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MÜNCHEN / Opernfestspiele der Bayerischen Staatsoper: „La Clemenza di Tito“

 

München: Opernfestspiele der Bayerischen Staatsoper: „LA CLEMENZA DI TITO“, 19.07.2014

Für die Mitarbeiter des Künstlerischen Betriebsbüros der Bayerischen Staatsoper bedeuten die diesjährigen Festspiele Schwerstarbeit, so viele kurzfristige Sängerabsagen gab es schon. Auch in dieser Vorstellung von „La Clemenza di Tito“ musste einer der Protagonisten noch am Tag der Aufführung ersetzt werden: Anna Stéphany sprang für die erkrankte Angela Brower als Annio ein und beeindruckte mit ihrem wohlklingenden Mezzosopran und durch eine sehr sensible Rollengestaltung. Die übrigen Sänger waren schon aus der Premierenserie im Februar mit der ästhetisch kühlen, aber schön anzusehenden Inszenierung von Jan Bosse (Bühne: Stéphane Laimé; Kostüme: Viktoria Behr) vertraut. Bosse läßt die Figuren in einem weißen, der Staatsoper nachempfundenen Theaterraum agieren, um die ständige Öffentlichkeit zu symbolisieren, der Politiker wie Titus und die ihn umgebenden Personen ausgesetzt sind. Auch in ihren intimen Gefühlen und privaten Aktionen stehen sie immer unter Beobachtung. So ist denn auch die Figur des Titus, wie Toby Spence sie darstellt, eine schwer greifbare Persönlichkeit, einerseits die unnahbare Lichtgestalt, andererseits ein junger Mann mit spontanen Reaktionen und tiefen Emotionen, dem man am Ende glaubt, Sesto und Vitellia wirklich aus Milde und nicht aus Machtkalkül zu verzeihen. Auch musikalisch überzeugte Toby Spence mit seinem lyrischen, aber dennoch heldisch strahlenden Tenor. Kristīne Opolais‘ Vitellia ist eine machthungrige Frau, die sich kaum persönliche Gefühle erlaubt, sondern alles ihren politischen Zielen unterordnet. Zu dieser Interpretation passt auch ihr kräftiger, klarer Sopran, der in der Höhe manchmal etwas scharf wirkt. Tara Erraught zeigte eine sehr emotionale und berührende Darstellung des Sesto. Sängerisch bewältigte sie die Partie sehr gut, auch wenn es ihrer eher lyrischen Stimme in der Tiefe noch etwas an Volumen fehlt. Hanna-Elisabeth Müller begeisterte als Servilia einmal mehr mit ihrem hellen silbrigen Sopran und ihrer unaufdringlichen, feinen Darstellung. Tareq Nazmi als Publio komplettierte das homogene Solistenensemble. Adam Fischer und das Bayerische Staatsorchester fanden die richtige Mischung aus Tiefgründigkeit, Temperament und Zartheit und waren den Sängern so optimale Begleiter. Besonderer Dank gebührt dem Solo-Klarinettisten Andreas Schablas für seine einerseits virtuose, andererseits sehr einfühlsame Begleitung der Arien Sestos und Vitellias. Man darf sich auf weitere Vorstellungen dieser gelungenen Produktion in der neuen Saison freuen, dann mit Daniel Behle in der Titelrolle.

Gisela Schmöger

 

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