Quantcast
Channel: KRITIKEN – Online Merker
Viewing all articles
Browse latest Browse all 11208

DRESDEN/Semperoper: 8. KAMMERABEND DER SÄCHSISCHEN STAATSKAPELLE DRESDEN

$
0
0

Dresden / Semperoper: 8. KAMMERABEND DER SÄCHSISCHEN STAATSKAPELLE DRESDEN – 10.7.2014

 Um es gleich vorwegzunehmen, es war ein Abend erlesen dargebotener Kammermusik, bei dem 8 Musikerinnen und Musiker der Sächsischen Staatskapelle Dresden, zusammen mit 3 Gästen, ein gut ausgewogenes Programm auf sehr hohem kammermusikalischem Niveau zu Gehör brachten.

 Da außer für Richard Strauss in diesem Jahr auch noch für zahlreiche andere bedeutende Komponisten ein runder Geburtstag zu feiern ist (oder wäre), erklangen 2 ”Triosonaten” von Carl Philipp Emanuel Bach (1714-1788), Johann Sebastians zweitältestem (überlebenden) Sohn, dessen Ruhm zu Lebzeiten den seines Vaters weit überstrahlte. Selbst Mozart schätzte ihn sehr hoch, vor allem als Lehrer.

 Anlässlich seines 300. Geburtstages (8.3.) erklangen in diesem Kammerabend 2 “Triosonaten” aus seiner Feder in unterschiedlicher Besetzung und besonders schöner Ausführung. Der Begriff “Triosonate” bezieht sich hier nicht auf die Anzahl der Instrumente oder Stimmen, sondern auf die Dreisätzigkeit.

 In dieser kammermusikalischen Besetzung, die klanglich problemlos das Opernhaus füllte, kamen die besonderen Fähigkeiten der Mitglieder der Staatskapelle zum Tragen. Sie spielten lebhaft, ohne zu hasten und berührend, ohne sentimental zu werden, und das bei außergewöhnlicher Klangschönheit immer mit einer Prise Frische, immer in der richtigen Balance zwischen Wohlklang und Ernsthaftigkeit.

 Die “Triosonate in C‑Dur für Flöte, Violine und B.c.”(Wq  147) mit Andreas Kißling, Flöte und Susanne Branny, Violine, hinterließ in einer besonders lebhaften, farbigen und vor allem sehr klangschönen Wiedergabe einen noch stärkeren Eindruck als die vorher musizierte “Triosonate in E-Dur für 2 Flöten und B.c.“(Wq 162) mit Andreas Kißling und Berhard Kury, Flöte. Der Basso continuo (B.c.) wurde hier nur von 1 Cello (Tom Höhnerbach) und Cembalo (Claudia Pätzold) ausgeführt, aber welche Klangfülle, zusammen mit den Soloinstrumenten, und welche Harmonie!

 Es war Kammermusik vom Feinsten. Obwohl nicht auf historischen Instrumenten gespielt wurde (oder vielleicht gerade deshalb) konnten sich diese wunderbare Klangfülle, der schöne Ton und ein so mit Leben erfülltes Musizieren entfalten.

 Bei dem “Phantasy Quartett“ in einem Satz (op. 2) in nicht alltäglicher Besetzung für Oboe, Violine, Viola und Violoncello von Benjamin Britten, der im vergangenen Jahr seinen 100. Geburtstag gefeiert hätte, sind alle Instrumente völlig gleichberechtigt und wurden auch so von der genialen Céline Moinet, Oboe, Susanne Branny, Violine, Michael Horwath, Viola und Daniel Thiele, Cello umgesetzt. Obwohl diese Fantasie von Britten bewusst im Sinne der Wiederbelebung der Alten Musik komponiert wurde, schienen doch auch immer (vorsichtige) Klangexperimente in tonalem Rahmen auf der Basis des traditionellen Quartettmusizierens durchzuklingen, ein unterschwelliges Streben nach neuen Klängen und doch immer wieder Zurückfinden zum herkömmlichen Quartett. Nach tastendem “Einstimmen” spannten die Ausführenden in perfektem Zusammenspiel einen großen musikalischen Bogen um die marschähnlichen Rhythmen der Streicher am Beginn und Ende des Quartetts und den Mittelteil mit seinen „teils sanften gesanglichen Linien, teils virtuosen, wie improvisiert wirkenden Figurenwerk“ (Peter Evans). Das war hohe Kultur des Quartettspiels

 Der Dritte „im Bunde“ des Programmes war Antonin Dvorák, der sich zeitlebens mehr als Slawe denn als Europäer fühlte, auch wenn sich in seinen Werken beide Einflüsse vermischen. Ihn interessierte auch die slawische Folklore sehr, nicht nur die in Böhmen und Mähren, sondern auch in anderen slawischen Ländern. Im 19. Jh. verwendeten die Komponisten in slawischen Ländern gern die ukrainische Dumka als Ausdruck für eine in sich versunkene Gedankenwelt mit wenigen Aufheiterungen. Diese Form mit ihrem Wechsel von langsamen und lebhaften, melancholischen und heitereren, bis übermütigen Abschnitten und entsprechend wechselnden Tempi, Ton- und Taktarten, verarbeitete Dvorák neben mehreren anderen Kompositionen in den “Dumky” für Klaviertrio (op. 90), bestehend aus 6 verschiedenen, untereinander verbundenen, dieser typisch slawischen Tänze.

 Die 3 Ausführenden: Juki Manuela Janke, Violine, Hiroko Kudo, Klavier und Matthias Wilde, Cello, betonten weniger die introvertierte, in sich versunkene Seite der „Dumky“ mit dem auch kraftvollen slawischen Temperament, sondern eine sehr feinsinnige, elegante, sehr angenehm anzuhörende Leichtigkeit. Bei den langsamen Abschnitten, begann das Cello mit warmem, freundlichem Ton zu singen. Es war eine spezielle Lesart aus europäischer (oder japanisch-europäischer?) Sicht in einer Schönheit, der man sich nicht entziehen konnte.

 

Ingrid Gerk

 

Diese Seite drucken


Viewing all articles
Browse latest Browse all 11208


<script src="https://jsc.adskeeper.com/r/s/rssing.com.1596347.js" async> </script>