Basel: Stadtcasino – AMG-Konzert mit dem SWR-Sinfonieorchester Baden-Baden und Freiburg und Alexej Gorlatch, Klavier – 30.11.
Die Konzerte der Basler Allgemeinen Musikgesellschaft (AMG) bestechen auch in dieser Saison durch grosse Vielfalt und grosse Namen grossartiger Orchester und Solisten. Heuer waren das SWR-Sinfonieorchester Baden-Baden und Freiburg mit Gastdirigent Nicolas Simon sowie dem jungen, aufstrebenden ukrainischen Pianisten Alexej Gorlatch im grossen Musiksaal des Stadtcasinos Basel zu Gast. Schade, war das Konzert heute eher mässig besucht, parallel dazu fand in der Basler Innenstadt noch der traditionelle Basler Stadtlauf statt. Mit dem heutigen Programm traten Orchester und Pianist bereits am Vorabend in Karlsruhe auf. Der Abend wurde mit Sergej Prokofjews „Ein Sommertag, Kindersuite für Orchester op. 65b“ eröffnet. In den sieben kleinen musikalischen Episoden zeigte das Orchester bereits, was es so drauf hat: Absolute Präzision und Wohlklang pur! Dirigent Simon arbeitete mit dem Orchester sehr feinfühlig die Nuancen der sehr verspielten Suite heraus – sehr expressiv geriet das vierte Stück „Reue“, welches von den ausdrucksstarken Bratschen und Celli dominiert wurde. Ein lindes, charmantes Sommerlüftchen wehte an einem kalten Novemberabend durch den Musiksaal! Der 25-jährige Pianist Alexej Gorlatch wurde mit Beethovens Klavierkonzert Nr. 3, c-Moll, op. 37 am Münchner ARD-Wettbewerb im Jahre 2011 von Jury, Kritik und Publikum gefeiert. Kein Wunder, zog er diesen Trumpf bei seinem Basler Konzert erneut aus dem Ärmel und zog das Publikum mit seinen virtuosen Läufen (nicht nur in der fingerbrecherischen, brillanten Kadenz!) und seiner natürlichen, unverfälschten Gestaltung des Konzertes in seinen Bann. Zusammen mit dem Orchester gelang ein sensibel und differenziert musiziertes Konzert. Dabei blieb der junge Pianist auch in seinem Auftreten immer echt. Er stellte das Werk in den Mittelpunkt – übertriebene Selbstdarstellung und emotionale „Showeinlagen“ gab es nicht. Gorlatchs Emotionalität drückte sich in seinem wunderbaren Spiel durch das Instrument aus. Schwungvoll stieg er nach dem ausdruckstarken zweiten Satz ins Rondo, in welchem er spannende Akzente setzte und mit einer unvergleichlichen Leichtigkeiten die Läufe meisterte. Er konnte sich dabei voll und ganz auf das Orchester und Maestro Simon verlassen, welche dazu beitrugen, dass Orchester und Solist zu einer Einheit verschmolzen und „am selben Strick zogen“. Nach der Pause trumpfte dann das SWR-Sinfonieorchester mit Dvoraks „Sinfonie Nr. 8 G-Dur, op.88“ nochmals so richtig auf. Erneut spielte das Orchester unter Nicolas Simons präzisem Dirigat voller kraftvoller Dynamik, dabei mit vollster Sensibilität in den Piani und starken, jedoch nie zu lauten, Forti. Diese Differenzierung fiel besonders im dritten Satz auf, der durch einige Wechsel zwischen Laut und Leise sowie verschiedenen musikalischen Stimmungen geprägt wird. Im letzten Satz leitete die strahlende Trompete mit der bekannten „Fanfare“ festlich den feurig mitreissend musizierten vierten Satz ein. – Lange anhaltender Jubel für einen wahrlich festlichen Konzertabend!
Michael Hug