WIENER STAATSOPER:”COSI FAN TUTTE” am 16.1.2014
Die dritte der Daponte-Opern war eine echte Leistungsschau des jungen Ensembles. Nachdem Barbara Frittoli mitten in der ersten Aufführung aufgeben musste, sang Caroline Wenborne diesmal von Beginn an. Ihre Stimme hat ein kurzes Vibrato, aber sie verfügt auch über die bei der Fiordiligi oft geforderte Tiefe. Im Spiel wuchert sie charmant und selbstironisch mit ihren Pfunden und so gelingt ihr ein glaubwürdiges Porträt eines etwas überspannten jungen Mädchens. Ihre Schwester war mit jungen Russin Margerita Gritskova besetzt und diese nützte ihre Chance, sich (nach der Rosina) wieder in einer großen Rolle präsentieren zu können. Benjamin Bruns hat sich mittlerweile zu einem veritablen Mozarttenor entwickelt und überzeugt mit schöner Phrasierung und gefälligem Timbre. Auch sein Kollege Alessio Arduini als Guglielmo hat die Chance, sich in einer Hauptrolle zu beweisen und lässt einen beweglichen, schönen Bariton hören.
Die Despina von Sylvia Schwartz ist zwar in den Szenen als Arzt und Notar mit fistelnder Stimme sehr komisch, bei der Arie würde ich mir aber doch eine Stimme wünschen, die mehr Kern hat. Der „alte Philosoph“ war mit Pietro Spagnoli in der Tat auch der Älteste des Ensembles und führte gekonnt und verschmitzt die Regie bei dieser so zynischen Verwechslungskomödie mir dem mehr als fragwürdigen Happy-End.
Patrick Lange am Pult setzt zwar keine Glanzpunkte, hat den Abend aber gut im Griff.
Interessant ist, dass von den Inszenierungen der drei Opern die immerhin bereits zwanzig Jahre alte Cosi am frischesten wirkt und erfreulich ist, dass sich an allen Abenden die jungen Ensemblemitglieder durchaus erfreulich präsentieren. Natürlich ist noch Luft nach oben, aber der Weg führt aufwärts.
Wolfgang Habermann