Alle Fotos: Renate Wagner
WIEN / Bank Austria Kunstforum:
SIEGFRIED ANZINGER
Vom 13. Februar 2014 bis zum 27. April 2014
Wider den tierischen Ernst
Bilde Künstler, rede nicht – nach diesem Motto sagte Siegfried Anzinger bei der Pressepräsentation der ihm gewidmeten Ausstellung im Bank Austria Kunstforum nicht viel: Nur dass die Malerei ein eigener Kosmos sei. Er verglich sie mit einer Kugel, die durchs Leben rolle, und der Künstler sei dazu da, sie in Bewegung zu halten: „Es geht nur darum, dass das Sehen lebendig bleibt.“
Von Renate Wagner
Siegfried Anzinger Den 60. Geburtstag des am 25. Februar 1953 im oberösterreichischen Weyer an der Enns (Traunviertel) geborenen Siegfried Anzinger hat die Ausstellung im Bank Austria Kunstforum versäumt – und vielleicht war er selbst auch ein bisschen schuld daran, hat er doch für diese große Personale selbst noch und noch neue Werke geschaffen. Zwei Jahre lang arbeitete er mit dem Kurator Florian Steininger zusammen, um vordringlich „Anzinger heute“ zu bieten. Die „Neuen Wilden“, zu denen Anzinger zählte, als sie sich in den achtziger Jahren formierten (mit ihm Kollegen wie Erwin Bohatsch, Herbert Brandl, Gunter Damisch oder Hubert Schmalix), tobten sich absichtsvoll formlos aus. Der gegenwärtige Anzinger hingegen hat eine Menge zu erzählen.
Der Stilwechsel Keine gewaltigen, expressionistischen Striche mehr. In den Werken, die durchgehend in Leimfarbe gestaltet sind (ein kompliziertes Kunstmittel, das keine Korrektur duldet), ist er vielfach „pastellig“ und gewissermaßen federleicht unterwegs. Sucht man jene Provokation, die man von den „Modernen“ gewohnt ist, findet man sie bei genauerem Hinsehen reichlich auf die Sujets, die allerdings – bei unaufgeregter Betrachtung – meist wunderbar skurril und hintergründig sind.
Religion: parodistisch Natürlich mag es in einem immer noch katholischen Land mancherorts Anstoß erregen, wie locker, gewissermaßen parodistisch Anzinger mit „heiligen“ Themen umgeht – in der „Auferstehung“ fliegt Christus vom geborstenen Kreuz auf irgendeinem Federvieh davon, und auch andere Kreuzigungssujets sind mehr frech als fromm. Seine Nähe zum Comic bezeichnet Anzinger lapidar mit dem Ausdruck „Quatsch malen“. Warum nicht?
Lachen über den Wilden Westen Wider den tierischen Ernst sind auch jene Bilder, in denen er über den Wilden Westen lächelt – Indianer, Marterpfahl, Cowboys, Sombreros, Pferde, dazwischen immer wieder ein bisschen Sex eingestreut, das ist oft wahnsinnig boshaft und absolut witzig. In jedem Bild stecken zahllose Geschichten, man muss sie nur suchen, dann findet man: „Das Sehen lebendig halten“, wie der Künstler meint. Von der freundlichen Fassade darf man sich nicht täuschen lassen. Anzinger ist noch immer „wild“ – aber anders.
Austria Kunstforum: Siegfried Anzinger Bank
Bis 27.4. 2014, täglich von 10 bis19 Uhr, Freitags bis 21 Uhr