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MÜNCHEN / ORGELNACHT im Gasteig

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Johannes Berger / Michael Schöch / Hansjörg Albrecht © musikerlebnis.de

Nun gibt es ja leider viel zu wenige Orgelkonzerte an der großartigen Klaisorgel der Münchner Philharmonie, und dann gleich ein solches Mammut-Programm wie eine „Orgel-Nacht“. Mit einer Dauer von 20:00 bis 23:20 ging das ja noch (ab 19:00 gab’s dazu eine Konzerteinführung mit Orgeldemonstration). Man hatte vorsorglich 2 Programmpunkte kurzfristig gestrichen, dafür gab es zum Schluss noch 2 üppige Zugaben. In der schütter besetzen Philharmonie (*) bekamen die interessierten Zuhörer denn auch einiges geboten. Oberstes Gebot an jeden Organisten, die enorme Klangvielfalt aus diesem herrlichen Instrument via Registrierungskunst herauszukitzeln.

Johannes Berger: Der 26-jährige Oberaudorfer (b. Rosenheim), während seine Studiums in München u. a. Schüler von Franz Lehrndorfer und Prof. Harald Feller und in seinem jugendlichen Alter bereits „Heldenorganist und Kustos“ der größten Freiluft-Orgel der Welt in Kufstein (seit 2009), führte mit dem ersten Konzertteil „Faszination Bach“ in die traditionelle Klangwelt der Kirchenorgel. Erklang sein Präludium und Fuge Es-Dur, BWV 552 mit noch etwas wenig Registrierungsnuancen, so konnte Berger bei den folgenden Stücken (u.a. Bearbeitung von Vivaldis Violinkonzert op. 3 Nr. 5) auch die zarteren Klangmöglichkeiten des Instrumentes demonstrieren. Zuletzt stürzte sich Berger auf Bachs absoluten Schlager, die Toccata und Fuge d-Moll, BWV 565.

Michael Schöch: Der 28-jährige Innsbrucker, absolvierte sein Studium ebenfalls in München und war dort u.a. Schüler von Edgar Krapp (Orgel) und Gerhard Oppitz (Klavier). Schöch hat bergeweise Wettbewerbserfolge vorzuweisen, deren Krönung der Gewinn des ARD-Wettbewerbes Orgel im Jahr 2011 war, der erste 1. Preis in dieser Kategorie seit 40 Jahren. Sein Programm begann mit der Münchner Erstaufführung einer Orgel-Bearbeitung von Carl Orffs „CARMINA BURANA“ von Klaus Uwe Ludwig, was Schöch hübsche Registrierungs-Varianten ermöglichte. Ganz zärtlich zarte, ätherische Klangwelten eröffnete der junge Innsbrucker bei zwei ausgewählten Louis-Vierne-Stücken, während sich die Klais-Orgel bei Charles Widors 6. ORGELSYMPHONIE in allen möglichen schillernden Farben zeigen konnte, dank Schöchs hoher Orgelkunst. Auffällig, wie offenbar ganz lässig Schöch an seinem Instrument sitzt, was man sogar an seiner Rückansicht erkennen kann. Er spielt, als sei das das Natürlichste von der Welt – das sind die wahren, ganz großen Künstler!

Hansjörg Albrecht: Der 41-jährige Sachse, seit 2005 Leiter des Münchner Bachchores, hat als Organist einen ausgeprägten Faible für Wagner-Transkriptionen (u. a.), an dem er in diversen CD-Einspielungen und Konzerten Gleichgesinnte teilhaben lässt (auch zu meiner Freude). Sein Wagnersches „Organ Firework“ – Tannhäuser, Holländer, Tristan, Meistersinger - war zwar um den Parsifal gekürzt worden, dafür berauschte Albrecht sich und das Publikum noch mit E. H. Lemares berühmter Walkürenritt-Transkription, um dann noch einen „Abendstern“ (Tannhäuser) mit auf den Heimweg zu geben. Ich war sehr gespannt, wie Albrecht seinen Wagner auf der Klais-Orgel zum klingen bringen würde, hatte mir doch sein Wagner-Konzert an der Münchner Lukas-Orgel nicht so gefallen wegen des sehr metallischen Klangs jener Orgel. Hier nun konnte Albrecht im warm-freundlichen Grundklang der Klais-Orgel die herrlichsten Klangorgien feiern. Allerdings ging bei zu viel Fortissimo oftmals die klangliche Transparenz verloren; beim  nächsten Mal also besser nicht ganz so starkes fff.

 (*) Viel Schönes also für Freunde der konzertanten Orgelmusik, schade, dass nicht mehr daran teilhatten. Allerdings fand zur gleichen Zeit ein Konzert mit Französischer Orgelmusik in der St. Michaelskirche im Zentrum statt, mit dem Pariser Organisten Jean-Pierre Leguay, das vermutlich einen Teil der Münchner Orgelmusikfreunde angelockt haben wird. Dazu das schöne Dauerwetter, das auch mit Schuld tragen mag an der geringen Besucherzahl, weil sich bei solchem Biergartenwetter offenbar nur wenige zum Spontanbesuch eines Konzertes entschließen. So auch geschehen bei zwei an sich ausverkauften Juli-Konzerten, wo privat feilgebotene Karten kaum absetzbar waren.

DZ

 

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