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ZÜRICH/ Landesmuseum: Ausstellung NONNEN. Starke Frauen im Mittelalter

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AUSSTELLUNG: Nonnen. Starke Frauen im Mittelalter, Landesmuseum Zürich, 20.03. – 16.08.2020

Starke Ausstellung über starke Frauen


Blick in die Ausstellung. Copyright: © Schweizerisches Nationalmuseum

Mit der Wechselausstellung „Nonnen. Starke Frauen im Mittelalter“ ist dem Landesmuseum Zürich (Schweizerisches Nationalmuseum) erneut eine hervorragende Schau gelungen.

Ziel der Ausstellung ist es, einen Einblick in die komplexe mittelalterliche Glaubens- und Klosterwelt zu geben und die beachtlichen politischen und wirtschaftlichen Spielräume mittelalterlicher Äbtissinnen vor der am Zweiten Vatikanum erfolgten Koppelung von Weihemacht und Juristischer Macht aufzuzeigen. Seither hat die juristische Macht nur, wer auch die Weihemacht hat: Nonnen bleiben also aussen vor. 15 ausgewählte Nonnen (deren Namen im vorliegenden Text kursiv gedruckt sind) repräsentieren mittelalterliche Klosterkultur und Formen weiblicher Frömmigkeit wie auch den Wechsel von der dem Mann auf Grund ihrer Körperlichkeit unterlegenen Frau der Scholastik hin zu der gerade auf ihrer Körperlichkeit Christus näheren Frau der Mystik.

Im Mittelalter gab es weder die Nonne noch den Orden noch das Kloster. Der freie Wille konnte zum Eintritt ins Kloster führen, aber auch dynastische und politische Interessen, vor allem die Sorge um die Memoria, adliger Familien, das Angebot von Schutz und Sicherheit für die Witwe wie, in der Zeit als die ersten Universitäten gegründet wurden und noch lange nicht für Frauen zugänglich waren, der Wunsch nach Bildung. Häufig kamen die Frauen schon in jungen und jüngsten Jahren, also als Kinder zur Erziehung ins Kloster.

Bei der Synode von Aachen (816-819) wurde die Regel des Heiligen Benedikt von Nursia als verbindliche Klosterregel festgelegt. Für Frauen, die ein religiöses Leben führen wollten, gab es zwei Varianten: entweder als Nonne in einem Benediktinerinnenkloster oder als Kanonissin in einem Damenstift mit unterschiedlichen Konsequenzen in Sachen Lebensführung und Privatbesitz. Mit der Welle der Klostergründungen im 11. Jahrhundert und dann mit dem Aufkommen der Bettelorden und Beginen nahm die Zahl an religiösen Lebensformen für Frauen deutlich zu. Das Spektrum reichte von völliger Weltabgeschiedenheit einzelner Dominikanerinnenklöster bis hin zum Leben in der Welt von Beginen.

Geht es um politische und wirtschaftliche Macht, so bestanden zwischen Frauen- und Männer-Konventen keine Unterschiede. Da die Klöster für die mittelalterliche Jenseitsvorsorge, die Memoria, das Erinnern an die Verstorbenen, damit diese beim Jüngsten Gericht nicht vergessen gehen, eine enorm wichtige Rolle spielten, wurden sie von Gründerfamilien (Stifterfamilien) und später den Familien der adligen Nonnen reich mit Gütern und Rechten beschenkt. So hatten die Äbtissinnen den Klosterbesitz zu verwalten, vergaben Bauaufträge, begaben sich wie zum Beispiel Pétronille de Chemillé (1080/1090-1149), Äbtissin von Fontevraud, auf Predigtreisen und trugen auch politische Verantwortung, wie Elisabeth von Wetzikon (1235-1298), die als Äbtissin der Zürcher Fraumünsterabtei Pfarrer und Richter berief, als Reichsfürstin Einsitz im Reichstag hatte und 1271 als Stadtherrin Zürichs König Rudolf I. von Habsburg empfing.

Da die „Alma Mater“ des Mittelalters nur Söhne, aber keine Töchter hatte, waren die Klöster für Frauen die einzige Möglichkeit zu Bildung zu gelangen. Gelehrt wurden Latein, die Sieben Freien Künste und die Kunst des Schreibens, seien es Briefe oder Bücher und deren Illustrationen in den Skriptorien. Herrad von Landsberg (1125/30 – 1195), Äbtissin des Klosters Hohenburg auf dem Odilienberg im Elsass, stellte den von ihrer Vorgängerin übernommenen „Hortus Deliciarum“, eine enzyklopädische Schrift zur Ausbildung der Nonnen, fertig: „Wie eine Biene den Honig aus verschiedenen Blüten saugt, trage ich das Wissen meiner Zeit aus verschiedenen Schriften zusammen.“


Herrad von Landsberg und ihre Gemeinschaft, aus: Herrad von Landsberg, Hortus Deliciarum, handkolorierte Kupferstiche, 1818, Papier Bibliothèque du Grand Séminaire, Strasbourg, Bl. XI. Copyright: © Coll. et photogr. BNU de Strasbourg

Die bekannteste Nonne des Mittelalters dürfte Hildegard von Bingen (1098-1179) sein. Sie hatte umfassende Kenntnisse der Naturheilkunde, betätigte sich als Komponistin und schrieb, als Sprachrohr Gottes, ihre Visionen nieder. 

Mit den Schriften des Bernhard von Clairvaux, für den Gott nicht nur im theologischen Denken sondern auch persönlich erfahrbar war, wurde die Mystik, die persönliche Erfahrung der Gegenwart Gottes im Rahmen einer Ekstase, immer weiter akzeptiert. Zentren der Mystik in der Schweiz waren die Klöster St. Katharinental bei Diessenhofen und Töss, wo Elsbeth Stagel (um 1300 – 1360) zusammen mit Heinrich Seuse das „Tösser Schwesternbuch“ verfasste.

Gegen Ende des 14. Jahrhunderts begann sich die Kloster-Landschaft zu Wandel. Immer lauter wurden der Ruf nach einer Reform und nach der Rückkehr zu den Idealen der frühen Kirche und Klöster. Prägend wurde hierbei die nie Heilig gesprochene Katharina von Siena (1347 – 1380).


Meister von Liesborn, Die Heiligen Franziskus und Klara, zu ihren Füssen je eine Gemeinschaft von Klarissen mit ihren Äbtissinnen, Altarflügel eines Triptychons aus dem Kloster St. Klara in Köln, Westfalen, um 1480, Eichenholz. Wallraf-Richartz-Museum & Fondation Corboud, Köln, Inv.-Nr. WRM 377 und WRM 378: Copyright: © Rheinisches Bildarchiv Köln, rba_d001743

Längst nicht alle Klöster waren aber zu Reformen bereit: so wurden zum Beispiel aus den aus dem Basler Kloster Klingental geflohen Nonnen wie Margret Zschampi (1470 – 1525) bei ihrer Rückkehr Augustiner-Chorfrauen. Im Kloster St. Katharina wurde Reform von Äbtissin Angela Varnbühler (1441 – 1509) umgesetzt. Selbst das Redefenster, letzter Kontakt nach aussen, wurden zugenagelt. (Reform und Reformation)

Katharina von Zimmern (1478 – 1547) war die letzte Äbtissin der Fraumünsterabtei. 1524 überschrieb sie das Kloster mitsamt seinem gesamten Besitz der Stadt Zürich. Nach der Auflösung des Klosters heiratete Katharina den Söldnerführer Eberhard von Reischach, der 1531 in der Schlacht bei Kappel fiel. Bis zu ihrem Tod lebte Katharina von Zimmern zurückgezogen in Zürich.

Die Ausstellung überzeugt mit ihrem Gehalt, der klugen Konzeption von Projektleiterin und Kuratorin Christine Keller und dem Reichtum der Ausstellungsstücke auf ganzer Linie.

Informationen zur Ausstellung wie zum Beispiel Podcast: https://www.landesmuseum.ch/nonnen

Katalog: https://tickets.landesmuseum.ch/de/product/41915

06.06.2020, Jan Krobot/Zürich


GRAZ/ Opernhaus: MUSENKUSS Graz startet als erstes Opernhaus in Österreich!

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GRAZ/ Opernhaus: MUSENKUSS

Graz startet als erstes Opernhaus in Österreich!

4. 6. 2020, „Premiere“

Ab 29. Mai 2020 sind Veranstaltungen bis 100 Personen erlaubt.

Und Graz reagierte blitzschnell:

Die Styriarte war wohl der erste Konzertveranstalter in Österreich, der sofort am ersten möglichen Tag ein öffentliches Konzert unter Einhaltung der vorgegebenen Bedingungen ansetzte – siehe dazu das informative 13-Minuten-Video. Über die Veranstaltungen des Festivals Styriarte ab 1. Juli wird noch an anderer Stelle ausführlich zu berichten sein.

Und die Oper Graz ist das erste österreichische Opernhaus, das bereits am 4. Juni wieder startete und im Juni insgesamt 12 Vorstellungen (inklusive Tanz, Liederabenden und Orchester!) im großen Haus anbietet!

https://www.deropernfreund.de/graz-12.html

 

Hermann Becke/ www.deropernfreund.de

MÜNCHEN/ Bayerische Staatsoper: “Fester Samstag I” – Jedermann-Abend

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München: “Fester Samstag I” – Bayerische Staatsoper 06.06.2020 – Jedermann-Abend


Jedermanns Kiste – Blick vom improvisierten Zuschauerraum auf der Bühne in den eigentlichen Zuschauerraum © Susanne Kittel-May

Nach 13 Wochen minus einem Tag heute endlich wieder im Nationaltheater. „Fester Samstag I“ heißt das Programm, eines der Angebote, mit denen die bayerische Staatsoper sich an den Spielbetrieb herantasten will. 50 Personen sind zugelassen; sie werden einzeln in Empfang genommen, müssen die Hände desinfizieren, werden auf einer Liste abgehakt und dann vorbei an den ausgebauten Sitzen der ersten Reihen – Renovierungsarbeiten, erfährt man von einem der vielen Ordner – durch einen verwinkelten Gang auf die Bühne geleitet. Die 50 Stühle, die dort stehen, jeder exakt einen Meter fünfzig von nächsten entfernt, wirken verloren auf der riesigen Bühnenfläche. Man sitzt mit dem Blick zum leeren, noch abgedunkelten Zuschauerraum, der zum Hintergrund für eine kleine Bühne wird, die auf der großen Bühne aufgebaut ist Hier wird später der Hausherr Nikolaus Bachler aus Philipp Roths „Jedermann“ lesen und der Bariton Michael Nagy die „Sechs Monologe aus Jedermann“ von Frank Martin singen. Das Gespenstische an dieser Situation ist nicht die Leere des Zuschauerraums, sondern vielmehr die Lautlosigkeit, mit der sich der improvisierte Zuschauerraum füllt. Das erwartungsvolle Brummen und Summen der Stimmen, die sonst immer das Haus vor dem Beginn einer Aufführung füllen, fehlen heute. Es ist auch schwer mit dem Nachbarn zu tuscheln, wenn der so weit entfernt sitzt. So wartet man also still und geduldig, bis der letzte Besucher auf seinen Platz geleitet wurde.

Dann endlich beginnt die Vorstellung. Zunächst liest Nikolaus Bachler zwei kurze Passagen aus „Jedermann“ von Philip Roth. Danach gibt es eine überraschenderweise szenische Aufführung – ich hatte mit Liederabend-Ambiente gerechnet – der Jedermann-Monologe. Michael Nagy singt und spielt sehr eindrücklich die Wandlung des Jedermann: donnernde Opernstimme, wenn er versucht, sich dem Schicksal entgegenzuwerfen, fahle Töne, wenn er das „Grausen vor dem Tod“ besingt, am Ende dann feierliche Zuversicht. Den Klavierpart gestaltet Sophie Raynaud expressiv mit all seiner plakativen Grellheit und Kantigkeit.

Die sehr gelungene szenische Einrichtung stammt von Andreas Weirich. Wenige Requisiten, aber das ganze Haus spielt mit, inklusive Seiten und Hinterbühne.

Ein intensiver, aber kurzer Abend, nach einer Dreiviertelstunde war alles vorbei. Beim Applaus merkt man, dass sich die Künstler in diese Abstandhalten-Situation noch einfinden müssen. Sie wollen sich an den Händen fassen, was sie nicht dürfen. So machen sie stattdessen ein paar ungelenke Gesten und verbeugen sich einzeln. Der Applaus klingt dünn in dem riesigen Raum.

Susanne Kittel-May

 

DORTMUND/ Konzerthaus: Erstes Konzert seit langem mit Publikum

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Dortmund Konzerthaus 7. Juni 2020 – erstes Konzert seit langem mit Publikum

 Konzerte aus dem Konzerthaus Dortmund wurden wie viele andere auch als Geister-Konzerte im Live-stream übertagen, insbesondere über takt1.

Gestern war es endlich wieder anders ! Dank ausgeklügeltem Hygienekonzept, so wurde eine Vertikalbelüftung des Zuschauerraums installiert, fand erstmalig seit der Corona-bedingten Schliessung wieder ein Konzert vor wenn auch nur kleinem Publikum statt. Für Musikfreunde, die keinen Platz erhielten, wurde es auch als Live-stream übertragen.

Konzerthaus Dortmund. Mirga Grazinyte-Tyla & Konzerthausorchester Berlin © Pascal Amos Rest

Auf dem grossen Podium  des Konzerthauses war auch unter Einhaltung der Abstandsregeln genügend Raum für das  gewählte Programm des in nicht grosser Besetzung auftretenden Konzerthausorchesters Berlin. Die  Leitung übernahm die  in der abgebrochenen Spielzeit exclusiv für Dortmund ausgewählte Leiterin des City of Birmingham Symphony-Orchestras Mirga Gražinytė-Tyla. – dies, obwohl wie sie im Februar mitteilte, sie sich auf ihr zweites Kind freut.

Konzerthaus Dortmund. Kian Soltani  & Konzerthausorchester Berlin © Pascal Amos Rest

Als Hommage an die  Heimat  der Dirigentin begann das Konzert mit einem De profundis für Streichorchester der litauischen Komponistin Raminta Šerkšnytė. Dem Titel gemäß hörte man ein tiefgründiges etwas pathetisches Werk in bester baltisch-musikalischer Tradition – leise beginnend und nach mehreren Steigerungen ebenso leise und zurückgenommen endend. Es folgte das erst 1961 in Prag wiederentdeckte erste frühe Konzert für Cello und Orchester in C-Dur von Joseph Haydn, wohl für den ersten Cellisten der Esterházy-Hofkapelle geschrieben. Hier spielte es der junge iranische Cellist Kian Soltani – als junger Wilder dem Konzerthaus Dortmund verbunden. In den beiden  Ecksätzen zeigte er im eher spätbarocken Wechsel zwischen Solo-Partien und Orchester schwungvolle Geläufigkeit – im sensiblen Adagio  melodisches Können.

Zum Schluß erklang Beethoven´s vierte Symphonie  in B-Dur op. 60 – als eher heiteres Werk auch wegen der etwas kleineren Besetzung der Freude über die Wiedereröffnung des Konzerthauses angemessen. Dabei verstand es die Dirigentin großartig, das Orchester die langsame Adagio-Einleitung fast impressionistisch spielen zu lassen, wodurch der Übergang zum sehr zügig gespielten ersten Satz umso spannungsreicher wurde. Im wunderbar melodischen  Adagio – der Klarinette sei besonders gedankt –  wurde der gegensätzliche dauernd pochende Rhythmus sehr deutlich. Menuett und Finale machten  im passenden zügigen Tempo nur noch Freude für die Zuhörer. Diese zeigte sich dann auch im Schlußapplaus und Bravos, die sich viel stärker anhörten, als es die geringe Besucherzahl erwarten ließ

Sigi Brockmann 8. Juni 2020

 

 

WIEN/ Staatsoper: GÜNTHER GROISSBÖCK/ ALEXANDRA GOLOUBITSKAIA/ Uwe Eric Laufenberg

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Alexandra Goloubitskaia, Günther Groissböck. Foto: Michael Pöhn/ Wiener Staatsoper

Wien/ Staatsoper: Liederabend Günther Groissböck am 8.6.2020

Seltsam, im Parkett sitzen zu müssen, mit jeweils 2 – 3  Leerräumen vor, hinter und neben einem, wo einfach die Sitze entfernt wurden.

Wenn jedoch die 100 aufs gesamte Parkett (mit Ausnahme der 3 leicht ansteigenden letzten Sitzreihen vor dem Stehplatzraum) verteilten Besucher sich am Ende einheitlich erheben und den Sänger stehend mit vehementen Bravo-Rufen beglücken,  dann weiß man trotz allem, wo man sich befindet: in einem großen Theater mit begeistertem Publikumszuspruch. Endlich wieder!

Dass Günther Groissböck ein hervorragender Sänger ist, weiß die Opernwelt längst. Dass er zwischen seinen immer anspruchsvoller werdenden großen Opernrollen die lyrische Basis, die man für das Liedrepertoire braucht, nicht aufzugeben bereit ist, spricht für seine künstlerische Intelligenz. Mit dieser kann er es sich leisten, ein  Programm zu präsentieren, das nicht ein einziges Liebeslied enthält, sondern 13 Liedtexte  von Goethe und Mayrhofer, die Schubert vertont hat, 2 Mahler-Lieder aus „Des Knaben Wunderhorn“ und 3 Loewe-Gesänge mit Texten von G. Seidl, H.v.Wessenberg und A.W. Schreiber, die sich sämtlich mit exstenziellen Lebensfragen, dem Verhältnis von Menschen zu Übermächten oder mit Naturgegebenheiten befassen.

Da steht nun der großgewachsene Bassist mit minimalem gestischen Aufwand vor dem Hauptvorhang der Staatsoper, großartig begleitet von  Alexandra Goloubitskaia, gebürtige Moldavierin, die bereits auf eine beachtliche Weltkarriere zurücklicken kann und seit 2017 Univ. Prof. an der Musik- und Kunst Privatuniversität der Stadt Wien ist, und bringt mit Stimme, Gesicht und Körperhaltung ganz klar zum Ausdruck – nicht nur, wovon er zu singen hat, sondern so, als würde er von sich aus über die zu besingenden Stuationen oder Probleme nachdenken und das Gedachte in Worte und Töne fassen.

Man glaubt ihm den Prometheus, der den allmächtigen Zeus herausfordert mit seinem stolzen Bewusstsein, dass er als Mensch Menschen nach seinem eigenen Bild zu formen gewillt ist. Er erkennt die Grenzen der Menschheit; er hält Zwiesprache mit dem Frühling, dem Morgenwind, der Nachtigall und den schwebenden Wolken; er identifiziert sich mit dem entsühnten Orest in Mykene;  sieht sich auf der Fahrt in den Hades;  besingt als Schiffer die Dioskuren; lässt auf seinem Nachen visionär vor uns die Dioskuren/Zwillingssterne leuchten….Eine faszinierende Begegnung für uns Zuhörer und Zuschauer! Das alles vermittelt der Sänger mit dem Bühnentalent uns mit einer Bassstimme von ganz natürlich erscheinender Kraft mit klarer Artikulation.
Dass man sich im Stillen, trotz der vorzüglichen Klavierbegleitung, den Klang dieser Stimme in Verbindung mit einem Orchester ausmalt, liegt auf der Hand. Besonders, wenn’s in hochdramatische Regionen geht, wie bei „Odins Meeresritt“ (Loewe),  wo der Gott auf seinem Rappen über Land und Meer, begleitet von 12 Adlern,  von Helgoland nach Norwegen zu einer Schlacht reitet … Das erweckt natürlich Wagner-Assoziationen! Und was lag näher als die Draufgabe von Wotans Abschied? Wenn Günther Groissböck schon auf das Wotan-Debut in Bayreuth im heurigen Sommer verzichten muss, so reizt es ihn verständlicherweise, den Göttervater wenigstens konzertant zu Wort und Ton kommen zu lassen. Wenn diese  betörende imd mitreißende Musik ertönt und Groissböck förmlich explodiert vor Temperament, Kraft und Leidenschaft, mit entsprechender Stimmentfaltung, dann wissen wir – endlich wieder – wo wir sind: in einem der bedeutendsten Opernhäuser der Welt, wo alle menschlichen Gefühle und Sehnsüchte nur darauf warten, wieder ins Leben gerufen zu werden!


Limitierte Sitzplätze. Foto: Wiener Staatsoper/ Michael Pöhn

Groissböck hatte für diesen Liederabend (nach einem  Auftritt im dortigen Staatstheater) auch den Wiesbadener Intendanten, Uwe Eric Laufenberg  (von dem in Bayreuth eine sehr geglückte „Parsifal“-Inszenierung auf ihre Wiederaufnahme wartet), nach Wien eingeladen, der dem Sänger ein paar Atempausen ermöglichen sollte, in denen Texte von Goethe , Schiller und Brecht rezitiert wurden. Gewiss eine menschlich verständliche Idee, aber den sehr ansprechenden Inhalten dieser Texte fehlte eine entsprechende Ausdrucksintensität seitens des Rezitators, sodass man gleich wieder begierig auf das nächste Lied wartete…

Jedenfalls: die durch die Medien gegangene Meldung, dass ab September wieder normal gespielt werde, setzt abermals Energien frei – dies-und jenseits der Rampe! Die Hoffnung schon erfüllt Brust…

Sieglinde Pfabigan

 

STUTTGART/ Liederhalle: Konzert mit Nathanael Carre und Virginie Dejos

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STUTTGART: Kammermusik-& Liedkonzert-Festival im Mozartsaal der Stuttgarter Liederhalle. Konzert mit Nathanael Carre und Virginie Dejos am 8. Juni 2020 im Mozartsaal der Liederhalle/STUTTGART 

MIT IRISIERENDEN KLANGFLÄCHEN

Dieses sehr „französisch“ wirkende Kammerkonzert im Rahmen des Kammermusik-& Liedkonzert-Festivals „Oper trotz Corona“ der Staatsoper Stuttgart machte mit der reizvollen Kombination von Querflöte und Klavier näher bekannt. Geradezu sphärenhafte Klangflächen offenbarten sich bei „Ballade et danse des Sylphes“ von Joachim Andersen, wo Nathanael Carre (Querflöte) und Virginie Dejos (Klavier) das figurative harmonische Geflecht eindringlich beschworen. Der spätromantische Komponist Joachim Andersen war ein dänischer Flötist, der zu den Gründungsmitgliedern des Berliner Philharmonischen Orchesters gehörte. Bei „Syrinx“ für Flöte solo von Claude Debussy war Nathanael Carre ganz in seinem Element, verband die thematischen Verflechtungen in bewegender Weise. Die Natur wurde hier mit großer Intensität beschworen. Syrinx ist nicht umsonst der griechische Name für die Panflöte oder die antike Hirtenpfeife. Von ganz besonderem Zauber war ferner „Krishna“ aus „Joueurs de flute“ op. 27 von Albert Roussel, wo die Elemente des Hinduismus in fantasievoller Weise herausgestellt wurden. Einflüsse von Claude Debussy und Maurice Ravel traten deutlich hervor. Impressionismus und Neoklassizismus wechselten sich jedenfalls in stilvoller Weise ab. Originelle kontrapunktische Entwicklungen wurden von beiden Solisten nuancenreich betont. Dabei merkte man als Zuhörer aber auch, dass Roussels Tonsprache herber wie die von Maurice Ravel ist. Das klang alles nicht unbedingt französisch.

Bei „Mei“ von Kazuo Fukushima für Flöte solo verleugnete Nathanael Carre den meditativen Charakter der Komposition keineswegs, es handelt sich hier auch um eine eindringliche Totenbeschwörung. Flatterzungen, Glissandi und Intervalle wechselten sich facettenreich ab. Zeitgenössische westliche Strömungen verbanden sich facettenreich mit der japanischen Tradition. Ganz besonders überzeugend war dann die Wiedergabe von Christoph Willibald Glucks „Reigen seliger Geister“, wo Nathanael Carre und Virginie Dejos ganz zusammenfanden. Die seelischen Stimmungen wurden in bewegender Weise eingefangen. Auch das formale Gerüst und die dynamische Balance gerieten nie aus dem Gleichgewicht. Die Durchsichtigkeit der sphärenhaften Harmonik stach hervor. Gelungen war außerdem die kunstvolle Wiedergabe von „Phenix“ von Regis Campo, wo Chromatik und raffinierte Atmung in farbenreicher Weise ineinander übergingen. Campo beschäftigt sich mit Mozart und Erik Satie, was man seiner Tonsprache anmerkt. Ganz hervorragend war außerdem „Chant de Linos“ von Andre Jolivet. Magisch und beschwörend fesselte diese Komposition auch durch ihre indischen und arabischen Einflüsse. Dabei wurde wiederum ein geheimnisvoller Bezug zur Musik Albert Roussels geschaffen. Auch die Dämonie der formalen Struktur stach dabei deutlich hervor. Das Magisch-Heidnische berührte die Zuhörer bei dieser Wiedergabe einmal mehr. Jolivet setzt bei seinen Flöten-Kompositionen auch immer wieder die „Flatterzunge“ ein. Die Nähe zu Strawinsky war bei dieser innerlich vibrierenden Wiedergabe nicht zu überhören. Trotz des relativ großen Abstands zwischen den beiden Solisten aufgrund der „Corona-Bedingungen“ spürte man, wie stark die beiden Musiker hier miteinander verbunden waren.

Die Pianistin Virginie Dejos ist übrigens auch ausgebildete Dirigentin (sie führte unter anderem Richard Wagners „Rheingold“ in Vendome auf). Außerdem ist sie Preisträgerin mehrerer Klavierwettbewerbe (darunter des Internationalen Skrjabin-Wettbewerbs). Carre ist seit 2012 Soloflötist im Staatsorchester Stuttgart.

Alexander Walther

BADEN-BADEN/ Weinbrennersaal: Philharmonie Baden-Baden mit Pavel Baleff

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Philharmonie Baden-Baden mit Pavel Baleff am 5. Juni im Weinbrennersaal/BADEN-BADEN

MIT VIEL GLANZ UND ESPRIT

 Leider kann die Carl-Flesch-Akademie wegen Corona in diesem Jahr im Kurhaus nicht stattfinden. Doch die „Soirees musicales“ der Philharmonie Baden-Baden werden glücklicherweise wieder ins Leben gerufen. Gleich beim ersten Konzert brillierten die beiden Solisten Heather Moseley (Cello) und Pol Centelles (Fagott) bei Wolfgang Amadeus Mozarts Sonata in B-Dur für Fagott und Violoncello KV 292 mit chromatischem Feinschliff und harmonischer Raffinesse. Die zeitlich benachbarten Flötenquartette lassen grüßen. Vor allem die kunstvolle thematische Verarbeitung trat hier in reizvoller Weise hervor. Holger Bronner (Trompete) brillierte dann beim temperamentvoll interpretierten Konzert für Trompete und Streichquartett in Es-Dur von Vincenzo Bellini, wo er von Yasushi Ideue, Leonidas Karampoulat (Violine), Anna Pelczer (Viola), Thomas Lukovich (Violoncello) und Jozef Novotny (Kontrabass) sehr facettenreich begleitet wurde. Lyrische und virtuose Momente wurden dabei sehr emotional und gewinnend ausgekostet. Vor allem die kantablen Finessen blitzten leuchtkräftig hervor. Süditalienischer Esprit ließ nicht lange auf sich warten. Die Nähe zu verminderten Intervallen und chromatischen Durchgängen belebten nuancenreich den harmonischen Ablauf. Auch die Besonderheiten des Belcanto zeigten ihren ganzen Ausdruckszauber. Bei den Fünf Konzertstücken von Wilhelm Friedemann Bach wurden wahre Improvisationskunststücke hervorgezaubert. Die Nähe zu Engführungen und figurativen Imitationen waren nicht zu überhören. Auch die dramatischen Fortschreitungen wurden so lebendig interpretiert, dass die harmonische Vielschichtigkeit im Weinbrennersaal triumphierte.  Wilhelm Friedemann Bach galt nicht umsonst als der beste Organist seiner Zeit, der aber aufgrund seines ausufernden Lebensstils kein leichtes Leben hatte. Melanie Huber und Annette Konrad (Klarinette), Susanne Schmid-Ferrara und Pol Centelles (Fagott) sowie Stefanie Wellnitz und Hubert Stoll (Horn) brillierten mit stilistischem Glanz und intelligentem Spielwitz. Man spürte, wie sehr die Musik von Wilhelm Friedemann Bach bereits in die Moderne weist. Zum Abschluss gefielen die Solisten der Philharmonie Baden-Baden noch mit der reizvollen Serenade des ungarischen Komponisten Matyas Seiber, der ein Schüler von Zoltan Kodaly war. Staccato-Akzente, Triller, Quart-Entwicklungen und Unisono-Passagen traten in geheimnisvoller Weise hervor. So entstand hier ein überaus reizvolles musikalisches Mosaik der Sonderklasse. Auch in der Saison 2020/2021 hat die Philharmonie Baden-Baden viel zu bieten. „Artist in Residenz“ wird der Geiger Kolja Blacher sein.

Am 25.9.20 erklingt neben dem Violinkonzert von Fabian Joosten als Uraufführung die „Träumerei am Kamin“ aus dem „Intermezzo“ von Richard Strauss sowie Anton Bruckners Symphonie Nr. 0. Der Solist ist Yasushi Ideue und der Dirigent Pavel Baleff. Am 20.11.20 folgt dann ein weiteres Konzert mit den „Dance Scenes“ (Suite Nr. 1) von Boris Blacher, dem zweiten Violinkonzert von Dimitri Schostakowitsch und der Sinfonie Nr. 4 von Alexander Glasunow. Solist ist Kolja Blacher, Dirigent Pavel Baleff. Am 26.3.21 erklingen 5 Stücke von Anton Webern, Beethovens Violinkonzert und Joseph Haydns Sinfonie Nr. 95. Solist und Leitung: Kolja Blacher. Den Abschluss bilden am 16.4.21 „Eine Ballettsuite“ von Max Reger, Sergej Prokofjews Violinkonzert Nr. 2 und Antonin Dvoraks Sinfonie Nr. 7. Solist ist wieder Kolja Blacher, Dirigent Pavel Baleff.

Alexander Walther

WIEN/ Staatsoper: „UN’AURA AMOROSA“ – Konzert mit Ensemblemitgliedern/ Ausschnitte aus Mozart-Opern

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Copyright: Wiener Staatsoper/Michael Pöhn

Wiener Staatsoper, 9.6.2020: Konzert mit Ensemblemitgliedern „UN’AURA AMOROSA“ –
Ausschnitte aus Mozart-Opern

So klein kann der zur Verfügung stehende Bühnenausschnitt – vor dem Eisernen Vorhang und halb über dem verdeckten Orchestergraben  gar nicht sein, dass er nicht den 20 (zwanzig) Ensemblemitgliedern freie Bahn lässt, um sich endlich wieder auf einer öffentlichen Plattform ausleben zu können – singend und agierend.

Als einziges „Requisit“ steht da ein Bösendorfer-Flügel, der zwar den Freiraum nicht wesentlich einschränkt, aber: Was die Pianistin Annemarie Herfurth als einzige instrumentale Begleiterin der Sänger an diesem Abend leistet, muss man eigentlich als phänomenal bezeichnen. Nicht nur, weil sie souverän und brillant Mozarts Noten in Klang umsetzt, sondern weil sie es so tut, dass man in jeder präsentierten Szene oder Arie sogleich nicht nur erahnt, sondern weiß, wovon das jeweilige  Stück, wenn nicht die ganze Oper,  handelt. Hier wird Musiktheater gemacht! Kein Wunder, dass sämtliche SängerInnen es auch machen. Dazu muss ich wohl sagen, dass das, was sonst kaum je an die Öffentlichkeit gelangt, nämlich die Art und Weise der Einstudierung einzelner Szenen oder ganzer Werke, an diesem Hause von höchster Qualität sein muss! Was die 20 Vokalisten an diesem kurzen Abend (Beginn 19,30 Uhr, Ende ca 20,50 Uhr) darboten, war in jedem einzelnen Fall ein Stück Theater! Und was auf den 6 Seiten des Faltprogramms, wo nur die Musiknummern und Kurzbiografien der Mitwirkenden Platz hatten, nicht aufscheint: Wer hat den Abend „inszeniert? Das war nämlich perfekt. Kam die erste Solistin von der  Seite  rechts und ging dorthin wieder ab, erschien von links gleich der erste Tenor. Und das ging so flott weiter durch den ganzen Abend und war auch bei Nummern mit mehreren Personen bestens arrangiert, kulminiernd in den Schlussverbeugungen, wo – mit gehörigem Abstand – die einzelnen Personen quer über die Bühne, die anderen in die Gegenrichtung spazierten, bis die Bühne – sehr übersichtlich – mit allen Mitwirkenden gefüllt war, aber keiner keinem zu nahe trat. Dass der Schlussapplaus angesichts von so viel lebhafter  und auch ästhetischer Bewegung auf kleinstem Raum kaum enden wollte, sei schon vorweg verraten. (Sobald ich den Namen der Arrangeurs in Erfahrung gebracht habe, wird er nachgeliefert.)

Zu Beginn „La clemenza di Tito“:  Die schlanke junge Svetlina Stoyanova tritt als Sesto auf, mit weißem Hemd und fescher schwarzer Hose glaubt man ihr glatt den Jüngling, der vor lauter Liebe zu Vitella bereit ist, seine guten Freund, den Kaiser Titus zu töten. „Er“ singt sein „Parto, parto“ mit Anmut und Mozartscher Grazie. Der noble Mezzo der jungen Bulgarin macht glauben, dass Sesto aus Liebe nicht anders handeln kann. In allen Stimmlagen und Intervallsprüngen äußerst sich seine Noblesse, mag sie auch noch so kriminell eingesetzt werden.

Dann geht es sogleich aufs „Ganze“:Il mio tesoro“, vielleicht Mozarts schönste Tenor-Arie, gesungen vom chinesischen Ensemblemitglied Jinxu Xiahou, einer der großen Entdeckungen von Dominique Meyer.  Da steht ein echter „Don“, an Adel dem Don Giovanni ebenbürtig, mit kraftvollem, leuchtkräftigem Tenor auch die ihm innewohnende Kraft glaubhaft machend.

Und gleich danach der nächste Volltreffer: Jongmin Park, bereits weltweit – mit Recht  – als Star-Bass gehandelt, singt die Registerarie des Leporello hinreißend! Nicht nur mit kraftvollen Bassbariton-Tönen, sondern die ganze Raffinesse dieses Musikstücks auskostend bzw. diese köstlichen Bühnenfigur verkörpernd, die/der seinen Herrn total durchschaut und einerseits anprangert, andererseits mit Genuss von der komischen Seite her vorstellt. Momente wie der spontane Übergang zu „la piccina“, wo der Sänger sich plötzlich ganz klein macht und amüsiert um sich blickt, rief wie planmäßig Lacher hervor. Das war eine köstliche Mimik und Gestik, die wiederholt die der Arie zustehenden Lacher im Publikum provozierte und zugleich die vokale Meisterschaft dieses Sängers unter Beweis  stellte, der eigentlich alles kann, von der düstersten bis zur heitersten Rolle und von den mächtigsten Tönen mühelos ins zarteste Piano wechseln kann. Bravissmo!
Raffael Fingerlos,
aus den Salzburger Land ziemlich in der diretissima an Wiens erstes Opernhaus gelangt, durfte sich als belcantesker Don Giovanni mit dem schönen lyrischen Ständchen an Elviras Zofe „Deh vieni“ präsentieren, was er mit offensichtlichem Genuss tat, auf der Mandoline begleitet von  – Wolfgang Bankl!
Was die so lange offiziell arbeitslosen Künstler in diesen Monaten alles ausgebrütet haben, macht staunen und Freude.
Genug vom verführerischen spanischen Edelmann und seinen Abenteuern….


Margarita Gritskova. Foto: Wiener Staatsoper/Michael Pöhn

Margarita Gritskova trat („Non temer, amato bene“) als Idamante, Idomeneos  hart geprüfter Sohn Idamante auf, den der Vater töten sollte. Die Mezzosopranistin aus St. Petersburg konnte da ihre ganze Virtuosität zu hochdramtischem Einsatz bringen, wobei die gewaltigen Oktavsprünge natürlich der Textverständlihckeit nicht immer förderlich sind. Immerhin nach den diversen Buffo-Partien, die sie gesungen hat, ein Schritt nach oben.

Der deutsche Bariton Samuel Hasselhorn war dann als Conte Almaviva mit dem Rezitativ „Hai gia vinta la causa“ und der folgenden  großen Arie im Großeinsatz, den er stimmlich klaglos bewältigte. Die Empörung darüber, dass man ihn offenar hinters Licht führen wollte, hätte er ruhig noch stärker zum Ausdruck bringen dürfen. Aber es war immerhin belkantesker Mozart.


Rafael Fingerlos, Annemarie Herfurth, Wolfgang Bankl (Mandoline). Foto: Wiener Statsoper/ Michael Pöhn

Ein Höhepunkt wurden dann die Szenen àus der „Zauberflöte“. Papagenos „hmhmhm“ zu Beginn des Quintetts mit Tamino und den drei Damen präsentierte Rafael Fingerlos nicht überraschend mit einer aktuellen Mund- und Nasenmaske. Und da tat sich von allen Seiten Erfreuliches. Quicklebendig dieser Papageno! Mit wunderschöner, raumfüllender Tenorstimme und Mozart‘schem Charme Jörg Schneider als Tamino, dazu die drei so unterschiedlichen Damen Fiona Jopson mit zartem Sopran, Zoryana Kushpler mit raffiniertem Mezzo und die großgewachsene schlanke Komödiantin Stephanie Houtzeel mit schönen Alttönen. Danach ließ die junge Russin mit dem schwer zu merkenden Namen Diana  NurmukhametovaDer Hölle Rache“ mit vehementem Einsatz Klang werden, wobei die Spitzentöne aber doch zu spitz gerieten, sodass es nicht nach freudigen Auskosten der Rache klang.  Zuletzt das Papapa-Duett des Vogelfängerpaares, mit Ileana Tonca und Rafael Fingerlos, locker und schön gesungen und gespielt.

Als letzter Block stand „Così fan tutte“ auf dem Programm. Olga Bezsmertna durfte mit „Come scoglio“ ihr ganzes dramatisches Potential, wie sie es schon in vielen Rollen getan hat, auch hier zu imposantem Einsatz bringen, ließ aber auch spüren, dass hinter dieser fingierten Entschlusskraft sehr wohl ein Hintertürchen offen gelassen wird…Sprühend vor Charme und Raffinesse in Spiel und Gesang präsentierte sich Andrea Carroll mit noch dazu wunderschönem Sopran als gefingelte Despina („In uomini“). „Soave sia il vento“ – ja, das war dann eine ausgeglichende  Selbstberuhigungs-Nummer für Olga Bezsmertna, Margaret Plummer und Peter Kellner, von dem man nicht ungern mehr gehört hätte.  Ein dritter tenoraler Höhepunkt: Josh Lovell. Das fesche, schlanke Bürschchen aus England, das wir im „Midnummer Night’s Dream“ erstmals kennen und schätzen gelernt haben, präsentierte Ferrandos sich selbst verklärendes „Un’aura amorosa“ mit einer so unglaublich sicheren und in allen Lagen ausgeglichenen Tenorstimme, dass man sich nur auf alles von ihm noch zu Erwartende uneingeschränkt freuen kann.

Großen Spaß, gemischt mit dem unverzichtbaren Ernst nach der ganzen Verkleidungskomödie, betitelt „Così fan tutte“, vermittelte uns das Schlussextett: mit Olga Bezsmertna, Rachel Frenkel, Simina Ivan, Josh Lovell, Rafael Fingerlos und  – diesmal singend  – Wolfgang Bankl als Don Alfonso.

Die Brillanz und das Einfühlungsvermögen der Pianistin Annemarie Herfurth, die allen Ernst der „opere serie“ und alle Komödiantik der Da Ponte-Opern und der “Zauberflöte“ waren einfach hinreißend. Fast hätte man meinen können, sie hätte auch ohne Gesangsstimmen Mozarts Opern verständlich und hochamüsant gemacht….Gratulation!

Ob die entfallene „Così“-Premiere wohl viel besser gewesen wäre…???

Freuen wir uns über diesen Abend, an dem die leidenschaftliche Liebe zur Kunstgattung Oper quasi aus allen Nähten platzte und sich einmal mehr von der Bühne auf die Zuschauer und Zuhörer übertrug!                           

Sieglinde Pfabigan

 


FRANKFURT/ Opernhaus: „SOIREE DES OPERNSTUDIOS“

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Foto: Barbara Aumüller

Frankfurt / Opernhaus: „SOIREE DES OPERNSTUDIOS“ – 09.06.2020

Während der abwechslungsreichen Programmgestaltung der „Corona-Konzerte“ an der Oper Frankfurt stellten sich heute junge Künstler des Opernstudios in einer kurzweiligen Soiree vor. Es war eine Freude zu erleben, welch enormes Potenzial in diesen jungen Damen und Herren steckt.

Eröffnet wurde das Event mit Richard Strauss Wie du warst, wie du bist, die hymnische Schwärmerei des Octavian aus „Der Rosenkavalier“, in jugendlichem Überschwang, voll Emphase hingebungsvoll mit prächtigem Mezzosopran von Karolina Makula farbenreich dargeboten. Die temperamentvolle Sängerin brillierte zudem mit einer Rarität Proshchaj – Grenada, dem Ausflug Dmitri Schostakowitschs in spanische Gefilde.

Julia Moorman brachte die Momente der „Fürstin Werdenberg“ sehr charmant herüber, höhensicher jedoch mit etwas unruhig geführter Stimme absolvierte die Sopranistin Einsam in trüben Tagen  aus „Lohengrin“ als Richard Wagner-Beitrag. Bei Wie man sich bettet, so liegt man (Kurt Weill) schien sich die junge Künstlerin heimischer zu fühlen.

Burschikos, den Schalk im Nacken, mit blitzsauberen Koloraturen servierte Florina Ilie Me Ilaman la primorosa  der Zarzuela „El barbaro de Sevilla“ (Giménez/Nieto). In technischer Bravour, herrlichem Timbre, in hohen Sopranlagen aufblühend entführte die junge Dame mit Matern aller Arten ins/aus dem Serail von Wolfgang Amadeus Mozart. Vortrefflich neben dem  obligatorischen Klavier, intrumental vom Quartett Ruth Pereira Medina (Flöte), Romain Curt (Oboe), Ingo de Haas (Violine), Mikhail Nemtsov (Cello) begleitet.

Stilsicher servierte Kelsey Lauritano melancholische wie dramatische Mezzo-Töne zum Lamento Thy hand, Belinda… When I´m laid von Henry Purcell sowie Crude furie degli aus “Serse” (G. F. Händel).

Prächtig, sonor, edel timbriert strömte der Bass von Pilgoo Kang verlieh Studia il passo, o mio figlio aus „Macbeth“ von Giuseppe Verdi farbenreiche Tiefe, sowie der Arie la vendetta aus „Le nozze di Figaro“ (Mozart) gehaltvolle Autorität und pulsierende Zungenakrobatik.

Eindrucksvoll setzte Danylo Matviienko seinen kräftigen Bariton bei Ya mis horas felices zur Zarzuela „La del oto del Parral“ (Soutullo/Vert) eindrucksvoll in Szene und schenkte der Canzone „Tristezza“ (Tosti) italienischen Schmelz und noble Vokalise.

Vortrefflich wurden die Sänger von den beiden Pianisten Michal Golawski und Felice Venanzoni in bester Manier begleitet.

Das Publikum sparte nicht mit Bravos und kräftigem Applaus und wurde von den jungen Künstlern mit dem hinreißend intonierten Sextett aus „Cosi fan tutte“ (Mozart) bedankt.

 

Gerhard Hoffmann

 

 

 

 

WIEN/ Staatsoper: KAMMERMUSIK DER WIENER PHILHARMONIKER

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Wiener Philharmoniker > Homepage > Orchester > Mitglieder ...
Albena Danailova. Foto: Wiener Philharmoniker

WIEN/Staatsoper: Kammermusik der Wiener Philharmoniker

Ludwig van Beethoven mit Albena Danailova, Tamás Varga und Christoph Traxler

  1. 6. 2020 – Karl Masek (via Stream)

Besondere Erfolge der Direktion Dominique Meyer waren unbestritten die Matineen-Zyklen im Gustav-Mahler-Saal: Die sonntäglichen Ensemblematineen und die „Kammermusik der Wiener Philharmoniker“ an Samstagvormittagen. Diese Veranstaltungen waren in all den Jahren überwiegend ausverkauft – sie erfreuten sich beim Publikum größter Beliebtheit. Diese Programmschienen setzt auch Bogdan Roščić klugerweise fort.

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Tamás Varga. Foto: Olga Kretsch

In der letzten Saison hat man  (klar, im Beethoven-Jahr!)  das reichhaltige Kammermusik-Schaffen des genialen Bonners und Wahlwieners in den Fokus der philharmonischen Programme gerückt. Bis 18. Jänner fanden die Matineen statt. Dann schlug die Pandemie zu. Am 9. Mai wäre der geplante Vormittag mit Albena Danailova (Violine), Tamás Varga (Violoncello) und Christoph Traxler (Klavier) mit Beethoven-Trios gewesen. Dominique Meyer nahm dieses Programm kurz entschlossen in seinen Abschiedsmonat auf, und so kam es zur seltenen Konstellation, die beiden Klaviertrios in D-Dur, op. 70/1 und in Es-Dur, op. 70/2 im Großen Saal zu hören. Sollte es Skepsis gegeben haben, dass ein intimes kammermusikalisches Werk im Opernhaus nicht so recht zur Geltung kommen könnte: Ich war nicht unter den 100 Livebesuchern, sondern nützte die Stream-Chance, sah und hörte das Konzert zu Hause. Und die Übertragung war technisch und akustisch bestens!

Ludwig van Beethoven schrieb diese beiden Klaviertrios 1808, im Jahr, als auch seine 6. Symphonie, die „Pastorale“, entstand. Zur Jahreswende 1808/1809 wurden die der ungarischen Gräfin Erdödy gewidmeten Werke in deren Palais uraufgeführt. Beethoven selbst spielte den Klavierpart. Ein prominenter Kritiker hat diese Werke übrigens sehr gewürdigt: E.T.A. Hoffmann.

Ein besonderes Juwel ist dabei das „ Largo  assai  ed  espressivo“, der 2. Satz des so genannten „Geistertrios“, op. 70/1. Diese Bezeichnung geht auf Beethovens Schüler Carl Czerny (das ist der, welcher Generationen von Klavierschüler/innen mit seinen Etüden gequält hat!) zurück. Er fühlte sich durch diesen Satz an den ersten Auftritt des Geistes in Shakespeares „Hamlet“ erinnert. Dieser Satz weist tatsächliche eine bewusst fahle und schattenhafte Farbgebung auf, die sich durch den gesamten Satz zieht.

Wie überhaupt dieses Werk geprägt ist von unkonventionellen Überraschungsmomenten und  harmonischen Rückungen. Im Bestreben, billige Effekte zu vermeiden, fällt eine grüblerische Schwerblütigkeit auf, die fast an Brahms denken lässt (der aber erst 25 Jahre nach Entstehung dieser Trios zur Welt kam).

Hellere Farben und ein vor allem im Finalsatz musikantischer Schwung prägen das viersätzige Es-Dur-Trio. Noch einmal Carl Czerny: „Beethoven hat den 2. Satz  (Allegretto, also kein üblicher langsamer Satz!) entworfen, als er in Ungarn kroatische Musik hörte“…


Christoph Traxler. Foto: Max Parowsky

Christoph Traxler verlieh dem Klavierpart klare, transparente Konturen, ließ auch die nachdenklichen, fast improvisatorisch wirkenden  Passagen zu ihrem Recht kommen, indem er sich dafür „alle Zeit der Welt“ nahm. Auch Beethoven schien sich während dieser Kompositionen viel Zeit für nachdenkliche Fermaten genommen zu haben, bevor es dann mit einer neuen, überraschenden Idee, ganz anders „weiterging“ als erwartet. Bei den Allegro-Finalsätzen gab er rasante Tempi vor. Glasklar, schlank, leichtgewichtig wurde da musiziert. In allerbestem Einvernehmen mit Albena Danailova und Tamás Varga, die es hörbar genossen, auch in kammermusikalischen Gefilden ihr exzeptionelles Können zeigen zu können. Sie mit warmem, ausdrucksstarkem Ton, er mit sonorer, edler Tongebung. Und beide mit den ganz speziellen philharmonischen Qualitäten des Mitatmens, des einander Zuspielens, des traumwandlerisch sicheren Antizipierens.

Das Publikum, das sich im Staatsopernparkett verlor – mehr als 100 dürfen es immer noch nicht sein –  spendete intensiven Beifall, Bravi inbegriffen, bei dem eine große Portion Dankbarkeit mitzuschwingen schien, dass es nach der Corona-Zwangspause nun doch wieder losgeht, auch wenn es im Moment nur kleine Schritte sind…

Dafür gab es eine Zugabe: Einen Beethoven-Ohrwurm, das anmutig-federleichte Menuett aus dem Klaviertrio, op. 38.

Karl Masek

 

BERN/ Konzert Theater: LA SERVA PADRONA von Giovanni Battista Pergolesi

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Giovanni Battista Pergolesi: La Serva Padrona, Konzert Theater Bern, Premiere: 10.06.2020

Startseite | Konzert Theater Bern
Foto: Konzert Theater Bern

Kamel und Giraffe im Bambuswald

Wie viele andere Theater auch, hat Konzert Theater Bern mit dem Abklingen der Pandemie ein Sonderprogramm aufgelegt. Wie nur wenige andere Theater, überzeugt es mit seinem Programm und da im Bereich Musiktheater gleich mit zwei szenischen Produktionen.

Man nehme ein geeignetes Stück, so zum Beispiel Pergolesis «La Serva Padrona», das nur drei Solisten erfordert. So können auf der Bühne die erforderlichen Abstände eingehalten werden. Man füge sechs hervorragende Instrumentalisten im Graben hinzu. So können auch dort die Abstände eingehalten werden. Nun kombiniere man dies mit einem jungen, frischen, handwerklich höchst versierten Leading Team auf der Bühne, und das, Corona lässt nicht mehr zu, mit 80 Gästen ausverkaufte Haus erlebt einen beglückenden Abend.

Evgenia Grekova als Serpina und Philipp Mayer als Uberto haben von der ersten Sekunde an eine absolut begeisternde Vorstellung gegeben. Selten hat man eine komische Handlung mit solcher Leichtigkeit und Respekt vor den Figuren umgesetzt, erlebt. Jedes Wort war verständlich, das Spiel nie outriert, beide Künstler haben stimmlich wie darstellerisch perfekt harmoniert. Dritter im Bunde war Florian Marignol in der stummen Rolle des Vespone. Er hat neben seinen im Libretto vermerkten Aufgaben fleissig das Virus bekämpft.


Foto: Anette Boutellier

Die Inszenierung Alexander Kreuselbergs folgt eng dem Libretto und führt die Figuren souverän durch das wegen seiner Einfachheit gar nicht so einfache Stück. Eine Bambus-Wald-Tapete verleiht Ubertos Zimmer eine gewisse Frische. Als älteres Semester folgt er charakteristischen Freizeitbeschäftigungen wie der Pflege von Pflanzen und dem Sammeln von Tierfiguren (Bühne: Junda Dietze). Die Kostüme von Emma Hoffmann kombinieren Modernes mit Zeitgenössischem.

Ein besonderes Lob geht an die Instrumentalisten: Isabelle Magnenat und Theresa Bokány an den Violinen, Yang Lu an der Viola, Christina Keller-Blaser am Violincello, Gabriel Duffau am Kontrabass und  Hans Christoph Bünger, der vom Cembalo aus die Vorstellung leitet. Ein satter, farbenfroher, lebendiger Klang trägt die Solisten durch 45 Minuten, die viel zu schnell vergehen.

Auf nach Bern! Es wartet wieder ein rundum beglückender Abend.

Weitere Aufführungen: Do, 11. Juni 2020, 19:30, Stadttheater; Fr, 12. Juni 2020, 19:30, Stadttheater.

10.06.2020, Jan Krobot/Zürich

BERLIN: Das Berliner Ensemble macht mobil und spielt draußen live

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Berlin: Das Berliner Ensemble macht mobil und spielt draußen live, 9.6.2020

Oliver Reese, graue Jeans, blaues Hemd, steht schon im Hof hinter den Theaterbauten vom Berliner Ensemble und begrüßt lächelnd die Gäste.


 Oliver Reese, Intendant vom Berliner Ensemble, 9.6.2020, Foto Ursula Wiegand

Für ihn, den Intendanten des BE, ist es ein Freudentag, genau wie für die Zuschauer und Zuschauerinnen, die nach rd. dreimonatiger Pause endlich wieder Schauspiel live erleben.

Geboten wird die Generalprobe von „BUSSI BaBAAL – EINMAL BAAL TO GO“  im vor einigen Tagen errichteten Hof-Theater. „Wir haben Glück, dass wir hier genug Platz haben, um so etwas machen zu können“, freut sich Reese.

Denn gratis und draußen heißt zu Corona-Zeiten die Lösung, um Abstand wahrend endlich wieder vor Menschen spielen zu können. „Es ist ein „amuse gueule“, ein „Gruß aus der Küche“ und ein Geschenk fürs Publikum“, lächelt Reese. Schon am 19. Mai bei der Vorstellung des Spielplans 2020/21 hatte er betont: „Wir wollen unbedingt wieder spielen, dies ist unser Auftrag“.

Es ist ihm offensichtlich auch eine Herzensangelegenheit. „Ab dem 10. Juni sind nun drei Wochen lang – immer von Mittwoch bis Sonntag stets um 18:00 Uhr –  jeweils fünf rund einstündige Aufführungen zu sehen, die sich die Ensemble-Mitglieder – 180 von insgesamt 200 sind in Kurzarbeit – ausgesucht und zurechtgemacht haben“, erläutert Reese. An den Montagen startet der Online-Ticketverkauf für die jeweilige Woche. „Damit habe jeder und jede die Chance, dreimal mit dabei zu sein.

Allerdings zeigte die sogleich explodierende Nachfrage, dass die Interessenten stets blitzschnell sein und Glück haben müssen, um ein Ticket zu ergattern. „Ja, die Theaterfans sind uns treu geblieben“, schmunzelt Reese.

Auch weiterhin müssen sie Glück haben, wenn sie Reeses Vorschlag folgen und nach der Aufführung im BE-Hof-Theater gleich noch das Stück „DIE PEST“ anschließen möchten, das nahebei auf dem Platz vor dem Deutschen Theater gespielt wird. In Zeiten wie jetzt sei Kooperation nötig.


Oliver Reese, Intendant vom Berliner Ensemble, 9.6.2020, Foto Ursula Wiegand

Ebenso nötig ist auch weiterhin die unvermeidliche Anpassung an die neuen Gegebenheiten. Oliver Reese ist Realist und hatte schon im März vorausgesagt, dass sämtliche Aufführungen mit Publikum in großen Räumen bis zum Beginn der Sommerpause 2020 wg. der Corona-Pandemie ausfallen müssen. So kam es und nicht nur in Deutschland.

Auch beim Blick auf die Spielzeit 2020/21 bleibt Reese realistisch. „Die Pläne für die nächste Spielzeit mussten in den letzten Wochen völlig neu gedacht und organisiert werden“, hatte er schon im Mai geäußert und sogleich die Zahl der Stühle im großen Saal von 700 auf 200 reduziert.  Angeordnet sind sie nun Abstand wahrend als Einzelsitze oder paarweise. Also special seats.

„Wir müssen anders hören und sehen“, fügt Reese nun hinzu. Umgewöhnen müssen sich auch die Theaterfans. Relativ kurze Stücke müssen es sein, 2 ½ Stunden maximal, denn es gibt keine Toilettenpause. Das würde wegen der Abstandsbedingungen viel zu viel Zeit in Anspruch nehmen“, stellt Reese klar. An den Wochenenden gäbe es jedoch Doppelvorstellungen, folgt als Trost auf dem Fuße.

Wie aber wird Frank Castorf, der Spezialist für 6- und 7-Stünder, der am BE eine neue Heimat gefunden hat, damit klarkommen? „Das muss er selbst regeln“, meint Reese trocken.

Wie sind denn die Aussichten für die Neuinszenierung von Brechts „Dreigroschenoper“ durch Barrie Kosky, dem Chef der Komischen Oper? „Die Premiere ist erst am 21. Januar 2021, und wir hoffen, dass dann vielleicht wieder der Normalbetrieb möglich ist. Und wenn nicht? „Barrie macht das auf jeden Fall. Wenn dann noch zeitlich gekürzt werden muss, kriegt er das garantiert hin“, betont Reese.

Er selbst inszeniert die Uraufführung von „GOTT“, ein Stück von Ferdinand von Schirach. Zeitgleich mit dem Düsseldorfer Schauspielhaus sollte das Werk schon im April Premiere haben. Corona bedingt ist es auf den 10. September verschoben worden.
Eigentlich ist es dadurch genau das richtige Stück zur richtigen Zeit, geht es doch um einen alten Menschen, der nach dem Tod seiner Frau keinen Lebenswillen mehr besitzt und die Hausärztin um Beihilfe zum Suizid bittet, was sie jedoch ablehnt. „Schirachs neues Stück passt sehr gut in die jetzige Zeit, geht es darin doch um wichtige moralische Fragen, wie das Recht auf Selbstbestimmung und die Verantwortung der Ärzte“, sagt Reese und eilt nun zur Probe.     Ursula Wiegand

BUSSI BaBAAL – EINMAL BAAL TO GO

Derweil sitzt eine Frau im schwarzen Anzug an einem Gartentisch.  Ihre gelben Socken passen zur Farbe des Stuhls. Das ist wohl eher zufällig, doch es ist kein Zufall, dass sie – die Powerfrau Stefanie Reinsperger –  bei Oliver Reeses „Grüßen aus der Küche“ die erste Portion serviert, hier als Generalprobe. 

Die zum Kinn hinunter gezogene Gesichtsmaske muss ich zum Interview nicht wieder korrekt hochziehen. „Wir haben ja den richtigen Abstand, so groß wie ein Babyelefant“, lacht Stefanie Reinsperger.


Stefanie Reinsperger, Berliner Ensemble, 9.6.2020, Foto Ursula Wiegand

Wie bitte? „So verdeutlicht man in Österreich, wie groß ein Abstand von 1,5 Meter in etwa ist“, lacht die charmante Frau aus Baden bei Wien, die nach Engagements am Wiener Burgtheater und dem dortigen Volkstheater seit der Spielzeit 2017/18 zu den Stars am Berliner Ensemble gehört.

Die Frage, ob die Babyelefanten in Österreich in der Breite, der Länge oder der Höhe gemessen werden, bringt sie zum Lachen, doch beantworten kann sie das nicht. Die nächste Frage aber sofort: ob sie nach der dreimonatigen Spielpause vielleicht etwas nervös oder aufgeregt sei? „Ich bin sehr, sehr, sehr, sehr aufgeregt“, platzt es aus ihr heraus.

„Diese drei Monate waren eine so ungewöhnlich lange Zeit, das war nichts Normales, da kamen mir sogar Zweifel, ob ich alles so wie bisher wieder leisten kann. Das war noch viel schlimmer als der Wiederbeginn nach der üblichen Sommerpause“. Ein erstaunliches Bekenntnis einer ungeahnt sensiblen Powerfrau, die stets in allen Rollen brilliert. 

Doch sie hat sich davon nicht unterkriegen lassen. „Ich habe mir zwei Stücke genommen und sie daheim laut gelesen, um meine eigene Stimme zu hören.“ Und sie hat sich Bertolt Brechts „BAAL“ für ihren Beitrag zum Hof-Theater gewählt. Anfang September 2019 hatte das Stück in Großen Saal Premiere, mit ihr als Frau in der Titelrolle.

Den Dreistünder hat sie selbst auf rund eine Stunde gekürzt und ihn in BUSSI BaBAAL – EINMAL BAAL TO GO umbenannt. Warum hat sie sich gerade den Baal ausgesucht? Der sei ein Egomane und eine gespaltene Persönlichkeit. Das auch in der Kurzversion herauszuarbeiten, hat sie gereizt.

„In fünf Minuten waren alle Tickets für die erste Woche ausverkauft“, strahlt sie. Das macht Mut.


 Stefanie Reinsperger, Berliner Ensemble, 9.6.2020, Foto Ursula Wiegand

Nun aber geschwind auf die Hof-Bühne. Sie kuschelt sich noch kurz auf das am Boden liegende Plüsch-Zebra und legt dann mit gewohnter Vehemenz los. Ganz allein bestreitet sie die Aufführung, doch von Aufgeregtheit keine Spur. Stefanie Reinsperger ist wieder in ihrem Element, auch und gerade in dieser Männerrolle.

Also singt sie sogleich von Sperma, Urin und Schweiß und auch davon, dass dieser sexgierige Baal laut Brecht eigentlich unser Stellvertreter sei, der sich – fast ständig besoffen – traut, unsere geheimen Lustträume zu leben.

Tanzend zeigt sie außerdem den begabten jungen Dichter, der jedoch heuchelt und meuchelt sowie den hemmungslosen Frauenhelden, der eine Keusche verführt und so in den Suizid treibt.

Ab und zu knautscht sie auch einen großen fleischfarbenen Penis. In der Inszenierung von Ersan Mondtag ist der ein Teil einer sehr großen Barbiepuppe. Andererseits neigt dieser Baal zum Selbstmitleid und besitzt sogar eine romantische Ader. Erschöpft von Sex und Suff bricht er schließlich tot auf dem Plüsch-Zebra zusammen.

Ohne Stefanie Reinspergers Glanzleistung würde mich dieses Brecht-Stück kaum interessieren. Doch wie sie mehrere Personen in unterschiedlichen Situationen mit sekündlich wechselnder Mimik und Gestik verkörpert, fasziniert ungemein.

Per saldo hätte ich den kompletten „BAAL“ drinnen im Saal vermutlich nicht so intensiv wahrgenommen wie an diesem Vorsommerabend unter alten Bäumen. Mit eigener Euphorie nach der Zwangspause hat das nichts zu tun. „In der Kürze liegt die Würze“, wussten schon unsere Vorfahren.

Entscheidend für diesen Eindruck ist die gelungene Reduzierung auf das Wesentliche. Dieser „Gruß aus der Küche“, schauspielerisch perfekt abgeschmeckt, ersetzt ein ganzes Menü. Stefanie Reinspergers BAAL TO GO  beschert mir statt Völlegefühl das bekömmlichste Theatererlebnis seit vielen Jahren. 

Die weiteren Appetithäppchen heißen „AUCH ZWERGE HABEN KLEIN ANGEFANGEN IHR WALDENTEN UNSERES VOLKES!“, „BONNIE OHNE KLEID“, „VON POP BIS BAROCK“ und „DER LEBENSLAUF DES BOXERS SAMSON-KÖRNER“, ein Stück aus dem Repertoire.  Wohl bekomm’s!  Nur regnen darf es nicht.  Bei Regen fallen die Vorstellungen aus.   

Ursula Wiegand

WIEN/ Musikverein: Aufg’sperrt is (I). Die Wiener Symphoniker unter Philippe Jordan spielen Beethoven

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WIEN/ Musikverein: Aufg’sperrt is (I)
11. Juni 2020
Von Thomas Prochazka

Die Wiener Symphoniker unter Philippe Jordan spielen Beethoven (10.6.2020)

Haupteingang des Musikverein in Wien, Blick Richtung Osten ins Gegenlicht Foto: <a href="https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Musikverein_Portal_110606.jpg">Clemens Pfeiffer</a> &middot; <a href="https://creativecommons.org/licenses/by/2.0/at/deed.en">CC 2.0</a>

Haupteingang des Musikverein in Wien, Blick Richtung Osten ins Gegenlicht Foto: Clemens Pfeiffer · CC 2.0

Bis vor wenigen Monaten hätte man von einem Totalausfall berichtet. Heute jubeln das Feuilleton und Mitglieder diverser Internet-Foren über Konzerte und Arienabende in den größten Sälen vor maximal 100 Besuchern: — in Österreich. In Deutschland ist SARS-CoV-2 anders gefährlich, da gelten abweichende Regeln; je nach Bundesland. Ein bisserl Föderalismus muß schließlich sein, gelt ja?…

…Wunderbar auch: Als zum ersten Mal das Hauptthema im ersten Satz der »Eroica« erklang, blinzelte die Sonne durch die Stirnfenster des Goldenen Saals. Ganz so, als sei sie überrascht, auf ihrem täglichen Weg hier wieder Musik zu hören. Es schien ihr zu gefallen. Sie beschloß, ein wenig zu verweilen.

Und plötzlich wußte ich: Alles wird gut.

http://www.dermerker.com/index.cfm?objectid=5285A620-ABF1-11EA-B3B2005056A64872

 

Thomas Prochazka (www.dermerker.com)

ASUNCIÓN/ Paraquay/Teatro Municipal „Ignacio A. Pane“ de Asunción: PANCHA Y ELISA von Diego Sanchez Haase. Uraufführung

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Marshal López,Reinaldo Samaniego condemns Pancha Alejandra Meza to death -Oberva Elisa Lynch Montserrat Maldonado.Third act.. Teatro Municipal „Ignacio A. Pane“ /Lourdes Franco Galli  

  

DIEGO SÁNCHEZ HAASE (18.5.1970*) Pancha y Elisa (https://www.youtube.com/watch?v=rhRYd0slEDk): Teatro Municipal „Ignacio A. Pane“ de Asunción, Paraguay 20.6.2018 (Uraufführung):

Die dreiaktige Oper des paraguayischen Komponisten und Dirigenten Diego Sánchez Haase basiert auf einem Text von Augusto Roa Bastos (1917-2005) und Alcibíades González Delvalle (1936*). Nach Florentin Giménez‘ (14.3.1925*) Oper „Juana de Lara“ (1987) ist es die zweite Oper eines Komponisten aus Paraguay. Das Libretto besteht vorwiegend aus Dialogen und wenigen Arien und enthält zahlreiche schnelle Szenenwechsel. Während die Stimmen in dieser Oper den Text deklamieren, besorgt das Orchester den melodischen Teil.  


Foto: Teatro Municipal „Ignacio A. Pane“ 

Zum Inhalt der historischen Oper: Die Handlung spielt zwischen Weihnachten 1855 und 1869 in Asunción vor und während des Tripel-Allianz-Krieges Paraguays gegen die verbündeten Staaten von Brasilien, Argentinien und Uruguay (1864-70). Der Krieg, der in Europa weitgehend unbeachtet blieb, endete mit der völligen Niederlage Paraguays und kostete rund drei Viertel der Bevölkerung das Leben. Im Mittelpunkt der Oper stehen Elisa Lynch, eine Irin, Geliebte von Marschall und Präsident Francisco Solano López, die ihren Mann bittet, ein Opernhaus mit der Unterstützung von Eugenia de Montijo, der Gattin von Kaiser Napoleon III., zu bauen, um der kulturellen Größe Paraguays willen, was ihr Gatte jedoch im Hinblick auf den bevorstehenden Krieg ablehnt. Als „Fremde“ begegnet ihr das Volk mit großem Misstrauen im Unterschied zu Pancha, Spitzname für Francisca, Garmendia, der ersten großen Liebe von Solano López, die ein Waisenhaus leitet und vom Volk wegen ihrer Tugend verehrt wird. Elisa warnt López davor, dass das Waisenhaus von Sancha zu einem Zentrum der Kollaboration geworden ist. Kurz darauf wird eine Verschwörung gegen Solano López aufgedeckt, ihr Bruder hingerichtet und die Mutter eingesperrt. Pancha wird auch verdächtigt, an der Verschwörung beteiligt gewesen zu sein, schneidet  sich jedoch die Zunge heraus und ihre Hände ab, um nicht sprechen und schreiben zu können, und so die Namen der Verschwörer preiszugeben. Solano López befiehlt daraufhin ihren Tod und lässt sie mit Speeren durchbohren. Am Ende der Oper sieht Elisa den toten Körper von Pancha und küsst deren Füße und Lippen.

Das Orchester besteht aus Piccolo, Flöte, zwei Oboen, zwei B-Klarinetten, zwei Fagotten, zwei Hörnern in F, zwei Trompeten in C, drei Posaunen, Tuba, Pauke, Schlagzeug, Harfe, Orgel, Klavier und Streicher. In den Vokallinien verwendete Sánchez Haase häufig Sprechgesang, Parlato und Parlato modulato. Die Hauptcharaktere dieser Oper sind Alicia Elisa Lynch, eine Irin, die 1855 als Geliebte von Francisco Solano López nach Paraguay kam, wo man ihr in Asunción jedoch reserviert begegnete. Francisco Solano López war Präsident und Marschall von Paraguay im Tripel-Allianz Krieg (1864-1870). In seiner Jugend liebte er Pancha Garmendia, die seine Liebe jedoch nie erwiderte. López, ein Mann absoluter Macht, steht zwischen den beiden Frauen von gänzlich unterschiedlichem Charakter. Pancha Garmendia, Direktorin eines Waisenhauses für Mädchen, ist demütig, barmherzig und freundlich. Alicia Elisa Lynch hingegen wird als arrogant, unerbittlich und ehrgeizig dargestellt. Sie repräsentiert in völliger Übereinstimmung mit López die politische Macht. Trotz ihrer schillernden Schönheit beneidet und bewundert sie Pancha, was Sánchez Haase musikalisch dadurch ausdrückt, dass das Leitmotif von Pancha mit der Note A beginnt, während das Leitmotif von Elisa mit der Note A endet (vgl. dazu und im Folgenden: Yanina Desirée Daniluk Müller, An Analytical Approach to Pancha y Elisa through its Leitmotifs, November 2018).  


Marshall López Reinaldo Samaniego and Elisa Lynch Montserrat Maldonado. Second act. Foto: Lourdes Franco Galli  

Am Pult des „Orquesta Sinfónica del Congreso Nacional del Paraguay“ stand der Komponist selbst, was als Garant für eine authentische Interpretation seiner ersten Oper angesehen werden darf. Seine Musik wird von Clustern, Multiphonics und gut gebauten Dissonanzen bestimmt, wobei die paraguayische Polka in den meisterhaften Intermezzi zur Anwendung gelangt.

Der Chor wurde von Arandu Purahéi bestens einstudiert. Pianist der Aufführung war Miguel Ángel Santa Cruz. Die historisierenden Kostüme und spärlichen, aber praktikablen und symbolhaften Bauten stammten von Rolando Rasmussen. Agustín Núñez schuf die spannende symbolistische Regie mit ihrer ausgeklügelten Personenführung.   


Foto: Teatro Municipal „Ignacio A. Pane“ 

Monserrat Maldonado stattete die Rolle der Elisa Lynch mit ihrem voluminösen Sopran aus und verstand ihre Emotionen gegenüber ihrer  Rivalin Sancha auf packende Weise darzustellen. Dem Tenor Reinaldo Samaniego war die schwierige Rolle von Marschall Francisco Solano López übertragen, der gesanglich sehr gut mit Monserrat Maldonado harmonierte. Alba Álvarez als Pancha Garmendia kam mit ihrem Sopran nicht immer über das kraftvoll geführte Orchester hinweg. In der Rolle von Pater Fidel Maiz war Tenor Rodolfo Gonzales zu erleben, der sich weigerte, das uneheliche Kind von López und Elisa, Panchito, zu taufen. Die aus Argentinien stammende Mezzosopranistin Anahí Fernández Caballero trat am Ende der Oper als ergreifende alte Frau, einer Art Seherin, auf, die Elisa den Platz zeigt, wo Pancha hingerichtet wurde. Carlos Vittone war in der Rolle des Malers Saturio Ríos in der zweiten Szene des ersten Aktes im Begriff, ein Bildnis von Elisa nach dem Vorbild der „Bekleideten Maja“ des spanischen Malers Francisco José de Goya y Lucientes anzufertigen, als Marschall López eintritt, sein Wohlwollen über das Bild bekundet und den Maler wieder entlässt. In den kleineren Rollen wirkten noch die Mezzosopranistinnen Gisella Gill und Gabriela Arias als die beiden alten Tanten von Pancha, Petrona und Angelica, Angie Diaz als Panchas Mutter, Diego Delvalle als Kongresspräsident, Matthias Barranco als alter „payador“, ein Gauchosänger mit Gitarre, Jesùs Guerrero Ayllòn als Offizier, sowie Tenor David Neufeld als unbekannter Mann, mit.


The caravan of the ´destined´.Third act. Foto:
Lourdes Franco Galli  

Das anwesende Publikum, wohl in Kenntnis der historischen Ereignisse,  spendete allen Beteiligten ausgiebigen Applaus. Mit dieser nicht nur in historischer Hinsicht, sondern auch in musikalischer Hinsicht interessanten, knapp 100 minütigen, Oper gelang es dem Komponisten Sánchez Haase ein Stück paraguayischer Geschichte in verdienter Weise musikalisch aufzubereiten und auch für ein europäisches, Neuem aufgeschlossenes Publikum spannend zu erzählen.

 Harald Lacina

 

WIEN/ Staaatsoper: Liederabend TOMASZ KONIECZNY

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Foto: Wiener Staatsoper/ Michael Pöhn

Wiener Staatsoper: 11.6.2020 : Liederabend TOMASZ KONIECZNY

Wenn man unter „Stars“ unverwechselbare Persönlichkeiten versteht, dann gehört der polnische Bassbariton und Kammersänger der Wiener Staatsoper gewiss dazu. Seit wir ihn als Alberich in der nun ein Dutzend Jahre alten „Ring des Nibelungen“-Produktion kennen lernten, zeichnete er sich durch große Eindringlichkeit aus, mit seiner damals schon unglaublich durchschlagskräftigen Stimme und Höhen, die schon fast in den tenoralen Bereich übergingen. Inzwischen hat er, nach dem Umstieg vom Zwerg zum Gott, eine beeindruckende resonante Tiefe dazugewonnen, die ihm neben den Extremcharakteren auch fest in sich ruhende Menschenbilder gestalten hilft. Der Liedsänger Konieczny präsentiert nun eine Stimme, wie ich mich in diesem Bereich keiner ähnlichen entsinne. Zwischen den Extremen einer in allen Lagen geradezu unheimlichen Kraft und fast gesprochenen, manchmal fast tonlosen leisen Phrasen bewegt sich sein Vortrag. Die Notenblätter, die er den ganzen Abend vor sich liegen hat, tun da wohl nichts zur Sache, sichern ihm nur die richtige Reihenfolge.

Aber eines haben alle 12 Richard-Strauss-Lieder, die „Drei Lieder aus dem Zyklus Znad Wilii“ des polnischen Komponisten Romuald Twardowski und die 11 Rachmaninow-Lieder in seiner Darbietung gemeinsam: Es sind größtenteils Liebeslieder, die wenigsten davon auf Glücksmomente fokussiert, und alle werden zumindest teilweise mit allerhöchstem Krafteinsatz vorgetragen. Wirklich lyrischer Gesang, wie die klassischen Liedkomponisten ihn mehrheitlich fordern, wird kaum geboten. Aber die Intensität, mit der Konieczny alles Gesungene zum Besten gibt, ist schon beeindruckend.

Was man ihm in früheren Jahren oft mit Recht vorwarf, nämlich dass er, vermutlich zu leichterer Bewältigung, Vokalverfärbungen einbrachte, ist nun auf ein Minimum reduziert. Seine deutsche Aussprache in den Strauss-Liedern ist tadellos. Bei den polnischen und russischen Gesängen, wo ich außer “O bosche“ kein Wort verstand, kann ich das nicht beurteilen.

Die Lieder von Richard Strauss haben größtenteils eines gemeinsam: Sie können von Besitzern aller Stimmlagen und Künstlern aller Nationalitäten eindrucksvoll präsentiert werden.

Schon bei der „Heimlichen Aufforderung“ fiel auf, dass bei Zurücknahme der Stimme das Spezielle Timbre des Sängers verloren ging und durch beinah überdeutliche Artikulation im Flüsterton wettgemacht werden sollte. An der Heftigkeit seiner Gefühle konnte nie gezweifelt werden. Das An-die-Brust-Sinken, Küsse-Trinken, Rosen-in die-Haare-der- Geliebten-Flechten, wie es die letzte Strophe der „Heimlichen Aufforderung“ kundtut, ließ die „wunderbare, ersehnte Nacht“ wie von Wotan erlebt klingen. Zweifellos imposant! In seinem Landsmann Lech Napierala hatte er am Flügel einen guten Kompagnon, der aber auch für viele feine, sanfte, nachdenklich machende Momente sorgte. Was uns auf den ersten Blick bzw. unserer bisherigen Kenntnis des Liedes „Morgen“, an dem die Sonne wieder scheinen wird, so ganz friedlich und ausgeglichen dünkt, wird etwa bei den fast tonlos deklamierten Zeilen „Werden wir still und langsam niedersteigen“ gleichsam hinterfragt und am Ende „Und auf uns sinkt des Glückes stummes Schweigen“ auch noch mit einem bedenklichen Blick unterstützt. „All mein Gedanken“, die zur Liebsten wandern, tun dies sehr lebhaft und rhythmisch prägnant.  Darauf verwandelt sich der Sänger gleich wieder in den „unglückhaften Mann“, der auch scherzhaft- ironisch besungen werden könnte. Von einem Heldenbariton freilich klingt das anders: „Dich will ich, komm heraus“ wird im fortissimo gefordert und weil er dann gar nicht mehr warten kann, erleben wir „meine Schimmel wolln’s nicht leiden“ als Götter- und Heldendrama Straussisch-Wagnerischer Prägung. Und auch in „Cäcilie“ brennen die Küsse und mit geradezu heldentenoralen Höhen erlebt er das Bangen in stürmischen Nächten, und bei „was Leben heißt,umhaucht von der Gottheit Weltschaffendem Atem“  „lichtgetragen zu seligen Höhn“ die gewünschte Erfüllung seines Liebeswunsches, gekrönt von einem imposanten Spitzenton.

In „Sehnsucht“ kann sich die Stimme dann wieder in den unteren Regionen erholen und z.B. bei „Ich neige mich vor dir: Ich liebe dich“ schafft er ein allerdings energisches Piano und lässt das Ende des Liedes „Ich liebe dich“ mit einem wunderschönen Crescendo in leiser Höhe ausklingen. Auch in „Ach Lieb, ich muss nun scheiden“ lässt er mit einem ausdrucksvoll gehauchten Piano enden.

Bei „Allerseelen“ ertönt das 3malige  Strophenende „Wie einst im Mai“ eher ungläubig, dann fast grimm und (da auf jedem Grabe ein Tag im Jahr den Toten frei  ist) zuletzt sogar grell. „Ruhe meine Seele“ überrascht dann schon nicht mehr („Diese Zeiten sind gewaltig“) durch die finale Bedrohung, die nicht vergessen werden soll. Danach kommt die Seele nicht mehr zur Ruhe.  Die „Zueignung“ findet ebenfalls in einem imposanten fortissimo-„Habe Dank“ ihr theatralisches Ende. Und es überrascht dann nicht mehr, wenn im letzten deutsch gesungenen Lied, betitelt „Ich liebe dich“, wo vier adelige Rosse uns zum silberbeschlagenen Altar mit dem Sarg der Geliebten begleiten, am Ende „Den Dolch in der Scheide, Dir nach in den Tod!“ großes Musiktheater zu erleben ist.

Pause durfte es ja keine geben. Also folgten nach einem kurzen Abtritt der beiden Künstler die polnischen und russischen Gesänge.

Betitelt „Znad Wilii“, „Kaziúk, Kaziúk, Kaziúk“ (wildes Getriebe auf einem großen winterlichen Jahrmarkt) und „Schlittenfahrt“ (mit einem Rappen und Träumen von „brennenden Küssen“), sind auch diese polnischen Lieder keine „Gute Nacht“-Gesänge.

Leidende Herzen sind auch bei Sergej Rachmaninow das vorherrschende Thema: „Ich war bei ihr“, „Bleib doch, verlass micht nicht!“, „Gestern haben wir uns getroffen“, „Ein züchtigender Gott nahm mir“, „Grübeln“ „Lange verliebt“ (natürlich mit wehvollem Ende, bei dem zuletzt die Klavierbegleitung leise verebbt), „Du wirst von allen so geliebt“ (Hinterfragung der Gefühle einer offenbar allseits geliebten Person), „Sie ist strahlend wie der Mittag“ mit dem Ende: „Ach, ein ewig weinendes Meer ist verliebt in das stille Ufer“. Und zuletzt wird in „Es ist Zeit“ die eigene Schwäche beklagt, wenn „Das Sein entschwindet, die Scham verlischt, das Gewissen schläft. Kein Licht um uns, und nur die Eitelkeit erhebt die Stimme“. Fast verärgert klingt da die Stimme des Sängers.

Der Dauereinsatz solch heftiger Emotionen hat ihr aber offenbar nicht geschadet. Dass dieser Liederabend bei den Zuhörern den Wunsch bekräftige, Tomasz Konieczny weiterhin in möglichst vielen hochdramatischen Rollen zu erleben, bestätigte der lange Applaus, der noch zwei Zugaben, eine russische und dann eine polnische von Stanislaw Moniuszko ermöglichte. Dem Sänger wie dem Pianisten, der natürlich alle Dramen bestens mitgestaltet hatte, war keine Ermüdung anzumerken. Von Wagners Göttervater bis zum russischen Zaren sind da noch viele eindrückliche Begegnungen zu erwarten.

Sieglinde Pfabigan


BERLIN: Das Deutsche Theater Berlin geht nach draußen. „DIE PEST“

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Das Deutsche Theater Berlin geht nach draußen, 10.06.2020

 

Draußen spielen, genau vor dem Deutschen Theater, ist nun die Devise dieser Berliner Traditionsbühne. Um den Abstand von 1,50 Metern zu wahren, können dort 75 Fans an den entsprechenden Abenden jeweils um 19.30 das Ein-Mann-Stück „Die Pest“ live erleben – wenn sie schnell genug beim Online-Buchen waren.


Deutsches Theater, Božidar Kocevski in Die Pest, Foto Arno Declair

Gleich in den ersten Minuten waren die Tickets – mit einer Schutzgebühr von 5 Euro – komplett ausverkauft. „Evtl. Restkarten an der Abendkasse“, ist im Internet zu lesen. Bei Regen fallen die Vorstellungen ganz aus.

Das Werk, das im November 2019 in der Spielstätte Box Premiere hatte, wurde nach dem berühmten Roman von Albert Camus geschaffen. Durch die Corona-Pandemie erhält es eine unerwartete und erschütternde Aktualität.

Wer nun aber meint, auch von der Straße her einige Blicke auf die Vorstellung erhaschen zu können, sollte sich den Weg sparen. „Wir haben eine Wand aufgestellt, um das zu verhindern“, sagt Intendant Ulrich Khuon. Nicht weil er den Ticketlosen das Gratis-Zuschauen missgönnt. Es geht ihm nur um die Abstandswahrung. „Mit dieser Schutzwand sollen Menschenansammlungen verhindert werden“, erklärt er.  


Deutsches Theater, Božidar Kocevski in Die Pest, Foto Arno Declair

Zuvor schon hatte ein Stream dieses Stückes tief beeindruckt. „Das war ein starker digitaler Aufschlag“, lobt Khuon. Denn der habe nicht die gefilmte Premiere geboten, sondern sei speziell für die Anforderungen des Streamens entwickelt worden.

Immer wieder fuhr die Kamera ganz dicht an das Gesicht des Schauspielers Božidar Kocevski in der Rolle des Arztes Bernhard Rieux heran. Vor allem das Spiel seiner Augen ließ erkennen, wie schnell und wie furchtbar sich diese Seuche in der algerischen Küstenstadt Oran verbreitete und jeden Tag mehr Menschen tötete. Ganz so genau lässt sich seine Mimik unter dem lichten Abendhimmel nicht erkennen.

Diese Anmerkung irritiert Ulrich Khuon keineswegs. „Das Digitale ist eine andere Spielart und kann das live-Geschehen nie ersetzen. Das Theater hat einen eigenen Stil.“


Ulrich Khuon, Intendant vom Deutschen Theater Berlin, Foto Klaus Dyba

Andererseits sei durch die Ausgangsbeschränkungen in der Corona-Krise die digitale Machart zu einer Selbstverständlichkeit geworden. „Die simple Abfilmung von Stücken genügt jedoch nicht. Diese neue Kunstform muss eigene Wege gehen und eine eigene Form finden. Wenn das geschieht wird sie zu einem guten und ergänzenden Mittel des Bühnengeschehens“, betont Khuon.

In diesem Zusammenhang verweist er sogleich auf das Projekt RADAR OST DIGITAL, ein 3D-Theaterfestival vom 19.-21. Juni, das das analog geplante internationale Festivalwochenende ersetzt. Auf diese Weise öffnet das Deutsche Theater Berlin seine Türen indirekt für ein internationales Publikum in der Ferne.

Auf drei Bühnen sowie in acht weiteren Räumen des Theaters findet parallel Theaterkunst aus Osteuropa und Russland statt, über 50 Stunden nonstop bei freiem Eintritt. Das Publikum kann auch daheim die Theaterproduktionen aus der Ukraine, Ungarn, Russland und Tschechien erleben und außerdem Lectures, Konzerte, Chats und Workshops. Darüber hinaus werden herausragende Inszenierungen von Kirill Serebrennikov, Ewelina Marciniak und Timofej Kuljabin erstmals einem deutschsprachigen Publikum vorgestellt und in voller Länge im Livestream gesendet (www.radarost.digital).

Gibt es auch eine Openair-Fortsetzung für das so sichtlich begehrte live-Erlebnis?  Khuon will tatsächlich noch etwas draufsatteln und draußen etwa ab Mitte August das äußerst beliebte Jugendstück „Tschick“ von Wolfgang Herrndorf  zeigen. Drinnen läuft es seit Jahren und ist stets ausverkauft. Khuon kann das bieten, da ihn – im Gegensatz zum Berliner Ensemble – in nächster Zeit keine Baustelle behindern wird. Baumaßnahmen machen auch bei weiteren Berliner Theatern das Draußen-Spielen unmöglich.

Und drinnen? Ulrich Khuon ließ keine Stühle ausräumen. „Dann muss ich sie später ja wieder hineintragen lassen“, lautet seine Begründung. Lieber soll, solange die Abstandswahrung nötig ist, das Publikum entsprechend locker platziert werden. Im Deutschen Theater selbst stünden so zunächst 135 Plätze zur Verfügung, in den benachbarten Kammerspielen 50.

Sollten die Abstände von den Behörden auf 1 Meter gesenkt werden, ergäbe das fast 200 Plätze fürs große Haus sowie 60-70 für die Kammerspiele, zumal die Lüftung in beiden Sälen optimal sei. In der gemütlichen Box sei sie das nicht, so dass diese momentan nicht genutzt werden könne.   

Wie seine Kollegen setzt auch Khuon zunächst auf  relativ kurze Stücke. Dafür ist schon lange René Pollesch der richtige Autor. „Melissa kriegt alles“, lautet der Titel seines neuen Stückes. Die Uraufführung ist für den Beginn der Spielzeit 2020/21 geplant.  

Ursula Wiegand

 

WIEN/ Musikverein: WIENER SYMPHONIKER unter Philippe Jordan (Beethoven)

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WIEN/ Musikverein am 11. Juni : Wiener Symphoniker, Philippe Jordan (Beethoven). Der Konzertbericht von Kurt Vlach:

Bis vor 3 Monaten freute ich mich auf die Aufführungsserie aller 9 Beethoven-Symphonien mit den Wiener Philharmonikern und Andris Nelsons – aber dann kam alles anders…

Fast forward – 11. Juni 2020

Ende Mai stand dann fest, dass unsere Regierung wieder kulturelle Veranstaltungen im intimen Rahmen zulässt, und viele Veranstalter haben darauf reagiert, so auch die Direktion des Musikvereins. Für Juni sind nun ca. 25 Konzerte geplant, einige davon im Gläsernen Saal, der Rest im großen, goldenen Saal.

Wie allgemein bekannt ist das aktuelle Zuschauerlimit 100 Personen – unabhängig ob ein Konzert jetzt in einem Kammerl stattfindet oder in großen Theatersälen wie Staatsoper oder eben im Musikvereinssaal. Macht das Sinn? Auf gut wienerisch – „Ned wirklich…“

Alle Konzerte finden ohne Pause statt, auch wenn man aus einem gemeinsamen Haushalt kommt darf man nicht zusammen sitzen (weil es ja unglaublich gefährlich ist, wenn man statt im Parkett Reihe 3 dann weiter hinten sitzt, wo im Umkreis von 10 Metern niemand anderer zugegen ist). Den Mund-/Nasenschutz muss man beim Betreten des Gebäudes tragen, dann rasch in den Saal gehen (Dauer geschätzte 5 Minuten), allerdings dort darf man sich des Mundschutzes wieder entledigen (Dauer des Aufenthaltes im Saal ca. 90 Minuten….). Damit man in punkto Zusammensitzen nicht auf dumme Ideen kommt sind alle „Zwischensitze“ verklebt und auch der Gang hin zu den hinteren (leeren) Reihen versperrt, ebenso Galerie und Balkon (nicht die VIP-Loge, wo sich dann innerhalb von 5 Metern ebenso viele Personen befanden…). Der Musikvereins-Chef Dr.Angyan war auch präsent, hielt aber den Sicherheitsabstand ein.

Dankenswerter Weise legt der Musikverein auch ein Programmheft auf – dieses umfasst Informationen zu sämtlichen Juni-Veranstaltungen, ist fast 100 Seiten dick und ist zur freien Entnahme. Naturgemäß wird auf die einzelnen Stücke nicht so im Detail wie normal eingegangen, aber ich sehe dies als nette Geste gegenüber den Besuchern.

Durch den behördlich verordneten Sicherheitsabstand zwischen den Musikern musste die Bühne vergrößert werden, sodass erst ab der 2.Parkettreihe die Stühle vorhanden waren (diese Reihe war aber gesperrt).

Musikalische und sonstige Eindrücke

Es war ein Beethoven-Programm mit der Leonoren-Ouvertüre Nr.3, gefolgt von Beethovens Symphonie Nr. 3 (Eroica), gespielt von den Wiener Symphonikern unter ihrem Chefdirigenten und zukünftigen GMD der Wiener Staatsoper, Philippe Jordan. Auf das obligatorische Händeschütteln mit den Konzertmeistern wurde verzichtet – es gab anstatt „Ellenboden an Ellenbogen“, ebenso nach dem Konzert mit allen Stimmführern und den 1.Geigern (hoffentlich hat Jordan davon nicht zu viele blaue Flecken).

Alle Ausführenden waren mit viel Einsatz und Freude am Werk, ich hatte einen sehr guten Platz und konnte wunderbar die „Arbeit“ von Jordan beobachten. Vielleicht nicht der eleganteste war er mit großen Gesten und körperlichem Einsatz (manchmal duckte er sich so sehr, dass er quasi auf 1 Meter Körpergröße zusammensackte) bei der Sache. „Sein“ Orchester fraß ihm aus der Hand, oft genügte nur ein Blick, eine kleine Geste um den Musikern zu verstehen zu geben, was er wollte. Und er lächelte extrem viel….

So knapp beim Orchester sitzen fühlte ich die Vibrationen der Musik, die mich durchdrang – und es war mir vorher nicht bewusst, wie sehr ich das vermisst hatte.

Werde ich unter solchen Umständen wieder ein Konzert besuchen? Ja, auf alle Fälle! Ich fand es extrem angenehm genügend Platz neben mir zu haben, ich konnte meine Hände auf die Sitzlehne vor mir geben und komplett entspannt der Musik lauschen. Ehrlich gesagt, war ich viel konzentrierter als sonst und hörte viele Kleinigkeiten, die mir bei beiden Werken bis dato verborgen waren (ich saß bei den 2.Geigen, meine Gattin bei den 1. Geigen).

Der Schlussapplaus war – wie heißt es so schön – nicht enden wollend, es gab Standing Ovations für die Künstler.

Fazit

  • Macht die aktuelle Regelung, besonders was die Anzahl der Besucher betrifft Sinn? NJET
  • Ist die aktuelle Regelung besser als wenn überhaupt keine Konzerte veranstaltet werden dürfen – DA

Kurt Vlach


 Ein „ausverkauftes Haus. Foto: Kurt Vlach


Weit auseinander stehende Notenpulte. Foto: Vlach


Kurt Vlach mit seiner Ehefrau. Foto: Vlach

STUTTGART/ Volkstheater Rampe: Premiere von „TAG Y“ als Telefonperformance

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Premiere von „Tag Y“ als Telefonperformance am 11. Juni 2020 beim Volkstheater Rampe/STUTTGART 

ALLES IST ANDERS


Copyright: Dominique Brewing 

So etwas gab es noch nie: Das Handy lenkt die einzelnen Theaterszenen wie ein Computer. Es ist eine ungewöhnliche Szenerie. In dieser Performance unternimmt der Besucher des Volkstheaters Rampe eine imaginäre Reise durch den Stadtraum. Der Innenraum des Theaters wird somit ausgeblendet und nach außen verlagert. Der Theatergast betrachtet die Stadt mit Hilfe der Handystimme von Tanja auf Distanz und tritt ihr auch nahe. Die einzelnen Bezirke Stuttgarts werden so akribisch erkundet. Dadurch ergibt sich eine ganz neue Situation. Per Telefon meldet sich eine unbekannte Stimme. Man lässt ein Leben in Isolation Revue passieren. Gemeinsam wandern der Besucher und die Daheimgebliebene durch Stuttgart-Süd, das sich im Lauf des Spaziergangs immer wieder verändert. Ganz entfernt meint man das Rattern der Zahnradbahn zu vernehmen. Und man entdeckt konkrete Orte als Utopien. Fiktive Nachbarschaften werden ganz bewusst beobachtet. Man ruft Solidarität aus, erinnert an die revolutionären Reden Rosa Luxemburgs am Marienplatz. Man erfährt, dass dort ein riesiger Zirkusbau stand. Es gab auch Aufmärsche der SA, Hakenkreuzfahnen wurden aus den Häusern gehängt. Ganz langsam taucht man hier plötzlich in die Geschichte der Stadt ein. Der Platz wurde zum botanischen Garten erklärt und ist heute eine interessante „Arena des Südens“ zwischen rauem Beton. Unter der künstlerischen Leitung von Nina Gühlstorff und Paula Kohlmann (künstlerische Mitarbeit: Philine Pastenaci; Kostüme: Justyna Koeke) erwachen auch die verborgenen historischen Orte Stuttgarts zum Leben. Man erfährt von Karl Heinrich Ulrichs, der im 19. Jahrhundert als Homosexueller kein leichtes Leben hatte. Gleichzeitig kämpfte er in Stuttgart von 1870 bis 1880 für die Rechte von Homosexuellen. Im Jahre 1867 lösten seine Forderungen auf dem deutschen Juristentag tumultartige Szenen aus. Die Handy-Reise durch Stuttgart konfrontiert den Theatergast auf ungewöhnliche Weise mit der Geschichte, weckt aber auch den Sinn für Blumen und exotische Pflanzen. In der Parkanlage auf der Filderstraße entdeckt der erstaunte Betrachter sogar ein Trampolin, auf dem er herumturnt. Mit Kreide kann man seine Erlebnisse auf den Gehsteig schreiben, während Fahrradfahrer entgegenkommen. Plötzlich ist alles in Bewegung und die Handystimme gibt unentwegt Anweisungen.

Die Idee für diese Theaterperformance ist sehr gut, birgt aber auf Dauer die Gefahr, dass das eigentliche Theatererlebnis zu kurz kommt. Es ist einfach zu viel Realität im Spiel. Trotzdem nimmt man die Umgebung anders wahr wie sonst, Tanja verlangt sogar, dass man die Gäste im Lokal auf Türkisch grüßt. Die Handystimme wirkt durchaus sympathisch, aber man gerät in eine erstaunliche emotionale Abhängigkeit und fühlt sich allmählich gar nicht mehr als „Theaterbesucher“. Schließlich entführt Tanja den Theatergast in einen kleinen botanischen Garten mit Überwachungskamera. Auf einem Stuhl liegen historische Fotos von Stuttgart. Zuletzt darf man eine schöne rote Nelke mitnehmen. Die sich ständig verändernde Welt wird von Tanja immer wieder mit der Vergangenheit konfrontiert – selbst die Hitler-Zeit wird so nicht ausgespart. Sie fühlt sich überall zu Hause, erzählt von ihrem Einser-Abitur. Alles ist anders. Zuletzt wird der „Tag Y“ beschworen: Tanja möchte sich mit dem Theatergast am Marienplatz in genau einem Jahr wieder treffen. Und bevor man die Person am anderen Ende der Leitung richtig wahrnimmt, hat sie schon aufgelegt und das einstündige Stück ist zu Ende.

Fazit: Diese neuartige Theatererfahrung lohnt durchaus einen Besuch – selbst wenn man sich auf ungewöhnliche „Experimente“ einstellen muss.  

Alexander Walther

MÜNCHEN/ Gärtnerplatztheater/ „Corona-Spielplan“: „EINMAL KÖNIG SEIN“-

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Gärtnerplatztheater – Corona-Spielplan 12. Juni 2020

„Einmal König sein!“

Hurra, Ihr lebt noch! – Das war picobello!

Aufführung als exklusives Vergnügen für nur 4 Medienvertreter: Süddeutsche, Abendzeitung, Merkur/TZ, Online Merker!

„Nehmen Sie exklusiv Platz in einer unserer fünf Logen, die normalerweise nicht im Verkauf sind. Eine kleine Gruppe von Besucher/innen darf ganz königlich aus unseren Proszeniums- und unserer Mittelloge einem Konzert lauschen!“

Mit der Ankündigung und persönlicher Einladung für 4, bei weiteren Vorstellungen 16 Besuchern, erfüllten 2 x 25 Minuten (2 unterschiedliche Programme!) exklusiv Besonderes.


Teil 1: Ekaterina TarnopolskajaLevente PállMária CélengCornelius RinderleMatija MeićClemens Weigel © Marie-Laure Briane

Im Gärtner-Platz starten erste Schritte zur Postpandemie, Impulse als Leistungsschau sängerisch/musikalischen Wunderwebens im kleinsten Format. Fast alle Formate im Juni sind ausverkauft (https://www.gaertnerplatztheater.de/de/spielplan/programm.html).

Instrumentalisten und Singende sind Qualitätsmuster der „Gärtnerplatz“- 1. Liga. Es war ausnehmend sehr gut! Wobei – alle Sänger waren miserabel angezogen. Da sollte man nachbessern – diese Anzüge …!

Dieses Urteil ist keine Lobhudelei.  Bei aktuellen Opernstreams schaut TTT weltweit keine Musiktheater – Boliden sondern „kleinere“ Häuser. Gestern die „Butterfly“ aus Stockholm 2014 mit der heute prominenten Asmik Grigorian. Keiner der dort Singenden kann im Vergleich bestehen, auch die damaligen Möglichkeiten der „Grigorian“ nicht. Im Gärtnerplatz-Theater haben einige Singende Weltformat!

Ein wenig leuchtete der Kulturauftrag durch, aber im Wesentlichen war es Schwelgen im Kulinarischen und das tat gut.

Erster Teil: Klavier immer E. Tarnopolskaja (auch Teil 2)

Mozart, Sonate B-Dur Fagott, Violoncello KV 292, Rinderle, Weigel      

Giordano/Chenier, Nemico della patria, Meic´

Gounod/Faust, Le veau d‘or, Pall

Leoncavallo/ Bajazzo, No, piu non m’ami…, Celeng

Weil/Street Scene, Let Things be like they …., Pall

Kalman/Mariza, Hör ich Zigeunergeigen…, Celeng


2. Teil: Ekaterina TarnopolskajaGyula RabJennifer O’LoughlinChristoph Seidl © Marie-Laure Briane

Puccini/Schicchi, Oh mio babbino … O’Loughlin

Verdi/Traviata, Parigi, o cara,  O’Loughlin, Rab

Lortzing/Wildschütz, 5.000 Taler, Seidl

Lehar/Land des Lächelns, Dein ist mein ganzes Herz, Rab

Der Anfang ist gemacht. Dazu empfehle ich auch TTT’s nächste Erörterung in wenigen Tagen: Post – Pandemie? „Der weiteste Weg beginnt mit dem ersten Schritt“ sagt Konfuzius! Route Futschikato oder Picobello?

Tim Theo Tinn 12. Juni 2020

TTT‘s Musiktheaterverständnis ist subjektiv davon geprägt, keine Reduktion auf heutige Konsens- Realitäten, Yellow-Press Wirklichkeiten in Auflösung aller konkreten Umstände in Ort, Zeit und Handlung zu haben. Es geht um Parallelwelten, die einen neuen Blick auf unserer Welt werfen, um visionäre Utopien, die über der alltäglichen Wirklichkeit stehen – also surreal (sur la réalité) sind.

Profil: 1,5 Jahrzehnte Festengagement Regie, Dramaturgie, Gesang, Schauspiel, auch international. Dann wirtsch./jurist. Tätigkeit, nun freiberuflich: Publizist, Inszenierung/Regie, Dramaturgie etc. Kernkompetenz: Eingrenzung feinstofflicher Elemente aus Archaischem, Metaphysik, Quantentheorie u. Fraktalem (Diskurs Natur/Kultur= Gegebenes/Gemachtes) für theatrale Arbeit. (Metaphysik befragt sinnlich Erfahrbares als philosophische Grundlage schlüssiger Gedanken. Quantenphysik öffnet Fakten zur Funktion des Universums, auch zu bisher Unfassbarem aus feinstofflichem Raum. Glaube, Liebe, Hoffnung könnten definiert werden). TTT kann man engagieren

 

BERLIN / Deutsche Oper: OPEN OPERA –  DAS RHEINGOLD AUF DEM PARKDECK; Premiere

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Andrew Harris, Thomas Blondelle, Tobias Kehrer, Padraic Rowan. Foto: Bernd Uhlig

BERLIN / Deutsche Oper: OPEN OPERA –  DAS RHEINGOLD AUF DEM PARKDECK; Premiere, 12.6.2020

Goldstimmen eines großartigen  Ensembles

„Wir wagen es, unser Rheingold zurückzuerobern, wenn auch zunächst in einer kleineren und damit der aktuell möglichen Form! Am 12. Juni um 19.30 Uhr laden wir Sie zu einer halbszenischen 110-minütigen Fassung des Werks auf das Parkdeck der Deutschen Oper Berlin ein, die auf der Basis einer Kammerfassung des britischen Komponisten Jonathan Dove mit 22 Musiker*innen und 12 Sänger*innen erarbeitet wird. Die musikalische Leitung liegt in den Händen von Generalmusikdirektor Donald Runnicles, die szenische Einrichtung übernimmt Neil Barry Moss. Mit Derek Welton (Wotan), Padraic Rowan (Donner), Thomas Blondelle (Loge), Philipp Jekal (Alberich), Andrew Harris (Fasolt), Tobias Kehrer (Fafner), Annika Schlicht (Fricka), Flurina Stucki (Freia), Judit Kutasi (Erda), Elena Tsallagova (Woglinde), Irene Roberts (Wellgunde) und Karis Tucker (Floßhilde).“ Soweit die Ankündigung vor der ersten (halb)szenischen Opernaufführung in Berlin (Deutschland?) nach dem Corona-Lockdown.

Eigentlich war ja an diesem Abend die Premiere von Richard Wagners „Rheingold“ als Auftakt einer neuen Tetralogie im Haus an der Bismarckstraße unter der Regie von Stefan Herheim geplant. Die musste Corona-bedingt verschoben werden. Also wurde nach Machbarem (gelegentlich wird ja die Politik als die Kunst des Möglichen bezeichnet, der Urheber des Zitats soll ja niemand Geringerer als Bismarck gewesen sein) gesucht. Fündig geworden ist man beim britischen Komponisten Jonathan Dove, der unter dem Titel „The Ring Saga“ 1990 eine in jeder Hinsicht reduzierte 10 Stunden-Fassung des Rings mit dem Ziel erstellt hat, Wagners Tetralogie auch für kleinere Spielorte und Festivals aufführbar zu machen. Für das „Rheingold bedeutet das kompakte 110 statt 150 Minuten Spielzeit, ein auf ein Viertel eingekochtes Kammerorchester, 12 statt 14 Solisten. Die Rollen des Mime und des Froh fehlen ganz. 

Das passt natürlich gut zu der biedermeierlichen Verkleinerung des Kunstbetriebs, wie sie derzeit statthat. Dennoch wirkt die Besetzung des Orchesters mit nur solistisch besetzen Streichern (ein Streichquintett steht einer Gruppe von mehr als 15 Bläsern gegenüber) unausgewogen. Insgesamt geht der Instrumentalpart im Glanz der Stimmen bisweilen ziemlich unter. Also keine Gänsehaut weder beim Abstieg in Alberichs Goldmine noch beim Einzug der Götter in Walhalls Burg am Schluss.  

Auf der anderen Seite bieten natürlich ungewöhnliche Spielstätten wie ein Parkplatz in einem zwischen Gefängnis- und Industriehinterhof wirkenden Carré die Gelegenheit, eine bekannte Oper neu zu entdecken, bzw. eine Art von schräger Festival-Atmosphäre zu schaffen. Schon einmal diente das Parkdeck der Deutschen Oper Berlin als Aufführungsort, und zwar 2014 für eine szenische Produktion von Iannis Xenakis’ „Oresteia.“

 Die halbszenische Produktion erinnert ein wenig an eine Studentenabschlussklasse an einer Musikuni, wo wegen Geldmangels auf den hintersten Fundus eines Theaters zurückgegriffen werden muss.  Und dennoch wartet die szenische Einrichtung durch Nell Barry Moss mit viel Witz, guter Personenregie (die unaufgeregt immer auch das Abstandsgebot im Auge hatte) und einem Nutzen des gesamten Raums bis zu einem Fenster in dritten Stock der Werkstätten auf, wo Alberich sein Gezeter vom Stapel lassen darf. Wenn man dazu bedenkt, dass erst 10 Tage vor der Premiere die behördliche Genehmigung erfolgt ist, Hut ab!


Annika Schlicht, Derek Welton. Foto: Bernd Uhlig

Künstlerisch ist es der Abend des Ensembles. Die Deutsche Oper Berlin kann so aus dem Stand heraus aus eigenen Kräften ein Rheingold besetzen, wie es auch den Bayreuther Festspielen voll zur Ehre gereichen würde. Besonders hervorheben möchte ich den großartigen Wotan des Derek Welton, ein luxuriös timbrierter junger Heldenbariton der Extraklasse, der als Spielleiter und Gott zugleich zeigt, wie man Komödiantisches und Heroisches durchaus auf einen Nenner bringen kann. Nicht minder eindrucksvoll als Theatervollblut mit begnadetem Tenor ist Thomas Blondelle als Loge. Wie dieser Sänger auf ganz natürliche Weise den Raum mit einer bis in die kleinste Fingerspitze sitzenden Charakterstudie füllt, ist ereignishaft. Als dritte im exklusiven Bunde ist Annika Schlicht als Fricka zu erwähnen. Die junge Mezzosopranistin klingt so schön und aufregend wie Elisabeth Kulman und Joyce DiDonato zusammen. Hoffentlich merkt das bald irgendwer in der Tonträgerindustrie. 

Ein unglaublicher Luxus ist auch die Besetzung der drei Rheintöchter mit Elena Tsallagova, Irene Roberts und Karis Tucker. Von Moskau über Wien bis an die MET gingen die drei als edles Trio durch. Der Rest der Besetzung ist mit vollem Einsatz am Werk und wird am Schluss ebenso in den Jubel mit einbezogen.

Routinier Donald Runnicles leitet das kleine (allzu kleine) Orchester, eine besondere Spannung will sich mangels dichten Klangs nicht einstellen. 

Zu einer Freiluftaufführung gehört auch, dass Flugzeuge, Vögelchen und Polizeifolgetonhörner so hie und da ihren Senf dazugeben. Auf der atmosphärischen Habenseite steht, dass die Balkone im der Bühne gegenüberliegenden Hochhaus voll von Leuten sind, die wahrscheinlich noch nie einen Fuss in ein Opernhaus gesetzt haben und am Schluss begeistert mit applaudieren.  

Der Einlass ist bestens organisiert. Natürlich ist gewöhnungsbedürftig, das nach einem besetzen Sitzplatz drei in weiß gehüllte Plätze leer bleiben, dafür gibt es eine Beinfreiheit, die grandios bequem ist.

Als mehr oder weniger improvisierte Übung ist die Aufführung voll gelungen und vor allem sängerisch untadelig. Der doch zu dünne Klang des Kammerorchesters hat mich persönlich enttäuscht. 

Anmerkung: Die Vorstellungen verfolgen ein „Pay what you want“-Konzept, d.h. zur Sicherung der Plätze sind die Besucher eingeladen, sich online, telefonisch oder an der Tageskasse gegen eine Schutzgebühr von 5,00 € einen oder zwei Plätze zu buchen. Gleichzeitig werden die Gäste im Vorfeld darauf hingewiesen, dass um Beiträge nach der Vorstellung gebeten wird. Die Karten sind ab Freitag, 5. Juni um 12 Uhr buchbar. Die  nächsten Vorstellungen finden am 16., 18., 19., 20., und 21. Juni statt.

Hinweis: Männer, Mythen, Märchen – Ein Konzertfilm mit Musiker*innen des Orchesters der Deutschen Oper Berlin. Die halbszenische Aufführung vom „Rheingold“ auf dem Parkdeck ist auch der Anknüpfungspunkt für ein Projekt von Musiker*innen des Orchesters der Deutschen Oper Berlin: Einen ca. 50-minütigen Konzertfilm zum Thema „Männer, Mythen, Märchen“, der ein ursprünglich live im Rahmen der „Tischlereikonzerte“ geplantes Programm auf diese Weise einem größeren Publikum zugänglich macht. Mit filmischen Mitteln wird die Stimmung der einzelnen Werke eingefangen und auf diese Weise eine Konzentration geschaffen, die dem Live-Konzerterlebnis möglichst nahekommt. So wie die Werke von Robert Schumann („Auf dem Rheine“, „Belsazzar“), Karol Szymanowski („Mythen“) und Georg Philip Telemann („Zwölf heroische Märsche“) unterschiedliche Themen und Motive berühren, die alle in Wagners DER RING DES NIBELUNGEN von zentraler Bedeutung sind, nimmt der Film den Zuschauer mit auf eine märchenhafte musikalische Reise und bevölkert die Tischlerei mit Nymphen, Zwergen, Göttern und Helden. Den Abschluss des Programms bildet eine direkte Hommage an Wagner: Eine „Rheingold-Phantasmagorie“ des Arrangeurs Douglas Brown für Kammerensemble und Sprecher, in der Briefe Wagners mit Passagen aus dem Rheingold verwoben werden. Der Konzertfilm wird ab dem 22. Juni auf der Website der Deutschen Oper Berlin gezeigt.

Dr. Ingobert Waltenberger

 

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