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ZWEI VOM ALTEN SCHLAG

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Ab 10. Jänner 2014 in den österreichischen Kinos
ZWEI VOM ALTEN SCHLAG
Grudge Match / USA  /  2013
Regie: Peter Segal
Mit: Robert De Niro, Sylvester Stallone, Kim Basinger, Alan Arkin, Jon Bernthal u.a.

Kinobesucher, die ihre erste Jugend hinter sich haben (und immer noch ins Kino gehen, was angeblich nur eine Beschäftigung für die Jungen ist), erinnern sich sehr gut: 1976 macht ein dreißigjähriger Schauspieler, der bis dahin meist in Nebenrollen dahin getümpelt hatte, mit dem Boxer-Film „Rocky“ nachdrücklich auf sich aufmerksam. Der Streifen, den Sylvester Stallone für sich geschrieben hatte und in dem er die Hauptrolle spielte, erhielt den „Oscar“, und damals erwartete man Anderes und auch wohl mehr von ihm in der Zukunft – kritische, harte Filme statt bloß Action, für die Stallone ein Markenzeichen wurde. Er hätte mit dem Boxer Rocky in andere Richtungen vorpreschen können. Immerhin – er hat es dennoch ganz schön weit gebracht.

1980 überredete der Schauspieler Robert De Niro, damals schon einer der ganz großen Akteure des amerikanischen Films („Der Pate“, „Der letzte Tycoon“, „Die durch die Hölle gehen“) den Regisseur Martin Scorsese, mit dem er den grandios-beängstigenden Film „Taxi Driver“ gemacht hatte, mit ihm die Lebensgeschichte des Boxers Jake LaMotta auf die Leinwand zu bringen. Das Ergebnis (“Wie ein wilder Stier”) war sensationell in jeder Hinsicht, De Niro bekam für seine Leistung den „Oscar“ als bester Hauptdarsteller – wenn ihn je einer verdient hat, dann er für diese Leistung.

Die Zeit ist weiter gegangen, Stallone ist heute 67, De Niro ist 69, sie sind noch immer da, wenn ihre Namen auch nicht mehr ausschließlich für Qualität stehen. De Niro dreht, was ihm unterkommt, das kann besser oder schlechter sein, und Stallone hat sich als eine Art Arbeitsbeschaffer für sich und seine gleichaltrigen Kollegen erwiesen. Er holt sie auf die Leinwand – nicht für Meisterwerke, aber doch dank der Bombennamenfür  immer noch einigermaßen karätige Unterhaltung. Nach den „Expendables“ hat er zuletzt für „Escape Plan“ Arnie Schwarzenegger als prominenten Partner gewählt und nun mit Robert De Niro noch höher gegriffen. Und die beiden haben sich wohl eines gegrinst, als sie in den Rollen zweier alter Boxer vor die Kamera und nochmals in den Ring stiegen. Sie haben die Boxerei seinerzeit ziemlich gut gelernt – sie können es immer noch genug, um absolut nicht inkompetent oder peinlich zu wirken.

Der Film beginnt gewissermaßen melancholisch: Henry „Razor“ Sharp (Stallone) arbeitet in einer Fabrik, sein einziger Beziehungsmensch ist sein alter Trainer (Alan Arkin), der im Altersheim haust und für den er aus Dankbarkeit alles tut. Von seiner Vergangenheit als großer Boxchampion, der eines Tages unvermittelt zurückgetreten ist, will er nichts wissen. Billy „The Kid“ McDonnen (De Niro) war damals sein Leib- und Magengegner, sie haben sich legendär bekämpft, einmal der eine, einmal der andere gesiegt, die letzte Auseinandersetzung ist „Razor“ schuldig geblieben. McDonnen säuft in seiner Bar mit seinen Kunden und stellt seinen einstigen Ruhm nicht ganz geschmackvoll aus…

Und dann kommt das Angebot eines hektischen Jungmanagers (Kevin Hart ist kein großer Gewinn für den Film), die beiden Oldies noch einmal lukrativ auf einander zu hetzen – und davon handelt der Film von Peter Segal, der ja letztlich doch als Komödie gedacht ist (wenn auch am Rande: “Und wen interessieren die Alten noch?” thematisiert wird…). Die beiden sind „Grumpy Old Men“ im Sinn von Neil Simon, ein seltsames Paar, das zusammen gehört und sich doch nicht leiden kann – Kim Basinger tritt auf, für die 60, die sie eingestandenermaßen ist, sieht sie einfach sensationell auf. Sie hat immer noch die warme, attraktive Weiblichkeit, die völlig wahrscheinlich scheinen lässt, dass der wahre Konflikt der Männer in Rivalität um diese Frau ausgebrochen ist – und um ihre falsche Entscheidung, „Razor“, den sie liebte, für eine kurze Affäre mit „Kid“ zu verlassen, wofür dieser gut 30 Jahre danach einen Sohn (den trockenen Jon Bernthal) serviert bekommt.

Im übrigen geht es um die Vorbereitungen zu dem Kampf, nicht nur das durchaus selbstironisch präsentierte Fitness-Training, auch die nötigen gemeinsamen Medien-Auftritte, der jeweils damit verbundene verbale Schlagabtausch, ganze Hekatomben von negativen Gefühlen werden da herumgeschoben. Das alles ist simpel genug und dabei erstaunlich, wie gut nicht nur De Niro, sondern auch Stallone (der sich seine Rolle auf den Leib schreiben ließ), das spielen. Und nur darum geht es.

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Denn der finale Boxkampf ist dann nicht unbedingt ein Preis, kein Wunder, und wenn irgendetwas daran leicht spannend ist, dann nur die Frage, wen das Drehbuch gewinnen lässt – oder wie trickreich man sich herauswindet.

Wie immer – denkt man an die leeren Gesichter heutiger Hollywood-Jungstars, dann versteht man, dass ein Publikum, das zumindest etwas darstellerische Substanz sucht, sich den Oldies zuwendet (wie auch in „Last Vegas“ oder „Malavita“, den gelungeneren De Niro-Streifen der letzten Zeit) – denn große Schauspieler sind eben doch kein leerer Wahn.

Renate Wagner

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