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MÜNSTER/St. Paulus-Dom: EIN DEUTSCHES REQUIEM von Johannes Brahms

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Münster Musica sacra Festival für geistliche Musik

 Eröffnungskonzert im St. Paulus Dom am 12. April 2014: Johannes Brahms „Ein deutsches Requiem“

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Copyright: Musica sacra

Jede grössere Stadt, die etwas auf sich hält, veranstaltet ein Musikfestival, so auch Münster in Westfalen. Obwohl Universitätsstadt  finden die Konzerte des Sinfonieorchesters Münster  zwar im Theater statt, viele Kirchen können aber für Konzerte genutzt werden. In diesen wird nun  zum zweiten Mal das Festival für geistliche Musik „Musica sacra Münster“ veranstaltet. Neben Orchesterkonzerten, Soloabenden, a-capella Chorkonzerten (Tallis Scholars), Orgelkonzerten gibt es Kammermusik, sogar hebräischer Herkunft in der örtlichen Synagoge. Die Eröffnung und zugleich erster Höhepunkt fand am vergangenen Samstag im Sankt Paulus Dom statt, wo unter Leitung von GMD Fabrizio Ventura  aufgeführt wurde von Johannes Brahms „Ein deutsches Requiem nach Worten der heiligen Schrift“ (bekanntlich von Brahms selbst zusammengestellt) für Soli, Chor und Orchester op. 45 – hier natürlich auch mit Orgel. (Christiane Alt-Epping) Als prominente Solisten sangen Christiane  Oelze, Sopran, und Roman Trekel (Bariton).

Im Gegensatz zur lateinischen Totenmesse steht bei Brahms nicht die Drohung des Weltgerichts im Mittelpunkt, sondern die Gewißheit, daß nach den Mühen des Erdenlebens und dem Tod Trost und Auferstehung folgen – Auferstehung, ohne daß Jesus genannt wird!.

Die Hauptrolle in diesem Requiem spielt der Chor, hat er doch in allen sieben Teilen zu singen. Für diese Aufführung traten gleich zwei Chöre – alle Mitglieder singen nebenberuflich – zusammen auf.. Daß sie wie ein einziger Chor von durchaus professionellem Format sich anhörten, ist wohl vor allem der Einstudierung zu verdanken – Elda Laro für den Konzertchor Münster und Martin Henning für den  Philharmonischen Chor Münster – insgesamt ungefähr 150 Sängerinnen und Sänger. Den beiden gebührt dafür allergrößte Anerkennung, ebenso  GMD Fabrizio Ventura für die überlegene und exakte Leitung der Aufführung. Die grosse Anzahl ließ gewaltig erschallen die  f-Stellen etwa im trauermarschähnlichen (im ¾ Takt!) zweiten Teil „Denn alles Fleisch“ mit dem grandiosen „Aber des Herren Wort bleibet in Ewigkeit“ gegen Ende oder im 6. Teil „Tod wo ist dein Stachel“  Ebenso ergreifend wirkten die fast noch schwierigeren pp-Stellen, etwa im fünften Teil „wie einen seine Mutter tröstet“ – dazu noch recht tief zu singen.  Bei den  vielen polyphonen Teilen – als Beispiel sei die Fuge „Der Gerechten Seelen“ im dritten Teil genannt – konnte man  trotz nicht optimaler Akustik im Dom häufig die einzelnen Stimmgruppen gut durchhören auch deshalb, weil die  Tenöre verstärkt durch einige Mitglieder der Gächinger Kantorei (Helmut Rilling) gleich deutlich klangen wie Altstimmen, Soprane und Bässe.

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Mit opernhaft-grosser Stimme gestaltete Roman Trekel seine beiden Soli, besonders eindringlich mit grossem Legato-Bogen im sechsten Teil „Wir werden nicht alle entschlafen“ Mit leuchtendem Sopran bis in grosse Höhen und beweglichen Koloraturen überstrahlte Christiane Oelze bei ihrem Solo „Ihr habt nun Traurigkeit“ den begleitenden Chor.

Das Sinfonieorchester Münster begleitete zuverlässig, schon die Einleitung mit den tiefen Streichern bereitete atmosphärisch den ersten Chor vor, später  klangen Holzbläser und Hörner weich und rund, Trompeten riefen eindringlich zur Auferstehung, die Pauke gab unerbittlich „marcato“ den Marschrhythmus zur Vergänglichkeit menschlichen Strebens vor, alle Instrumenten-Soli zeigten die Qualität des Orchesters. GMD Ventura wählte der Akustik des Doms angemessenen Tempi, konnte aber auch wie z.B. bei „Die Erlöseten des Herrn“ im zweiten Teil  ordentlich steigern.

Als  wie auch zum Ende des ersten Teils die Harfe zur Begleitung des Orchesters das Reqiem ausklingen ließ, kam   nach einer ehrfürchtigen Pause langer Beifall für Solisten, Chor und Orchester und die Chorleiterin und den Chorleiter  auf, obwohl ein Großteil der Zuhörer im völlig gefüllten Dom die ganze Aufführung nur im Stehen oder auf steinigem Fußboden sitzend erleben konnten – ein gelungenes Eröffnungskonzert .

 Sigi Brockmann  14. April 2014

 

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