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TERNITZ/ Stadthalle/ NÖ: LA GIOCONDA – die „Amici“ bieten hohes Niveau

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02.04.2016   Ternitz   „La Gioconda“

Es wäre wünschenswert, wenn man unbescheiden sein will, auch selbstverständlich, dass bei Opernaufführungen an großen Häusern diese Dichte, Qualität und Spannung geboten wird, wie an diesem Abend in der Stadthalle Ternitz. Die „Amici del Belcanto“ haben wieder eine Rarität des Opernrepertoires, Amilcare Ponchiellis „La Gioconda“ zur Aufführung gebracht, eine Leistung, die nicht unterschätzt werden darf, wenn man bedenkt, welches Gejammer die zuvor erwähnten großen Bühnen regelmäßig anstimmen, um größere Subventionen zu erhalten…

Aber zurück zur musikalischen Umsetzung eines Werkes, das unverständlicherweise so selten gespielt wird. Die Konstellation ist eigentlich optimal: Eine Schauergeschichte Victor Hugos, ein routinierter Librettist, Arrigon Boito, und ein – zumindest in seinem Hauptwerk – großartiger Komponist, schufen italienische Oper vom Feinsten, packende Duette, wunderbare Arien, eindrucksvolle Chorszenen ergaben im Verbund mit Künstlern, die das Publikum in kürzester Zeit zu fesseln vermochten, die ideale Voraussetzung für einen gelungenen Opernabend. Das Orchester der Staatsoper von Banska Bystica unter der kundigen Leitung des Dirigenten Marian Vach spielte sehr konzentriert, war stets guter Begleiter der Sänger und zeigte auch im heiklen „Tanz der Stunden“ hohe Qualität. Auch der Chor dieses Opernhauses (Leitung Iveta Popovicova) trug seinen guten Anteil zum Erfolg des Abends bei, anfängliche Unsicherheiten bei kleinen Abstimmungsproblemen mit dem Orchester trübten seine Leistung kaum.

Das hervorragende Sängerensemble war aber natürlich Hauptvoraussetzung für das Gelingen dieser Aufführung. Ponchielli hat seinen Protagonisten viel Kraft und Können abverlangt, alle Ausführenden waren enorm gefordert. Den schwierigsten Part hatte wohl der Bariton Sergey Murzaev als Barnaba zu bewältigen. Mit seiner kraftvollen Stimme, seiner tollen Höhe und seiner Bühnenpräsenz begeisterte er das Publikum vom ersten Takt an. Iano Tamar, bekannt durch viele wunderbare Opernabende an der Staatsoper, beeindruckte als Gioconda, ihr Stimme wirkte in allen Höhenlagen sicher, sowohl in den lyrischen Passagen, als auch in der packenden Arie im letzten Akt konnte sie ihre große Klasse unter Beweis stellen. Elena Zilio war eine ausgezeichnete Cieca, mit ihrem warmen Mezzo sang sie die Rolle der unglücklichen Mutter bestens, man kann nicht glauben, dass sie tatsächlich seit über fünfzig Jahren „im Geschäft“ ist. Gustavo Porta sang den Enzo, eine Rolle, die seinem kräftigen Tenor gut liegt. Mit sicherer Höhe wusste er zu gefallen, auch die dankbare Arie „Cielo e mar“ gelang ihm recht ordentlich. Marianne Cornetti war kurzfristig als Laura eingesprungen und bewies hohe Professionalität, Klasse und viel Einfühlungsvermögen, diese schwierige Partie praktisch aus dem Stegreif zu singen. Ihre mächtige Stimme hätte sie in dieser Halle allerdings – die Akustik spielt da nicht überall optimal mit – etwas zähmen müssen. Duccio dal Monte war ein guter Alvise, mit sonorem Bass füllte er die Rolle des gehörnten Ehemanns bestens aus. Das Ensemble wurde durch den verlässlichen Stefan Tanzer und den Debütanten Gerhard Motsch komplettiert.

Die Künstler wurden mit viel Applaus bedankt, das Publikum war auch nach einer fast vierstündigen Aufführung nicht zu müde für standing ovations. 

Johannes Marksteiner  

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