Wien/ Konzerthaus ELINA GARANCA – „MEDITATION“ MIT BETÖRENDEM STIMMKLANG (15.Oktober 2014)
Es beginnt elegisch mit betörendem Stimmklang : Elina Garanca hat eine neue CD bei „Deutsche Grammophon“ unter dem Titel „Meditation“ herausgebracht und präsentiert das Ergebnis nun live bei einer sogenannten „Promotion-Tour“. Auftakt war Graz. 2.Station war Wien. Nun geht’s weiter nach Deutschland. Der Ehemann Karel Mark Chichon ist immer der Dirigent, die Orchester wechseln. In Wien war es gestern das Wiener Kammerorchester, das u.a. mit der Forza-Ouvertüre oder dem Tanz der Stunden aus „La Gioconda“ punktete. Aber das Publikum im ausverkauften Wiener Konzerthaus wollte sich wohl in erster Linie davon überzeugen, ob die 2.Babypause der lettischen Mezzosopranistin gut getan hat. Man kann beruhigen. Elina Garanca gehört zu jenen Stars wie einst Christa Ludwig. Die Garanca- Stimme ist nach der Geburt der zweiten Tochter voller und runder geworden, die Höhe strahlt und kommt mühelos und das Publikum geht entsprechend mit. Nach einer melancholischen „Air“ von Johann Sebastian Bach beginnt Elina Garanca mit Raritäten. „Repentir“ von Charles Gounod und ein Ave Maria des russischen Komponisten Vladimir Vavilov werden mit Legato, mit Summen und Schwelgen in der Mittellage sowie mit pastoser Tiefe vorgetragen. Dann folgt eine Rolle, mit der einst Renata Tebaldi reüssierte. Die Pace-Arie aus „La forza del destino“ von Giuseppe Verdi ist ein Prüfstein für so manchen Sopran – Elina Garanca singt sie perfekt und mühelos, hat sowohl ein Piano-B als ein hochdramatisches H am Ende. Großer Jubel schon zur Pause. Dann trägt die Diva aus Riga wieder eine Rarität vor. In der Donizetti-Oper „Dom Sebastian“, die 1845 in Paris uraufgeführt wurde, gibt es Zayda, die Tochter des Gouverneurs. Elina Garanca singt die Arie der Zayda so hinreißend, dass man mehr aus dieser Oper kennen lernen will. Zuletzt geht es aber unter der temperamentvollen Leitung von Karel Mark Chichon wider um „Ohrwürmer“ aus der Opernwelt.
Mit der Arie der Santuzza macht Elina Garanca auf ihr Rollendebüt in der Mascagni-Oper im kommenden Mai an der Maiänder Scala (mit Jonas Kaufmann) neugierig. Dann explodiert das Publikum bei Bizets Carmen (Zigeuner-Song). Jubel, Trubel, „standing ovations“ und drei Zugaben – eine Zarzuela, Granada und die berührende Szene der Lauretta aus Gianni Schicchi. Elina Garanca ist eine Ausnahme-Sängerin, die Fachgrenzen niederreißt. Und die wie eine einstige Rosenknospe nun voll erblüht ist. Nach dem Konzert signierte die Diva ihre neue CD, auf der noch weitere „Meditationen“ zu finden sind. Und nun geht’s weiter nach Hamburg, Bremen, Frankfurt, Nürnberg, München und Essen. Und Mitte November geht’s nach Luzern wieder zurück nach Wien (18.November 2014, Konzerthaus, Berlioz, La mort de Cleopatra)
Peter Dusek