Ab 25. April 2014 in den österreichischen Kinos
TRANSCENDENCE
USA / 2014
Regie: Wally Pfister
Mit: Johnny Depp, Rebecca Hall, Paul Bettany, Morgan Freeman, Cillian Murphy, Kate Mara u.a.
Gewisse Themen sind auf ewig mit dem Menschsein verbunden – und dazu gehört der Tod, vielmehr die Unerträglichkeit des Gedankens, einmal selbst nicht mehr zu sein: Das quält den Menschen durch seine gesamte Existenz hindurch. Die alten Ägypter wollten den Körper erhalten, aber wir kapieren schon, dass es mit dem Mumifzieren nicht so recht geht, obwohl es immer wieder Millionäre geben soll, die sich einfrieren lassen in der Hoffnung, zurückgeholt zu werden, wenn die Wissenschaft so weit ist…
Von den Fortschritten der Wissenschaft zu träumen, das ist aber SciFi – und in diesem Film geht es darum, wenn schon nicht den Körper, so doch den menschlichen Geist zu erhalten. Eigentlich stirbt Johnny Depp in seiner Rolle als Dr. Will Caster ziemlich bald – der Mann, der den „denkenden, fühlenden Computer“ erfand, wird von Fanatikern ermordet, denen das (zu Recht!) zu weit geht. (Als ob der Weg des Menschen in die Maschine aufzuhalten wäre…)
Im Kino ist vieles möglich – glücklicherweise hat Will eine Frau, die als Wissenschaftlerin genau so ambitioniert und gut ist wie er, und sie schaltet seinen Geist, bevor er stirbt, in den Computer hinein. Nicht fragen, wie sie das macht, das sind natürlich Spielchen. Die Frage ist, wie viel man davon glaubt oder für möglich hält… Verrechnet hat sich hier auf jeden Fall nur Johnny Depp, denn als „Geist“ aus der Maschine gibt seine Rolle gar nichts mehr her. Er mag noch als Starname locken (oder auch nicht, wie das miserable Einspielergebnis des Startwochenendes in den USA zeigte), aber eine darstellerische Herausforderung hat er sich hier nicht geangelt.
Jetzt ist der Geist (und damit gewissermaßen der Mensch) in der Maschine – und was jetzt? Man wird den Eindruck nicht los, dass die Filmemacher von ihrer Ausgangsidee so fasziniert waren, dass sie vergessen haben, weiter zu denken. Wally Pfister, ehemaliger Kameramann, der sich hier erstmals als Regisseur versucht und sich um eindrucksvolle Bilder bemüht, die aber eigentlich nur das Herkömmliche zeigen, kann sich auf kein substanzielles Drehbuch stützten. Einerseits wird Wills engster Mitarbeiter Max (Paul Bettany) von den Computer-Gegnern entführt und ideologisch „umgedreht“, andererseits lebt Wills Witwe Evelyn (die immer so angenehm intelligent wirkende Rebecca Hall) als verlängerter „lebender“ Arm des als Geist schwebender Will, der langsam durchdreht. Da der gute Mann mit dem Internet weltweit vernetzt und natürlich absolut genial ist, verschafft er seiner Frau ein Vermögen, damit sie eine eigene Stadt gründet.
Und da geht dann Science Fiction voll ab, da kann Wills Geist aus der Flasche lebende Menschen zu Supermenschen „verbessern“, sprich halbe Maschinen aus ihnen machen… und alle Fortschrittsängste kulminieren in der üblichen Vision des künstlichen Menschen, der wie ein Roboter agiert und geführt werden kann. Auf einmal gibt es den erhobenen Zeigefinger, das politische Kopfschütteln, die humanitären Bedenken. Alles zurecht – und alles ziemlich ausgelutscht.
Auch holt der Film (Drehbuch: Jack Paglen, auch ein Debutant wie der Regisseur) nichts aus kostbar besetzten Nebenrollen wie Morgan Freeman und Cillian Murphy, und Kate Mara darf aus der Widerstandskämpferin gegen vercomputerisiertes Menschsein gar nichts herausholen.
Spannend oder gar wirklich interessant wird die Sache nie, und das kitschig-menschliche Happyend ist mit der großen Warnung verbunden: Warte nur ab, Mensch, über kurz oder lang machst Du Deine Welt kaputt. Stimmt auch (abgesehen davon, dass der Mensch sich ohnedies über kurz oder lang selbst abschafft…) Könnte aber als vielleicht eines der brennendsten Probleme der Gegenwart wesentlich besser erzählt werden.
Renate Wagner