Zürich: Liederabend Mauro Peter – 4.2.2016
Mauro Peter – Ein geborener Lyriker
Mauro Peter. Copyright: Franziska Schrödinger
Mauro Peter, der immer mehr auf sich aufmerksam machende junge Tenor aus Luzern, begeisterte einmal mehr mit seiner wie selbstverständlich fliessenden lyrischen Tenorstimme, wobei der sympathische Sänger immer natürlich wirkt. Mit jugendlicher Frische meistert er die Aufstiege in die Höhe und vermag in der Mittellage sein besonders schönes Timbre zu entfalten. Es ist ein Timbre, wie man es in dieser Qualität heutzutage wenig von Tenören hört. Mauro Peter ist und bleibt – so hoffen wir – auf längere Zeit der lyrische Tenor und wird sich nicht verleiten lassen, auf Stimmstärke zu setzen und dem Drang des Publikums nach lauten, hohen Tönen nachzugeben. Das wollen wir hoffen für den äusserst vielversprechenden jungen Sänger. Mit seinen 28 Jahren hat er mit Talent, Begabung und Fleiss das erreicht, was viele nicht mal in einer langen Karriere zu erreichen vermögen.
Die von ihm gewählte Auswahl an Schubert-Liedern – er hat sie auch auf CD mit Helmut Deutsch am Flügel eingespielt – kann man sich eigentlich nicht „schubert’scher“ vorstellen als bei ihm. Alles wirkt so natürlich und doch so gekonnt. Die Technik ist sicher, die Musikalität gesichert und der Ausdruck spontan und frei. Für einen jungen Schubert-Sänger das absolut Richtige. Kein Tüfteln, kein Hinein-Interpretieren, sondern ehrliches Singen, ohne mit dem Stimm-Material zu protzen. Helmut Deutsch ist ihm am Flügel ein idealer Begleiter: Der Pianist unterstützt ihn, überspielt ihn nicht, drängt ihn auch nicht zu stimmlichen Eskapaden. Das ist einfach fabelhaft, wie Sänger und Pianist hier zusammen musizieren.- “Eingepackt“ in je eine Schubert-Liedgruppe am Anfang und Ende des Konzertabends waren die Lenz-Lieder von Wolfgang Rihm und der Zyklus „Tel jour telle nuit“ von Francis Poulenc. So überzeugend Mauro Peter die Rihm-Lieder gelangen, fabelhaft in der Perfektion des musikalischen Ausdrucks wie in der Auffächerung der psychischen Situation, so musste dem jungen Sänger das spezifisch Französische der Poulenc-Lieder letztlich etwas fremd bleiben. Da waren doch (noch) zu wenig Farben und Nuancierungen von der Sprache her gegeben. Auch kam der Sänger bei ein paar wenigen Stellen an die Grenze seiner Stimme – das wollen wir nicht verhehlen. Mauro Peter aber präsentierte einen vom üblichen Wege erfreulich abweichenden Liederabend; das ist ihm hoch anzurechnen. Ein wunderschönes Zeugnis für einen Sänger der jüngeren Generation! Drei Zugaben „servierte“ der Sänger mit „Witz und Laune“. Wir sind gespannt auf seinen nächsten Liederabend!
John H. Mueller