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WINTER’S TALE

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Ab 14. Februar 2014 in den österreichischen Kinos
WINTER’S TALE
USA  /  2014
Drehbuch und Regie: Akiva Goldsman
Mit: Colin Farrell, Russell Crowe, Jessica Brown Findlay, Will Smith, William Hurt, Eva Marie Saint u.a.

Wenn sich ein Held auf ein weißes Pferd schwingt, dieses seine Flügel ausbreitet (!) und mit ihm in den Himmel reitet / fliegt, dann trägt der Mann meist eine silberne Rüstung und man befindet sich in einem Fantasy Film. Das würde man übrigens für ganz „normal“ erachten, dergleichen ist man im Kino gewöhnt.

Winters-Tale-Colin-Farrell

Aber Akiva Goldsman, bisher Drehbuchautor und Produzent, wollte in dem ersten Spielfilm, den er auch inszenierte, mehr. Ein „echtes“ Märchen, das in einer echten Welt spielt – und in der es dennoch Gut und Böse gibt, Magie, Wiedergänger und so rätselhaften Umgang mit dem Tod, wie ihn auch Shakespeare in seinem „Wintermärchen“ pflegt, das sicher nicht von ungefähr auch den Titel dieses Films geliefert hat.

Hauptfigur Peter Lake kommt aus dem Wasser: Als seine Eltern in Ellis Island abgewiesen und zurückgeschickt werden, legen sie das Baby in ein winziges Boot, um wenigstens ihm ein Leben in der Neuen Welt zu ermöglichen. Dann ist er erwachsen, hat die wunderbaren romantischen Augen von Colin Farrell und das tiefe irische Gemüt, das aus ihm leuchtet, und bringt sich in New York von 1916 als begabter Dieb durchs Leben, der den Bösewicht auf den Fersen hat, dem er nicht mehr verpflichtet sein möchte.

Akiva Goldsman hat vor 12 Jahren den wunderbaren Film „A beautiful Mind“ geschrieben und produziert, weiß also, zu welcher Sensibilität und Seelentiefe Russell Crowe fähig ist. Umso faszinierender, dass er hier den Bösewicht Pearly Soames schlechthin spielt, nicht differenziert oder psychologisch begründet, sondern als den Abgesandten des Teufels persönlich: Will Smith lässt sich herab, in ein paar Szenen als cooler Lucifer mit dem ach so herrlich giftigen Soames zu konferieren…

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Als er in das leere Haus eines reichen Mannes (elegant in einer Nebenrolle: William Hurt) am Central Park einsteigt, während die Familie den Sommer im Anwesen am Land verbringt, entdeckt Peter Lake die dort zurück gebliebene Beverly – die schwerkranke Tochter, die nur noch ein paar Wochen zu leben hat. Die Liebesgeschichte der beiden könnte triefend werden, wird aber faszinierend schön gespielt – von Farrell und Jessica Brown Findlay, die man aus „Downtown Abbey“ kennt (jene sympathische Grafentochter, die doch glatt den Chauffeur geheiratet hat).

Wenn die „guten Kräfte“ auch immer wieder das weiße Pferd senden, der Bösewicht ist stärker, Peter Lake kann die Geliebte nicht retten. Dann ist allerdings der beste Teil des Films vorbei, der auch sehr durch die prächtige Ausstattung der vorigen Jahrhundertwende profitiert hat. Aber nach Wunsch von Akiva Goldsman lebt unser Held ja weiter, und nun begegnet man ihm hier und heute – aber da ist die Geschichte (mit Jennifer Connelly als Mutter einer todkranken Tochter) dann weit weniger überzeugender und intensiv.

Was soll’s – allein die beiden männlichen Hauptdarsteller werden schon jeden Kinofreund, der sich für schauspielerische Feinarbeit interessiert, ins Kino locken. Und was das seltsame Märchen betrifft – was hat der Mensch denn dem nüchternen Erdenleben Besseres entgegenzusetzen als seine Phantasie?

Renate Wagner

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