Ab 10. Jänner 2014 in den österreichischen Kinos
DIANA
GB / 2013
Regie: Oliver Hirschbiegel
Mit: Naomi Watts, Naveen Andrews, Douglas Hodge, Geraldine James u.a.
Also ehrlich, man täte sich mit der traurigen, unsäglichen Prinzessin leichter, wenn sie eine erfundene Figur wäre. Dann könnte man über Tragik und Kitsch dieses Schicksals die Achseln zucken und Drehbuchautoren dafür verantwortlich machen. Im wahren Leben akkumulierte sich da Unglaubliches, bis zu dem Unfalltod aus heiterem Himmel, was tatsächlich wie höhere Dramaturgie aussieht – eine junge Frau geht ihrem Unglück und ihrem Ende entgegen…
Die Presse hat dieses Schicksal während der Jahre, da Diana Spencer Prinzessin von Wales war, ebenso ausgebeutet wie nachher, als sie die diffamierte, vom Königshaus „ausgestoßene“ Geschiedene war – und erst recht, als die „Prinzessin der Herzen“ im Autowrack in einem Pariser Tunnel ihr Leben beendete (vielmehr ein paar Stunden später im Spital).
Der Hype dauerte an, noch jahrelang, aber er ebbte ab und aus ihrem 15. Todestag im Sommer 2012 waren schon keine Schlagzeilen und Pilgerströme mehr zu gewinnen. Bestenfalls koche man immer wieder die ewigen Verschwörungstheorien von einem Mordkomplott auf, mit denen mittlerweile auch niemanden mehr vor dem Ofen hervorzulocken ist. Warum also Diana nun im Kino, da man bloß eine gänzlich ausgelutschte Geschichte erzählen kann? Der Film des deutschen Regisseurs Oliver Hirschbiegel gibt keine Antwort darauf und konnte enorm schlechte Kritiken dafür heimtragen, die er sich wohl verdient hat.
Zu Beginn, wenn man eine junge, blonde Frau einsam beim Joggen sieht, ebenso einsam in ihren Luxusräumen im Kensington Palast, dann wäre da die Ahnung einer Möglichkeit gewesen – vielleicht der Versuch einer Analyse, wie verfehlt, sinnlos und damit auch beschwerend das Leben einer „Prinzessin“ sein kann, zumal dieser historischen Diana, die sich wahrlich nicht zum Wunscherfüllungs-Modell für junge Frauen eignete.
Aber das Drehbuch schwenkt schnell auf Schnulze und Romanze über, versucht dabei, ja niemandem weh zu tun (kein Mitglied der königlichen Familie kommt vor, die beiden Prinzen sieht man einmal von Ferne in ein Flugzeug steigen), alles schön betulich, traurig und romantisch zu belassen. Dabei wird ein Mann in die Geschichte hineingezogen, der angeblich (vermutlich und wohl auch wirklich) am liebsten nicht, aber auch schon gar nicht an den Diana-Medienrummel anstreifen wollte: der pakistanische Herzchirurg Dr. Hasnat Khan (locker gespielt von Naveen Andrews), der in einem Londoner Krankenhaus arbeitete, der Prinzessin über den Weg lief und Objekt ihrer uneingeschränkten Bewunderung und Begierde wurde…
Die letzten beiden Lebensjahre von Diana also, stark verkürzt. Da ist das peinliche Interview, das sie im Fernsehen gab, um dem Königshaus eines auszuwischen und der Welt die nie endende Beziehung von Charles und Camilla aufs Auge zu drücken (wobei „Opfer“ Diana nicht ganz funktionierte, weil ihre eigenen Seitensprünge auch nicht eben bescheiden waren). Da ist die Geschichte mit ihrem sozialen Engagement, das in der Landminen-Kampagne kulminierte (immerhin bringt der Film heraus, dass auch dergleichen möglicherweise mehr zum eigenen Medienruhm Dianas als um der Sache willen geschah). Und schließlich die kurze Romane mit Dodi Al-Fayed, die angeblich nur stattfand, um Khan eifersüchtig zu machen – Khan, den sie verfolgte, für den sie nächtlich kochte, zu dessen Familie nach Pakistan sie reiste (um sich, auch das ein Splitter Realität im Kitsch, von dessen Mutter sagen zu lassen, wie sehr man die Briten in Erinnerung an ihre Kolonalmacht-Zeit hasse), Khan, mit dem sie irgendwo auf der Welt glücklich leben wollte… und er eben so gar nicht. Der Mann hatte ein Leben, in dem die Rolle des Prinzgemahls für eine geile Regenbogenpresse keine Option darstellte.
So geschildert, klingt das möglicherweise interessanter, als es sich auf der Leinwand ansieht. Das liegt nicht an den darstellerischen Künsten von Naomi Watts, die man sehr schätzt, die von Visagisten, Friseuren und Kostümkünstlern auch mehr oder minder an Diana angenähert wurde, die auch zahllose Filme und Fotos mit deren Körpersprache und charakteristischen Blicken studieren konnte und dies brav tat und umsetzte – und dennoch nicht Diana ist bzw. glaubhaft macht. (Vielleicht hätte es Keira Knightley hier von ihrem eigenen Typ her leichter gehabt.) Das Problem mit Naomi Watts ist, dass sie die Ausstrahlung einer intelligenten Frau nicht abschalten kann, während die originale Diana, trotz der Raffinesse vieler ihrer Aktionen, wohl sehr naiv in ihrer Selbstbezogenheit war. Und das glaubt man der schönen Naomi nun nicht. Abgesehen davon, dass sie vom Drehbuch her ohnedies nur eine Kunstfigur geliefert bekam, mit der Vorgabe, dem Original optisch zu ähneln. Wobei das in einer Welt, wo Dianas Fotos nicht mehr täglich in der Presse zu sehen sind, langsam auch egal wird…
Als Medienikone des 20. Jahrhunderts hat Diana neben Grace Kelly und Jackie Kennedy natürlich ihren Platz und ist von Zeit zu Zeit eine Analyse wert (was im Fernsehen ohnedies periodisch in süffigen „Dokus“ unternommen wird). Als Kinoheldin gibt sie wenig her. Da war die schrullige „Queen“ viel ergiebiger – zumal, wenn sie von einer Helen Mirren dargestellt wurde…
Renate Wagner