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MANNHEIM: CAVALLERIA RUSTICANA / DER BAJAZZO

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Mannheim: Cavalleria Rusticana/ Der Bajazzo 18.3.2015

 Mit Cavalleria rusticana von Pietro Mascagni und Pagliacci/Der Bajazzo von Ruggero Leoncavalllo kommen in Mannheim die beiden ‘Geschwister -Opern’, die in Italien den sog. Verismo eingeleutet haben, zur Wiederaufführung. Während die frühere ‘Cavalleria’ (etwa ‘Bauern-Kavallerie’) von 1883 eher archaisch-mystisch hintergründig ein Eifersuchtsduell in Sizilien auf einen Dorfplatz setzt, gibt ’Bajazzo’ die Vorstellung eines fahrenden Zirkus’ verknüpft mit einem Eifersuchts-Doppelmord ganz realistisch wieder. Das wurde in den 1980er Jahren von Roland Velte höchst naturalistisch in der Ausstattung  von Wolfgang Gussmann in Szene gesetzt.

Jetzt hat ja das Nationaltheater ja wieder einige veristische (“wahrhafte”) Opern im Repertoire mit La Wally von Catalani und die auch zum Verismo tendierende ‘Fanciulla del west’ von Puccini. Dirigiert wurde das zum Teil wie enthemmt auftrumpfende Orchester von Alexander Soddy, der aber die Musiker auch bei Bedarf zu intensiv leiser Begleitung anstachelte und dabei den großen Apparat im Griff hatte.

 In ‘Cavalleria’ läßt die schlanke brünette Lola der Dorottya Lang, wie alle in schwarzem Osterhabitus, einige schöne Mezzosoprantöne vernehmen. Ein unschlagbarer Alfio ist Jorge Lagunes, In seiner Auftrittsarie ‘Il cavallo scalpita’ hält er sich noch ein wenig zurück, um dann im Ensemble mit Turiddu seinen prachtvoll gemeißelten Bariton herauszustellen, der seinesgleichen sucht. Mamma Lucia gibt Evelyn Krahe mit diskretem Alt, aber doch warmherzig. Michail Agafonov ist Turiddu hat ebenfalls einen warmherzig homogenen Tenor, der die Orchesterwogen aber gut durchdringt. Heike Wessels legt ein klasse Rollendebut als Santuzza vor. Allpräsent schleicht sie im Dorf herum und wirft, sich ihrer Tragik bewußt, gesanglich einen aufblühenden Sopran in die Waagschale.

 In ‘Bajazzo’ sind Sabrina Koch, Velikon Totev und Chi Kyung Kim in Nebenrollen zu hören. Der Chor und der Kinderchor haben faszinierende Auftritte und stellen, wie auch bei ‘Cavalleria’ einen machtvollen Klangkörper dar. Nikola Diskic gibt den Silvio mit gut grundiertem angenehmem Bariton. Beppo David Lee läßt ein schönes Tenor-Ständchen für Nedda erklingen. Den Tonio gibt hier auch Jorge Lagunes mit eindrücklichem Prolog und als Bösewicht mit packender ‘Anmache’ Neddas inclusive Verrat des Liebespaars. Nedda ist auch als Colombina ein reizendes Persönchen in Gestalt von Astrid Kessler, der derzeitigen Mannheimer Lustigen Witwe. Mit z.T.fast kapriziösem Soubrettenton gibt sie die Frau des Canio/Bajazzo und singt auch eine sehnsuchtsvoll gleißende Vogelarie. Die Titelfigur wird von Michail Agafanov durchdrungen und mit seinem ebenmäßig durchgestiltem Tenor  bis zur Gewalttat emphatisch gesungen.                                                                                                                        

 Friedeon Rosén

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