Wien/ Cineplexx Landstraße: RUSALKA VON ANTONIN DVORAK-EINE VOKALE HIMMELFAHRT(8.Februar 2014)
Der finale Todeskuss von Rusalka war die vokale Krönung einer Met im Kino-Vorstellung, die diesmal ganz von den stimmlichen Qualitäten geprägt war. Renee Fleming und Piotr Beczala liefern drei Stunden lang eine vokale „Himmelfahrt“. Die Nixe, die sich nach den Menschen sehnt, der Prinz, der leider jedem weiblichen Wesen seine Aufmerksamkeit widmet – sie sind derzeit nicht hochkarätiger zu besetzen. Die US-Amerikanerin mit deutschen „roots“ Rene Fleming besticht durch ihre „irrlichternden“ Höhen, der polnische Tenor Beczala ist genügend lyrisch- heldisch, bietet aber auch die nötige slawische Melancholie auf. Eine Idealbesetzung in jeder Hinsicht. Und auch die Hexe Jezibaba und die Fremde Fürstin übertreffen die aktuelle Wiener Besetzung. Dolora Zajick und Emily Magee (Met-Debüt) verfügen über große, klangschöne Stimmen und passen ideal in die spätromantische Märchen-Inszenierung von Otto Schenk und Günther Schneider-Siemssen, die in den 90er Jahren via London aus Wien nach New York kam. An dieser Export-Regie werden sich wohl die Geister scheiden. Aber ob nach nur 23 Vorstellungen eine Neudeutung a la Bechtolf nötig war, diese Frage scheint mir ohnedies derzeit noch nicht beantwortbar. Die Met spielt offenbar mit großen Erfolg eine Produktion der Marke „Opernmuseum“, die vor allem vokal optimal besetzt sein muss. Und hat mit dem KanadierJohn Releya einen exzellenten Bass-Bariton als Wassermann zur Verfügung. Die drei Nixen – Disella Larusdottir, Renee Tatum und Maya Lahyani-waren ebenso erwähnenswert wie der köstliche Küchenjunge Julie Boulianne. Bleibt zu erwähnen, dass in Punkto Staatsopernorchester der Hauptunterschied zwischen Wien und New York zu liegen scheint. Der junge kanadische Dirigent Yannick Nezet-Seguin holt zwar vom Met-Orchester viel heraus. Aber Dvorak hätte wohl Wien die Palme gereicht.
Peter Dusek