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Foto: Theater Scala
WIEN / Scala:
RAOUL BLEIBT ZUM ESSEN
Nach dem Film von Paul Bartel
für die Bühne adaptiert von Bruno Max
Premiere: 1. April 2014, besucht wurde die Vorstellung am 2. April 2014
Schon wieder Kino auf der Bühne. Diesmal aber nicht irgendeine populäre Komödie, die Millionen eingespielt hat und deren Titel jeder kennt – das wäre für Bruno Max wahrscheinlich zu primitiv. Er ist beim Stöbern in der unendlichen Weite des Films auf Trash-Produzenten Paul Bartel (1938-2000) und auf dessen schräge Komödie „Eating Raoul“ gestoßen (ein Titel, der mit „Raoul bleibt zum Essen“ nur unzureichend übersetzt ist).
Nun, 1982, als der Film entstand und auf die „Swinging“-Epoche der siebziger Jahre mit ihrer totalen sexuellen Freizügigkeit zurückblickte, war er vielleicht lustig und am Ende sogar ein wenig shocking. Heute kann dieses Quentchen schwarzer Humor einen Theaterabend nur unzureichend füllen.
Es geht um ein Pärchen, Paul und Mary Bland, scheinbar herzensgute Leutchen, die sich finanziell kaum durchs Leben bringen und von ihrem Traum, ein Landgasthaus zu eröffnen, um tausende Dollar entfernt sind. Was die beiden zurecht empört, ist die Welt um sie herum – wo alle offenbar genug Geld haben und moralisch so ziemlich wertlos sind. Darum sind sie auch nicht wirklich erschüttert, als sie einen von „denen“ mehr zufällig als absichtlich mit einem kraftvollen Schlag auf den Kopf (die Bratpfanne eignet sich dazu sehr gut) umbringen. Das Geld in der Brieftasche kommt ihnen sehr gelegen…
Was soll man sagen? Es kommt, wie es kommen muss: Die beiden machen aus dem Mord ein Geschäft, kombiniert mit einem peppig-blöden Sexangebot, und selbst als mit Raoul ein wahrer Schurke in ihr Leben tritt (wie er für sie die anfallenden Leichen entsorgt, dass es auch noch lukrativ ist, will man nicht verraten, es dreht einem auch den Magen um), werden die beiden damit fertig. Man wird gewitzt, wenn man dem Leben eine neue Richtung gibt…
Das ist gar nicht so leicht zu realisieren, das Theater kann nicht, was der Film so gut macht, nämlich ganz schnell von einer Szene zur anderen schneiden. Aber Bruno Max, der auch die schnelle und durchaus witzige Bühnenfassung herstellte, ließ sich von Marcus Ganser eine Bühne bauen, in der sich sekundenschnell neue Szenen herbeidrehen lassen. Und weil sich sein vorzügliches Ensemble mit Ausnahme der drei Hauptdarsteller unaufhörlich verwandelt (noch dazu äußerst grotesk) und jeden Blödsinn mitmacht, funktioniert das Ganze so einigermaßen.
Auch weil Paul Bland in Gestalt von Bernie Feit so köstlich seinem Vorbild gleicht (Bartel spielte diese Rolle in seinem Film selbst) und weil Selina Ströbele als seine unschuldsvoll mörderische Frau ein solches Vergnügen ist. Was auch von Philipp Stix zu sagen ist – so sieht ein Latin Lover aus, so spricht er.
Wie gesagt, das alles ist nur bedingt lustig, nicht nur, weil es sich im Grunde dauernd wiederholt und inhaltlich auf der Strecke bleibt, sondern auch, weil die Zeit über solchen Humor hinweggegangen ist. Aber Machart und Gangart des Abends reißen das Ruder herum – man lacht ja doch.
Renate Wagner