Alle Fotos: Museum Kaiserhaus Baden
NÖ / BADEN / Kaiserhaus:
SCHLOSS WEILBURG IN BADEN:
SYMBOL EINER LIEBE
Vom 25. April 2015 bis 1. November 2015
Als die Weilburg nach Baden kam
Die Heirat war zwar standesgemäß, hatte aber ihre Probleme: Denn als Erzherzog Karl, der Bruder von Kaiser Franz I., Henriette von Nassau-Weilburg ehelichte, nahm er eine deutsche protestantische Prinzessin, die sich weigerte, ihren Glauben abzulegen. Dennoch wurde es eine der glücklichsten Ehen, die es im Hause Habsburg je gab, und anlässlich des 200. Jahrestages dieser Hochzeit widmet das Kaiserhaus in Baden dem Ereignis eine Ausstellung, die das Herz von Nostalgikern nur höher schlagen lassen kann.
Von Heiner Wesemann
Das „Kaiserhaus“ Das zu Recht so genannte „Kaiserhaus“ liegt ganz zentral, am Hauptplatz von Baden, und seit Oktober 2013 wurde es in ein Museum – natürlich zum Thema Habsburg – umgewandelt. Der Bau ging aus dem Besitz der Fürsten Esterhazy 1813 an Kaiser Franz I. über, der sich im Sommer gern in dem (nach wie vor ziemlich idyllischen) Kurstädtchen aufhielt. Später hat Österreichs letzter Kaiser, Karl I. im Ersten Weltkrieg von hier aus sogar die Armee befehligt. Dann kaufte die Stadt Baden 2008 das Haus (von wem eigentlich?), und die erste Schau über „Die Welt der Habsburger“ mit sehr hübschen Figurinen war ein verdienter Erfolg. Nun widmet man sich der Liebesgeschichte von Erzherzog Karl…
Erzherzog Karl Karl (1771-1847) war der dritte Sohn von Kaiser Leopold II., ein Enkel von Maria Theresia, und – wie sein Bruder Johann, der „steirische Prinz“ – als Person und Intellekt um einiges interessanter als sein kaiserlicher Bruder Franz. Adoptiert von seiner Tante Marie Christine und deren Gatten, Albert von Sachsen-Teschen (auf den die Albertina zurück geht), tat er sich vor allem in den Kriegen gegen Napoleon als einer der besten Feldherren hervor, den das Haus Habsburg je hervorgebracht hat. Karl, der vis a vis von Prinz Eugen als Denkmal am Wiener Heldenplatz „reitet“, hatte eine Gattin, die wiederum ihren Platz in der Populärgeschichte fand, weil sie angeblich den ersten Christbaum nach Wien gebracht hat (andere Quellen schreiben dies Fanny Arnstein zu). Nun erfährt man in der Badener Ausstellung mehr Privates über das Paar, das fünf Söhne und zwei Töchter hatte.
Eine „Weilburg“ für Baden Karl heiratete Prinzessin Henriette von Nassau-Weilburg am 17. September 1815 in ihrem Heimatschloß Weilburg, ein 44jähriger, der eine 18jährige freite und damit eine große Liebe besiegelte. Der Wunsch, ihr auch in der neuen Heimat eine „Weilburg“ zu schenken, führte zu einem Grundstückkauf am Fuß des Badener Helenentals, wo dann kein Geringerer als der Paradearchitekt der Epoche, Joseph Kornhäusel, beauftragt wurde, ein Schloß in Stil einer groß angelegten Villa (mit einer Länge von immerhin 190 Metern!) zu errichten, die mit nahezu 200 Räumen große Dimensionen annahm.
Märchenwelt – und modern zugleich Die von der Architekturhistorikerin Dr. Bettina Nezval kuratierte Ausstellung bietet nicht nur ein nachgebautes Modell des Anwesens, sondern auch Kornhäusels Pläne und Originaldokumente zur Entstehung. Die Habsburger waren immer reich, an nichts wurde gespart, die Großzügigkeit des Unternehmens war so bestechend wie seine Modernität (immerhin gab es auch etwas, das man heute als „Swimming Pool“ bezeichnen könnte). Neben vielen Ansichten der immer wieder gemalten Weilburg bekommt man auch erlesene Biedermeier-Möbel zu sehen, desgleichen ein Beispiel der „Pariser Tapete“, die der Erzherzog für das Zimmer der Gattin orderte, damit es genau so aussah wie ihr Mädchenzimmer einst zuhause. Fotos zeigen in vielen Beispielen die Einrichtung dieses klassizistischen Juwels.
Privatgeschichten Die Ausstellung kann auch, und im Katalog ist es dann nachzulesen, auf viel Privates in der Geschichte von Karl und Henriette zurück greifen, so hat man deren Liebesbriefe dekorativ an den Wänden appliziert… Das idyllische Familienleben bei Karl war keine publizistische Lüge des Herrscherhauses, sondern zweifellos echt, wie nicht zuletzt aus vielen Fotos und Dokumenten hervorgeht. Henriette ist hier 1829 gestorben, Karl folgte ihr 1847, der älteste Sohn, Erzherzog Albrecht, erbte das Anwesen und hielt es in Ehren.
Das Ende eines Legende Die Weilburg wurde ein Badener Mythos über den Ersten Weltkrieg, dem Ende der Habsburger, hinaus. Fotos belegen, wie das von den Nationalsozialisten unter Denkmalschutz gestellte Schloß gegen Kriegsende (aus ungeklärter Ursache!) von einem Feuer zerstört wurde. 1965 hat man die Reste gesprengt. Die Auferstehung mit Erinnerung an den Sehnsuchtsort, an glücklichere Zeiten, ist nun im Kaiserhaus zu besichtigen.
Bis 01. November 2015, geöffnet Dienstag bis Sonntag und an Feiertagen von 10 bis 18 Uhr.