WIEN/ Theater Akzent – „LA CLEMENZA DI TITO“ am 18.4.2016
Ein schwieriges Stück, dieses vorletzte Werk Mozarts, das sich von der im gleichen Jahr geschriebenen Zauberflöte so gewaltig unterscheidet.
Die Produktion hat zwei verschiedene Besetzungen. Ich hörte die sogenannte erste Besetzung, die sich aber sicher qualitativ nicht unterscheidet.
In der Titelrolle Wonjong Lee, ein junger Tenor aus Südkorea. Eine sehr schöne Stimme, für die Mozartpartie mit schon etwas sehr viel Metall, da geht es sicher bald ins Spintofach. Der junge Künstler hat eine technisch sehr gut sitzende Stimme, ob sie für ein großes Haus ausreichend ist, kann man in diesem Ambiente sehr schlecht beurteilen. Das gilt eigentlich für alle Protagonisten. Andrea Purtic als Sesto zeigte auch gute, schön timbrierte Stimme, sichere Technik und auch großes darstellerisches Potential. Ohne Ermüdungserscheinungen sang sie diese große Partie.. Das gilt auch für Anna Marshaniya als Annio. Sie hat zwar nur zwei große Arien, aber sie ist von der Persönlichkeit sehr überzeugend. Immerhin hat sie bereits einen Vertrag des „Junges Ensemble des ThadW.“ in der Tasche und hat einiges in der Kammeroper zu singen.
Eine Überraschung war für mich Laura Meenen als Vitellia . Diese Rolle gilt zu Recht als eine der schwierigsten, die Mozart geschrieben hat. Dramatische Ausbrüche mit extremer Tiefe und auch gewaltigen Höhen. Sie schaffte alles mit Bravour und hinterließ einen sehr guten Eindruck, die Stimme klingt in allen Lagen schön, ist sicher geführt und ohne Brüche. Brava. Als Servilia lernte man Christina Maria Fercher kennen. Auch sie technisch sehr gut, und auch sehr ambitioniert in der Umsetzung. Eine schöne lyrische Stimme, bei der ich mich allerdings am meisten über das Volumen sorge. Als Publio hörte man den sehr jungen koreanischen Bass Juyoung Kim. Das ist noch alles sehr unfertig, die Stimme klingt schön, aber alles noch sehr schülerhaft und an dem „S“- Fehler sollte er intensiv arbeiten.
Niels Muus, der musikalische Leiter dirigierte das ambitioniert spielende Orchester mit viel Schwung und Freude an der Sache.
Die Inszenierung des Gastes Jacopo Spirei war modern und glaubhaft, es wurde die Geschichte erzählt ohne Hinterfragung und Mätzchen. Die Kostüme und das Bühnenbild waren von der auch gastierenden Agnes Hasun. Eigentlich waren die Kostüme schick und adrett für die Damen, die Einheitsuniformen am Schluss nicht gerade kleidsam. Das einfache und wirkungsvolle Bühnenbild war sehr gut gelungen.
Die Produktionsleitung von Stefanie Kopinits war wie immer hervorragend, sie machte auch die Regieassistenz und auch die Betreuung der Übertitel.
Heute ist noch eine Vorstellung, es zahlt sich aus!
Elena Habermann