MÜNCHEN / Bayerisches Staatsballett: „DIE KAMELIENDAME“, 22.11.:
Die Kameliendame-Polina Semionova-Marlon Dino © Charles Tandy 2014
Nach dem gelungenen Debut von Daria Sukhorukova im Oktober gab es am 22.11. eine weitere spannende Neubesetzung: Star-Ballerina Polina Semionova präsentierte sich zum ersten Mal in der Rolle der Marguerite Gautier und zeigte eine sehr emotionale Interpretation der Partie. Zunächst betonte sie die fröhliche, lebenslustige Seite der jungen, von allen verehrten Kameliendame. Später sah man sie verzweifelt um ihre Liebe zu Armand kämpfen. Im Großen und Ganzen war es schon ein ausgefeiltes, differenziertes Rollenportrait; manche zu groß oder zu theatralisch geratene Geste erinnerte einen jedoch daran, dass Semionova zum ersten Mal in dieser Rolle auf der Bühne stand und die Partie doch noch nicht vollständig verinnerlicht hatte. Marlon Dino, sonst ständiger Bühnenpartner von Lucia Lacarra, bot an diesem Abend eine berührende Interpretation des jungen, schwärmerischen Armand, der sich voll in die Liebe zu Marguerite stürzt und am Ende tief traurig über ihren Tod zurück bleibt. Tänzerisch konnten beide Protagonisten voll überzeugen, vor allem die schwierigen Pas de deux gelangen reibungslos. Auch die übrigen Solisten hatten großen Anteil am Erfolg der Vorstellung. Javier Amo zeigte als Gaston viel Eleganz und Virtuosität, Zuzana Zahradníková war eine kokette Prucende. Tigran Mikayelyan und Séverine Ferollier waren als Des Grieux und Manon zunächst ein glamouröses Theaterpaar, konnten am Ende aber auch Enttäuschung und Trauer des unglücklichen Liebespaares überzeugend darstellen. Eine besondere Freude war es, Ivy Amista als Olympia zuzusehen. Besonders ihr Pas de deux mit Armand im dritten Akt hat man in München schon lange nicht mehr so souverän und dynamisch getanzt gesehen. Michael Schmidtsdorff leitete das gut aufgelegte Bayerische Staatsorchester. Wolfgang Manz und Simon Murray waren den Tänzern mit ihrem brillanten aber auch einfühlsamen Klavierspiel eine große Unterstützung. Am Ende lang anhaltender Applaus für alle Beteiligten.
Gisela Schmöger