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FRANKFURT/ Alte Oper: London Symphony unter VALERY GERGIEV

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Frankfurt: „LONDON S.O. –   VALERY GERGIEV“ 02.04.2014

 In der Alten Oper gastierten  wiederum gern gehörte Gäste das London Symphony Orchestra gab sich unter der Leitung seines Chefdirigenten Valery Gergiev  die Ehre.  Zum Auftakt spielte das englische Ausnahme-Orchester „Les offrandes oubliées“ (Olivier Messiaen). Diese symphonische Méditation beinhaltet den Kreuztod Jesu, den Abstieg in das Reich der Sünde, in die Erlösung verheißende Eucharistie. Gergiev schenkt den komplexen Rhythmen, den elegischen Mittelsätzen dieses relativ sehr kurzen Werkes, mit dem prächtig musizierenden Orchester einen immensen, adäquaten Farbreichtum.

 Der erst 23jährige Daniil Trifonov, Gewinner zahlreicher, internationaler Klavier-Wettbewerbe und bereits Solist aller Weltorchester brillierte mit dem „Klavierkonzert Nr. 2“ von Frédéric Chopin. Groß im Ton, sinnlich aufblühend entfaltet sich der junge Ausnahme-Pianist bereits im ersten Satz Maestoso und entlockt dem Instrument dessen ganze sonore Farbpalette und lässt hier schon die folgende umwerfende Gesamtinterpretation erahnen. Prägnant mit jungendlichem Elan, von großer Autorität meißelt Trifonov die Themen, in nobler Eleganz entspinnt sich das lyrische Larghetto in bittersüßen Kantilenen, bewundernswert die Fähigkeit des blutjungen Künstlers weite, atmende Bögen zu spannen – einfach betörend. Zudem versteht es Daniil Trifonov durch kleine Temposchwankungen Spannung und Entspannung zu erzielen, schenkt dem Allegro vivace dynamische Nuancen, zaubert Atmosphäre, mischt pianistische Couleurs in zarten Tönungen, beeindruckt mit perfekten Differenzierungen. Atemberaubend, einfach meisterhaft! Was dürfen wir von diesem Talent noch erwarten?

In schwebender Schönheit begleitet Gergiev mit dem wunderbar transparent musizierenden Klangkörper den Solisten. Das Publikum einschl. des Rezensenten waren hin und weg und feierte den bescheidenen sich in alle Richtungen verbeugenden Künstler mit Bravostürmen. Trifonov bedankte sich mit zwei Zugaben dem Scherzo aus einer selbst komponierten Sonate sowie dem in technischer Brillanz vorgetragenen Chopin-Walzer in E-dur.

 Den krönenden Abschluss des bemerkenswerten Abends bildete die „Symphonie Nr. 3“ von Alexander Skrjabin, dem russischen „Novatoren“ welcher übernationale Tendenzen vertrat und mit seinen Werken den Anschluss an das Schaffen des Westens suchte. In seinem Drang, die feinsten seelischen Schwingungen und Empfindungen im Kunstwerk zu spiegeln, gelangte der Komponist besonders in diesem Werk mit dem Untertitel „Le divin poéme“ zu mystischer Überromantik. In meisterhafter Versiertheit brachte Valery Gergiev dieses musikalisch ausgeklügelte System von Quartenintervallen bereits im Lento,  divin grandiose zum klingen.

Anmutig wie während eines Waldspaziergangs zwitschern Vögel in den Ästen, der famose Klangapparat erwacht im Lento sublime zum instrumentalen, in Noten gefassten Naturschauspiel. Elegisch, transparent säuseln die Violinen, sinnlich und räumlich konzipiert melden sich die Celli und schließlich in mitreißender Dynamik und bestechend technischer Bravour formieren sich die Blechsegmente. In gigantisch, erregender Polyrhythmik des Gesamtorchesterklangs steuert man schließlich im Jeu divine – Allegro dem brillanten Finale entgegen. Alle Sinne werden bar dieser überirdisch, noblen Eleganz des Musizierstils, auf jede nur denkbare Weise gereizt und versetzen die Zuhörer in einen rauschhaften Zustand der Verzückung, welcher sich sodann in einer Welle heller Begeisterung entlädt.

Gerhard Hoffmann

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