Salzburg Festspiele.: Liederabend DIANA DAMRAU 20.8. 2014
Im Haus für Mozart präsentierte sich die von der New York Times als weltbeste Koloratursängerin bezeichnete Diana Damrau einem großen Festspielpublikum. Das Besondere dieses Recitals war: Damrau ließ sich nicht am Flügel begleiten, sondern hatte den renommierten Soloharfenisten Xavier de Maistre als Partner. Dieser begleitete sie immer harmonisch korrekt, aber da das Instrument oft leiser verhaltener als ein Klavier klingt, passte sich die Damrau in ihrer stimmlichen Emission dieser faktischen Gegebenheit selbstredend an und die beiden stellten somit ein famoses Duo. Bei den Harfenbegleitungen handelte es sich wohl um um Eigenproduktionen Maistres, nur in seinen 2 Solostücken griff er auf Fremdbearbeitungen zurück: In Franz Liszts Le Rossignol auf das Arrangement von Henriette Renié, er spielte das ganz virtuos. Im 2.Teil bei Smetanas Ma Vlast ’Die Moldau’ lag Maistre eine Harfe Solo-Bearbeitung von H.Trnecek vor.
Diana Damrau widmete ihren Liederabend zum größten Teil dem Jahresregenten Richard Strauss und brachte viele seiner bekannten Lieder, wenig Unbekanntes, zu Gehör. In einem abschließendenTeil sang sie 7 Lieder aus Zigeunermelodien op.55 auf Gedichte von Adolf Heyduk von Antonin Dvorak. Zwei Zugaben beschäftigten sich aber wieder mit Strauss, dessen lebenslanges glanzvolles Liedschaffen somit ordentlich gewürdigt wurde. Die ersten drei rückwärts gewandt resignierten Dvorak-Lieder stehen 3 spätere optimistische, die Freiheit preisende, gegenüber, und das mittlere “Als die alte Mutter mich noch lehrte singen” verbindet die beiden Teile und damit auch Vergangenheit mit Gegenwart, was Dvorak kompositorisch splendid zum Ausdruck bringt. Denn im 2.Teil läst eine rauschhafte Harfenbegleitung auch an seine Rusalka denken, wo die Harfe wie oft in der Musik eine konkrete Verbindung zum Wasser hat. Damrau singt das zuerst ganz sorgenverhangen betrübt und zurückgenommen im Timbre, später groß aufjubelnd in den lebenslustig freien Sphären.
An R.Strauss-Vertonungen kommen im 1.Teil so berühmte Lieder wie Du meines Herzens Krönelein op.21,2, Die Verschwiegenen op.10,6, Schlechtes Wetter op.69,5 und Highlights wie Heimliche Aufforderung op.27,3, Befreit op.39,4 und Kling! op.48,3 zu Gehör. Damrau gestaltet sie in äußerst abwechslungsreichen Stimmfarben, moderiert und interpretiert fein, sodass jeder Gefühlsbewegung im stimmlichen Ausdruck, aber er auch in Gestik und Mimik nachgespürt wird.
Besonders der Jubel über Natur, lauschige Gartenabende und Liebesromantik kommen auch bei heute eher vergessenen Dichtern wie Schack, Birnbaum und Mackay herüber, stets von der Harfe angenehm umrauscht. Mit der weitgespannten schwebenden Ruhe des Wiegenliede op.41,1 scheint eine von Arpeggien getragene Melodie die Zeit vollends aufzuheben. Von den Letzten Vier Liedern sind drei von Hermann Hesse gedichtet, und Damrau wählte als Schlusslied Beim Schlafengehen WoO 150,3. Gerade dieses scheint in der farbenprächtigen Orchesterfassung etwas zu üppig geraten, in Xavier Maistres Harfenbearbeitung gewinnt es an Ruhe und Versenkung und wird von Damrau in immenser Innigkeit ihres balsamischen Timbres dargebracht.
Friedeon Rosén