29.4.2016: „Balthazar“ – Tanztheater im Theater Nestroyhof: ZU SENSIBEL? ZU INTELLEKTUELL?
Copyright: Sarah Haas
Zu sensibel? Mit intellektueller Tiefenschau und ungemein seriös, gänzlich ohne Showeffekte, hat Nikolaus Adler, früher Mitglied des Wiener Staatsopernballetts, sein 60minütiges Tanzstück „Balthazar“ für sechs TänzerInnen gestaltet. Die ganze Thematik, konsequent durchgezogen, sucht nach Assoziationen zu einer Szene aus „Au hasard Balthazar“, dem Kultfilm des Robert Bresson aus dem Jahr 1966: Ein Esel, ein angeschossener, verendet inmitten einer Schafherde im Nadelwald an einem Berghang. Schafe sind hier keine zu sehen, doch sechs TänzerInnen variieren diese Sequenz des Sterbens. Nicht nur körperlich, sondern sie erzählen auch mit Gebärden- und expressiver Körpersprache über Verlusten von persönlichen Hoffnungen, Wünschen, Liebesbeziehungen. Sehr, sehr verletzlich empfunden, dabei nicht den Rhythmen, sondern den Stimmungen einer von Martin Klein penibel arrangierten Collage von mehrsprachigen Texten und Musikstücken folgend. Sich einprägendes und in einem aufwändigen Arbeitsprozess kreiertes Tanztheater. Ausweichquartier: im Theater Nestroyhof. Denn wieder einmal versagte das hoch dotierte und dazu gegründete Tanzquartier im MQ bei der Zusammenarbeit, die eigenen bestrebten Ensembles und Choreographen der Stadt zu fördern und ihnen eine förderliche Heimstätte zu bieten.
Meinhard Rüdenauer
Copyright: Sarah Haas