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BERLIN/ Philharmonie: GEBURTSTAGSKONZERT MARTHA ARGERICH

Berlin/Philharmonie: „Geburtstagskonzert Martha Argerich“, 05.Juni 2016

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Martha Argerich nach dem Geburtstagskonzert, Foto Thomas Bartilla

Martha Argerich. Copyright: Thomas Bartilla

Diese Geburtstagsfeier wird allen, die sie in der total ausverkauften Philharmonie miterlebt haben, unvergesslich bleiben. Martha Argerich, die weltweit Berühmte und hoch Geachtete, wird 75 Jahre jung und gibt – zusammen mit Daniel Barenboim und der Staatskapelle Berlin – ein Benefizkonzert zugunsten der Staatsopersanierung. Schon auf dem Weg zum Podium brandet ihr der Beifall entgegen.

Eine kurze, tiefe Verbeugung und schon sitzt sie neben Barenboim am Flügel. Beide spielen Mozarts „Sonate für zwei Klaviere D-Dur“ KV 448. Gerade die soll nach Tests mit Probanden intelligent machen, zumindest für etwa 15 Minuten, ist im Programmheft zu lesen. Ob’s generell stimmt, sei dahingestellt, und 15 Minuten wären auch viel zu knapp bemessen. Sicher ist nur eines: Martha und Daniel machen uns an diesem 5. Juni 2016 überaus glücklich, und das nicht nur mit dieser Mozart-Sonate.

Wie Geschwister musizieren die beiden, und das sind sie beinahe. Seit 67 Jahren kennen sie sich aus ihrer argentinischen Heimat und werfen sich die Bälle zu. Alles klingt so angenehm selbstverständlich. Daniel trumpft beim Allegro con spirito schon mal auf, Martha bleibt katzenhaft geschmeidig in der Tongebung, neigt mitunter zu kleinen Scherzen und setzt so seinem Spiel flirrende Lichter auf.

Wunderschön gelingt das Andante, da singen die beiden Flügel. Beim Allegro molto wird’s wieder kraftvoll, ohne das Tempo zu forcieren. Schon nach dieser Sonate ist der Jubel groß und schäumt förmlich auf, als Barenboim die Staatskapelle vor dem ersten Beethoven-Konzert ein „Happy Birthday“ schmettern lässt, das das Publikum freudig mitsingt. Martha wirkt völlig überrascht und strahlt.

Gleich anschließend ist sie als Beethoven-Interpretin zu erleben und setzt sogleich eigene Zeichen. Die perlenden Läufe und akkuraten Triller sind keine Show. Die Tastenlöwin verleiht vielmehr jedem Ton eine eigene Bedeutung. Wie ein fürsorglicher Bruder steht ihr Dirigent Daniel zur Seite und trägt sie mit den Instrumentalisten auf Händen.

Den Anfang macht BeethovensKlavierkonzert Nr. 2 B-Dur“ op. 19, das er vor der Nummer 1 komponierte, die nach der Pause folgt. Der Einfluss Mozarts ist noch deutlich spürbar, und so wirkt sein Orchesterwerk wie die Fortsetzung der Mozart-Sonate. Mit mehr Nachdruck als zuvor spielt Martha Argerichs Linke  nun die Basspartien, bringt aber einen fast zärtlichen Übergang zum fein „ausgesungenen“ Adagio. Argentinisches Temperament versprüht schließlich das Rondo mit dem „Endlos-Triller“, und auch die Applausbekundungen erreichen fast südamerikanisches Niveau. 

Nach der Pause Beethovens „Klavierkonzert Nr. 1 C-Dur op. 15, eigentlich das zweite und dementsprechend mit mehr eigenen Akzenten. Das Allegr0 con brio nimmt die Staatskapelle wörtlich. Mit Schlagwerk und Blech wirkt der Beginn militärisch.

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Martha Argerich von Daniel Barenboim umarmt, Foto Thomas Bartilla

Daniel Barenboim umarmt Martha Argerich. Copyright: Thomas Bartilla

So auftrumpfen möchte Martha nicht und bringt  nach der kraftvollen Kadenz ein schwebendes Largo. Dann das spritzige Rondo, gefolgt vom Allegro scherzando. Kaum ist der letzte Ton verklungen, hält es die Argerich-Fans nicht mehr auf den Sitzen. Heftiges Klatschen, Gequieke, Geschrei und grenzenlose Begeisterung für diese Ausnahme-Leistung. Auch die Kapelle klatscht. Barenboim, den Blumstrauß in der Hand, umarmt Martha. Welch eine wunderbare Geburtstagsfeier!  

Ursula Wiegand

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