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ATHEN/ Greek National Opera: LA BOHÈME. „Pariser Künstlerleben“

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Greek National Opera, Athens: La Bohème

Besuchte Vorstellung vom 17. Dezember 2015

 Pariser Künstlerleben

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Copyright: Greek National Opera

Giacomos Puccini Oper „La Bohème“ gehört zu den Klassikern des Repertoires und wird gerade in der Vorweihnachtszeit gerne auf den Spielplan gesetzt. So geschehen auch in Athen, wo die Wiederaufnahme einer Inszenierung von Lina Wertmüller präsentiert wurde. Denkwürdig war die Aufführung – und der Dirigent und künstlerische Direktor Myron Michailidis wies in einer kurzen Rede an das Publikum darauf hin -, weil Puccinis Meisterwerk zum letzten Mal im Olympia Theater gegeben wurde. Ab Herbst 2016 bespielt die Nationaloper ein neues, von Renzo Piano konzipiertes Haus. Die alte Spielstätte weist einige Unzulänglichkeiten auf, dessen Intimität kommt aber andererseits Produktionen wie dieser entgegen.

 Lina Wertmüller versucht sich in ihrer Inszenierung erst gar nicht an einer Neudeutung. Da kommt stattdessen das Pariser Künstlerleben ganz so daher, wie es sich die meisten Opernbesucher vorstellen und wünschen. Die mit Gemälden bestückte Künstlermansarde oder das mit prächtig kostümierten Choristen versehene Café Momus strahlen vertrautes französisches Flair aus. Darin sind die Protagonisten und der Chor gut geführt. Viele Details, wie etwa die liebevoll gezeichnete Nebenrolle des Parpignol, tragen zu einem guten Gesamteindruck bei, der allerdings mehr Überraschungen vertragen hätte. Für das animiert mitgehende Publikum schien es, so möchte man feststellen, ein perfektes Vorweihnachtsvergnügen zu sein.

 Das engagierte Dirigat von Myron Michailidis entlockte dem Orchester Farben und Drive. Nicht pittoresk wie die Inszenierung war die musikalische Gestaltung, sondern auslotend und akzentreich. Insbesondere der 3. und 4. Akt kamen musikdramatisch überzeugend daher. Das Orchester bot eine in allen Gruppen sehr gute Leistung. Der von Agathangelos Georgakatos einstudierte Chor sang solide; gleiches gilt für den von Mata Katsouli einstudierten Kinderchor.

 Bei den Solisten waren es die Herren, die den Ton angaben. Das Quartett der Schöngeister machte durchgehend einen guten Eindruck: Matteo Lippi als Rodolfo mit schlank geführter Stimme und angenehmem Timbre, Mattia Olivieri mit kraftvollem und klangschönem Bariton sowie Akis Laloussis und Tassos Apostolou mit sonoren, beweglichen Stimmen. Beeindruckend war auch die Spielfreude des Quartetts, insbesondere das ungestüme Agieren von Olivieri. Für Elena Kelessidi ist die Zeit als Mimi doch eher vorbei. Es mangelte ihrer Stimme an lyrischer Leichtigkeit und Strahlkraft. Maria Kokka als Musetta bot mit schwacher Mittellage und gestemmten Höhen die schwächste Leistung. Die kleineren Partien waren mit Pavlos Maropoulos als Benoit, Kostas Mavrogenis als Alcindoro und Thanassis Evangelou als Parpignol gut besetzt. Das Publikum bedankte sich mit anhaltendem Beifall.

 Ingo Starz

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