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WIEN / Staatsoper: NORMA

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WIEN / Staatsoper: 
NORMA von Vincenzo Bellini
Konzertante Aufführung
8. Mai 2014 

Eine konzertante  Aufführung in einem Opernhaus ist ein Nonsense. Da setzt man das Orchester auf die Bühne, den Chor dahinter, die Sänger treten auf, wenn sie etwas zu tun haben, stehen da wie die Ölgötzen und singen ins Publikum, hie und da ringt einer die Hände. Als Zuschauer wird man nach zehn Minuten der Nicht-Aktion müde und schaut gar nicht mehr hin. Und fragt sich, warum man sich nicht zuhause eine prächtige CD in den Apparat geschoben hat…

Aber es muss natürlich Ausnahmen geben, für Ausnahmekünstler, vor denen man (= ein Operndirektor) so viel Respekt hat, dass sie die Bedingungen diktieren können, zumal, wenn sie so populär sind, dass sie das Haus ein paar Mal füllen… Wenn sich nun die Diva, für die (und für sie allein!) man eine solche konzertante Aufführung ansetzt,  das Bein bricht (nie wieder würde man wagen, Edita Gruberova „Hals- und Beinbruch“ zu wünschen!), ist das höhere Gewalt und eine halbe Katastrophe. Was tun? Man zieht das sinnlose Unternehmen, das nur ihretwegen aufgestellt wurde, dennoch durch. Um es gleich zu sagen – diese konzertante „Norma“ bescherte drei mühselige Stunden.

Einspringerin Maria Pia Piscitelli ist eine schöne Italienerin (zwei Abendkleider, eines in grün vor der Pause, schwarz danach) mit extrem dunklem Timbre. Das erweist sich in den Duetten mit Adalgisa als wahre Crux, wenn zwei dunkle Stimmen weitgehend ununterscheidbar ineinander verschwimmen, statt dass eine helle und eine dunkle sich verflechten. In der Höhe wird die Stimme von Frau Piscitelli schmal und schrill, die hier gar nicht virtuosen Koloraturen wirken immer angestrengt, der Zauber von „Casta Diva“ stellt sich nicht ein, von den Leidenschaften, die Norma umtreiben, entdeckt man nichts in der Stimme, und im Grunde hat man die ganze Zeit das Gefühl, dass hier am Rande der vorhandenen Möglichkeiten entlang gesungen wird.

Nadia Krasteva (Adalgisa) punktet immer mit ihrer Tiefe, diesmal allerdings gar nicht in den hohen Lagen. Massimo Giordano lag der Pollione so weit gut in der Kehle, er gefiel auch durch sein Engagement (wenn man sich an seinen konzertanten Vorgänger erinnert, der 2007, bei der letzten dieser unnötigen Aufführungsserien, vor demonstrierter Langeweile fast umzufallen schien).

In den Nebenrollen Dan Paul Dumitrescu als Oroveso (sonor) , Simina Ivan als Clotilde (brav),  Carlos Osuna als Flavio (weniger brav). Interessanterweise blickten die Herren intensiv in ihre Klavierauszüge, während alle Damen ohne diese auskamen… Der Chor klang von seinen erhöhten Bühnensitzen, in Frack und Abendkleid, noch machtvoller als üblich.

Hausdebutant Andriy Yurkevych bevorzugte über weite Stellen ein enorm schleppendes Tempo, das er wohl für lyrisch hielt und das nur die Spannungslosigkeit des Gebotenen unterstrich.

Doch Halt: Das Publikum liebte offenbar alles, was es hörte. Der Applaus strafte den Kritiker Lügen. Ist er es, der einen schlechten Abend hatte? Ja, so ist es wohl. Ist es so?

Renate Wagner

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