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WIEN/ Staatsoper: MADAMA BUTTERFLY

WIEN/ Staatsoper: MADAMA BUTTERFLY am 2.3.2020. Der Oma hätte es gefallen…

Der Oma hätte es gefallen. Obwohl sie nicht taub gewesen wäre gegenüber den vokalen Unzulänglichkeiten des Abends. Aber sie liebte die »Butterfly«. Und — sie liebte die Oper im allgemeinen: die wohl höchste musikalische Kunstform…

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Sae Kyung Rim, Valeriia Savinskaia. Foto: Wiener Staatsoper/ Michael Pöhn

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Thomas Prochazka/ www.dermerker.com


FRANKFURT/ Alte Oper: „SOL GABETTA-TSCHECHISCHE PHILHARMONIE-JAKUB HRUSA“

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Copyright: Pro Arte/Awiszus

Frankfurt / Alte Oper: „SOL GABETTA-TSCHECHISCHE PHILHARMONIE-JAKUB HRUSA“ – 03.03.2020

Zur Reihe „Internationale Orchesterkonzerte“ präsentierte Pro Arte im großen Saal der Alten Oper Gastsolisten von hohem Rang mit einer Programm-Auswahl tschechischer Komponisten.

Im Mittelpunkt stand das „Cello-Konzert“ von Antonin Dvorak welches in der letzten Schaffensperiode des Komponisten während seines dreijährigen Amerika-Aufenthalts im Winter 1894/95 entstand.

Eine ausgedehnte Tutti-Einleitung eröffnete den ersten Satz Allegro zu welchem Klarinetten und Streicher den lyrisch-verhaltenen Grundton anstimmten, sequente Steigerungen leiteten zum prächtig aufblühenden Hauptthema, welches von der Solistin Sol Gabetta elegisch herrlich eingefärbt übernommen, im thematisch-variierten Wechselspiel der Holzbläser zum satt-sonoren Ton ihres Cellos in impressionistischer Klang-Formation ausmusiziert wurde. Zu schlanker Tongebung und rhythmischer Konfiguration formte die exzellente Cellistin transparente, gefühlvolle, prächtig ausbalancierte Klangfarben von hinreißender Akkuratesse.

Wunderbare Klangschattierungen zauberte Gabetta mit ihrem Instrument zum betörenden Adagio. In sensibler Weise passte sich Jakub Hrusa mit der äußerst sinnfällig aufspielenden Tschechischen Philharmonie dem süffisanten Musizierstil der Cellistin an, instrumentierte  die orchestralen Soli subtil austariert.

Ausgefeilt, in klanglich tiefgründiger Intensität, zu farbenreichen Tönen voll Herz und Gefühl beleuchtete Sol Gabetta das finale Allegro moderato mit seinen folkloristischen Elementen.

In glühender Expressivität hob die brillante Interpretin die wundervollen Sehnsuchts-Momente des Werkes hervor, kehrte die traumverlorene Romantik bedeutungsvoll nach außen im Kontrast des eruptiven Genesis zu Dvoraks Klangsinnlichkeit.

Mit einem Bravosturm bedankte sich das begeisterte Publikum und Sol Gabetta gewährte eine Zugabe: Elegisch von ihrer Singstimme untermalt erklang „Dolcissimo“ von Peteris Vasks.

Josef Suk (1874-1935) war tschechischer Geiger, Komponist sowie Antonin Dvoraks Schwiegersohn und hinterließ eine große Anzahl symphonischer Werke, Konzerte, Lieder etc. In Bezug zu seinem berühmten Schwiegervater kam heute sein „Scherzo fantastique op. 25“ aus dem Jahre 1903 zur Aufführung. Josef Suk war eine echt böhmische Musikantennatur, eingeschworen auf Dvorak und Brahms und nutzte zunehmend die neueren Mittel seiner Zeit welche sich natürlich in seinem kurzen Scherzo ebenfalls widerspiegeln.

Imposant, agil, mit Esprit, raumergreifender Musizierfreude begegnete das vorzüglich disponierte Orchester unter Hrusas Stabführung dem Werk mit den charakteristisch sämig-schweren Klangformationen, deren weltenlos dunkle Abgründe sich auf faszinierende Weise instrumental lichteten in rhythmisch-tänzerischen Episoden und dynamischer Prachtentfaltung.

Zum Finale boten die tschechischen Gäste die symphonische Rhapsodie „Taras Bulba“ von Leos Janacek in sehr authentischer Interpretation dar. Bulba nach der altrussischen Sage ein tragischer Held, ein Kosakenführer welcher seinen Sohn tötet, als sich dieser in eine schöne Polin verliebt und sein Volk zu verlassen droht. In vortrefflich farbenprächtiger Instrumentation illustrierten die Philharmoniker das dramatisch-leidenschaftliche Musik-Epos in drei Teilen. Samtweiche dunkle Streicher eröffneten das Liebesmotiv um Andrijs Tod  voll Lyrik und Harmonie die Zwiesprache der unglücklich Liebenden, stets von Kampfgetümmel umrahmt. Auch der zweite Sohn verliert sein Leben zur Episode Ostaps Tod  in drei kurzen Orchesterschlägen intoniert, während die Sieger zu wilder Mazurka feiern. Prophezeiung und Taras Bulbas Tod erfuhr eine instrumentale hymnische Apothese von verklärter Schönheit. Vorzüglich formte Jakub Hrusa die plastische Tonsprache Janaceks in ihrer dynamischen Schroffheit mit dem bestens disponierten und akkurat aufspielenden Orchester zu optimaler Klangrhetorik.

Das Publikum war hingerissen und feierte die Gäste lautstark mit großer Begeisterung.

Gerhard Hoffmann

FRANKFURT/ Alte Oper: TSCHECHISCHE PHILHARMONIE (Dvorak, Suk, Janacek). Jakub Hrusa; Sol Gabetta

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Copyright: Awiszus/ Pro Arte

Alte Oper Frankfurt, Konzert am 03. März 2020

 Antonin Dvořák Cellokonzert h-Moll op. 104

Josef Suk Scherzo fantastique op. 25

Leós Janácek Taras Bulba. Rhapsodie für Orchester

 Tschechische Philharmonie
Sol Gabetta Violoncello
Jakub Hrůša Leitung

 Böhmische Klänge in vollendeter Darbietung

Im aktuellen Konzert der Pro Arte Konzertdirektion gastierte die traditionsreiche Tschechische Philharmonie in der Alten Oper Frankfurt. Drei Kompositionen aus Böhmen bildeten das Programm.

Am Beginn erlebten die Zuhörer eine bewegende Aufführung des Cellokonzertes von Antonin Dvorak mit der wunderbaren Sol Gabetta am Cello. Diese Ausnahmekünsterlin ist wahrlich eine Poetin, eine Vokalistin auf ihrem Instrument.

Antonin Dvorak schrieb sein Meisterwerk in den Jahren 1894/1895. Ein Jahr später fand die Uraufführung in London statt.

Bereits im einleitenden Allegro-Teil bewies die Tschechische Philharmonie eindrucksvoll mit unvergleichlich weichem Klang in den Streichern, wie sehr sie in dieser Musik beheimatet ist. Dirigent Jakub Hrůša zelebrierte den ganzen Zauber der Komposition. Jeder Takt, jeder Akzent hatte bei ihm eine große Bedeutung. Unter seiner Leitung war das Orchester hier einmal kein Begleiter sondern ein absolut gleichberechtigter Partner, der wunderbar mit seiner Solistin harmonierte.

Sol Gabetta kennt dieses Werkes hörbar genau. Ihr ganzes Wesen erlebte jede Note mit spürbarer Anteilnahme. Mit großer Sensibilität erklangen ihre kantablen Phrasierungen. Rhythmische Prägnanz und transparente Aufschlüsselung jeder akkordischen Verästelung prägten ihren Cellogesang.

Wunderbar ertönte dann das mit ausgeprägter Natürlichkeit vorgetragene Adagio. Feinste Poesie auf dem Cello in den wärmsten Klangfarben, im Wechselspiel mit den subtilen Farbgebungen der Solo-Klarinette! Dazu in edel schimmerndem Goldglanz die superbe Gruppe der Hörner.

In dem abschließenden Allegro moderato öffnete sich dann der Raum für mitreißende Virtuosität. Mit rhythmischer Raffinesse und höchster Kunstfertigkeit gestalteten Gabetta und Hrůša einen gewaltigen Höhepunkt.  Und Sol Gabetta, zauberte noch einmal mit ihrem Instrument betörende Stimmungen und setzte dann am Schluss ein großes Crescendo an, welches Hrůša übernahm und steigerte. Furios stürmte er sodann in die Schlussakkorde und so entlud sich spontane Begeisterung. Großartig. Das Publikum jubelte!

Sol Gabetta bedankte sich mit einer eigenwilligen Zugabe moderner Handschrift von Peteris Vasks – Dolcissimo, zu der sie auch sensibel intonierte Vokalisen beisteuerte. Berührend.

Die Musik von Dvořáks Schwiegersohn Josef Suk gilt vielen Musikkennern als Geheimtipp. Und doch ist seine Musik in den deutschen Konzertsälen ein immer noch seltener Gast.

Die wohl glücklichsten Jahre im Leben Suks waren jene, in denen das hier musizierte Fantastische Scherzo (1903) entstand. Er hatte 1898 Dvořáks Tochter Otilie („Otylka“) geheiratet, seine große Liebe. Doch als das Fantastische Scherzo am 18. April 1905 am Prager Konservatorium uraufgeführt wurde, war Dvořák bereits tot. Und Otilie hatte nur eine kurze Lebenszeit, so dass sich Suks Leben und seine Musik sich unaufhaltsam änderte. Innerhalb von einem Jahr verlor er den geliebten, verehrten Schwiegervater und seine Frau Otilie. 

Die Bezeichnung „Scherzo“ wird dem Werk nicht unbedingt gerecht, denn es hat auch Elemente, die stellenweise an einen makabren Tanz denken lassen.

In prägnanten Walzer-Rhythmen verbreitet das Werk zunächst einen optimistischen Charakter und bietet Holzbläsern und Streichern vielfache Gelegenheit, zu brillieren. Spannende Schlagzeugeffekte geben der Tondichtung vielerlei Ausdrucksakzente. Später treten schneidige Blechbläser dazu, ehe eine stürmische Coda diese ungewöhnliche und doch so eingängige Komposition beendet.

Jakub Hrůša lies sein fabelhaftes Orchester beherzt aufmusizieren und betonte vor allem die melodischen Elemente. So breitete er die kantablen Streichermelodien wunderbar aus. Herrlich der singende warme Tonfall der Celli, die das große Cantabile immer wieder hinreißend phrasierten. Das Orchester begeisterte und überzeugte wie zuvor auch beim Cellokonzert mit breiter Farbgebung in allen Gruppen. Hier gab es keinerlei Trübungen in der Intonation oder Schärfen in der Artikulation. Das Orchesterspiel hatte Akuratesse und höchste souveräne Klasse. Es war jederzeit zu spüren, wie sehr Hrůša Suks Musik schätzt. Auch hier wurde mit einer besonderen Lebendigkeit eindringlich musiziert. Ein hinreißendes Werk, welches viel öfters auf dem Konzertprogramm stehen sollte!

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Copyright: Awiszus/ Pro Arte

Im Leben der meisten Dirigenten gibt es zentrale Werke, die sie sehr oft interpretieren. In der jungen Weltkarriere von Hrůša taucht in seinen Programmen immer wieder einmal die Rhapsodie für Orchester „Taras Bulba“ von Leós Janácek auf.  Dieses Werk hat Hrusa bereits zahllose Male dirigiert und hat einen prägenden Eindruck bereits in seiner Kindheit hinterlassen.

Janáceks Werk entstand in den Jahren 1915 – 1918 und geht auf eine Romanvorlage von Nikolai Gogol zurück, der hier dem Kosaken Taras Bulba ein musikalisches Denkmal setzte. Der Komponist wählte hierzu drei Teile.

Der erste Teil – „Andrijs Tod” – schildert, wie sich Taras Bulbas Sohn Andrij in eine Polin verliebt, seine Kameraden verrät und von seinem Vater erschossen wird.

Der zweite Teil – „Ostaps Tod” – berichtet, wie Taras Bulbas erstgeborener Sohn vor den Augen des hilflos zusehenden Vaters von den Polen gefoltert und getötet wird.

Im dritten Teil „Prophezeiung und Tod des Taras Bulba” bekennt der von den Polen gefangen genommene und gefolterte Taras Bulba auf dem Scheiterhaufen seinen Glauben an das ewige Russland.

Die Musik von Janácek ist sehr bildhaft und zugleich reicher Ausdruck tiefster seelischer Empfindung. Jakub Hrůša fühlte und lebte die Musik intensiv in größter Hingabe mit der fabelhaft mitgehenden Tschechischen Philharmonie. Delikate Soli von Englischhorn, Oboe und Violine gaben dem ersten Teil berührende Wirkungsmomente.

Die z.T. grellen Farben im Blech im zweiten Teil zeigten immer wieder dem Zuhörer, dass hier kriegerische Handlungen abgebildet werden. Auf den Punkt genau setzten die Schlagzeuger wuchtige Akzente.

Der große Moment dieser so vielschichtigen Komposition kommt dann am Ende, als in den Choralfarben der sehr guten Blechbläser, die Orgel und Glocken der Komposition eine hymnische und völlig überwältigende Wirkung verleihen.

Hrůša und die Tschechische Philharmonie harmonierten prächtig miteinander und setzten alle Energien für dieses Meisterwerk frei. Unfassbar mit welch beschwörender Eindringlichkeit und größter dynamischer Steigerung hier vollendet musiziert wurde. Und so war es vor allem diese intensive Interpretation, die diesem Konzert eine so außergewöhnlichsuggestive Wirkung von großer Erzählkraft gab.

Die Tschechische Philharmonie zeigte eine Leistung, die Weltklasse demonstrierte. Besser kann diese Musik nicht dargeboten werden!

Dazu präsentierte Jakub Hrůša einmal mehr sein überragendes Können als herausragender Dirigent seiner Generation. Ihm gehört die musikalische Zukunft. Mit Sicherheit wird er einer der zentralen Dirigenten der intenationalen Musikwelt in den nächsten Jahrzehnten sein!

Das Publikum zeigte sich begeistert.

Dirk Schauß

 

BERLIN/ Komische Oper: FRÜHLINGSSTÜRME – Operette von Jaromir Weinberger

Jaromir Weinberger: Frühlingsstürme, Komische Oper, Berlin, Vorstellung: 01.03.2020

 (6. Vorstellung seit der Premiere am 25.01.2020)

Nicht nur musikalisches Feuerwerk!

Mit der Ausgrabung und Wiederbelebung von Weinbergers «Frühlingsstürme», der, wie sie beworben wird, letzten Operette der Weimarer Republik, ist Intendant Barrie Kosky ein weiterer grosser Wurf gelungen. Auch wenn es für heutige Ohren keine Ohrwürmer gibt, hat es sie damals gegeben: Aufnahmen einzelner Nummern mit den Stars der Uraufführung, Jarmila Novotna und Richard Tauber, zeugen davon. Die Begegnung mit dem Werk lohnt, nicht weil es die letzte Operette der Weimarer Republik ist, sondern weil Weinberger mit seinem Werk in kreativer Art und Weise Grenzen überschreitet. Die Frühlingsstürme si d, auch wenn nominell als Operette bezeichnet, grosse Oper, Operette und Revue gleichzeitig.

Uraufgeführt am 20. Januar 1933, 10 Tage vor der Machtergreifung der Nationalsozialisten, gespielt am 30. Januar, als die Nationalsozialisten unter den Linden ihren Sieg feierten und am Abend des 27. Februars, als der Reichstag brannte, war dem Stück eines jüdischen Autors und eines jüdischen Librettisten mit jüdischen Künstlern in den Hauptrollen kein langes Leben beschieden. Am 12. März 1933 fand die letzte Aufführung in Berlin statt. Für 1947 sind noch Aufführungen in Ostrava/Mährisch-Ostrau überliefert. Wie so oft, wenn die Operetten nicht zu den Dauerbrennern wie Fledermaus oder Lustige Witwe gehören, ist auch hier die Überlieferungslage schlecht. So schlecht, dass Norbert Biermann für die Rekonstruktion und das bühnenpraktische Arrangement nur einen Klavierauszug und ein paar wenige, zeitgenössische Aufnahmen der Hits zu Verfügung hatte. Puristen rümpfen verständlicherweise die Nase, aber wenn es darum geht das Werk dem Vergessen zu entreissen, nicht zu warten bis in ferner oder fernster Zukunft die Archive das Autograph oder Orchestermaterial ausspucken und es in der laufenden Saison Weinbergers damals weltweit gespielten Meisterwerk «Schwanda» gegenüberzustellen, ist die bühnenpraktische Rekonstruktion sicher der richtige Weg. Und das Resultat zeigt, dass die Frühlingsstürme bei der Komischen Oper und Barrie Kosky in den besten Händen sind.

Die «Frühlingsstürme» bieten in konventionelle Operetten-Rahmen, Krieg und Liebeshändel, eine unheimliche musikalische Vielfalt, die von grosser Oper über klassische Wiener Operette bis hin zu ungarischen Klängen, Jazz und amerkanischer Big Band reicht.

Ausgangspunkt von Koskys Inszenierung ist eine fast bühnenfüllende Wunschkiste (Bühnenbild und Beleuchtung: Klaus Grünberg). Sie enthält nicht nur die Wunschträume der Besucher sondern gleich die ganze Operette. Auf der Drehbühne platziert, ist sie mit ihren beweglichen Flügeln höchst variabel und kann mit ein paar wenigen Versatzstücken für jede Szene eingesetzt werden. Otto Pichler choreographiert die bei der bühnenpraktischen Rekonstruktion auf der Basis von Material Weinbergers entstandenen Tanznummern mit exquisitem stilistischem Geschmack. Kosky gelingt erneut eine gleichermassen werkgerechte wie farbenfrohe, lebendige Umsetzung einer Operette, so wie im Moment nur er das kann. Wo kann man schon echtes Feuerwerk auf der Bühne erleben?

Stefan Kurt spielt einen hervorragenden General Wladimir Katschalow (Sprechrolle). Ein Glanzstück, wie er sich das Warten auf Gräfin Lydia damit vertreibt, die Posen für seinen Heiratsantrag auszuprobieren. Als Lydia Pawlowska brilliert Vera-Lotte Becker mit grosser Bühnenpräsenz. Alma Sadé gibt eine herrlich freche, aufmüpfige Tocher des General Katschalow. Daniel Fokí steht ihr in Sachen Frische und Jugendlichkeit in Nichts nach. Roman Payer als japanischer Generalstabsoffizier wird am Schluss Lydia Pawlowska für sich gewinnen und verkörpert seine Partie mit wunderbar heldischen Tenor. Tino Lindenberg, Luca Schaub, Arne Gottschling, Yannik Heckmann, Martina Borroni und Sacha Goepel ergänzen das hochkarätige Ensemble.

Absolute Empfehlung!

Weitere Aufführungen: 12.03.2020, 28.03.2020, 31.03.2020, 05.04.2020, 10.04.2020, 19.04.2020, 24.06.2020 und 30.06.2020.

04.03.2020, Jan Krobot/Zürich

WIEN/ Staatsoper: MANON von Jules Massenet

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Ailyn Pérez, Jean Francois Borras. Foto: Wiener Staatsoper/ Michael Pöhn

WIEN/ Staatsoper: MANON von Massenet am 3.3.2020

 Bereits zum 52. Mal stand die Produktion von Andrei Serban und Peter Pabst am Spielplan und hat sich recht gut gehalten – wenn man es mit den Videoaufnahmen der Premierenserie vergleicht, in der seinerzeit Anna Netrebko die Titelrolle gesungen hat. Aber auch nach 10+ Jahren muss man feststellen, dass dem Regisseur in punkto Choreographie des Chors absolut nichts eingefallen ist (und diesen – immerhin war er da konsequent – in den Orchestergraben gepfercht hat). Das sinnbefreite Herumgehopse zu Beginn des ersten Aktes erzürnt mich noch immer. Ich halte aber der Produktion zu Gute, dass die Geschichte erzählt wird und die Verlagerung des Geschehens in die 1930er Jahre gut gelungen ist.

Das Staatsopernorchester war in den bewährten Händen von Frédéric Chaslin, der ja schon etliche Serien dieser Oper in Wien dirigiert hat. Das französische Fach – welch Wunder Image may be NSFW.
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😊
– liegt ihm und er war ein sensibler Begleiter der Sänger.

Vor sechs Jahren sprang Jean-Francois Borras als Chevalier Des Grieux erfolgreich ein (seine Partner war damals Patricia Petibon), dieses Mal war er „gesetzt“ und seine Vorstellung war auf jeden Fall der Glanzpunkt des Abends. Neben einer klaren Diktion bringt er auch die Technik mit, die das französische Fach so „besonders“ macht. Sowohl bei den Stellen, die viel Gefühl verlangen, als auch dann, wenn er entsprechend in Richtung „spinto“ gehen musste, war er absolut sicher. Unüberhörbar hatte sich seine Stimme in den letzten Jahren weiterentwickelt und er gehört nach meiner Ansicht aktuell sicherlich zu den führenden Tenören in dieser Rolle.

Zum ersten Mal tritt in dieser Vorstellungsserie die Amerikanerin Ailyn Pérez auf, die schon auf eine erfolgreiche internationale Karriere zurückblickt. Ihre Stärke liegt eher im dramatischen Bereich, bei den lyrischeren Passagen irritiere ein etwas nasaler Ton. Vom schauspielerischen her war sie absolut top. Was etwas verwundert ist, dass – egal welcher Typ eine Darstellerin nun ist – die Sänger in die Kleider der Darstellerinnen der Premierenserie gesteckt werden, ob sie jetzt vom Typ her dafür geeignet sind oder nicht. Die Perücke, die in den Akten vier und fünf von der Manon getragen werden müssen, passt sehr gut zu Anna Netrebko, allerdings so nicht zu Ailyn Pérez… Ebenfalls ein „Opfer“ war auch Svetlina Stoyanova, deren Kleid farblich zu ihrem Typ furchtbar unpassend war. (Ja, ich weiß, das mögen Kleinigkeiten sein, aber wenn man die Produktion schon oft gesehen hat, kann man sich auf sowas auch konzentrieren…)

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Ileana Tonca, Svetlina Stoyanova. Foto: Wiener Staatsoper/ Michael Pöhn

Bleiben wir gleich bei Svetlina Stoyanova (Javotte). Gemeinsam mit der immer jugendlichen Ileana Tonca (Poussette) und der Rollendebütantin Szilvia Vörös (Rosette) war sie ein Teil des liderlichen Frauentrios. Alle sangen und spielten tadellos – und an diesem Abend mussten sie auch nicht alle Blödheiten mitmachen, die ursprünglich von der Regie vorgesehen waren.

Ein eingespieltes Team in dieser Produktion sind Thomas Ebenstein (Guillot de Morfontaine) und Clemens Unterreiner (Brétigny). Sie verstehen sich blind auf der Bühne, haben in all den Jahren die Rollen geprägt und waren ein großes Plus an diesem Abend. Orhan Yildiz als Lescaut war vom Schauspielerischen ebenfalls sehr präsent. Im ersten Akt wirkte er aber überzeugender als gegen Ende des Abends – da fehlte es etwas an Durchschlagskraft.

Sehr überzeugend als Graf Des Grieux empfand ich Jongmin Park. Vielleicht möge ich voreingenommen sein, aber ich mag sein Timbre sehr. Im Vergleich zu seinem Rollenvorgänger Dan Paul Dumitrescu empfinde ich die Stimme ähnlich samtig, allerdings besitzt er mehr Durchschlagskraft.

Thomas Lang hatte den Chor wie gehabt gut vorbereitet.

Der Schlussapplaus war kurz und freundlich, der meiste Beifall ging mit Recht an Jean-Francois Borras, aber auch Ailyn Pérez und Jongmin Park wurden überdurchschnittlich akklamiert.

Eine Anmerkung zum Schluss –

In den letzten 15 Jahren habe ich den Galeriestehplatz noch nie so leer erlebt – von Anfang an schütter besetzt zählte ich nach der zweiten Pause insgesamt 12 Personen (viele Stehplatzbesucher hatten aber schon zuvor die Gelegenheit ergriffen, die vielen freigebliebenen Sitzplätze auf der Galerie zu belegen). Zum Schluss waren die Sitzplätze auf der Galerie Ganzseite leer. Und auch im Parkett taten sich viele Lücken auf (bemerkenswerter Weise war die Vorstellung auch nicht ausverkauft, im mittleren und hochpreisigen Segment konnte man immer noch Karten an der Kassa erwerben). Da dürfte die Angst vor einer Ansteckung mit dem Corona-Virus zugeschlagen haben – mir war das nicht unrecht, ich hatte viel, viel Platz….

Kurt Vlach

Film: LA VÉRITÉ – LEBEN UND LÜGEN LASSEN

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Filmstart: 6. März 2020
LA VÉRITÉ – LEBEN UND LÜGEN LASSEN
La Verité / The Truth / Frankreich, Japan / 2019
Drehbuch und Regie: Hirokazu Kore-eda
Mit: Catherine Deneuve, Juliette Binoche, Ethan Hawke u.w.

Ob es „die Wahrheit“ überhaupt gibt oder ob diese für jeden Menschen anders aussieht – damit setzt sich der japanische Regisseur Hirokazu Kore-eda, der mit dem Film „Shoplifters“ zurecht bekannt wurde (wenn auch der Ruhm nicht an „Parasite“ des koreanischen Kollegen Bong Joon-ho heranreichte), in seinem ersten europäischen Film auseinander.

Der knapp 60jährige Japaner muss große Überzeugungskraft besessen haben, um immerhin Stars wie Catherine Deneuve, Juliette Binoche und Ethan Hawke von seinem Drehbuch überzeugt zu haben, das im Rückblick im Zug der Handlung mehr und mehr „eiert“. Dennoch hat die Deneuve eine der großen Rollen ihres Alters gefunden, denn sie spielt – im Grunde fabelhaft erhalten, die einstige Schönheit bewahrt – das, was sie ist: Die Grande Dame des französischen Films, die in ihrem Landhaus wohnt, von treuen Adlaten umgeben, und nur noch selten vor die Kamera geht. Vor allem aber hat sie, und das ist der Ausgangspunkt des Films, ihre Memoiren geschrieben. Damit schneidet der Regisseur sein erstes Thema an.

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Denn Fabienne Dangeville, so heißt die Diva, stellt sich zu Beginn den ohnedies vorsichtigen Fragen eines Journalisten, und ganz schnell wird klar, dass sie getan hat, was alle tun, nämlich sich und ihre Vergangenheit ganz nach Lust und Laune zu stilisieren – ein öffentliche Person zu sein, ist Selbstdarstellung. Ist das, was man die Umwelt über sich selbst glauben machen will. Und ist die dauernde Selbstbespiegelung des Ego.  Als Seitenkommentar erfährt man, dass einer ihrer Getreuen, der sein Leben lang für sie da war, sie zutiefst verletzt verlässt – sie hat einfach vergessen, seine Existenz in ihrem Buch zu erwähnen…

Das führt auch zu Handlungsstrang Nr.2, denn plötzlich stehen – durchaus nicht zu Fabiennes Freude, wie die Deneuve herrlich klar macht – ihre Tochter, deren Mann und deren kleine Tochter vor der Tür, aus Amerika herüber gekommen, um mit Mama das Erscheinen der Memoiren zu „feier“, aber eigentlich… Die wunderbare Juliette Binoche als Fabiennes Tochter Lumir wirkt leicht verhärmt, und sie ist mit dem Buch nicht glücklich, so vieles scheint ihr falsch (auch dass die Mutter ihren Vater, der irgendwann als Streuner kurz auftaucht, so kaltblütig verleugnet) – und im übrigen hat sie als Tochter viel einzufordern, was als ihr in der Jugend an Liebe und Zuwendung versagt geblieben ist… das ist eine alte Geschichte, diese Wäsche des „Ich bin nicht genug geliebt worden“ (auch als Vorwand fürs eigener Scheitern im Leben) ist vielleicht zu oft gewaschen worden.

Fast interessanter ist der Aspekt von Lumirs Gatten Hank, wo Ethan Hawke etwas Besonderes gelingt: Man muss schon ein sehr guter Schauspieler sein, um klar zu machen, dass man höchstens ein zweit-, drittklassiger amerikanischer Fernsehschauspieler ist, der es auch zu nichts mehr bringen wird und der auch nicht der Klügste ist. Noch etwas, was Lumir (selbst nur eine mäßig erfolgreiche Drehbuchautorin) in den Augen der Mutter herabsetzt…

Hank spricht kein Französisch, hier geht der zweisprachige Film auch ins Englische über, und die kleine Tochter von Lumir und Hank, Charlotte (Clémentine Grenier), ist neben ihrer Mutter die einzige, die beide Sprachen souverän spricht, Französisch mit der Oma (die Englisch nur so weit kann, wie die Franzosen unwillig Englisch sprechen, wenn es nicht anders geht), Englisch mit dem Papa. Im übrigen ist der „Trick“, ein Kind als Katalysator in einer verworrene Familiensituation einzuführen, alt und schwer klischeebehaftet.

Als würde das alles nicht reichen, um verschiedene Lebenshaltungen in ihrer Unvereinbarkeit klar zu machen, fügt der Regisseur eine weitere Ebene hinzu, die die Geschichte eher ins Schwanken bringt. Fabienne erklärt sich bereit, eine Nebenrolle in einem Film zu spielen, fühlt sich selbst nicht wohl dabei, bringt junge Kolleginnen aus der Fassung, deren Positionen dann auch noch eingebracht werden sollen… zu viel, zu viel und auch ohne erkennbaren Sinn und Zweck.

Man ist froh, dass die Tochter mit Familie letztendlich wieder abreist, in ihr mittelmäßiges Leben, und die Star-Oma ein wenig geläutert zurück bleibt, was ein Drehbuch einem Film schuldig ist. Wenn man solche Lösungen auch zu oft schon gesehen hat und Hirokazu Kore-eda hier leider nichts Neues eingefallen ist.

Aber wer wird schon argumentieren, wenn er der großartigen Catherine Deneuve dabei zusehen darf, wie sie eine mittelmäßige Rolle einfach großartig spielt?

Renate Wagner

HAMBURG/ Staatsoper: ALCINA – Demontage einer Zauberin

Georg Friedrich Händel: Alcina, Staatsoper Hamburg, Vorstellung: 03.03.2020

 (31. Vorstellung seit der Premiere am 24.02.2002, 3. Vorstellung seit der Wiederaufnahme am 23.02.2020)

Demontage einer Zauberin

Hebt sich der Vorhang, so erblickt der Zuschauer das «signature»-Element des Regisseurs Christof Loy, die Inneneinrichtung einer gutbürgerlichen Wohnung in einem Gründerzeitbau (Bühnenbild und Kostüme: Herbert Murauer). Hier ist dies der Palast Alcinas, der sich im Verlauf immer stärker auflöst, so wie die Protagonistin immer mehr demontiert wird. Die Choreografie der Tänzer hat Beate Vollack besorgt.

Das Philharmonische Staatsorchester Hamburg spielt unter Christopher Moulds einen wunderbar in allen Farben leuchtenden, saftigen, knackigen Händel.

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Bildergebnis für hamburg alcina

Foto: Hans Jörg Michel

Star des Abends ist zweifelsohne Julia Lezhneva als Morgana. Auch wenn ihre Stimme für das grosse Hamburger Haus fast zu klein ist, überzeugt sie mit der stupenden Technik und grossen Wärme ihrer Stimme. Layla Claire, eingesprungen für Hulkar Sabirova, steht als Alcina ihrer Bühnen-Schwester in Nichts nach. Katarina Bradić gibt einen ausgesprochen noblen, wohlklingenden Bradamante. Ihr Begleiter Melisso wird von Nicolay Borchev mit ausgesprochen hellem Bariton gesungen. Hier wäre wohl eine dunkle Stimme passender gewesen. Maite Beaumont verkörpert die Zerrissenheit des Ruggiero in grandioser Art und Weise. Narea Son als Oberto, Fabio Trümpy als Oronte und Marcus Supplit ergänzen das in jeder Hinsicht überzeugende Ensemble.

Prädikat: Hervorragend.

Zum letzten Mal: 07.03.2020, 18.30

14.07.2020, Jan Krobot/Zürich

WIEN/ Altes Rathaus: STIPENDIATENKONZERT DES WIENER WAGNER-VERBANDES

Konzert im Alten Rathaus von Wien: Stipendiatenkonzert des Wiener Wagner-Verbandes (3. 3. 2020)

Im Bank Austria-Saal des Alten Rathauses von Wien fand am 3. 3. 2020 ein höchst anspruchsvolles Konzert der Stipendiaten des Richard Wagner-Verbandes Wien statt. Ehrengast war Kammersängerin Olivera Miljaković, eine der berühmtesten und erfolgreichsten Stars der Wiener Staatsoper, die sich nach dem Konzert über die hohe Qualität der Stipendiaten höchst erfreut zeigte.

Die Begrüßung der Zuschauerinnen und Zuschauer des Konzerts nahm Marcus Haimerl, Vorstandsmitglied des Wiener Wagner-Verbandes, vor, die Vorstellung der Stipendiaten erfolgte durch Magdalena Hoisbauer, die zurzeit Dramaturgin an der Wiener Volksoper ist.

Schon zu Beginn des Konzerts wurden die Besucher mit Wagner-Musik erfreut: Rebecca Blanz sang mit kräftiger Sopranstimme die Hallenarie aus seiner Oper „Tannhäuser“. Im Verlauf des Abends gab sie noch zwei Lieder zum Besten: Abschied von Carl Terzio Druml und Das irdische Leben von Gustav Mahler, wobei sie stets von Stella Marie Lorenz am Klavier begleitet wurde. Es war schade, dass ihre Stimme im kleinen Saal zu scharf klang.

Zwischen den Gesangsdarbietungen erfreute Leo Herzog mit seinem Akkordeon die Konzertbesucher: zuerst mit der Sonate F-Moll K19 von Domenico Scarlatti, nach der Pause mit Der Winter, op.8, RV 297 (1. Satz) aus den Vier Jahreszeiten von Antonio Vivaldi. Eine weitere Abwechslung war der südkoreanische Bariton Seho Chang, der zuerst das Lied A mellow phantom von Carl Terzio Druml und nach der Pause die Arie O du, mein holder Abendstern aus Wagners Oper „Tannhäuser“ sang, begleitet von Daniel Strahilevitz am Klavier.

Wieder sehr gut bei Stimme zeigte sich die Sopranistin Beata Beck, die ebenfalls zwei Auftritte hatte: Vom jungen, in Bozen geborenen Komponisten Manuel Zwerger sang sie das Lied Nacht wird lang sich nicht erhellen und dazu die schwierige koloraturträchtige Arie der Zerbinetta Großmächtige Prinzessin aus der Oper „Ariadne auf Naxos“ von Richard Strauss. Beide Male sehr einfühlsam begleitet vom Pianisten Stefan Donner.

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Die belgische Sopranistin Anne-Sophie Sevens wurde am Klavier von Daniel Strahilevitz begleitet (Foto: Michaela Haimerl)

Als ein Gewinn für den Abend erwies sich auch die belgische Sopranistin Anne-Sophie Sevens, die im ersten Teil des Abends aus Wagners Oper „Lohengrin“ die Arie Einsam in trüben Tagen und nach der Pause aus Gustav Mahlers Des Knaben Wunderhorn das Lied Wo die schönen Trompeten blasen zum Besten gab. Ihr ausdrucksstarker Vortrag zeigte, dass sie bereits eine längere internationale Bühnenerfahrung aufweist. Auch sie wurde von Daniel Strahilevitz begleitet, der danach Mozarts 2. Klaviersonate in F-Dur (Adagio und Presto) spielte.

Für einen gesanglichen Höhepunkt des ersten Teils des Konzerts sorgte noch der in Villach geborene Tenor Hans-Jörg Gaugelhofer mit der Arie Horch, die Lerche singt im Hain aus Otto Nicolais Oper „Die lustigen Weiber von Windsor“, die er – am Klavier begleitet von Anton Brezinka – mit strahlender Stimme eindrucksvoll vortrug.

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Calon Danner sang zwei Wagner-Lieder, am Klavier Anton Brezinka (Foto: Michaela Haimerl)

Nach der Pause spielte der Pianist Stefan Donner Drei Romanzen von Clara Schumann, ehe der Tenor Calon Danner zwei Lieder von Richard Wagner auf köstliche Art zum Besten gab: Dors, mon enfant (WWV 53) und Mignonne (WWV 57), beide Male von Anton Brezinka souverän am Klavier begleitet.

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Die Pianistin Yasuyo Segawa spielt nur mit der linken Hand (Foto: Michaela Haimerl)

Für einen musikalischen Hochgenuss sorgte die japanische Pianistin Yasuyo Segawa mit dem Miserere aus Verdis Oper „Il trovatore“.  Nach einem schweren Unfall spielt sie auf den Tasten des Klaviers nur mit der linken Hand! Und das mit einer Meisterschaft, die bewundernswert ist.

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Isabella Kuëss, am Klavier: Daniel Strahilevitz (Foto: Michaela Haimerl)

Die Wiener Sopranistin Isabella Kuëss, die gleichfalls von Daniel Strahilevitz exzellent am Klavier begleitet wurde, gedachte zuerst des 250. Geburtstags Ludwig van Beethovens mit der Arie Abscheulicher, wo eilst du hin? aus seiner Oper „Fidelio“, ehe sie schließlich mit der Arie Johohoe! Traft Ihr das Schiff im Meere an? aus Richard Wagners Oper „Der fliegende Holländer“ mit ihrem dramatischen Sopran für einen  „wagnerwürdigen“ Abschluss des Stipendiatenkonzerts des Wagner-Verbandes Wien sorgte.   

Alle Interpreten wurden vom Publikum nach ihren Darbietungen mit starkem Beifall belohnt und am Schluss mit lang anhaltendem Applaus bedacht.   

     Udo Pacolt


DRESDEN/ Semperoper: „DIE GROSSHERZOGIN VON GEROLSTEIN“ VON JAQUES OFFENBACH

 

 

Dresden / Semperoper:  „DIE GROSSHERZOGIN VON GEROLSTEIN“ VON JAQUES OFFENBACH MIT ANNE SCHWANEWILMS IN DER TITELROLLE 3.3.2020

2019 war der 200. Geburtstag von Jaques Offenbach. Jetzt hatten in Dresden gleich zwei seiner Operetten innerhalb kürzester Zeit Premiere, am 28.2.2020 „Die Banditen“ in der Staatsoperette und tags darauf (29.2.) in der Semperoper „Die Großherzogin von Gerolstein“, die Opéra-bouffe, die 1867 zur Pariser Weltausstellung zum „Hit“ wurde und bis heute nichts von ihrer Brisanz und Aktualität eingebüßt hat. Im Folgenden soll die 2. Vorstellung seit der Premiere Gegenstand der Besprechung sein. Nach der Premiere hat erfahrungsgemäß die Anspannung nachgelassen, und vieles wirkt gelöster und entspannter sowohl hinsichtlich der sängerischen Leistungen als auch im Umgang mit der Regie.

Bei seiner Inszenierung verwendet Josef E. Köpplinger vom Gärtnerplatz-Theater in München zwar gleiche und ähnliche Elemente und „Gags“ wie alle anderen Regisseure auch, aber er setzt sie sinnvoll ein, erzählt die Handlung, ohne zu übertreiben oder gar zu entstellen und „um die Ecke zu denken“, was dem Opernpublikum und erst recht einem Operettenpublikum sehr entgegenkommt. Er „würzt“ alles mit einigen neuen und auch alten Gags, die bei ihm jedoch weder fad noch banal wirken, mitunter auch etwas übertrieben, bewusst naiv oder leicht überzeichnet, aber immer im Rahmen eines guten Geschmacks und daher wirkungsvoll, ohne Verunstaltung der Handlung, szenisch umgesetzt von Johannes Leiacker. Das sind die feinen Unterschiede zu manch anderer Inszenierung. Bei den Kostümen verzichtet Alfred Mayerhofer vernünftigerweise weitgehend (mit Ausnahme der Touristengruppe) auf den weit verbreiteten „Alltagslook“ und hält sich stilistisch eher an Kleidung aus Offenbachs Zeit, die einfach dazugehört, mit stilvoll-satirischen Anspielungen, jedoch auch hier nicht übertrieben.

Bereits im Außenbereich wird die Semperoper zur Einstimmung von zwei „Schilderhäuschen“ flankiert. An jeder Tür kontrollieren zwei „Soldaten“ in (Fantasie-)Uniform die Eintrittskarten, was durchaus im Sinne einer guten Operette ist (bei der Uraufführung von Ralph Benatzkys Operette „Im Weißen Rößl“ soll 1930 das gesamte Schauspielhaus in Berlin als Hotel im Salzkammergut verkleidet gewesen sein). Schon lange vor Beginn der Aufführung läuft eine (überflüssige) Touristengruppe durch das Foyer mit einem, auf die Deckenmalereien hinweisenden (unbedarften) „Fremdenführer“ (Josef Ellers). Musiker der Staatskapelle und einige Herren vom „Soldaten-Ballett“ laufen durch die Gänge. Der als altertümliche Dorfkinder verkleidete Kinderchor der Semperoper hat Gelegenheit, sich mit sehr gut einstudierten romantischen Volksliedern vorzustellen (Chorleiterin: Claudia Sebastian-Bertsch), mit denen er dann auch die Besucher vor der Vorstellung von der Bühne aus begrüßt. Das alles ist nicht unbedingt nötig, aber ganz nett. Für Pausenunterhaltung ist also gesorgt.

Die Bühne ist umrahmt mit „einer gewissen“ Lämpchenkette, die auf die erotische Ader der Großherzogin hinweist. Der sich öffnende Vorhang gibt den Blick frei auf eine herrliche Gegend mit idyllischer Stadtansicht (nicht vergleichbar mit dem gleichnamigen Städtchen in der Vulkaneifel in Rheinland-Pfalz). Ein großer historischer Globus dreht sich durch die Welt, und man sucht mit der Lupe und findet auf der Landkarte das kleine Gerolstein, „wunderschön, historisch, museal, aber politisch völlig unbedeutend“- ein netter Einfall! Dafür zieren überdimensionale historische Schlachten- und andere Großgemälde die Wände des Schlosses der Großherzogin dieses kleinen Ländchens, auch als Hinweis auf die Wiedereröffnung der Gemäldegalerie „Alte Meister“ in Dresden nach siebenjähriger Schließung. Große Löcher in den Wänden, durch die „so manches“ hereinbricht und der mit Kanonenkugeln hinein geschossene Schriftzug „Gerolstein“ deuten auf militantes Leben hin, das jedoch „verpufft“. Es gibt kaum Soldaten, nicht einmal einen Feind, aber einen naiv-dümmlichen General Bum (Martin Winkler), der mit militantem, aber naivem Gehabe den Ton wie seinerzeit „Hubsy“ von Meyerinck im Film angibt. “Zack-zack!“ poltern seine Anweisungen bei „softigen“ Gesten in den Raum. Im Gegensatz zu allen anderen Akteuren „donnert“ er seine Texte gut verständlich von der Bühne.

Bei allen übrigen wäre eine deutsche „Übersetzung“ auch der gesprochenen Worte als Übertitel sinnvoll, die es nur in Englisch und für die Coupolets in beiden Sprachen gibt. Der Text wurde von Köpplinger neu und durchaus sinnvoll übersetzt und mitunter vorsichtig in die Gegenwart transponiert, wobei sich sogar (fast) alles a la Offenbach reimt, ohne fad zu wirken. 

General Bums Platz in der Militärhierarchie ganz oben ist gefährdet, als ein junger, hübscher Soldat namens Fritz, dem Maximilian Mayer (ebenfalls vom Münchner Gärtnerplatz-Theater) mit jugendlich-frischer Stimme, unbekümmert und aufrichtig, einfach als sympathischer Typ Gestalt verleiht, „für seine Dienste“ in Windeseile geadelt wird und die Karriereleiter bis zum General hinaufsteigt, protegiert von der Großherzogin, die ihn begehrt. Da wirkt selbst die Badewannen-Szene nicht banal oder fatal, sondern witzig-spritzig, logisch und doppeldeutig. Die „Chefin“ lässt ihn aber auch schnell wieder fallen, obwohl er den Feind als neuer General schon nach vier Stunden bezwang – nicht mit dem, ihm von ihr verliehenen altehrwürdigen, gehegten und gepflegten „Gewehr vom Herrn Papa“ – sondern mit Gerolsteiner Wein!

Zu allem Überfluss und ihrem Leidwesen heiratet er auch noch seine niedliche, kleine Freundin, die Gänsemagd Wanda, der Katerina von Bennigsen, die im vergangenen Sommer bei den Seefestspielen in Mörbisch die umschwärmte Lisa spielte, und seit 2019/20 zum Ensemble der Semperoper gehört, als „liebes, nettes Mädchen vom Lande“ Leben einhaucht. Für Madame lockt ein „größeres“ Glück in Person von Baron Grog (Martin-Jan Nijhof), dem Erzieher des Prinzen Paul, doch der hat schließlich „eine Frau und sieben Kinder“. Da bleibt ihr denn doch nur noch die Heirat mit dem, sie immer linkisch und aus  „Staatsraison“ begehrenden und verehrenden Paul (Daniel Prohaska), der sie aus politischen Erwägungen heiraten soll und den sie immer abblitzen ließ. Als „Trost“ lässt ein groß eingeblendetes altmodisches Foto von „sehr leicht“ bekleideten Herren – vom Regiment? – ihren Traum von erneutem „Vergnügen“ und „Beförderungs-Möglichkeiten“ erkennen. Wer sollte da nicht die Parallelen zur Gegenwart erkennen? „Das Volk ist doch nicht blöd!“ („wie“ – in einem Interview – „von kompetenter Stelle verlautete“).

Anne Schwanewilms, die sich weltweit vor allem einen Namen als eine der bedeutendsten Interpretinnen der Werke von Richard Strauss, Richard Wagner und Gustav Mahler gemacht hat, schlüpft hier in die Rolle der Großherzogin, einer verwöhnten nicht so ganz jungen Dame, die stramme Soldaten in schmucken Uniformen liebt, aber da ihr Land für kriegerische Auseinandersetzungen viel zu unbedeutend ist, anderweitig gern „zur Attacke“ bläst – in roter Seiden-Uniform. An der Semperoper war sie als „Arabella“, Chrysotemis („Elektra“) und Marschallin („Der Rosenkavalier“) zu erleben, jetzt ist sie hier auf dem Weg in einer ganz anderen Richtung, um sich eine neue Rolle zu erschließen, in der sie eine ganz andere Seite ihres sängerischen und darstellerischen Könnens zeigen kann.

„Wagner und Strauss schließen das leichte Fach aus“ sagt sie, und „wenn man Wagner- und Strauss-affin ist, bedeutet Offenbach ein langes Stück Arbeit“. „It is a long, long way …“, doch wenn sie diesen langen Weg noch ein Stück weiter geht, könnte sie sogar die Inkarnation dieser Rolle werden. Ihre stattliche Bühnenerscheinung als jugendlich-reifere, blondgelockte Frau, ihr Auftreten und ihre Ausstrahlung und nicht zuletzt ihre Stimme, die in der Höhe keine Wünsche offen ließ, befähigen sie geradewegs dazu. Zwar war sie jetzt noch etwas zurückhaltend, denn schließlich betrat sie „Neuland“ und „Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste“. Ein leise gesungener Ton stört weniger als ein „abgerutschter“. Sie dürfte aber Persönlichkeit und Potential genug haben, um sich in diese Rolle hineinzusteigern und sie zu einer ihrer „Paraderollen“ zu machen, denn sie meint dazu:  „Es ist Knackigkeit, die von oben knallt, es macht Spaß“ (weitere Aufführungen am 6., 20., 24. und 26. Februar).

Ferner wirken mit: Sigrid Hauser als Hofdame Eurosine von Nepumukka, die mit ihrer Theatererfahrung immer genau im richtigen Moment zur falschen Stelle ist, und Jürgen Müller als Baron Puck. Der Sächsische Staatsopernchor (Einstudierung: Jan Hoffmann) kontrastierte im richtigen Moment im richtigen Maß die Szenen und ließ keine Wünsche offen. Das Soldaten-Ballett (Choreographie: Adam Cooper) wuselt nicht zwischen den Handlungssträngen, sondern konterferiert in angemessener Weise die Handlung als untermalender Unter- und Hintergrund, ohne sie zu verwischen oder zu verkomplizieren.

Große Pappschilder mit der Aufschrift „Intrigensitzung“, „Verschwörung“ oder „Meuchelmordkomplott“, wenn die „Verschwörer“ singen: „Fritz muss weg“, Gerolstein wird fritzfrei“ usw., das leidige Saubermachen im, auf der Bühne nachgestalteten, Foyer der Semperoper als Schloss-Innenraum, ein Soldat im „Tutu“, das schließlich noch der Fremdenführer verpasst bekommt, „Schwanensee“-Männer-Ballett mit der angedeuteten „Barcarole“ im Orchester, das vor der Pause dem Graben einen Stock höher als sonst entsteigt, erinnern sehr an manch andere Inszenierungen, auch an die der „Banditen“ im Operettentheater – zufällige oder gewollte Parallelen oder wer hat da was von wem „stibitzt“?

Hier war zumindest alles sinnvoll  und zweckentsprechend eingesetzt, nett und unterhaltsam. Ein erfreulich neuer (?) Einfall waren die Schatten der fliegenden Vögel als Andeutung drohender „unheimlicher Ereignisse“. Alles ging „Schlag auf Schlag“, wie man es von einer Operette erwartet, nur die reale Gesellschaftskritik von Offenbachs aberwitziger Komödie, in der sich eine fiktive Potentatin in ihrer erotischen Unersättlichkeit „die Männer greift, wie sie will, um „Spaß“ zu haben – was einem doch auch gegenwärtig gar nicht so unbekannt vorkommt -, wo Karrieren gemacht werden und Militanz, Vetternwirtschaft, Protektion und Opportunismus – was es immer gegeben hat und auch jetzt nicht ausgerottet ist! – schwungvoll und mit Witz genüsslich auf die Schippe genommen werden, blieb auch manchmal im Fröhlichen stecken.  

Unter der Leitung von Jonathan Darlington spielte die Sächsische Staatskapelle Dresden die schmissig-ironische Militärmusik schwungvoll und präzise, in idealer Weise „ganz Offenbach“. Die Musiker verstehen es, nicht nur Strauss, Wagner, Beethoven und Mozart exzellent zu spielen, sie widmen sich mit Freude auch gern einmal einem ganz anderen Metier. Das „himmlisch schöne“ Nachspiel bei bereits geöffneten Türen nach Applaus und Vorhängen noch im Ohr, verließ man sehr beschwingt das Haus. Die Kapelle hatte Offenbach und seine Musik bestens erfasst und zum Klingen gebracht, und Köpplinger und sein Team endlich wieder einmal eine unverstellte, witzig-spritzige Operette auf die Bühne.

Ingrid Gerk

 

VIENNA/ Vienna State Ballet: LUKÁCS / LIDBERG/ DUATO / Duato (Première)

BRÜSSEL/ KONINKLIJKE MUNTSCHOUWBURG / THÉÂTRE ROYAL DE LA MONNAIE: MOZARTS DA PONTE-TRILOGIE

KONINKLIJKE MUNTSCHOUWBURG / THÉÂTRE ROYAL DE LA MONNAIE

Mozart: Da Ponte Trilogie
Von der Gleichzeitigkeit der Ereignisse

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Copyright: Segers

Da ist ja ganz schön etwas los, in diesem Gebäude in der Rue de la République, Nr. 13, in Brüssel! Ein alter Notar wird, nachdem er seine Tochter als Sexsklavin des im Kellergeschoss befindlichen Privatclubs erkannt hat, auf Grund eines Herzschlags tot aufgefunden; ein Botschafter, bereits früher auffällig geworden und deswegen von seinem Posten abberufen, sucht seinen sexuellen Hunger bei einer Mitarbeiterin zu stillen; zwei junge Youtuberinnen, voll von Lebenslust und Neugierde, geraten, von ihren Verlobten auf die Probe gestellt, bezüglich der gesellschaftlich an sie heran getragenen Treuevorstellungen ins Wanken. Manches mag sich auch wieder gerade biegen; Vieles zum Guten wenden, an Ende jedoch wird der Inhaber des Sexclubs sein Treiben in einem fulminanten Finale mit seinem Leben bezahlen…

https://www.deropernfreund.de/bruessel-12.html

Ingo Hamacher/ www.deropernfreund.de

LINZ/Brucknerhaus: MISSA UNIVERSALIS – Eela Craig

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Linz: „MISSA UNIVERSALIS“ – Konzert im Brucknerhaus Linz, Großer Saal, 05. 03.2020

Es ist fruchtlos, zu versuchen, treffender zu formulieren als es Norbert Trawöger, künstlerischem Leiter des Orchesters, zu diesem Konzerttermin gelang: „Am 5. März 2020 wendet sich das Bruckner Orchester Linz einem Mythos zu, den man beruhigt als einen der Innovationsanstifter unseres Landstrichs bezeichnen darf… Es geht um die Linzer Rockband Eela Craig, die genau vor 50 Jahren gegründet wurde. Die avantgardistische Kraft ihrer Musik erregte internationales Aufsehen und gipfelte 1978 in der „Missa Universalis“. Diese streng liturgische Rockmesse mit Bruckner-Spuren wurde beim damaligen Brucknerfest mit Riesenerfolg uraufgeführt und erklang später in zahlreichen europäischen Opern- und Konzerthäusern.“ Logischerweise ist die unverwechselbare Silhouette Anton Bruckners auch auf dem Original-Plattencover zu finden.

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New Born Child. Foto: Petra und Helmut Huber

1969 stand das schon über 40 Jahre bestehende Linzer Tanzlokal „Rosenstüberl“ in der Bürgerstraße Pate bei der Geburt von Eela Craig – zusammen mit dem damals in Europa sehr populären Bluesmusiker „Champion“ Jack Dupree. Wie uns ein lieber Freund, Heinrich Zehetener, damals Mitglied des Blues Club Linz, erzählte, kam das so: Zwar hatte im „Ro“ nach 1945 der Wurlitzer Einzug gehalten, aber es gab immer wieder live-Auftritte, so auch an einem Abend, an dem Dupree in Linz ein Konzert gab. Es spielten die „Melodias“ von Harald Zuschrader. Dupree war nach dem Konzert ebenfalls in das Lokal gekommen, und es entwickelte sich eine Jam Session mit ihm, Zuschrader (kb) sowie Gerhard Englisch (b), Heinz Gerstmaier (g) und anderen – bei dieser Gelegenheit dürfte der Kern der künftigen Band erstmals zusammen gespielt haben. Gründungsmitglieder waren 1970 dazu Wil Orthofer und Horst Waber (schon bei den „Melodias“). Man spielte jazzig und psychedelisch gefärbten Rock und Blues in langen, weit über das übliche 45er-single-Format hinausgehenden Arrangements mit viel Platz für Soli. Was man gut auf der 1971 veröffentlichten LP hören kann – heute auf youtube… Etwas später kam Hubert Bognermayr, mit Visionen über die Rockmusik hinaus, dazu; der virtuose Gitarrist Gerstmaier, der oft mit niemand geringerem als Eric Clapton verglichen wurde, schied aufgrund der Stilwandlung aber aus, ebenso Orthofer und Waber.

Bald wurden renommierte Musikjournalisten auf die „lediglich phonetisch interessant“ benannte band aus der österreichischen Provinz aufmerksam, die Klangwelten wie Emerson, Lake & Palmer, Cream oder Pink Floyd einiges darüber hinaus erzeugen konnte. Auch beeindruckte die Band durch – kaum durch den Einsatz von „roadies“ erleichterten – Aufwand: immer zwei Schlagzeuge dabei, bis zu 16 keyboards. Dann begann man, mit „klassischen“ Klangkörpern, etwa dem Zürcher Kammerorchester, zusammenzuarbeiten. Und, Tangente zum „Merker“: man schaffte es, mit Konzerten u. a. die Bühnen großer Opernhäuser in Mitteleuropa zu erobern, wie auch Kirchen und andere nicht Rock-assoziierte Räume. Bognermayr, der sich bald und gründlich den neuen Synthesizern zugewandt hatte, später einer der Gründer der „ars electronica“ war, steuerte übrigens 1980 sogar für Herbert von Karajans „Parsifal“-Produktion in Salzburg synthetische Glockenklänge bei.

Das opus magnum der Band erschien 1978: eine Rockmesse, die den nicht allzu bescheidenen Titel „missa universalis“ erhielt. Weniger bescheiden war auch die Besetzung zu dieser Zeit: hinzugekommen waren Hubert Schnauer, Fritz Riedelberger, Joe Drobar, Frank Hueber und Alois Janetschko – insgesamt nun also acht Musiker, auch an der Komposition beteiligt. Thomas Mandel stieß in den 90ern zu Bognermayrs „Elektronischem Försterhaus“, als dieser einen Saxophonisten suchte. Seit den 1980ern spielten Eela Craig nur mehr sporadisch als band, zuletzt 2011 bei einem Gedächtniskonzert für Will Orthofer im Linzer „Posthof“.

Das heutige Konzert wurde vom Bruckner-Orchester zusammen mit „Alt-Eelas“ als Teil der neuen eigenen Konzertserie im Brucknerhaus auf die Beine gestellt. Dazu wurde eine Reihe früher Nummern für zusätzliches (kleines) Orchester neu arrangiert, wobei die rockig-jazzige Grundstimmung aber erhalten blieb. Und dann schrieb Thomas Mandel für den Anlaß eine großorchestrale Version der „Missa Universalis“; diese erschöpft sich freilich nicht in einem Arrangement der Synthesizerklänge für Orchesterinstrumente, sondern arbeitet sorgfältig eine weit größere Tiefe und Komplexität an Klangfarben, Rhythmen und Stimmungen heraus.

Moderiert vom „fan-boy der ersten Stunde“ Helmut Jasbar hörten wir zuerst Eela Craig mit Gerhard Englisch (akk, e-b), Heinz Gerstmair (g), Harald Zuschrader (keyb, g), Hubert Schnauer (keyb) und Joe Drobar (dr), verstärkt durch Rene Pichler am 2. Schlagzeug und Klaus Niederhuber als Sänger. Dazu ein kleines Orchester unter Marc Reibel, was mitunter (Streicher zu Rock & Soul!) einen Philly-Sound-artigen Eindruck vermittelte, ganz im Sinne der Siebziger. Das Programm umfaßte vorzugsweise Nummern aus der ersten LP der Gruppe – New Born Child (gleich zu Beginn eine Herausforderung für den Sänger!), A New Way mit großartigem Sopransax-Solo von Thomas Mandel, Indra Elegy und das großartig rockig-ausufernde Selfmade Trip, das von den nach wie vor hervorragenden Gitarrenkünsten von Heinz Gerstmair getragen wurde. Heaven stammt zwar aus 1983, wurde aber auch von der Ur-band ins richtige Licht gesetzt.

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Thomas Mandel, Sanne Mieloo, Alexander Koller, Marc Reibel, Drew Sarich. Foto: Petra und Helmut Huber

Die Messe mit den Teilen Kyrie, Gloria, Credo, Sanctus, Agnus Dei und Amen wurde dann einer Besatzung von 120 Personen überantwortet: Das Bruckner-Orchester in großer Besetzung, e-Gitarren und e-Baß, Schlagzeug, keyboards, die Musical-Stars Drew Sarich und Sanne Mieloo als Gesangspaar, der Hard-Chor Linz unter Alexander Koller, erneut unter der Präzision wie Klangsinnlichkeit (ohne ausufernden Bombast!) verpflichteten Gesamtleitung durch Marc Reibel – unterstützt von einer an Transparenz orientierten Tontechnik. Gegenüber dem Original ist Mandels Komposition weit umfassender – so hat er hörbar auch Pentatonik, Zwölftontechnik, nahöstliche Harmonien und Gregorianik eingearbeitet. Und zwar nicht irgendwie aufgesetzt, sondern großartig organisch verflochten. Das Resultat ist, auch im Lichte der großartigen Interpretation, für uns um einiges spannender und sinnlicher als das Original – „darf“ man das überhaupt sagen?! Daran haben auch die beiden Gesangssolisten wesentlichen Anteil – Saric als präziser, expressiver und doch sehr wortdeutlicher Tenor, und Frau Mieloo, sozusagen im Gegenteil ihrer naiven Rolle in „Sister Act“ letzten Herbst, als soul-orientierte, emotionelle Maria Magdalena-Type.

Tosender Applaus, Jubel, standig ovations, und als bei solchem Jubel unbedingt notwendige Zugabe Chris de Burgh’s „A Spaceman Came Travelling“, das Eela Craig im selben Jahr wie ihre Messe aufgenommen hatten – auch das in der großen Besetzung nach der Pause noch einmal ein hedonistisches Klangerlebnis!

Petra und Helmut Huber

 

WIEN/ Staatsoper/ Staatsballett: „LUKÁCS / LIDBERG / DUATO“, – Tanzfantasien im Dämmerlicht. Premiere

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Nikisha Fogo und Masayu Kimoto. Foto: Ashley Taylor/ Staatsballett

Staatsoper: Premiere des Wiener Staatballetts

„LUKÁCS / LIDBERG / DUATO“, 4.3.2020 – Tanzfantasien im Dämmerlicht

Er hat seine Reize, dieser Abend mit drei Kreationen von Choreographen der mittleren Generation. Drei Tanzfantasien, alle im Dämmerlicht, welche von den überwiegend solistisch geführten Tänzern deren volles Können fordern. „LUKÁCS / LIDBERG / DUATO“ ist der Abend nach den Namen der Choreographen betitelt. Die Qualität der drei Piecen stimmt, doch die Stücke bleiben in ihren Aussagen für einen nicht so ganz eingestimmten, eher neutralen, nach gängiger Darstellung suchenden Betrachter wohl etwas zu verschwommen.      

Auf einen Spannungsaufbau, optisch wie musikalisch, hat András Lukács in seinen „Movements to Stravinsky“ so gut wie ganz verzichtet. Zuvor schon in der Volksoper gezeigt, nun ins Haus am Ring übernommen, gibt sich Lukács – seit 2005 Halbsolist im Wiener Ensemble und designierter  künstlerischer Chef des Györi Balett – einer Beschwörung in Schwarz-Weiß gehaltener reiner tänzerischen Harmonie hin. Schön anzusehende Körperornamentik, mit ästhetischen Bewegungsfolgen und nobel gedachten Formationen in schummriger Stimmung. Doch die Emotionen der zwölf TänzerInnen bleiben in diesem eigenartig zusammengefügten Strawinsky-Pasticcio (bestimmend: Sätze aus „Pulcinella“ und visuell Anklänge an die Commedia dell’Arte) leicht unterkühlt, und auch die dezent dargebotene Elegance führt zu keinem Aufwallen der Gefühle.

Originell ist die Idee zu „Between Dogs and Wolves“, eine Wiener Auftragsarbeit für Pontus Lidberg, einem 42jährigen Schweden mit Multimedia-Profession. Ebenfalls schwarzweiß gehalten: Neun Ballerinen in gleißend hellen Tutus exerzieren in einem dunkel weiten Raum, in dessen Hintergrund eine breite Glaswand den Blick in eine Schneelandschaft lenkt. Märchenhafte Videoprojektionen, ein Schattenspiel: Wölfe, durchaus gefällige, streifen draußen locker herum, lugen herein, und neugierig reagieren die Mädchen. Doch es sind Burschen, aus dem Dunkeln kommend, die sich auf die Ballerinen stürzen, diese zu bezwingen suchen. Der Mensch hündisch in seiner Begier. Ein turbulentes Hin und Her, ein nicht allzu übersichtliches, entwickelt sich zwischen den Wölfen und Hunden, und auch die zuerst gejagten Mädchen mutieren zu Jägerinnen. Solch ein Phantasieren könnte eher ein amüsant pointierendes Vexierspielchen ergeben, doch die unterlegt Musik rückt die kleine Story leicht ins Tragische: Lidberg folgt den Stimmungen von Dmitri Schostakowitschs für Kammerorchester  arrangiertem 10. Streichquartetts. Diese kontrastreiche wie empfindungsintensive Musik sensibilisiert, führt aber nur gelegentlich zu den dazu richtig passenden Tanzschritten.

„White Darkness“ wirkt als das überzeugendste Stück des Abends. Allerdings, als Vorgabe zum Verständnis wohl nötig: Nacho Duato, Jahrgang 1957 und als Chef durch die verschiedensten Kompanien wandelnder Spanier, hat diesen oft gespielten Einakter 2001 als Requiem auf den Tod seiner früh an Rauschgift verstorbenen Schwester kreiert. Zu verhalten moderat untermalenden Klängen von Karl Jenkins führen Madison Young und Jakob Feyferlik als anfassbare Protagonisten und vier weitere Paare ein in vielen Details choreographisch ausgefeiltes Sterbedramolett vor.

Alle drei Werke verlangen die virtuose Beherrschung des zur Zeit aktuellen Tanzstiles. Kein Problem für die Mitglieder des Wiener Staatsballetts. Erste Solisten, meist nicht in den Mittelpunkt gerückt, mischen sich hier kaum unterscheidbar mit ihren Kollegen des Corps de ballet. Alice Firenze, Iliana ChivarovaNikisha Fogo, Natascha Mair und Masayu Kimoto führen das zwölfköpfige Ensemble in „Movements to Stravinsky“ an. Im impulsiven Wechsel von Wolfsrudel und Hundemeute lassen sich die Typen kaum unterscheiden. Faycal Karoui ist der seriöse Dirigent dieses seriösen Abends, dem es in den fahlen Dämmerungen doch ein kleinwenig an Glanz mangelt.

Meinhard Rüdenauer

BADEN / Stadttheater: DER KÖNIG UND ICH

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Patricia Nesy (Anna), Anna Mandrella /Lady Thiang) und Darius Merstein-MacLeod. Foto:  Christian Husar

Baden / Stadttheater: DER KÖNIG UND ICH von Rodgers & Hammerstein

5. Aufführung in dieser Inszenierung

6. März 2020

Von Manfred A. Schmid

Nach der von Publikum und Kritik begeistert aufgenommenen Produktion des Musicals Der Kuss der Spinnenfrau, aus den politisch interessierten 90er Jahren stammend, wendet sich die Bühne Baden mit Der König und ich einem Sensationserfolg aus der Nachkriegszeit zu. Der attraktivste Glatzkopf Hollywoods stand damals in der Rolle des allmächtigen, traditionsbewussten Königs von Siam, der sich von einer englischen Lehrerin unwillig, letztlich aber doch belehren lässt und einsieht, dass sich die Welt verändert hat und neue Formen des Umgangs miteinander einfordert, erstaunliche 4631 Mal auf der Bühne.  Als das Musical 1956 verfilmt wurde, erhielt Yul Brynner für seine Leistung den Oscar als bester Darsteller.

Die erste Verfilmung des Stoffes, auf der Grundlage des Romans „Anna and The King Of Siam“ von Margaret Landon, mit Rex Harrison in der männlichen Titelrolle, gab es schon 1946. Ein Remake – mit Jodie Foster als Erzieherin – kam auch noch 1999 in die Kinos. Dieser Produktion – wie auch einem im selben Jahr erschienen Animations- und Zeichentrickfilm – war allerdings kein nennenswerter Erfolg mehr beschieden. Die exotische Geschichte rund um das heikle, von erotischen Spannungen gekennzeichnete Verhältnis zwischen dem despotischen Herrscher mit Macho- und Pascha-Allüren und der ihm unerschrocken gegenübertretenden Frau aus dem Westen schien niemanden mehr zu interessieren. Alarmiert zeigte sich nur die thailändische Zensurbehörde, die die beiden Filme, wie zuvor auch schon das Musical, umgehend verboten hatte und keine Aufführungen zuließ. Man befürchtete, dass der thailändische Herrscher lächerlich gemacht werden könnte. Und darauf steht dort bekanntlich die Todesstrafe. – Nicht verboten, aber immerhin lange Zeit ignoriert wurde in Österreich übrigens der größte Erfolg des Duos Richard Rodgers & Oscar Hammerstein II. Ihr Musical The Sound of Music, das in den USA jeder kennt und das das Österreichbild der Amerikaner entscheidend und durchaus positiv, wenn auch ziemlich verkitscht geprägt hat, ist erst in den letzten Jahren hierzulande auf Respekt und Wohlwollen gestoßen und steht nun seit einiger Zeit im Repertoire der Volksoper, die jüngst auch deren bezauberndes schottisches Musical Brigadoon halbszenisch auf die Bühne gebracht hat.

Das in die Jahre gekommene Musical Der König und ich hat es in Zeiten von me-too alles andere als leicht. Der mit Macho- und Pascha-Allüren ausgestatteten Königs, der seine vielen Frauen als persönlichen Besitz betrachtet, ist einerseits ein Scheusal, andererseits aber auch ein Mann, dem die Bürde seines Amtes zuweilen zu schwer wird und hinter dessen zur Schau gestellter Selbstherrlichkeit sich Verletzlichkeit und Verunsicherung verbergen. Darius Merstein-MacLeod aber wirkt – auch wenn er poltert und schreit – viel zu sympathisch, um Angst und Schrecken zu verbreiten. Überaus berührend ist er dafür in der Tanzszene „Shall We Dance“ mit Anna sowie im Finale auf dem Totenbett, wenn er es nicht mehr nötig hat, die Pose des autokratischen Herrschers einzunehmen, sondern die nötigen Anpassung an die neue Zeit akzeptiert und seinen reformwilligen Thronfolger, Prinz Chulalongkorn (etwas blass Melvin Hirschmann) dazu ermuntert, die anstehende Reformen anzugehen. Die aufklärerische Tätigkeit der Lehrerin hat also doch Früchte getragen. Etwas mehr Wortdeutlichkeit beim Singen hätte ihm freilich nicht geschadet.

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Tanzszene zur Geschichte von „Onkel Toms Hütte“. Foto: Bühne Baden / Christian Husar

Patricia Nessy als Anna Leonowens weiß ihre vielfältige Musicalerfahrung – sie war u.a. Elisabeth im gleichnamigen Musical am Theater an der Wien und Aldonza in Der Mann von La Mancha an der Wiener Volksoper – gut auszuspielen und gibt eine selbstbewusste, taktisch kluge und mit viel Empathie ans Werk gehende Erzieherin, die dem verborgenen Charme des Königs nicht unempfänglich gegenübersteht. Ein erotisches Knistern, bei dem die Funken sprühen, wie einst zwischen Yul Brynner und Deborah Kerr, ist hier aber nicht zu konstatieren. Die Rolle ihres Sohnes Louis ist bei Jonas Zeiler in den besten Händen.

Es gibt als Nebenhandlung noch eine weitere, allerdings zum Scheitern verurteile Liebesgeschichte zwischen der blutjungen Prinzessin Tuptim aus Burma, die dem König als Geschenk übereignet worden ist, und dem am Hofe angestellten Lun Tha. Valerie Luksch hinterlässt als unglücklich Liebende einen starken Eindruck und singt herzergreifend, was von ihrem Geliebten (Beppo Binder), leider nicht behauptet werden kann. Auch er erregt Mitleid, allerdings ob seiner darstellerischen und gesanglichen Unbeholfenheit. Eine bezwingende Gestaltung gelingt hingegen Ann Mandrella, die als Lady Thiang der Hauptfrau des Königs Würde und Noblesse verleiht.

In der von sparsamen asiatischen Akzenten geprägten Ausstattung von Monika Biegler und in der sich etwas zu behäbig dahinschleppenden Inszenierung von Leonard Prinsloo verdient die vielköpfige Schar der kindlichen bis jugendlichen Prinzen und Prinzessinnen lobende Erwähnung. Der König nennt zwar 67 sein Eigen, gibt aber entschuldigend zu verstehen, dass er erst sehr späte angefangen habe. Gezeigt werden ohnehin nur die zum inneren Kreis seiner wichtigsten Frauen gehörenden Sprößlinge, insgesamt dreizehn an der Zahl. Und das ist für ein so kleines Haus ohnehin schon recht viel. Gespart wird dafür bei der Besetzung der britischen Diplomaten, die überraschend am Hofe eintreffen und zu einem Empfang mit Ball eingeladen werden. Denn übrig bleibt letztlich nur noch ein einziger Gesandter namens Sir Edward Ramsay. Thomas Weissengruber ist freilich kein überkorrekter, trockener englischer Beamter, sondern ein wienerischer Charmeur, der vor den argwöhnisch bis eifersüchtig blinkenden Augen des Königs mit Anna schäkert, als wäre er als Graf Danilo dabei, im Auftrag der Regierung der lustigen Witwe seine Zuneigung zu schenken. Ein Agent mit der Lizenz zum Lieben.

Die im Retro-Look daherkommende Aufführung der Bühne Baden kommt beim Publikum gut an. Es wird viel gelacht, der Schlussbeifall ist beachtlich. Die Frage, ob dieses Stück heute noch etwas zu sagen hat, bleibt dennoch in der Schwebe.

 

MÜNCHEN/ Bayerische Staatsoper: IL TROVATORE

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München: “Il Trovatore” – Bayerische Staatsoper 07.03.2020

 Die Bayerische Stastsoper beschert ihrem Publikum gerade wunderbare Puccini- und Verdi-Festwochen. Da war zunächst die hochkarätig – und teuer – besetzte Turandot mit Anna Netrebko, dann die wahrhaft festspielwürdige Tosca mit Anna Harteros, Joseph Calleja und Erwin Schrott und nun hören wir Anja Harteros wieder als Leonore in Il Trovatore. Was für ein Fest! 

Anja Harteros singt die weiten Bögen der ersten Arie zum Niederknieen schön. Ein Gänsehautmoment. Die leichte Schärfe und das zeitweilige Vibrato, das sich in den letzten Jahren in ihre Stimme eingeschlichen hatte, sind verschwunden, sie scheint ihre Stimme wieder völlig im Griff zu haben und kann sie wunderbar strömen lassen. Die engelsgleichen hohen Pianotöne, die einem in der Premierenserie bei „d’amor sull’ali rosee“ die Tränen in die Augen getrieben haben, sind nicht mehr da, aber auch so, in ihrer derzeitigen Verfassung, ist sie sicher, zusammen mit Netrebko und Yoncheva, eine der besten Leonoren. Mein zweiter, ganz persönlicher Gänsehautmoment in dieser Oper, das Miserere, hat tatsächlich noch Luft nach oben. Das ist aber m.E. der noch nicht so ganz funktionierenden Gewichtung der verschiedenen Stimmen geschuldet: der Klagegesang des Manrico ist zu laut, der müsste viel leiser aus dem Hintergrund kommen. Es gibt noch die eine oder andere Stelle, an der die Gewichtung der verschiedenen Stimmen besser ausgearbeitet werden könnte, aber ich könnte mir vorstellen, dass das im Laufe der Serie noch wird.

Riccardo Massi hat vor neun Jahren mit dem Radames debütiert und ist seitdem im Spinto-Fach gut unterwegs. Er hat ein schönes, baritonal grundiertes Timbre und viel Metall in der Stimme. Nach kleinen Unsicherheiten im ersten Troubardor-Lied aus dem Off, bietet er sichere, schöne Spitzentöne. Die Stretta singt er ohne Da capo und dass sich das hohe c – oder h – im „All’armi“ am Ende nicht so richtig durchsetzen kann, verwundert etwas. Denselben Ton vorher in der Arie hat er noch mit wunderbarer Strahlkraft gesungen.

Okka von der Damerau singt eine dramatische, jugendlich klingende Azucena, ihre warme Stimme hat in der Tiefe noch mal an Stärke gewonnen ohne dass die Spitzentöne darunter gelitten hätten, sie singt mit wunderbarer Phrasierung und großem Ausdruck.

Der „Bösewicht“ Graf Luna war mit Vladimir Sulimsky sehr nobel besetzt. Er nutzt die Möglichkeit, in seiner großem Arie Gefühl zu zeigen, dynamisch zu differenzieren, auch mal ein Piano zu wagen. Das hatte ich bei seinem Vorgänger in der Rolle, Igor Golovatenko, so schmerzlich vermisst.

Mit Balint Szavbo werde ich einfach nicht warm. Seine Stimme ist mir für einen Bass nicht schwarz genug, sein Vortrag wirkt immer ein bisschen indifferent, dem Ferrando könnte man mehr Ausdruck mitgeben.

Selene Zanetti ist eine selbstbewusste, schön singende Inez. Sie ist eigentlich über diese Wurzen-Rollen schon hinausgewachsen, hat die Marie in der verkauften Braut gesungen und kürzlich an der Seite von Anna Netrebko die Liu in Turandot. Die restlichen kleinen Rollen, Galeano Salas als Ruiz, Christian Valle als Zigeuner und Andres Agudelo als Bote waren rollendeckend gut besetzt.

Francesco Ciampa dirigiert sehr sängerfreundlich und dynamisch differenziert. Vor allem im Soldatenchor fiel auf, wie er dem Chor den Wechsel zwischen Piano und Forte sehr genau anzeigte. Die Tempi waren etwas uneinheitlich, manches sehr schnell, anderes, beispielsweise die Arie des Luna dann wieder sehr langsam. Ich habe den Eindruck, dass Verdis Musik, die ja gerade in den frühen und mittleren Werken oft als ein eintöniges Hum-ta-ta daherkommt, schwer zu dirigieren ist. Unter diesen Umständen war das gestern eines der besseren Verdi-Dirigate. Durchaus mit Luft nach oben, das wird man sehen, aber insgesamt eine sehr, sehr gute Repertoirevorstellung. (Es gib noch einige wenige Restkarten für den 12. und 15. 3.)

Susanne Kittel-May

 

 


LJUBLJANA (Laibach)/ Slovensko Narodno Gledalisce: LUISA MILLER

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Laura – Ana PAVLOV PERVANJE, Federica – Nuska DRASCEK ROJKO, Rodolfo – Jenish YSMANOV, Luisa – Elvira HASANAGIC, Maestro David SVEC, Miller – Cüneyt ÜNSAL, Walter – Juan VASLE. Foto: Tanzler

7.03.2020 :  Slovensko Narodno Gledalisce Ljubljana: „LUISA MILLER“

Welch begeisternder, mitreißender Opernabend! So mitgenommen hat mich schon länger keine Finalszene, ich gestehe durchaus ein, daß ich Tränen in den Augen hatte. Und aus den begeisterten Reaktionen des Publikums schloß ich, daß der überwiegende Teil ebenfalls begeistert war. Ja, die Stimmung hat gepaßt und das, obwohl das  – kleine – Laibacher Haus nicht einmal zur Hälfte gefüllt war. War da daran tatsächlich die Corona-Hysterie dran Schuld?  Der in einer Halle am selben Abend hätte stattfindende Solo-Abend von Andrea Bocelli fiel einer Absage zum Opfer, und angeblich drohte dies auch dem Abend in der Oper – Gott sei Dank ging er trotzdem über die Bühne.

     Und er bewies einmal mehr, daß es zu einem eindrucksvollen Erlebnis eigentlich nicht viel Bedarf:  ein dem Libretto dienendes einfaches Bühnenbild ( hier ein weisses Halbrund als Bühnenhintergrund, das stimmungsvoll beleuchtet wurde, davor ein paar einfache Requisiten – Sessel, Tischchen, ein Kreuz, Millers Soldatenuniform auf einem Kleiderständer etc. – von Rudolf Rischer, wunderschöne, farbige und kleidsame (!) Kostüme von Bettina Richter – endlich mal eine Kostümbildnerin, die etwas von ihrem Handwerk versteht und Geschmack hat! Brava! – und eine einfache, die Handlung klar strukturierende, sängerfreundliche Regie von Altmeister Lutz Hochstraate, und dazu ein Team von engagierten, erstklassigen Interpreten und einem Maestro, der seinen Verdi kennt und Gespür für die Partitur hat! Klingt eigentlich ganz simpel – doch in der Realität tritt dieser Glücksfall eben nur ganz selten ein.

     Nun der aus Prag stammende David Svec, der nach der „Verkauften Braut“ hier nun seine zweite Produktion betreute, war der nach Giampaolo Bisanti , den ich in Macerata und zuletzt in Hamburg gesehen hatte, gleichwertige Dirigent, der offenbar den Verdischen Duktus instinktiv inne hat. Schon bei den ersten Takten der Ouvertüre war klar, daß es heute einfach „passen“ wird. Neben perfekten, federnden Tempi und dem Eingehen auf die Sänger, hatte er auch einen spürbaren Draht zum ausgezeichneten Orchester und unterlegte das Geschehen auf der Bühne mit einer Italianita und einem Drive, der gefangen nahm, und konnte einen unglaublichen Spannungsbogen aufbauen. Auf der Bühne konnte er dabei ein Liebespaar führen, das sich nach einem ausgezeichneten Abend immer mehr zu einer Weltklasseleistung steigern konnte. Und das, man höre und staune, nachdem beide bereits an den beiden Vorabenden ebenfalls ihre Rollen singen mussten, da die Alternativbesetzungen krank geworden sind: an drei aufeinanderfolgenden Abenden Luisa und Rodolfo singen ist allein schon ein Parforce-Ritt, und dann auf diese Art ist ein wahres Kunststück!

     Elvira Hasanagic, in Ljubljana aufgewachsen, mit bosnischen Wuzeln, die u.a. auch in Deutschland studiert hatte , kann man absolut als ideale Luisa bezeichnen. Eine angenehm timbrierter Sopran, der sich von den Koloratur und Belcantorollen hin zum „größeren“ Verdi zu entwickeln scheint hat die Leichtigkeit und das mediterrane Flair, um gleich den Auftritt hinzuperlen, daß es eine Freude ist. Ihre liebliche Bühnenpräsenz unterstützt dabei ihre vokalen Preziosen, und im Laufe des Abends dreht sie dann bei „Tu puniscmi“ und speziell der darauffolgenden Cabaletta gehörig auf. Im Duett mit ihrem Vater und dem grandiosen Finale, das sie mit einem herrlich gestützten piano phrasiertem „Ah! L´ultima preghiera“ einleitet legt sie ihr ganzes Herz in ihren seelenvollen Gesang, eine großartige Leistung! Ihr geradezu kongenialer Partner war der aus Kirgistan stammende Tenor Jenish Ysmanov. Schien der kleingewachsene Tenor beim ersten Auftritt noch ein wenig zurückhaltend , begeisterte er durch eine perfekte italienische Phrasierung, einer bombensicheren Technik und einem „sqillo“ in der Höhe. Sein „Quando le sere al placido“ war einer der Höhepunkte des Abends, das Finalduett mit Hasanagic gehörte zum absolut Besten, was ich in den letzten Jahren auf der Opernbühne gehört und gesehen habe!

     Da gesellte sich ja auch dann noch Luisas Vater in Gestalt von Cüneyt Ünsal hinzu, der  aus der Türkei stammende Bariton lebt nun mit seiner Familie in Venedig. Ein paar wenige eher flachere Töne in „Sacra la scelta“ ließ er durch seinen Legato geprägten Verdi-Gesang rasch vergessen, war im Finale des ersten Aktes mit“Fra mortali“ ungemein präsent und trumpfte auch enorm mit seiner Bombenhöhe auf ( am Ende von „Ah! fu giusto il mio sospetto“  und im Duett mit Luisa) und war sowohl glaubwürdig und berührend als Bühnenfigur als auch vom vokalen Standpunkt her erstklassig. Beeindruckend als Persönlichkeit und vom Alter perfekt passend  der aus Argentinien stammende und lange Jahre zum Ensemble in Ljubljana gehörende Juan Vasle , der seinen offenbar in vielen Opernschlachten eingesetzten Bass dank ausgezeichneter Technik zu imposanten Tönen zwang. Der Wurm war bei Sasa Cano bestens aufgehoben, der seinen große Bass pointiert einsetzte und den schleimigen Charakter bestens auch szenisch interpretierte. Eine Luxus Federica war Nuska Drascek Rojko, in einem wunderbaren roten Kleid eindrucksvoll aussehend, mit perfekt sitzendem, klangvollen Alt , „grinta“ und enormer Ausstrahlung – kann mich an kaum eine bessere „Live“-Federica erinnern…Und auch die kleinen Rollen waren erstklassig besetzt: Ana Pavlov Pervanke ließ mit ihren wenigen Phrasen mit ihrem leichten Mezzo aufhorchen, und selbst der Contadino von Rusmir Redzic absolvierte seine Phrasen mit Qualitätsstimme in bestem Italienisch!  Da auch der von Zeljka Ulcnik Remic einstudierte Chor auf hohem Niveau agierte, waren die musikalischen Freuden nahezu grenzenlos.

     Man sollte diese Produktion in der sympathischen Hauptstadt unseres südlichen Nachbarn auf keinen Fall versäumen! ( Von Wien ist man bequem in 3 Stunden 15 Minuten dort, die Steirer und Kärntner habens natürlich noch besser…)

Michael Tanzler

LINZ/ Landestheater /Black Box: „IL MATRIMONIO SEGRETO“ von Domenico Cimarosa. Premiere

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Rafael Helbig-Kostkas, Florence Losseau. Foto: Sakher Almonem

Linz: „IL MATRIMONIO SEGRETO“ – Premiere am Musiktheater des Landestheaters, Black Box, 07. 03.2020

Dramma giocoso in zwei Akten nach der Vorlage The Clandestine Marriage von George Colman the Elder und David Garrick, Libretto von Giovanni Bertati, Musik von Domenico Cimarosa

Italienisch, deutschsprachige Übertitel (Katharina John, Marianna Andreev).

 

Von den über 70 Opern Cimarosas steht die „Heimliche Ehe“, am 7. Februar 1792 im Hof-Burgtheater zu Wien uraufgeführt, heute am häufigsten auf den Spielplänen, und zwar seit ihrer Wiederentdeckung 1955 durch Giorgio Strehler. Am 11. Oktober 1959 hatte die Oper ihre Linzer Erstaufführung. Eine andere („L’impresario in angustie“) war schon 2016 für die Opernabteilung der Anton-Bruckner-Universität ein willkommenes „Lehrmittel“, zum großen Vergnügen des Publikums.

Die Handlung des schon 1766 auf der Sprechbühne in England erfolgreichen Stückes dreht sich um ein (schon heimlich verheiratetes) Liebespaar, das ins Visier anderer Bindungssuchender gerät – dazu ein reicher, verwitweter Vater, für den Heirat nur bei gesellschaftlichem Aufstieg akzeptabel ist usw., happy end eingeschlossen: commedia dell’arte-Muster, inspiriert durch ein satirisches Gemälde von William Hogarth.

Die einfache Bühne stellt den Flur eines Wellness-Hotels dar, mit zahlreichen Türen – nun ja, nicht unbedingt das noble Haus eines reichen Bürgers, aber dem temporeichen Drama durchaus dienlich; offensichtlich hat man sich zur Abhandlung von Familienangelegenheiten dort eingefunden. Zur Vervollständigung des Ortseindrucks gibt es bei Szenenwechseln immer wieder einmal mit (leiser, Cimarosas Klänge nicht störender) Säusel-„Muzak“ unterlegte samtstimmige Werbedurchsagen für das Meerwasserbecken oder den Massagesalon des Hauses, garniert mit der Uhrzeit – die Handlung spielt sich etwa innerhalb eines Tages ab. Bühne und Kostüme hat Jan Bammes geschaffen. Die Kleidung ist im Prinzip modern, wenn auch zahlreiche, durchaus phantasievolle und witzige Details (z. B. punkig abgewandelte Allongeperücken) auf die Rokoko-Basis des Werks verweisen.

Die Inszenierung von Gregor Horres läßt keinerlei Durchhänger zu oder gar Langeweile aufkommen: Tempo ist die Devise, so schnell es die Musik nur erlaubt – was umgekehrt auch heißt, daß die Regie die Musik respektiert. Gleichzeitig hat der Regisseur das Darstellerteam auch zu köstlicher Komödiantik und Situationskomik, mit vielen feinen Details, angeleitet.

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Katharina Müller und Orchester. Foto: Sakher Almonem

Bei der heutigen – für uns schon wieder neuen, vielleicht 12. – Version des Black-Box-Arrangements sitzen die knapp 30 Damen und Herren des Symphonieorchesters der Anton Bruckner Privatuniversität links der Bühne. Katharina Müllner dirigiert, spielt außerdem bei den recitativi das Hammerklavier. Sie wählt organische Tempi und perfekte Dynamik, hält trotz der unüblichen Saalgeometrie alles hervorragend zusammen und das dramatische Werkl ebenso im fröhlichen Lauf. Die sehr jungen Orchestermitglieder musizieren im Detail noch nicht ganz so technisch perfekt wie ihre Kolleginnen und Kollegen vom Bruckner Orchester, aber Frau Müllner hat sie zu einem sehr ansehnlichen Begleitensemble geformt, aller Wahrscheinlichkeit nach wesentlich besser als das Orchester der Uraufführung…

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Ensemble. Foto: Sakher Almonem

Das titelgebende Paar sind Carolina und Paolino: Etelka Sellei ist eine entzückend komödiantische, koloraturfreudige Soubrette mit ausgezeichnet abgerundeter Stimme – bei Mozart wäre sie eine perfekte Zerlina oder Despina; Rafael Helbig-Kostkas vorzüglicher lyrischer Tenor, mit Schmelz und Beweglichkeit, geht mit köstlichem Spiel Hand in Hand.

Elisetta, Carolinas ältere Schwester und Konkurrentin in Herzensangelegenheiten, ist Svenja Isabella Kallweit – vorzügliche Stimme, im präverdianisch-italienischen Fach anscheinend nicht völlig glücklich, was sie aber mit Disziplin kompensiert. Sie trägt auch mimisch eine ganze Menge zur vergnüglichen Vorstellung bei.

Vater Geronimo hat zwar die konfliktbegründende Idee, eine seiner Töchter unbedingt adlig zu verheiraten, jedoch läuft ihm die Sache zu seiner Verwirrung und dem Gaudium des Publikums gründlich aus dem Ruder. Philipp Kranjc ist mit gut definiertem, (noch) nicht sehr profundem, aber beweglichem Baß die vorzügliche „Wurz‘n Nr. 1“ in dem Verwirrspiel. Seine Schwester, die gelinde torschlußpanische Fidalma, trägt auch allerhand zur Verwirrung der Gefühle bei: Florence Losseau mit samtigem Mezzo, gleichzeitig aber auch mit sehr „geläufiger Gurgel“.

Graf Robinson, der die eine Tochter heiraten soll, sich in die andere verliebt, und dem wie Geronimo ziemlich auf der Nase herumgetanzt wird, ist der Bariton Timothy Connor. Trotz zwischenzeitlicher hormonell bedingter Gefühlsausbrüche wahrt er, freilich mühsam, lange die standesgemäße contenance – auch er stimmlich wie schauspielerisch eine Freude!

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Florence Losseau, Florens Matscheko.. Foto: Sakher Almonem

Zwei stumme, aber durchaus nicht unwesentlich gezeichnete Rollen sind der Statisterie überantwortet: Fiordispina (= Kaktusblüte??), Zimmermädchen, ist Waltraud Eitzinger, den öfter am Rande des Nervenzusammenbruches balancierenden Hotelmanager Strabinio gibt Florens Matscheko.

Die insgesamt 2½ Stunden Aufführungsdauer (eine Pause) werden uns ganz und gar nicht lange. Große Begeisterung, am lautesten für Frau Sellei und Herrn Helbig-Kostka, nicht geringer für die Dirigentin. Und: Man verläßt das Theater mit einem Lächeln im Gesicht!

Bis 4. April sind noch 8 Vorstellungen vorgesehen, und die Black Box hat im gegenwärtigen Aufbau nicht mehr als 170 Plätze.

 

Petra und Helmut Huber

STUTTGART/ Kammertheater: THE CLICKWORKERS als Projekt 4 des Europa Ensembles

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Foto: Björn Klein

Uraufführung „The Clickworkers“ als Projekt 4 des Europa Ensembles am 7. März 2020 im Kammerthater/STUTTGART

Leiden unter Leistungsdruck

 In der subtilen Inszenierung von Selma Spahic lässt sich gut nachvollziehen, unter welchen Belastungen sechs junge Menschen leben, die für ein ökologisch wegweisendes Projekt rekrutiert werden. Bühne und Kostüme von Selena Orb beschreiben einen tristen und düsteren Büro-Raum, in dem die jungen Leute pausenlos am Computer sitzen und dementsprechend ausgenutzt werden. Das Gehalt befindet sich knapp unter dem Mindestlohn und die ausufernden Arbeitszeiten sind ein ebenso großes Problem. Gleichzeitig machen die Darsteller Tenzin Kolsch, Claudia Korneev, Adrian Pezdirc, Jasmina Polak, Andela Ramljak und Jan Sobolewski packend deutlich, dass sie die Zukunft der Arbeit trotz oftmals widriger Umstände nicht missen wollen.

Die Musik von Drasko Adzic unterstreicht passend die unheimliche Atmosphäre, die die Lebensangst dieser noch unerfahrenen jungen Menschen widerspiegelt. Die Opferung des Individuums wird bei dieser Inszenierung trotz mancher szenischen Schwäche sehr gut eingefangen. Da der Leistungsdruck groß ist, kommt es im Büro nur selten zur Gleichberechtigung, obwohl sich alle Mühe geben. Andela kann sich nicht nur wegen dem Essen nur schwer in die Gemeinschaft einfügen: „Ich habe eine Rübenintoleranz.“ Sie möchte die Gruppe verlassen, aber man redet ihr gut zu: „Du bist eine Inspiration für uns alle.“ Andela bestätigt diese Feststellung: „Ich hasse mich…“ Sie möchte aus sich herausgehen und ihre quälende Distanz zur Gruppe überwinden. Aber das fällt ihr schwer. Durch Online-Verkäufe möchte diese seltsame Formation möglichst viel Geld generieren, um es in den Tierschutz zu investieren. Der Begriff der Utopie ist das bestimmende Motiv des Projekts 4 des Europa Ensembles. Es ist eine Koproduktion mit dem Nowy Teatr, Warschau und dem Zagreb Youth Theatre. Man hat darüber nachgedacht, welche Umstände zwei Menschen aus Polen, zwei aus Deutschland und zwei aus Kroatien verbinden und dazu bringen könnten, eine Gemeinschaft zu bilden. Das permanent schlechte Gewissen und die Angst vor dem Wettbwerb schweißt diese Gruppe zusammen, die immer wieder verzweifelt gegen ihr Schicksal anrennt. Rezessionsangst und die Ungewissheit des Übergangs machen sich breit, beunruhigen die Schauspieler. „The Clickworkers“ möchten ein besseres Stückchen Welt aufbauen. Allerdings sollen die Mitarbeiter dafür noch mehr ausgebeutet werden.

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Foto: Björn Klein

Das Stück ist betont gesellschaftskritisch, die Heuchelei wird drastisch bloßgestellt. So kommt es schließlich zum Burnout, der alle Mitglieder erfasst.  Der Glaube an Institutionen und Herrschaftsapparate ist erschüttert: „Ich mag Veränderungen nicht.“ Die jungen Leute verwandeln sich plötzlich in Tiere, rennen gegen die Wand, stürzen zu Boden. Resignation macht sich breit, lähmt die Handlung: „Ich bin eine erschöpfte Tochter der Rezession.“ Sie fühlen sich von der Firma nicht mehr gebraucht. „Wir werden alle verbrennen“, befürchten sie. Zuvor hat ein Mitarbeiter auch noch seine Dateien verloren, was ihn in Wut versetzt. Die Kritik am Gesellschaftssystem nimmt in der Inszenierung an Schärfe zu. Hier werden potenzielle Opfertiere auf dem Altar produziert. Zu Beginn befindet man sich noch in einem realistischen Büro, später wird dann zunehmend mit Ereignissen des Horrors gespielt. Zuletzt spürt man, dass eine neue Welt aufgebaut werden soll, obwohl die alte Welt immer noch existiert. Pausenlos werden Immobilien und andere Dinge verkauft und gekauft, wobei die Menschenleben ausgeblendet werden. Liebe, Sex, Trennung, Partys, Freundschaften und Krisen ordnen sich nur noch dem Konsum unter. Die Schauspieler machen bei der Inszenierung immer wieder plastisch deutlich, wie sehr sie unter dieser Situation leiden. Diese Produktion wird durch die Kulturstiftung des Bundes  gefördert. 

Alexander Walther

KASSEL/Staatstheater: GÖTTERDÄMMERUNG – Premiere

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Kelly Cae Hogan, Ulrike Schneiders. Foto: Norbert Klinger

Fulminant vollendet – Der Ring in Kassel

Götterdämmerung, Staatstheater Kassel, Premiere am 07. März 2020

Es ist vollbracht. Nach der Rheingold-Premiere im September 2018 hat das Staatstheater Kassel in der ambitionierten Zeit von eineinhalb Jahren seinen neuen Ring geschmiedet, den Hinweis darauf, dass dies seit Anfang der 60er Jahre bereits der fünfte Zyklus ist, darf das Haus zu Recht mit ein wenig Stolz nach außen tragen.

Der große Erfolg der umjubelten Premiere der Götterdämmerung geht vor allem auf die insgesamt großartige musikalische Umsetzung zurück. GMD Francesco Angelico hat das Staatsorchester Kassel auf sehr hohem Niveau darauf vorbereitet, in die vielschichtigen Klangwelten des Rings einzutauchen, mit großem Atem zu musizieren und bei aller Dramatik und Dichte der Partitur zu keinem Zeitpunkt des Abends sich in den Vordergrund zu drängen; die Balance zwischen Graben und Bühne war ausgesprochen ausgewogen, und es zeigt sich eben immer wieder, dass es selbst im fulminanten Finale der Tetralogie einige Passagen gibt, in denen kammermusikalisch-zurückgenommenes Musizieren die wirkliche Dimension der Szene erst zur Geltung bringt. Auf diesem Weg sollte Franceso Angelico unbedingt weitermachen und sein Orchester noch mehr zu einem so kultivierten und für höchste Aufgaben bestens disponierten Klangkörper formen.

Auf der Bühne waren erfahrene Protagonisten ebenso wie junge Ensemblemitglieder auf Augenhöhe miteinander zu erleben. In der Gunst des Publikums besonders hoch stand Albert Pesendorfer als Hagen, dem ohne Zweifel die sängerische Krone des Abends gebührte. Er hat den fiesen Finsterling ganz zu seiner Partie gemacht, vermag unglaubliches Volumen zu aktivieren und verliert dabei nie den technisch sehr gepflegten Umgang mit seinem eindrucksvoll dunkel gefärbten Bass. Er ist an vielen, auch international wesentlich renommierteten Bühnen mit der Partie bereits aufgetreten und bringt seine Souveränität nun in vollen Zügen in den Kasseler Ring ein.

Als Brünnhilde auch in der Götterdämmerung wieder zu erleben war Kelly Cae Hogan. Auch sie verfügt über Erfahrung mit den drei fordernden Partien und zeigte an diesem Abend ebenfalls eine stimmliche Leistung von seltener Souveränität. Für das hochdramatische Repertoire verfügt sie über ein recht helles, leichtes Timbre, was der jugendlichen Wirkung der Partie aber nur entgegenkommt. Sie sang mit schlankem Ansatz, gab nie zu viel, setze sicher platzierte dramatische Höhepunkte und bewahrte sich bis zum kraftzehrenden Schlussgesang bemerkenswerte Frische. Auch schauspielerisch ist ihr ein großartiges Rollenporträt gelungen. Ihr zur Seite stand Daniel Frank als neuer Siegfried auf der Bühne. Auch er konnte mit dem kernigen Timbre seiner Stimme und musikalisch fantastisch ausgeleuchteten Szenen wie etwa dem Ende des ersten Aktes sowie seiner Erkenntnis-Szene im dritten Akt nachdrückliches Format abgewinnen.

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Vero Miller, Kelly Cae Hogan, Martha Herman sowie Kasseler Bürger. Foto: Norbert Klinger

Aus dem sehr überzeugend zusammengestellten übrigen Ensemble ist unbedingt Ulrike Schneiders mitreißende sängerische wie darstellerische Intensität als Waltraute zu nennen, ihre Szene mit Kelly Cae Hogan war einer der Höhepunkte des Abends; mit der kernigen und volltönenden Präsenz seines edlen Baritons war Hansung Yoo ein Gunther, der der oft vernachlässigten Partie Gewicht verlieh. Thomas Gazheli war wie bereits in Rheingold und Siegfried als voluminöser, finsterer Alberich dabei, und die übrige Damenriege mit Jaclyn Bermudez als Gutrune, Martha Herman als erste Norn und Floßhilde, Vero Miller als zweite Norn und Wellgunde, Elizabeth Bailey als Woglinde sowie Doris Neidig als dritte Norn komplettierten ein Ensemble von seltener Ebenbürtigkeit bis in die kleinen Partien hinein. Den Auftritt im zweiten Akt nutzten Chor und Extrachor unter der Leitung von Marcus Zeiser Celesti für eine stimmstarke Visitenkarte.

Markus Dietz ist es zusammen mit Mayke Hegger, Bühne, und Henrike Bromber, Kostüme, durch eine auf wenige Elemente und Requisiten konzentrierte szenische Lesart gelungen, einen spannungsgeladenen Abend zu kreieren. Viele einfallsreiche Details, aber vor allem die überwiegende Schlichtheit des schwarz-weiß geprägten Bühnenraumes sorgten für dichte Atmosphäre in vielen Szenen; das silberne W am Bühnenhintergrund durfte als durchgehendes Element natürlich auch in der Götterdämmerung nicht fehlen.

Christian Schütte

WIEN/ Musikverein: SOLOMON – Oratorium von Georg Friedrich Händel. Arnold Schoenberg Chor,  Concentus Musicus Wien

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Concentus musicus. Foto: Joachim Baumann

WIEN / Musikverein: Georg Friedrich Händels Oratorium „SOLOMON“, Arnold Schoenberg Chor,  Concentus Musicus Wien

Die weise Lichtgestalt und der Mutterstreit

8.3. 2020 (Karl Masek)

Man wird erinnert an Bert Brechts „Der kaukasische Kreidekreis“. Den gab es schon in der Bibel. Damals bekleidete der berühmte und weise König Salomo das Richteramt. In Brechts Stück zerren zwei Frauen (eine davon die rechtmäßige Mutter) an den Armen eines Kindes, welches beide als das eigene ausgeben. Im Alten Testament geht es drakonischer zu: „Salomonisches“ Urteil:  das Neugeborene soll mittels eines Schwertes gerecht halbiert werden. Eine weise und überraschende Methode der Wahrheitsfindung. Die echte Mutter verzichtet unter Tränen auf das Kind, denn diesem soll kein Leid widerfahren. Sogleich wird sie als Mutter anerkannt. Dem Kind geschieht kein Leid…

Im dreiaktigen Oratorium des Georg Friedrich Händel ist die Szene „Solomon (wie er hier heißt) und die beiden Frauen“ ins Zentrum des Mittelaktes gestellt. Händel erweist sich hier als musikalischer Psychologe feinsten Zuschnitts.  Und viele in der Fachwelt meinen da, zum wahrscheinlich größten Seelendurchschauer der Musikgeschichte, Mozart, sei da nur noch ein Katzensprung.

 Im ersten Akt gibt es noch ausführliche Lobpreisung Gottes und Huldigungsgesänge auf den ruhmreichen Salomo, über das Gelingen des Tempelbaus und die Liebe zu seiner Frau, Tochter des ägyptischen Pharaos. Im Schlussakt stattet die Königin von Saba „dem Kollegen Salomo“ einen Staatsbesuch ab. Aus Interesse für dessen Weisheit und friedliche Außenpolitik, die auf Kunst und Musik setzt. An Protagonisten in der heutigen Weltpolitik mag man da nicht denken…

Im Jahr 1748 ist dieses Oratorium in nur 6 Wochen entstanden. Es war in der  Regentschaft des eben gekrönten Georg II. Hoffnung auf friedlichere Zeiten sollten auf den König projiziert werden, wobei die bibelfesten Briten in Covent Garden sehr rasch die Händel’sche Absicht durchschauten: Den ziemlich penetrant als Lichtgestalt und grundgütig gezeichneten „Solomo“ hatten sie aus der Lektüre durchaus nicht nur positiv in Erinnerung. Wird er doch auch als eitler, selbstverliebter und prahlsüchtiger „Erotomane“ geschildert.

Also: Jubel über Jubel, eine Huldigung und Lobpreisung jagt die nächste. Der Oberpriester Zadok ist der Oberjubler und –lobpreiser. Michael Schade stattet diese repräsentative Figur mit all seiner langjährigen Händel-Erfahrung und oft gerühmten (Bühnen)Präsenz aus. Mit gleißenden Tenorfarben, schlanker Stimmgebung,  in den Rezitativen mit „Evangelisten-Stimme“ und sorgfältigster Textbehandlung, setzt er sich gebührend „in Szene“. Er hält vom ersten Moment an einen gekonnten Spannungsbogen, überzeugt in den Arien mit eleganten Phrasierungskünsten ebenso wie mit perfekten, mit Agilität präsentierten Koloraturen. Das ist höchst bemerkenswert für einen Sänger, der längst auch im dramatischeren Fach „Florestan“/“Erik“/“Peter Grimes“/ oder im Konzertfach bei Mahlers „Lied von der Erde“ … angekommen ist! Dass Händel durchaus mit feiner Ironie arbeiten konnte, lässt sich auch aus „Solomon“ herauslesen.  Schade beglaubigt auch das mit sängerischer Pointiertheit und bedeutungsvollen Steigerungen, aber auch mit kleinen mimisch-gestischen und körpersprachlichen „Einsprengseln“…

Ausufernd lyrische Farben, duftige Klangmalerei samt ohrenkitzelnder Terzen-Parallelen,  wenn das Ideal edler Bündnisse, Liebe und Treue besungen wird („Search round world, there never yet was seen / So wise a monarch  or so chaste a queen“). Wenn dann Schlummerlied-mäßig gar Nachtigallen beschworen werden („While nightingales lull them to sleep with their song“), bekommt das alles etwas wohlig Seditierendes…

(In der Pause sucht man rettend Belebendes. Beim Büffet ziemliches Gedränge. Gusto auf Sparkling wine oder Koffeinhaltiges. Sollte jemand allerdings zur Pause gegangen sein – ein schwerer Fehler!)

Musikalische Zuspitzung in den Akten II und III. Ein meisterhaft gesetztes Terzett (s.o.!), eine hinreißende Rachearie, festliche Orchesterfarben, glanzvolle Chornummern, fünf- bis achtstimmig (wenn die Macht der Musik besungen wird), naturalistische Instrumentations- und Rhythmuseffekte (wenn  „Wiehernd‘ Rosse“ und wildes Reiten imaginiert werden), betörende Sequenzen von Flöten, Oboen, Fagotten – schließlich die schmetternden Hörner und gleißenden Trompeten. Triumphales Chor-Finale („The name oft he wicked shall quickly be past; But the fame oft he just shall  eternally last“).

Stürmisch bejubelt der „Hauptheld“ des Abends: der Arnold Schoenberg Chor. Er hat sich wieder einmal selbst übertroffen. Er singt pastorale Andachtstöne ebenso schlafwandlerisch sicher wie den Luther-Choral-Ton, der bei „God alone is just and wise“ zitiert wird. Repräsentativ-Feierliches wird nie vordergründig bombastisch, bleibt immer auch federnd schlank und rhythmisch prägnant (Einstudierung: Erwin Ortner: Chapeau!).

Von den ursprünglich angekündigten 5 Sänger/innen blieben bloß zwei übrig: neben dem schon gewürdigten Michael Schade nur noch Cornelia Horak. Staunenswert, wie sie (hochmusikalisch, dabei immer bescheiden und ohne jegliches Glamour-Star-Getue) kostbar jugendlichen Stimmklang in einer gut 3 Jahrzehnte währenden Karriere konservieren konnte! Ein bestens fokussierter Sopran. Perfekte Stimmtechnik, gepaart mit dem Wissen um die Spielarten Alter Musik, die immer neu und frisch klingt, wenn Könnerinnen wie sie sich ihrer annehmen! Sie war eine überzeugende „Königin von Saba“ und legte eine fulminante Rache-Arie hin (die von der „falschen Mutter“ – „Zweite Frau“).

Einspringerin Robin Johannsen (für die angekündigte Emöke Baráth)  hob sich mit weichem Sopran als Solomons Frau („Queen“) und als die rechtmäßige Mutter mit berührenden Schmerzenstönen („Erste Frau“) sehr gut ab vom mehr gläsernen Organ der Sopran-Kollegin, was dem Terzett mit dem Titelhelden sehr zugute kam.

Bass-Bariton Matthias Helm (eingesprungen für André Schuen) war als „Levite“ mehr als ein bloßer Stichwortgeber und nahm mit zwei liedhaft vorgetragenen Arien sehr für sich ein.

Schließlich der Titelrollen-Held und Protagonist: David DQ Lee. Der kanadisch-koreanische Altus-Counter sprang für den vorgesehenen Australier David Hansen ein. Er brauchte eine gewisse Anlaufzeit, um sich von einem nervös-flackernden, „kurzen“ Vibrato freizusingen. Sein Organ: angenehm, weitgehend Schärfe-befreit. Die sanften Charakterzüge des Herrschers kamen überzeugend zur Geltung. Er ist ein Legato-Sänger von Graden, hat auch gewisses Steigerungs-Potenzial, die Stimme hat sicheren „Sitz“.

Eulen nach Halle oder London zu tragen hieße es, den Concentus Musicus Wien bei Händel zu loben. Von der Harnouncourt-Zeit zehrt man naturgemäß (Konzertmeister Erich Höbarth ist da einer der unverzichtbaren Zeitzeugen!), aber es geht unaufhaltsam in die Zukunft. Und hier ist Stefan Gottfried nicht nur ein Staffelträger, der gloriose Asche anbetet, sondern das Feuer weiter trägt. Er wächst immer besser in diese Rolle hinein, strahlt Intensität, zugleich Gelöstheit, aus. Er ist kongenialer Nachfolger eines Großen –  gleichzeitig aber innovative, neue, andere Persönlichkeit!

Karl Masek

 

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