Quantcast
Channel: KRITIKEN – Online Merker
Viewing all articles
Browse latest Browse all 11208

Opern Air Festspiele GARS : IL BARBIERE DI SIVIGLIA. Premiere

$
0
0

Opern Air Festspiele GARS 2013
“IL BARBIERE DI SIVIGLIA”
Premiere  19.Juli 2013

Sevilla im Waldviertel

 

Keine Frage, es war ein großes Glück für ihn und für Gars, einst diesen Spielort entdeckt zu haben und Wetterglück hatte er gestern auch, der Intendant und Regisseur Karel Drgac, wenn am Abend noch die Schönwetterwolken über Sevilla stehen, während sich in den umliegenden Wäldern schon angenehme Kühle auszubreiten beginnt. In seiner 24.Spielzeit seit 1980 punktet die “Burgarena” mit der ausgezeichneten Akustik und der intimen Nähe der Zuschauer zum Geschehen auf der kleinen Bühne. Das Orchester ist nämlich seitlich situiert und überdacht, die Tribünen schließen direkt an die Bühne an – und die Inszenierungen und Ausstattungen sind charmanter Phantasie und gekonnter Improvisation geschuldet und entwickelten daher immer eine eigene Atmosphäre und Ausstrahlung.

Umso mehr erstaunte die, für die Allgemeinheit so überraschende Mitteilung, dass der Langzeitregent Karel Drgac sich von den Festspielen mit dieser Saison zurückzieht, wenn man einen nicht ganz freiwilligen Rückzug überhaupt so benennen darf. Er attestierte dem Ganzen immerhin die Wirkung eines Schlags in der Art des Mike Tyson – mit einem Glacéhandschuh!

Wüßte ein Opernfreund so auf die Schnelle, wie sich Almaviva und Rosina kennengelernt haben? Während der Overtüre erfahren wir das, wenn bei einem Besuch im Louvre der verliebte Graf und das Mündel des Dr. Bartolo aus Sevilla ganz eilig, was eigentlich? – heute würde man sagen: die Handynummern – austauschen. Steht im Libretto! Zurück in der Stadt der Sevillanos findet Almaviva seine Angebetene in einem von Themistoklis Iioannou und Karel Drgac designten Stadtpalais als weiße Holzkonstruktion hingesprisselt, zweigeschossig, vorne offen mit vielen Spielmöglichkeiten, unter anderem auch gleich zu Erdgeschoß rechts den Laden des in die Handlung eingreifenden Barbieres, das unvermeidliche Stiegenhaus in der Mitte und zu Erster Stock links das verspielte Zimmer der Rosina. Für einen bunten Stilmischmasch an Kostümen war Josef Jelinek zuständig.

Platz ist also genug, auch für eine Menge ständiger Aktivitäten, ob jetzt herumwuselnde Diener oder gar eine Behandlung im Salon Figaros, während Rosine ihre Arie trällert. Da wird ein Glatzkopf wieder mit Haaren versehen, Backenzähne werden gezogen, aber auch ein bissiger Köter soll behandelt werden, letzterer bisshaft dargestellt von Duc-Ali Joujou-Toutou, schon vom Namen her ein Edeldarsteller.

Maestro Jan Parik, schon seit zwei Jahrzehnten dabei, hält das Ganze musikalisch wie immer bestens zusammen, obwohl er, gehandicapt, weil den Darstellern den Rücken zeigend, und dirigiert mit seinen schon bekannten, großen, weißen Ärmelschonern – wegen der besseren Erkennbarkeit auf dem Monitor – das Festspielorchester und den Chor und holt das Optimum an Rossinischem Brio aus beiden heraus, ein Brio gepaart mit böhmischem Klang. Besonders die Ensembles gelingen und finden beim Publikum Anklang.

Terezia Kruzliakova als Rosina

Mit einem winzigen Auto fährt Isaac Galàn Peiro vor, ein stimmlich eloquenter putzmunterer und fescher Figaro aus Zaragoza – Pilar Lorengar war von dort her – und muß dem verliebten Grafen beibringen, wie man an das Mündel herankommt. Der schüchtern wirkende Juraj Holly blüht darstellerisch erst so richtig auf in seinen Verkleidungen, wie auch sein eher noch kleiner und manchmal etwas enger Tenor erst so richtig in der Schlußszene eingesetzt ist. (Allerdings ohne dem berühmten “Cessa di piu resistere”)

Beide Damen mußten indisponiert antreten und wurden angesagt. Trotzdem, Terezia Kruzliakova, die slowakische Rosina zeigte, dass sie mit ihrem aparten Mezzo umgehen konnte. Und optisch war sie wirklich adrett und die Reise von Madrid nach Sevilla wert, was bei den über 500 Straßenkilometern im 18.Jahrhundert in dem so arg staubigen Spanien alleine schon eine Liebeserklärung darstellte. Und Dagmar Zaludkova wäre ohne Indisposition gewiß eine hörenswerte Berta, singt sie doch in Brünn das große jugendlich-dramatische Fach.

Hörbar stimmliche Routine und fachliche Kompetenz für die “italienische Buffomanier” bringen Ivan Tomasev als Basilio und vor allem Jiri Sulzenko als Doktor Bartolo ein. Da hört man schon auch das “Donnern der Kanonen” bei dem einen und das erregte Geplapper des Dottore im Parlandoteil von dessen Arie. Spaß dürften sie alle mit der Produktion gehabt haben, sie übertrugen ihn auch auf das Publikum, dass sich mit großem Applaus verabschiedete und dafür mit einem Feuerwerk belohnt wurde.

Peter Skorepa
Fotos: OpernAir GARS

Diese Seite drucken


Viewing all articles
Browse latest Browse all 11208


<script src="https://jsc.adskeeper.com/r/s/rssing.com.1596347.js" async> </script>