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SALZBURG/ Festspiele: IPHIGÉNIE EN TAURIDE –Übernahme von den Pfingstfestspielen

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Salzburger Festspiele:  Iphigenie en Tauride 19.8.2015

Unbenannt
Michael Kraus (Thoas). Foto: Monika Rittershaus

 In einem hinterhofartigen, vom Tageslicht abgeschlossenen Raum sieht man die Diana-Priesterinnen wie ein einem verwirrten Haufen, Kleidungsstücke liegen achtlos herum. Die Hinterwand ist  wie ein großer Kasten geschlossen (Bühne: Christian Fenouillat). Iphigenie Cecilia Bartoli löst sich aus der Gruppe und beklagt ihr Los als Oberpriesterin, die für den Inselregenten Thoas in einem angeblichen Diana-Kult alle hier strandenden Fremdlinge opfern und hinrichten muss. Der Chor der Priesterinnen stimmt in ihre Klagen ein. Thoas, der sich durch einen Orakelspruch mit dem Tod bedroht sieht, wird durch die erneute Festnahme zweier Griechen besänftigt, da dadurch Diana mit neuen Opfern gnädig gestimmt werden soll.

Die Regie Moshe Leiser/Patrice Courier stellt Priesterinnen und Soldaten Thoas’ ganz ausgepicht choreographisch in den Raum, den Opfern werden die Augen verbunden, sie werden geschlagen und voneinander getrennt. Es sind die Freunde Orest und Pylas. Iphigenie, die die beiden als Griechen erkannt hat, will nur einen von ihnen töten und den andren mit einer Nachricht zu Elektra schicken. Für diesen Auftrag fällt ihre Wahl auf Orest, Pylas soll sterben. Orest will aber selber als Sühne für seinen Muttermord unbedingt sterben und es gelingt ihm, die Schwester umzustimmen. Orest wird rituell ausgezogen, das Todesurteil per Halsschnitt kann Iphigenie aber nicht vollziehen, da sie ihren Bruder Orest erkennt. Der auftretende Thoas will ihn und Iphigenie sofort ermorden, wird aber von dem mit einigen Griechen zurückgekehrten Pylas selber erdolcht. Diana, ganz in Gold, verbietet weitere Scharmützel, gestattet den  Griechen die Rückkehr in ihre Heimat.und hebt den atavistischen Kult des Thoas auf.

 Die 1757 in Paris uraufgeführte Opera Tragedie C.W.Glucks ist als Antwort auf die italienische Opera seria sehr knapp gehalten.Es gibt einige Arien der Protagonisten, ein Duett der Freunde, natürlich auch knappe Ensembles und Chöre. Auf Koloraturen verzichtet Gluck weitgehend. Trotzdem hat die Oper einen hohen Intensitätsgrad. Die Begleitung durch I Barocchisti ist  leidenschftlich und vorwärtsdrängend. Diego Fasolis stachelt das Spezial-Barockensemble zu farbigem flexiblem Spiel an, das dadurch  die herbe Handlung immer wie untergründig patiniert.

 Agostino Cavalca hat Röcke , Hosen Pullunder und Kapuzenteile für die Priesterinnen entworfen, sowie Armeejacken und Bomberstiefel für die Soldaten. Auch Cecilia Bartoli tritt derart in Jogginghose auf, während ihr Bruder auch nackt auf einem weißen Tuch kniend gute Figur abgibt.

 Der Chor der Priesterinnen besteht aus 10 Elementen, davon zwei Solisten, die sehr ausdrucksstark und gut intoniert singen (coro della radiotelevisione Svizzera). In Nebenrollen, Minister, ein Skythe, griechische Frau reussieren Walter Testolin, Marco Saccardin und Rosa Bove. Die Diana am Ende wird von der mexikanischen Sopranistin Rebeca Olvera sehr gefühlsecht vorne an der Rampe gesungen, im Hintergrundsvideo sieht man das Meer aufrauschen. Einen äußerst markanten Bariton stellt Michael Kraus als Thoas im Straßenanzug dar. Rolando Villazon gibt den Pylades ganz rollenverliebt und legt alle seine Gefühle in die Freundesrolle, möchte gar für Orest sterben. Sein Tenor ist dabei gut eingestellt und verströmt Charisma. Christopher Maltman ist Orest mit gut durchgebildetem klangstarkem Bariton und Cecilia Bartoli kann ihr leicht herbes Timbre mit großer Wirkung einsetzen. Ihr ruhelos prickelnder,manchmal wie balzender Gesang läßt sie zu einer wahrhaften Heroine werden.                                                     

Friedeon Rosén

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