Bayerische Staatsoper – DIE ZAUBERFLÖTE 09.12.2014
- Märchenstunden -
Mit August Everdings Zauberflöte von 1978 *), in der wahrhaft malerischen Ausstattung von Jürgen Rose, lässt man sich gerne in Opernmärchenzeiten (zurück-) entführen. Demzufolge waren auch sehr viele Kinder im Publikum, obwohl es eine ganz normale (ausverkaufte) Abendvorstellung war. Oh, welch ein Glück, dass vor rund 10 Jahren der Staatsoper das Geld für eine Neuproduktion fehlte und man sich 2004 zu einer Neueinstudierung dieser Prachtinszenierung durch Helmut Lehberger entschloss. Und so läuft sie heute noch!!!
Zur jetzigen Dezemberserie der Bayerischen Staatsoper hatte sich ein hochqualitatives, sehr homogenes Sängerensemble zusammengefunden, angefangen bei den beiden Prachtbässen. Günther Groissböck, ein mit markigem Bass große Autorität ausstrahlender Sarastro ohne je pathetisch zu wirken, und Tareq Nazmi mit samtigerem Timbre als edler Sprecher. Ein bildschöner Märchenprinz mit feurig strahlendem Tenoreinsatz ist Charles Castronovo, so ganz und gar kein Softie-Tamino. Seine Pamina war Hanna-Elisabeth Müller. Ihrem gut entwickelten Sopran (kommt aus dem Opernstudio) fehlt in der Höhe etwas das Liebliche, der Herzenston, wie man ihn von dieser Stimmgattung erwarten, bzw. erwünschen würde; manches Mal neigt sie gar etwas zur Schärfe, als wolle sie morgen schon Jugendlichdramatische werden. Ana Durlovskis zu Beginn etwas unruhiger Stimmeinsatz verschreckt möglicherweise ein wenig, verleiht dieser schönen, bösen (?) Königin der Nacht aber gerade dadurch etwas Hexenhaftes – und alle Extremhöhen kommen glockenklar und rein, was will man mehr.
Ein besonderes – vokales wie optisches – Vergnügen bereiteten die Auftritte der drei entzückenden Damen, jeweils mit sehr schönen Stimmen ausgestattet: Golda Schultz, Tara Erraught und Okka von der Damerau, ganz besonders ihr Gerangel um den schönen Jüngling im ersten Bild. Dessen Nase landete dabei mehrfach in dem einen oder Dekolleté… – Dagegen war das zwar schönstimmige Tölzer Knabentrio wohl recht neu im Einsatz; dafür sprach das gestelzte Spiel und vor allem der musikalisch-technische „Unfall“ in der Pamina-Szene. Als Papageno gab es ein vergnügliches Wiedersehen mit Nikolay Borchev (für den erkrankten Gerhaher), der nach seinen Anfängerzeiten hier in München inzwischen in Wien gelandet ist. In jeder Beziehung süß die Papagena von Maria Celeng (auch wegen ihres goldigen Akzents).
Chor und Restensemble brachten sich engagiert ein und einen Extraspaß bereitete mir die zeitweilige Beobachtung des Dirigenten Dan Ettinger. Zum einen schaut er mit seiner drolligen Teeniefrisur sehr lustig aus (hatte ihn immer schräg von hinten im Blickfeld), zum anderen suggerierte seine Dirigierweise wirklichen Spaß an der Freud‘, welchen er durchaus auf das Orchester und alle Beteiligten übertragen konnte.
D. Zweipfennig
Nochmal am 11. und 14. Dez.
*) 1983 auf Video in der Originalbesetzung aufgenommen und später bei Deutsche Grammophon als DVD neuaufgelegt >