Weimar: Lola rennt/Ludger Vollmer 28.6.2015
Der Komponist Ludger Vollmer hat vor zwei Jahren eine Oper “Lola rennt” nach dem gleichnamigen Film von Tom Tykwer vorgelegt. Er bringt für die Musik eigene Kompositionsideen und für den außergewöhnlichen Filmstoff auch eine spezifisch packende Musik ein. Diese ist nach den drei Versuchen gegliedert, in jeweils 20 Minuten ein Problem der Geldbeschaffung zu lösen. Diese 3 Varianten sind in sehr ‘agitatorischen’ Gestalten mit vielen Streicherläufen und dabei – jazzy – an Leonard Bernstein gemahnende Musical- und Opernformen gesetzt. Die zwei langsamen Zwischenteile, in denen Manny und Lola verletzt am Boden liegen sind dagegen wie Litaneien oder am Madrigalmusik erinnernd komponiert. Wenn Vollmer auch schreibt, er bevorzuge diatonale Patterns und habe auch mit durchgängiger Harmonik wenig am Hut, ist es doch ein Werk auf Bernstein-Höhe mit allenfalls Carl Orff-Anklängen dabei. Eine phantastische Szene hat dazu Dissmeyer & Wiehle imaginiert. Gleißende spiegelnde Stäbe kommen geometrisch korrekt herab,und hinten wird der Raum noch einmal wackelnd gespiegelt. Darin der große Chor in heutigen Alltagsdraperien, Lola und Manny vorne sich gegenüber stehend beim Skypen, Lola in rotem Mini und roten Strümpfen, Lederjacke, sehr fokussiert. Zuerst auf der Laufmaschine später quer durch die Chorlinien hindurch. Dazu noch die ‘Bettelszene’ mit ihrem Vater und seiner Tussi, die heraussticht. Dann der Sandler im Einkaufswagen,der sich pathetisch erschießt.
Der Chor wirkt richtig plastisch auf deutsch, auch klanglich gut in diversen sprunghaften Lagen, ambitioniert auch das Orchester unter Marin Hoff. Den Obdachlosen gibt Björn Waag mit hohem Bariton in bis zu schriller Lage. Die Jutta singt Caterina Meier mit perlendem Soprano leggiero und auch aberwitzig hohen Koloraturen. Der Vater ist Sebastian Campione mit gut austariertem galantem Baßbuffo. Den Manni zeichnet Alik Abdukayumov mit tollem Bariton, er kann in Leidenspose für sich einnehmen. Was Heike Porstein für eine Energie für die Lola aufbringt, ist sagenhaft. Ein ganz versatiler Sopran steht ihr dabei feinstimmig zu Verfügung, den sie in glutvoll in ihre Phrasen einbringt.- Heutige Oper, einmal wirklich anders!
Friedeon Rosén