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ZÜRICH/ Opernhaus/ festwochen: LOHENGRIN in den Krachledernen

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Zürich: Lohengrin – Festwochen-Aufführung am 11.7. 2015. Lohengrin in den Krachledernen

Eingebettet zwischen eine „Elektra“ (mit Herlitzius) und einen „Capuleti“ (mit DiDonato) gab’s im Opernhaus zum Abschluss der diesjährigen Festwochen noch einen „Lohengrin“ mit Klaus Florian Vogt. Dieser erschien mit einer Beinschiene (Knieverletzung beim Joggen in Bayreuth), aber in blendender Stimmverfassung und überzeugte diesmal auch durch baritonal gefärbte Töne in der Mittellage, sodass nur einzelne Passagen in seinem typischen „weissen“ Tenor etwas „aus dem Rahmen“ fielen. Kündigt sich hier etwa eine Tendenz an, die Stimme für dramatischere Partien „aufzurüsten“? Wie immer sind die Intonation, die Phrasierung und die Musikalität des Sängers auf höchstem Niveau. Alles ist sauber gesungen, nirgends wird gedrückt oder lässt sich Vogt auf geschmackliche Ausrutscher ein. Eine nach wie vor sehr gute Leistung. Ihm zur Seite war Elza van de Heever mit angenehmer jugendlich-dramatischer Stimme eine gute Partnerin. Leider wird die Elsa in der Regie von Andreas Homoki als „Dummchen“ geführt, was bei dieser Partie eh auf die Nerven geht. In der Tat ist Elsa gar nicht „blöd“, sondern eher naiv und gutgläubig. „Zweifel“ darf man ja als Mensch doch durchaus haben…

Die Inspiratorin zum Zweifel war wiederum die souveräne Petra Lang als Ortrud, die in dieser „bayerischen Atmosphäre“ wohl die tonangebende Wirtshaus-Chefin verkörpern sollte. Dabei leuchtet diese krachlederne und Dirndl-Ambiance noch ein, hatte doch die „Bewegung“ seinerzeit im Bürgerbräukeller seinen Anfang genommen. Doch die Akustik des hölzernen Wirtshaus-Saales machte es dem Chor (Einstudierung: Jürg Hämmerli) schwer, sich zu hören und zu koordinieren, sodass die Dirigentin Simone Young alle Hände voll zu tun hatte, die Aufführung auch in dieser Hinsicht gut über die Runden zu bringen. So geriet vieles einfach zu laut und zu grob und der „silbergraue Schimmer“ der Philharmonia wollte sich nicht so richtig entfalten. So wurde es im grossen Ganzen eher eine ordentliche Repertoire- als eine wahre Festaufführung. Die Sänger allerdings gaben sich alle Mühe, das Bestmögliche daraus zu machen. So auch Martin Gantner, dessen Bariton für den Telramund zwar zu hell klingt, der aber ein vorzüglicher Sänger ist und die Verzweiflung und Abhängigkeit von seiner dominanten Frau gut rüber bringen konnte. Recht eindimensional war Michael Kraus als Heerrufer, wogegen der für Christof Fischesser einspringende Günther Groissböck als König Heinrich – hier wohl der Oberförster… – seine ganze Persönlichkeit in die Waagschale warf. Dass allerdings seine Stimme, so imposant sie auch ist und absolut sicher geführt wird, auch Härten aufweist, war nicht zu überhören.

John H. Mueller  

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