Ab 12. Juli 2013 in den österreichischen Kinos
THE CALL
USA / 2013
Regie: Brad Anderson
Mit: Halle Berry, Abigail Breslin, Michael Eklund u.a.
Es gibt Filme, die sind überhaupt erst seit dem „Handy“ möglich. Natürlich, Notrufzentralen gab es schon lange, von zu Hause oder der Telefonzelle zu erreichen, und in diese Welt wird man versetzt, weil man in aller Ausführlichkeit die schöne Heldin dieser Geschichte verinnerlichen soll: Halle Berry als Jordan Turner, die als „Operator“ mit voller Anteilnahme an ihrem Platz sitzt, die „911“-Anrufe entgegennimmt und versucht, für jede Katastrophe, die man an sie heranträgt, möglichst schnell eine optimale Lösung zu finden.
Damit schon hier ein Problemknoten geschnürt wird, gibt es gleich die Katastrophe – ein Killer und ein junges Mädchen, das getötet wird, und Jordan gibt sich die Schuld am Geschehen. Man nimmt sie aus dem aktiven Dienst, und – Schnitt – sechs Monate später arbeitet sie als Trainerin.
Und nun kommt das Handy ins Spiel: Der Killer ist offenbar wieder da, hat ein junges Mädchen überfallen, in den Kofferraum seines Autos geworfen – aber diese Casey hat ihr Handy bei sich, wählt den Notruf und gerät an eine hilfslose Anfängerin am Telefon. Wenn nun Jordan selbstverständlich den Fall übernimmt, ist die Geschichte auch von ihrer Seite her enorm aufgeheizt – noch einmal darf sie nicht „versagen“.
Ein Krimi, der längere Zeit nur an zwei Orten spielt, nämlich in der Notrufzentrale und im Kofferraum (nicht sehr angenehm), lebt von den Darstellern – Halle Berry macht ihre Sache exzellent und auch das Opfer, die 15jährige Abigail Breslin (bekannt aus „Little Miss Sunshine“) ist überzeugend in ihrer panischen Angst. Wie spielt man einen Serienkiller? Nun, man möchte diesem (Michael Eklund) nicht im wahren Leben begegnen. (Wobei man das Gefühl hat, dass es in den bedauernswerten USA diese Psychopathen wahrlich nicht nur auf der Filmleinwand, sondern ganz stark im Leben gibt…)
Also: Verzweiflung der Eingeschlossenen und ebenso verzweifelte Versuche, sie mit Hilfe ihres Handys zu orten und ja nicht zu verlieren. Der Killer ist auch nicht schlecht darin, sein Opfer weiter zu transportieren, und die große dramatische Szene ist jene, wo er Caseys Handy findet, mit Jordan spricht, die ihn darauf anredet, zu wissen, wer er ist, worauf er das Handy zerstört und der Kontakt abbricht.
Was nun? Nun beginnt – nach einem in seiner Glaubwürdigkeit spannenden ersten Psychothriller-Teil – das „Kintopp“, wo man in der nun gebotenen Action nicht immer weiß, wie eines zum anderen kommt und sich die Dinge zusammen fügen. Jedenfalls findet Jordan, die von ihrem Arbeitsplatz davonläuft, das Opfer im Keller des Verbrechers und gerät nun selbst ins Fadenkreuz des Killers. Da soll und muss man natürlich mit der Heldin bangen – und hat doch das sichere Gefühl, dass die tapfere Helferin, die man ins Herz geschlossen hat, überleben wird… Die Schlusspointe ist dann eher bescheiden.
„The Call“ von Brad Anderson ist spannender, solange sich der Film mit den Protagonistinnen in ihren „geschlossenen“ Räumen abspielt. Den wilden „Krimi“-Teil glaubt man nicht wirklich. Aber wer sich mit dem Inbegriff einer guten, engagierten, tapferen Heldin begnügt und fasziniert das schöne, seelenvolle, so beteiligte Gesicht der Halle Berry ansieht (das ist nämlich gar nicht wenig), der wird zufrieden sein.
Renate Wagner