WIEN / Volksoper: EINE NACHT IN VENEDIG am 21.12.2013
Foto: Barbara Zeininger
Gute Unterhaltung – das ist in diesem Fall kein Wunsch sondern der erfreuliche Eindruck dieser neuen Produktion der Volksoper. Wenn alle Mitwirkenden ihr Handwerk beherrschen kommt es zu diesem Ergebnis, das dem Image der Volksoper als kompetentes „Operettenhaus“ gut tut.
Hinrich Horstkotte – ein deutscher Regisseur mit Humor – schafft es, die etwas verquere Geschichte lustig, augenzwinkernd und ohne irgendwelche Deutungsversuche professionell auf die Bühne zu bringen. Ein entspanntes Verhältnis zu Kitsch und Klamauk ist bei manchen Gags hilfreich – hat man es, dann kann man sich an diesem Abend köstlich unterhalten. Besonders die Hai-Attacken in der Lagune von Venedig sorgten für Situationskomik. Die gute Personenführung – vor allem beim hervorragend klingenden Volksopernchor – sorgte für eine ausgelassene, gute Stimmung, die auch noch von den drei Senatoren – dargestellt von den Vollblutkomödianten Wolfgang Hübsch (Bartolomeo Delacqua), Gerhard Ernst (Stefano Barbaruccio) und Franz Suhrada (Giorgio Testaccio) „die was“ alle Register zogen, kräftig angeheizt wurde.
Eine weitere Voraussetzung für einen vergnüglichen Operettenabend war das sehr gute Volksopernorchester unter der temperamentvollen Leitung von Alfred Eschwè. Bei den beschwingten Klängen von Johann Strauß hörte man deutlich die Freude an dieser Musik.
Gesanglich erlebten wir einen Abend ohne Schwachpunkt. Herausragend empfanden wir die Interpretation des Caramello durch Jörg Schneider. Sein klarer, technisch perfekter Tenor strahlt in allen Lagen unangestrengt und schön klingend; sein komödiantisches Talent und die – trotz seines unhageren Körperbaues – sensationelle Beweglichkeit begeistern.
Vincent Schirrmacher präsentiert einen stimmstarken Herzog Guido – schön gesungen und übermütig geblödelt. Der Makkaronikoch Pappacoda ist bei Roman Martin sowohl gesanglich als auch darstellerisch in guten Händen.
Die weiblichen Hauptrollen waren gegenüber der Premiere teilweise geändert aber gut besetzt. Annina wurde von Anita Götz überzeugend interpretiert. Sie hat einen tragfähigen, schönen Operettensopran, der die schwierige Partie im sogenannten „leichten Genre“ ohne Probleme bewältigt. Claudia Goebl war eine ulkige Ciboletta – ihre Spielfreude war beeindruckend.
Die restlichen Rollen waren wie in der Premiere mit Sera Gösch als Barbara, Regula Rosin als Agricola, Susanne Litschauer als Constantia und Martin Fischerauer als Enrico Piselli gut besetzt.
Wir haben jedenfalls die Entscheidung, nach drei aufwühlend schönen Tristan – Vorstellungen in der Staatsoper einen vergnüglichen Abend in der Volksoper zu verbringen, nicht bereut. Nicht nur wir sind mit einem Lächeln im Gesicht nach Hause gegangen – mehr kann man von einer guten Operettenvorstellung nicht verlangen.
Maria und Johann Jahnas