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STUTTGART/Musikhochschule: MEISTERKURSE “DIE STIMME MIT ALL IHREN MÖGLICHKEITEN”

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DIE STIMME MIT ALL IHREN MÖGLICHKEITEN

Stuttgarter Meisterkurse für Stimmkunst und Neues Musiktheater in der Musikhochschule vom 17. bis 21. Februar 2014/STUTTGART

Wieder einmal stellten die Dozenten der Stuttgarter Musikhochschule  beim Meisterkurs für Stimmkunst und Neues Musiktheater neue Talente vor.

Die junge Wienerin Laura Rieger (Mezzosopran) brillierte gleich zu Beginn bei George Crumbs “Three early songs”, einfühlsam begleitet von Jens Hamer am Klavier. Stark von der Tonalität kommend, entwickelten sich die harmonischen Querverbindungen hier wie von selbst. Montserrat Sola (Stimme) gefiel bei “Sequenza III” für Frauenstimme von Luciano Berio mit großer gesanglicher Energie. Sprachstrukturen und Semantik moderner Lyrik stachen dabei hervor. Originelle Klänge und eigenwillige sprachliche Formen vermochte die Künstlerin facettenreich zu Gehör zu bringen. Roger Gehrig (Tenor) stellte bei Rezitativ und Arie aus Igor Strawinskys “The Rake’s Progress” einen jungen Bankangestellten dar, dem die finanzielle Situation einfach über den Kopf wächst. Die Barockoper, Mozart, Rossini, Tschaikowsky und die französischen Meister der Lyrique behaupteten sich hier reizvoll. Starke melodische Blutströme vermochte der junge Sänger gut zu bannen. Der Schweizer Christian Zehnder stellte dann Obertonsingen und Naturjodel vor, wobei er das Publikum animierte, aktiv mitzumachen. So gewann man auch Eindrucke vom Workshop. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Workshops “Obertonsingen/Naturjodel” zeigten interessante Ausschnitte aus ihrer Arbeit mit Christian Zehnder. Er selbst präsentierte seine harmonisch vielschichtige Harmonika-Komposition zu Shakespeares Schauspiel “Troilus und Cressida”, die bei den Salzburger Festspielen uraufgeführt wurde. Zuvor hatte die Performerin und Komponistin Elisabeth Kaiser (Stimme) Nickos Harizanos’ “The Bells” for female voice/contra-alto (entstanden 2012) zu virtuosem Leben erweckt. Roger Gehrig (Tenor) vermochte Giacinto Scelsis Nr. XI aus “Canti del Capricorno” pour voix seule starkes Leben zu geben. Das Verlassen des temperierten Systems und die Akzentuierung der Vierteltöne wirkten hier sehr eindrucksvoll. Rhythmische Erregtheit paarte sich dabei mit indischen Einflüssen. Hervorragendes leistete Marie-Pierre Roy (Koloratursopran), die von Stephen Hess (Klavier) sehr beweglich bei der Arie der Ariadne aus Wolfgang Rihms “Dionysos” begleitet wurde. Das Triebhaft-Unkontrollierte bei Rihm und seine postseriellen Konstruktionen wurden auch vom subtil begleitenden Pianisten Stephen Hess auf die Spitze getrieben. “O notte grave” aus “Un re in ascolta” von Luciano Berio beschäftigte sich virtuos mit dem Verlassenwerden von Mann und Frau. Lena Spohn (Mezzosopran) und Marija Skender (Klavier) vermochten die zunehmende Technisierung der Tonsprache gut einzufangen. Ausgezeichnet war auch die expressiv singende Viktoriia Vitrenko (Sopran) bei Mark-Anthony Turnages Duett und Arie aus der Szene “Cafe” aus “Greek”. Es war ein musikalisch aufregendes Frage- und Antwortspiel mit einem in sich zerrissenen Liebespaar, das sich zuletzt trennte. Sie wurde als aufregender Gegenpart ergänzt von Marius Schötz (Bariton) und Marija Skender (Klavier). Die Dozenten des diesjährigen Stuttgarter Meisterkurses für Stimmkunst und Neues Musiktheater 2014 waren Prof. Angelika Luz (vocal arts), Prof. Matthias Hermann (Analyse zeitgenössischer Vokalmusik), Georg Nigl (Wien, Lied und Neues Musiktheater), Bernd Schmitt (szenischer Ausdruck in Neuer Vokalmusik), Prof. Frank Wörner (Neue Vokalmusik) sowie Christian Zehnder (Obertonsingen/Naturjodel).

 Alexander Walther

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