaubend in vitalem Schwung, spieltechnisch exzellent, penibel in gestalterischer Feinarbeit, brillant-leidenschaftlich aufspielend bildet Anne-Sophie Mutter den spannungsvollen Kontrast zum präzise, transparent, profiliert musizierenden Ensemble der jungen, engagierten Instrumental-Solisten.

Das Vogelgezwitscher der Solo-Violine, die begleitenden Streicher murmelnden Quellen gleich, ließen den Hörer den nahenden Frühling zumindest akustisch erahnen. Lähmende Hitze bildet das Leitmotiv des Sommers, die kaleidoskopisch wechselnden Stimmungen wie u.a.Vogellaute, das nahende Unwetter so opulent orchestral serviert, faszinieren und betören den Zuhörer zugleich.

Schnarrende Saiten, facettenreiche Klänge suggerieren das derbe Erntedankfest im Herbst, beschwören eine verklärte Traumszene sowie ein bravourös intoniertes Jagdfinale in scharfgeschliffener Phrasierung und wohlkalkulierter Dynamik. Strammen Schrittes, klirrend vor Frost kommt der Winter daher, die Zähne klappern förmlich durch die Eiseskälte, welche sich im effektvollen Klang auftürmen. Anne-Sophie Mutter stellt dabei ihre schon legendäre Virtuosität ganz in den Dienst der interpretatorischen Eindringlichkeit und lässt die pathetische Emphase der klangmalerischen  Musik nie überborden. Eine Solistin welche ihr Handwerk so offensichtlich perfekt beherrscht, über diese Perfektion hinaus strebt und dabei den gefälligen Fluss der Musik wie selbstverständlich in erstklassiger Interpretation aufstört.

Bewundernswert die Homogenität und Transparenz des ungemein geschmeidig und wunderschön aufspielende Ensembles.

Donnernder Applaus, laute Bravorufe für Mutter und ihre Virtuosi wurden mit drei Zugaben: „Air“ (Bach) elegisch traumverloren zum Weinen schön musiziert, eingebettet in zwei Jahreszeiten-Sequenzen bedankt.

Gerhard Hoffmann

 

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