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ZÜRICH / Opernhaus: LIEDERABEND KRASSIMIRA STOYANOVA. Voce bellissima!

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Opernhaus Zürich: Liederabend Krassimira Stoyanova – 30.3.2016

Voce bellissima!

Die bulgarische Sopranistin Krassimira Stoyanova hat ein unübliches Lied-Programm mit Canzoni von Puccini und Respighi und dem Zyklus „Lieder und Tänze des Todes“ von Mussorgsky präsentiert, das sie mit drei ariosen Gesängen von Rachmaninow beschloss. Ein hervorragend komponierter Abend, wo die sympathische Sängerin von Weltrang, die so ohne Primadonnen-Getue auftritt, ihr grosses Können – denn Kunst kommt von Können – zeigen konnte. Krassimira Stoyanova sang in der ersten Hälfte Lieder, besser gesagt, Canzoni von Puccini und Respighi, die man eigentlich selten an Liederabenden hört. Schade eigentlich, denn sie verlangen den Sängern die ganze Skala an Technik und Können ab. Und die brachte die Stoyanova mit grösster Selbstverständlichkeit ein. Nachdem sie kleine Nervositäten im ersten Lied gemeistert hatte, blühte die Stimme voll auf. Dieses herrliche feminine Timbre, gestützt von einer absolut funktionierenden Technik, das ist es schon wie ein Zurücklehnen, dieser Gesangskunst zuzuhören. Auch die aparten Lieder von Respighi, schon im Klaviersatz mit Debussy-Stil-Elementen angereichert, erklangen bei Frau Stoyanova mit ausladender, doch immer kontrolliertem Stimmeinsatz. Herrlich diese echte Sopranhöhe mit einem Kern und doch immer von Schmelz umhüllt. Das muss ja ein Fest werden, wenn Krassimira Stoyanova in diesem Sommer in Salzburg die Strauss’sche Danae singen wird! – Nach der Pause legte sich die Sopranistin mächtig ins Zeug, wenn man das so salopp sagen darf, und zwar mit dem eigentlich für Männerstimme gedachten Zyklus „Lieder und Tänze des Todes“ von Mussorgsky. Aber wir erinnern uns, dass auch Galina Vischnewskaja mit Mstislav Rostropowitsch am Klavier davon  eine eindrückliche Platten-Aufnahme hinterlassen hat. Nun aber Krassimira Stoyanova, die mit ihrem hervorragenden Flügelmann Ludmil Angelov diesem tiefernsten Zyklus eine bewegende Interpretation angedeihen liess. Den Tod, der hier einmal zynisch, dann wie ein Tröster und dann wieder als letzter Geliebter auftritt, und all die Sterbenden liess die Sängerin zum reinen „Hör-Drama“ werden. Den Bogen über die vier Gesänge konnten die beiden Künstler spannen, ohne je ein Nachlassen der Spannung aufkommen zu lassen. Einfach grossartig! – Zum Abschluss gab‘s dann ein Vollbad in der „Fülle des Wohllauts“, nämlich mit drei Rachmaninow-Liedern, wo man sich der nie ermüdenden Stimmschönheit dieser Künstlerin wahrlich „hingeben“ konnte. Denn diese Stimme strahlt auch eine Sinnlichkeit aus und bleibt immer im Bereich des künstlerischen Geschmacks. Zwei Zugaben gab’s: ein Ständchen von Mussorgsky und ein Lied eines bulgarischen Komponisten. Ein wunderbarer Abend mit einer wahrhaft bedeutenden Künstlerin!

John H. Mueller

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